Anleihen / AIF

Drohende Geldnot: German Pellets stoppt Genussrecht

Die Anleger der German Pellets GmbH kommen nicht zur Ruhe: Die Reihe alarmierender Nachrichten aus der Firmenzentrale in Wismar setzt sich fort. Kurz vor der wichtigen Gläubigerversammlung am 10. Februar 2016 hat German Pellets das jüngste Genussrecht des Unternehmens vom Markt nehmen müssen. An der Börse  tendierte der Wert der Genussrechte zuletzt beinahe gegen Null.

Gestoppt hat German Pellets das im November 2015 auf den Markt gebrachte Genussrecht 2015/16. Dieses Wertpapier mit unbegrenzeter Laufzeit notiert heute an der Börse bei 5 Prozent vom Nominalwert. Anleger, die zum Nominalwert eingestiegen sind, müssten also bei einem Verkauf 95 Prozent Verlust hinnehmen. Eine Pflichtmitteilung, laut der German Pellets jetzt die weitere Ausgabe seiner jüngsten Genussrechte stoppte, ist ein klarer Hinweis auf den Ernst der Lage der Gesellschaft.

In der Pflichtmitteilung nach Paragraph 11a des Vermögensanlagegesetzes (VermAnlG) spricht die German Pellets-Führung eine Warnung aus, die es in sich hat: Sollten die Gläubiger der Anleihe 2011/2016 der geplanten  Laufzeitverlängerung bis 2018 zu niedrigeren Konditionen  nicht zustimmen,  könne dies „die Rückzahlungsfähigkeit der Emittentin gegenüber den Inhabern der Genussrechte 2015/16 erheblich beeinträchtigen.“  Demnach ist ein Zahlungsausfall bei den Genussrechten offenbar nicht ausgeschlossen. Deutlicher hat sich German Pellets seit Beginn der Krise im Januar 2016 noch nicht über finanzielle Schwierigkeiten geäußert. Allerdings bezeichnet die Unternehmensführung ihre Pläne zur „Aufwertung und Anpassung“ der Anleihe 2011/2016 als „alternativlos“. Anlegerschützer kritisieren German Pellets dafür scharf und fordern den Rücktritt der Geschäftsführung (welche Probleme die Negativspirale für German Pellets weiter verstärkten lesen Sie  hier und  hier ).

Die Anleihe 2011/2016 (ISIN DE000A1H3J67) ist mit 7,25 Prozent jährlich verzinst. Sie wird am 1. April zur Rückzahlung fällig. Es geht dabei um 52,4 Millionen Euro, die gegenüber Anlegern noch offen sind.  Außerdem hat German Pellets zwischen 2013 und 2015 zwei weitere Anleihen und das jetzt vorzeitig beendete Genussrecht auf den Markt gebracht. Damit hat das Unternehmen knapp 252 Millionen Euro bei kleinen und großen Investoren eingesammelt. Das Geld floss vor allem in den Ausbau von Vertrieb und Produktion.

Vertrieb in Deutschland zum Teil umgestellt

Gerüchte darüber, dass  Lieferanten nur noch eingeschränkt zu Geschäften mit German Pellets bereit sind und dass einzelne Werke schon seit Ende 2015 nicht mehr produzieren sollen, halten sich hartnäckig. Anfragen von ECOreporter.de dazu blieben bislang unbeantwortet. Allerdings wurde inzwischen bekannt, dass der Vertrieb aus drei Werken in Sachsen Anhalt an die im Dezember 2015 neugegründete Mitteldeutsche Pellet Vertriebsgesellschaft ausgegliedert wurde. Darüber berichtete die Wirtschaftswoche unter Berufung auf einen Brief von German Pellets an Kunden. Geschäftsführerin ist demnach Kathrin Wiedmer, die Tochter des German-Pellets-Gründers und Geschäftsführers Peter Leibold.
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