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"Die spanische Deckelung von 500 MW ist für Solarprojekte kein Problem." - ECOreporter.de-Interview mit Bastian Dittrich, Low Carbon Germany GmbH




ECOreporter.de: Welches Volumen streben sie mit Low Carbon Solar 2 an? 

Bastian Dittrich: Der Low Carbon Solar 2 Spanien wird ein geplantes Eigenkapitalvolumen von 25 Millionen Euro haben, bei einem Investitionsvolumen von  99 Millionen Euro. Das ist insgesamt, also inklusive Weichkosten.

ECOreporter.de: Skizzieren Sie bitte kurz die wichtigsten Eckdaten zu dem Fonds?

Dittrich: Das Eigenkapital liegt bei  25 Millionen Euro. Für Anleger beträgt die Mindestbeteiligung 10.000 Euro.
Zielinvestition: Portfolio an bereits identifizierten Solarkraftwerken in Spanien
Fondstyp: geschlossener Publikumsfonds
Kalkulierte Gesamtlaufzeit: 25 Jahre, Exitoption nach 10 Jahren
Geplante Ausschüttungen: von 8 auf 11 Prozent und darüber steigend
Geplante Gesamtausschüttung: 366,56 Prozent (ohne Berechnung eines Verkaufs des Parks am Ende der Laufzeit)

ECOreporter.de: Der Fonds investiert in bestehende Anlagen in Spanien. Haben Sie – eventuell aus der Erfahrung mit dem Private-Placement Low Carbon Solar 1 – bereits bestimmte Projekte im Auge?  Ab wann wollen sie mit der Platzierung beginnen?

Dittrich: Die zu erwerbenden Solarkraftwerke sind bereits identifiziert. Einzelne Anlagen befinden sich in der technischen und rechtlichen Prüfung und wurden zum Teil auch durch Low Carbon selber angezahlt, um eine Exklusivität für den Fonds zu sichern. Es ist geplant, mit der Platzierung noch im zweiten Quartal zu beginnen.

ECOreporter.de: Inwiefern arbeiten Sie in Spanien mit ortsansässigen Partnern zusammen?

Dittrich: Die Low Carbon Gruppe besitzt ein Büro in Madrid. Hier ist ein sehr kompetentes Team von 5 Spezialisten vor Ort und übernimmt den Erwerb und den Betrieb der Anlagen. Zurzeit wird durch das Büro Madrid ein Portfolio von ca. 40 Megawatt (MW) für einen institutionellen Anleger erworben.
Unsere Direktoren vor Ort: Paul Turney war zwölf Jahre Direktor für Erneuerbare Energien bei einem der größten spanischen Stromkonzerne und Herr Amaro Gonzales, der bereits lange in diesem Sektor tätig ist und selber ein Solarkraftwerk von 1 MW besitzt.

ECOreporter.de: Interessieren sich auch mehr neue Anlagevermittler für Ihre nachhaltigen geschlossenen Fonds?

Dittrich: Hier ist das Interesse sehr unterschiedlich, wobei das Private Placement Low Carbon Solar 1 aufgrund der Mindestzeichnungsgröße primär bei Family Offices und Vermögensverwaltern auf Interesse stößt, besonders wegen der vermögensverwaltenden Struktur.
Gerne möchten wir den Vermittler am Erfolg der Solarkraftwerke beteiligen und somit gleichzeitig die Weichkosten senken. Dieses stößt aber bisher auf ein geteiltes Echo.

ECOreporter.de: Werden Sie in diesem Jahr weitere neue nachhaltige geschlossene Fonds auf den Markt bringen? Aus welchen Bereichen?


Dittrich: Zurzeit konzentrieren wir uns auf den Bereich Photovoltaik, da hier unsere Kenntnisse besonders ausgeprägt sind. Möglicherweise können wir uns noch einen Fonds mit einem solarthermischen Kraftwerk vorstellen, da wir hier direkt Partner vor Ort in Spanien haben.

ECOreporter.de: Sehen Sie derzeit eher ein Überangebot oder eher eine Marktenge bei Erneuerbare Energie Projekten, die sich für geschlossene Fonds eignen?

Dittrich:
Weder noch. In Spanien gibt es ausreichend Bestandsparks, das Land hat eine installierte Gesamtleistung von ca. 3,6 Gigawatt (GW). Man muss aber vor Ort sein, um enge Kontakte mit den Eigentümern und den Banken zu halten, was durch unser Büro in Madrid gewährleistet wird.
In Deutschland steuern wir aufgrund der Reduzierung des Tarifes und Sättigung des Marktes auf eine Marktenge zu. In Italien stehen wir am Anfang und es gibt noch nicht genug Bestand (ca. 400 MW installierte Gesamtleistung), was auch in einer Marktenge resultiert.
In allen Märkten sehen wir aber auch größeres Interesse von institutionellen Investoren, die wesentlich schneller kaufen können als ein geschlossener Fonds, da das Eigenkapital bereits vorhanden ist.

ECOreporter.de: Wie beurteilen Sie die Bereitschaft von Banken, Projekte aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien für geschlossene Fonds zu finanzieren?

Dittrich: Allgemein beurteilen wir die Finanzierungsbereitschaft der Banken als gut. Im Verhältnis zur Sicherheit, die Solarprojekte bieten - z.B. im Vergleich zu Immobilien - sind die Finanzierungen eher teuer. Kleine Projekte - z.B. unter 1 MW - sind sehr schwer zu finanzieren. Größere Projekte werden eher angenommen.

ECOreporter.de: Die Preise für Solarmodule sind seit 2008 massiv gesunken. Ist das die Chance für Projekte, zu höheren Renditen zu kommen?

Dittrich: Ja, wobei darauf zu achten ist, dass bei Projekten - nicht Bestandsparks - der Entwickler keine überhöhte Marge verlangt. Das kommt vor allem dann vor, wenn der Entwickler an einen Modulhersteller gebunden ist und teilweise eine Abnahmeverpflichtung zu alten Preisen hat. Oft sind die Preise auch nicht transparent und der Entwickler bzw. Verkäufer hofft auf Unwissenheit auf der Seite des Käufers.

ECOreporter.de:  Welche Auswirkungen haben die neuen Vergütungsregelungen im spanischen Markt? Inwiefern stellt die Deckelung ein Problem dar? Wie rentabel sind spanische Solarparks jetzt noch?

Dittrich: Die bereits in Betrieb befindlichen Parks genießen Bestandsschutz vor dem Gesetz. Neue Parks, die auf Basis des Tarifes R.D. 1578 gebaut werden, sind sehr attraktiv, da wegen der gefallenen Modulpreise die Projekte kostengünstig erstellt werden können und somit eine attraktive und langfristige Rendite erwirtschaften. Auch ist die Deckelung von 500 MW kein Problem, da die Projekte, welche in einem bestimmten Quartal nicht zugelassen werden, automatisch in das nächste rutschen und dann eine nur leicht geringere Vergütung erhalten. Diese ist aber immer noch vollkommen ausreichend und attraktiv.
Interessant ist die Tatsache, dass die neuen Projekte aufgrund ihrer weiterhin bestehenden Attraktivität einen gewissen Druck auf den Preis von Bestandsparks ausüben, diese somit billiger werden und ebenfalls eine bessere Rendite erwirtschaften.

ECOreporter.de: Wo sind die aus ihrer Sicht attraktivsten Märkte für geschlossene Solarfonds?  In welchen Ländern sehen Sie noch Potenziale? Welche Länder erscheinen Ihnen riskant?

Dittrich: Spanien, Deutschland und Italien bleiben vorerst die Märkte im Fokus, dicht gefolgt von Frankreich. Mittelfristig wird Kanada wegen seines neuen Einspeisegesetzes interessant. Ebenfalls werden die USA im Blickpunkt stehen. Hier wird es aber kein Einspeisegesetz nach dem Model des deutschen EEG geben. Wenn Griechenland sein Haushaltsproblem sowie den Genehmigungsprozess zufriedenstellend lösen kann, sind auch hier attraktive Investitionen möglich.
Als riskant bzw. als große Herausforderung sehen wir die Türkei auf Grund ihrer schlechten Infrastruktur, insbesondere bei der Kapazität der Stromnetze. Bezüglich aller osteuropäischen Länder hat der deutsche Anleger weiterhin eine Hemmschwelle hier zu investieren, auch wenn es attraktive Projekte gibt.

ECOreporter.de: Wie schätzen Sie im Bereich der geschlossenen nachhaltigen Fonds die weitere Marktentwicklung ein; welche Trends sehen Sie für die nahe Zukunft?

Dittrich: Wir schätzen die zukünftige Marktentwicklung sehr positiv ein. Energie und Kapital sind die Antriebskräfte für die Wirtschaft. Die Solarenergiebranche wird sich schon deshalb weiter positiv entwickeln, da sie die Energie tagsüber zur Verfügung stellen kann, wenn sie am meisten gebraucht wird. Auch sehen wir, dass die geleisteten Subventionen jetzt greifen und immer neue Technologien mit immer besseren Wirkungsgraden industriell produziert werden können.
Somit rückt die Netzparität immer näher und schon kurzfristig kann Solarenergie zu Marktpreisen produziert werden. Dieses gilt selbstverständlich immer nur für neue Kraftwerke.
Für die Branche der geschlossenen Fonds erwarten wir jedoch starke Veränderungen. "Alle können alles" wird es nicht mehr geben. Es werden Spezialisten gefragt sein, die sich in ihrem jeweiligen Aufgabenbereich auskennen und wohlfühlen sowie auch dem Anleger zeitnah detaillierte Auskunft geben und somit eine starke Transparenz bieten können.
Ob sich das Thema Bestandsprovision durchsetzen wird, bleibt abzuwarten, da es ein generelles Umdenken einer ganzen Branche voraussetzt. Die Anleger und auch Initiatoren würden hiervon sehr profitieren.

ECOreporter.de: Herr Dittrich, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Bildhinweis: Spanisches Solarprojekt / Quelle: SunTechnics Técnicas Solares
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