Anleihen / AIF

Droht Ex-Vorständen von Solar Millennium Schadenersatzklage?

Frühere Vorstände und Aufsichtsräte der Solar Millennium AG aus Erlangen sollen offenbar auf Schadenersatz verklagt werden. Der Insolvenzverwalter der einstigen Spezialistin für solarthermische Großkraftwerke, Volker Böhm, lässt „eventuelle Schadenersatzansprüche prüfen“.

So berichtet es die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf exklusive Informationen. Der ehemalige Aufsichtsratschef und Gründer von Solar Millennium, Hannes Kuhn, habe - neben anderen aus der Führungsetage des Konzerns - möglicherweise Insiderhandel betrieben und sich so bereichert, heißt es in dem Beitrag.  Diese angeblichen krummen Geschäfte sollen im Zusammenhang mit dem kurzfristigen Rücktritt von Utz Claassen als Vorstandsvorsitzender nach nur 74 Tagen im Amt stehen.

Die Süddeutsche Zeitung mutmaßt, Personen aus der ehemaligen Führung um Kuhn hätten schon elf Tage vor dem plötzlichen Rücktritt Indizien für den Rückzug mitbekommen. Kuhn soll über ein Trading-Geschäft auf einen Aktienkurssturz gewettet haben. Konkret sei dieses Trading-Geschäft über eine Put-Option der Tochtergesellschaft Solar Millennium Invest SE bei der Schweizer Privatbank Vontobel gelaufen sein, schreibt die Süddeutsche Zeitung unter Bezug auf interne Dokumente.

Mit dem für die Öffentlichkeit völlig unerwarteten Rücktritt Claassens nach etwas mehr als zwei Monaten, war die Aktie damals prozentual zweistellig eingebrochen. Gegen Kuhn laufen seit 2011 verschiedene Verfahren unter anderem wegen der Vorwürfe, Anlagebetrug im Zusammenhang mit einer Immobilienbeteiligungsgesellschaft und Insiderhandel mit Solar-Millennium-Aktien gegangen zu haben. Kuhn selbst hat die Vorwürfe stets bestritten.

Verjährungsfrist zur Anleihe-Prospekthaftung rückt näher

Die Pleite der Solar Millennium AG betrifft rund 30.000 Kleinanleger, die in Aktien, Fonds und vor allem Anleihen des Unternehmens investiert hatten. Konkret geht es um drei Anleihen aus den Jahren 2009, 2010 und 2011. Ihr Verlust wird  auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt. Allein die 16.000 Anleihegläubiger investierten 227 Millionen Euro. Weil sie gegenüber Fremdkapitalgebern wie beispielsweise Banken als nachrangige Gläubiger gelten, bekommen sie allenfalls einen Bruchteil dessen zurück, was sie ursprübglich investiert hatten. Und weil das Insolvenzverfahren als vergleichsweise komplex gilt, gehen Fachanwälte davon aus, dass es sich über einen langen Zeitraum hinziehen könnte.

Zahlreiche Anleger haben sich juristischen Beistand gesucht um ihre Ansprüche möglichst effektiv vertreten zu lassen. Welche juristischen Möglichkeiten Fachanwälte für betroffene Anleger generell sehen, fasst dieser Beitrag zusammen. Ein Weg, auf dem juristisch gestritten wird, sind Mängel in den Geldanlageprospekten der Anleihen. Die Kanzlei BSZ e.V.-Vertrauenskanzlei Dr. Späth & Partner Rechtsanwälte weist darauf hin, dass die Prospekthaftung für eine Solar-Millennium-Anleihe von 2009 bereits verjährt ist. Die Prospekthaftung für zwei weitere Anleihen aus den Jahren 2010 und 2012 sei indes noch gültig. Allerdings endet sie für die Anleihe von 2010 den Anwälten zufolge am 12. Juli 2013, also in 16 Tagen. Doch es gibt eine Möglichkeit, die drohende Verjährung aufzuschieben: Die Kanzlei Dr. Späth rät Anlegern, einen Güteantrag bei einer staatlich anerkannten Gütestelle einzureichen. Dies sei zwar mit Kosten verbunden, man könne damit aber zunächst Zeit gewinnen.
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x