Aktientipps

Droht europäischen Solarfirmen verstärkt Billigkonkurrenz aus Asien? - Analysten uneins über Einschätzung der Aktie von Q-Cells

Auch heute hat die Aktie der Q-Cells SE aus Thalheim an der Frankfurter Börse stark an Wert verloren. Sie gab um 13 Prozent auf 18,56 Euro nach. Damit hat sie sich auf Jahressicht um knapp 78 Prozent verbilligt. Eine günstige Gelegenheit zum Einstieg sieht Theo Kitz, Analyst bei Merck Finck & Co. Er senkt zwar das Kursziel der Aktie von 35 auf 30 Euro, bekräftigt aber seine Kaufempfehlung. Kitz begründet das reduzierte Kursziel mit der von Q-Cells gekappten Prognose für Umsatz und Gewinn in 2008 und den abgeschwächten Aussichten für 2009 (wir berichteten). Für 2008 senkt er seine Prognose beim Gewinn je Aktie von 2,0 auf 1,7 Euro, für das kommende Jahr von 3,0 auf 2,5 Euro und für 2010 von 4,0 auf 3,8 Euro.


Der Analyst weist darauf hin, dass das Solarunternehmen zwar seine Umsatzprognose reduziert hat. Doch sei für 2009 immer noch ein Umsatzzuwachs von rund 40 Prozent zu erwarten. Er geht davon aus, dass Q-Cells im 1. Halbjahr 2009 ihre Preise um etwa zwölf Prozent senken muss. In der Analystenkonferenz habe Finanzvorstand Schüning erklärt, dass Q-Cells dies aber durch Verbilligungen beim Rohstoff Silizium zum größten Teil ausgleichen könne. Dessen Einkauf steuere mehr als die Hälfte der Produktionskosten bei. Als weitere Maßnahmen zur Kostensenkung seien unter anderem ein Einstellungsstopp und eine verringerte Beschäftigung von Zeitarbeitskräften angekündigt worden.
Kitz geht davon aus, dass ab dem 2. Halbjahr eine starke Nachfrage aus den USA zu einer Erholung des weltweiten Solarmarktes führen wird. Von der ab dann wieder steigenden Nachfrage werde Q-Cells als weltweit größter Hersteller von Solarzellen profitieren.



Gestern hatten wir über eine deutlich skeptischere Einschätzung der Aktei durch Karin Meibeyer berichtet. Die Analystin der Nord/LB aus Hannover stufte das Papier von „Halten“ auf „Verkaufen“ herab (per Mausklick gelangen Sie zu unserem Interview mit ihr). Auch Götz Fischbeck, Analyst der BHF Bank, bricht den Stab über das Unternehmen und empfiehlt, die Aktie zu verkaufen. Er beurteilt die Aussichten der Solarbranche insgesamt mit Sorge.

Der Analyst verweist auf Nachrichten aus Taiwan, wonach in den letzten zwei Monaten in China von rund 350 Solarmodulbauern volle 200 ihre Produktion gestoppt oder gar ganz eingestellt haben. Das sei eine Folge der Finanzkrise und einer weltweit sinkenden Nachfrage für Solarmodule. Fischbeck geht davon aus, dass die asiatischen Hersteller von Solarzellen den Markt mit ihren Produkten überschwemmen werden, nachdem sie ihre Abnehmer in China zum größten Teil verloren haben.  Umso unverständlicher sei es, dass die Führung von Q-Cells noch vor wenigen Wochen erklärt habe, kurzfristig seien keine Risiken für das Unternehmen in Sicht. Zumal die in Spanien und Deutschland verringerte Vergütung für Solarstrom die Situation zusätzlich erschwere. Schließlich seien dies bislang die größten Solarmärkte der Welt.

Ein weiteres Problem sieht der Analyst der BHF Bank in den Wechselkursen. Europäische Hersteller wie Q-Cells hätten davon profitiert, dass sich der Euro im Verhältnis zum Dollar im Herbst deutlich verbilligte. Zuletzt habe er sich aber wieder verteuert. Wenn die Stärke des Euro gegenüber dem Dollar und dem chinesischen Renmimi anhalte oder sich gar erhöhe, bedeute dies einen Wettbewerbsvorteil für die asiatischen Hersteller von Solarprodukten.

Fischbeck hebt hervor, dass Q-Cells um Weihnachten herum die Produktion für zwei Wochen schließt, um Überkapazitäten abzubauen. Es gebe schon jetzt zu viele Solarprodukte am Markt, das Überangebot werde 2009 deutlich zunehmen und nicht wie von Q-Cells angekündigt, in der zweiten Jahreshälfte wieder abnehmen. Es sei nicht zu erwarten, dass die Hersteller in Asien ihre Produktion drosseln. Vielmehr sei mit anhaltendem Preisdruck zu rechnen. Der Analyst kappt seine Prognose für den Gewinn je Aktie um 40 Prozent. Er rechnet für 2008 mit einem Zuwachs von 1,36 Euro im Vorjahr auf 1,6 Euro. Für 2009 prognostiziert Fischbeck einen auf 1,54 Euro schrumpfenden Gewinn je Aktie. Das Kursziel der Aktie von Q-Cells verringert er von 33 auf 17 Euro.

Q-Cells SE: WKN 555866 / ISIN DE0005558662
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