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„Durch das weltweite Überangebot an Kapital drohen Blasen, und Geld kommt nicht dort an, wo es benötigt wird.“ - ECOreporter-Interview mit Andreas Neukirch, GLS Bank
Vor welchen Herausforderungen die GLS Bank steht, wie sie sich darauf vorbereitet und welche nachhaltigen Unternehmungen sie weiter stark unterstützen will. Dazu nimmt Vorstand Andreas Neukirch gegenüber ECOreporter.de Stellung. Dabei geht er auch auf die Pläne der Bundesregierung für die deutsche Energiewende ein. Die GLS Bank hat 2015 ihren Wachstumskurs fortgesetzt. Die Kundeneinlagen und das Kreditvolumen sind im vergangenen Jahr zweistellig gestiegen (wir berichteten). Aber Niedrigzinsen und strengere Vorgaben für das Bankengeschäft setzen auch die älteste Nachhaltigkeitsbank in Deutschland unter Druck.
ECOreporter.de: Was hat die Geschäfte der GLS Bank in 2015 wesentlich geprägt?
Andreas Neukirch: Das waren natürlich die besonderen Rahmenbedingungen, die uns weiter beschäftigen, also die sinkende Zinsmarge, die tiefgreifende Regulierung und die fortschreitende Digitalisierung. Wir sind hier in intensiven Austausch mit unseren Mitgliedern und unserer Kundinnen und Kunden gewesen. Die Zukunftswerkstatt hat intensiv gearbeitet, Lernreisen unternommen, Prototypen entwickelt. Im Geschäft haben wir neue Angebote platziert, Anleihen und einen Mikrofinanzfonds angeboten. Hier werden wir weiter kreativ werden.
ECOreporter.de: Wie hat sich das Kreditvolumen der GLS Bank zuletzt entwickelt? In welchen Bereichen ist die Nachfrage für Kredite der GLS Bank besonders groß? Warum setzen Sie hier welche Schwerpunkte?
Andreas Neukirch: Insgesamt beläuft sich das Volumen auf 2,13 Milliarden Euro, ein Plus von 11,6 Prozent. Am bedeutsamsten war der Energiebereich mit fast 36 Prozent. Die Energiewende finanzieren wir seit vielen Jahren. Unsere Expertise liegt bei dezentralen und regionalen Projekten, aber die Bandbreite ist groß. Dazu gehören etwa die Finanzierung energiesparsamer Gebäude mit der KfW, Photovoltaik auf dem Dach oder auch das Repowering unseres Windparks Schleiden, das wir in diesem Jahr abschließen werden.
ECOreporter.de: Wie bewerten Sie die Pläne der Bundesregierung für die Fortsetzung der deutschen Energiewende, insbesondere den Umstieg von festen Einspeisetarifen für Grünstrom auf Ausschreibungen? Wie wird sich dieser auf Geschäfte der GLS Bank auswirken?
Andreas Neukirch: Die Ausschreibungen hemmen ausgerechnet dezentrale und bürgernahe Akteure. Dabei sind sie die eigentlichen Treiber der Energiewende. Die GLS Bank finanziert ihre Projekte seit Jahrzehnten erfolgreich. Auch 2015 flossen in diesen Bereich wieder 36 Prozent unserer Kredite. Das System benötigt eine weitere Erhöhung der Flexibilität und größere Anstrengungen im Netzausbau.
Die Pläne der Bundesregierungen sind kritisch zu bewerten. Die Ausschreibungen bevorzugen große, finanzstarke Unternehmen. Zudem soll der Ausbau der Windenergie an Land pauschal begrenzt werden, und damit ausgerechnet die günstigste Form der erneuerbaren Erzeugung. Es ist positiv, dass mittlerweile mehr als ein Drittel des Stroms aus erneuerbaren Energien stammt. Aber wenn die Bundesregierung ihre Pläne nicht ändert, wird sich der Ausbau der Erneuerbaren verlangsamen. Das wäre das Gegenteil von dem, was nötig ist.
ECOreporter.de: Wie stellt sich die GLS Bank darauf ein, dass Banken ab 2019 mehr Eigenkapital vorweisen müssen (Stichwort: Basel III)?
Andreas Neukirch: Wir sehen dem gelassen entgegen. Die GLS Bank wird von ihren Mitgliedern getragen, im vergangenen Jahr konnten wir das 40.000 Mitglied begrüßen. Unsere Eigenkapitalquote liegt bereits bei 7,2 Prozent, die Gesamtkapitalquote bei 12,88 Prozent. Die Menschen sehen unsere Herausforderungen und drücken ihr Vertrauen aus. Allein 2015 wurde 53,8 Millionen Euro neues Geschäftsguthaben eingezahlt.
ECOreporter.de: Was sind aktuell die größten Herausforderungen für die GLS Bank und wie wollen Sie diesen begegnen?
Andreas Neukirch: Durch das weltweite Überangebot an Kapital drohen Blasen. Geld kommt nicht dort an, wo es eigentlich benötigt wird. Zudem ist eine Erhöhung des Zinsniveaus in Europa in den nächsten Jahren unrealistisch. Die Zentralbanken können dieses Problem nicht bewältigen. Auch auf verschärfte Regeln und Vorschriften müssen wir reagieren. Es steht ja sogar der Vorschlag im Raum, dass jeder einzige Kredit an die Aufseher gemeldet werden muss. Eine Komplettregelung von Prozessen führt zu einer Entmündigung der Kundinnen und Kunden.
Wir haben uns bereits auf den Weg gemacht, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Seit 2016 arbeiten wir in einer neuen erweiterten Geschäftsleitung mit den zwei designierten Vorständen Aysel Osmanoglu und Dirk Kannacher. Wir schärfen unseren Blick für das Wesentliche und werden dazu unsere Effizienz über alle Bereiche um ein Viertel steigern. Außerdem entwickeln wir zusätzliche Ertragsquellen und Angebote.
Ganz wichtig wird für uns die Stärkung der Gemeinschaft werden. Unsere Angebote gehen bereits über Bankdienstleistungen hinaus, etwa durch Beteiligungen und im Schenkungsbereich. Das wollen wir ausbauen und dazu moderne Instrumente nutzen. Noch in diesem Jahr wird die GLS Bank eine Lösung für Crowdinvesting, eine Plattform für sozialwirksames Investment sowie ein soziales Kundennetzwerk vorstellen. Die GLS Bank wird ihre Form auch in Zukunft verändern. Unsere Kernaufgabe bleibt aber: Geld dort wirken zu lassen, wo es gesellschaftlich gebraucht wird.
ECOreporter.de: Herr Neukirch, wir danken Ihnen für das Gespräch.
ECOreporter.de: Was hat die Geschäfte der GLS Bank in 2015 wesentlich geprägt?
Andreas Neukirch: Das waren natürlich die besonderen Rahmenbedingungen, die uns weiter beschäftigen, also die sinkende Zinsmarge, die tiefgreifende Regulierung und die fortschreitende Digitalisierung. Wir sind hier in intensiven Austausch mit unseren Mitgliedern und unserer Kundinnen und Kunden gewesen. Die Zukunftswerkstatt hat intensiv gearbeitet, Lernreisen unternommen, Prototypen entwickelt. Im Geschäft haben wir neue Angebote platziert, Anleihen und einen Mikrofinanzfonds angeboten. Hier werden wir weiter kreativ werden.
ECOreporter.de: Wie hat sich das Kreditvolumen der GLS Bank zuletzt entwickelt? In welchen Bereichen ist die Nachfrage für Kredite der GLS Bank besonders groß? Warum setzen Sie hier welche Schwerpunkte?
Andreas Neukirch: Insgesamt beläuft sich das Volumen auf 2,13 Milliarden Euro, ein Plus von 11,6 Prozent. Am bedeutsamsten war der Energiebereich mit fast 36 Prozent. Die Energiewende finanzieren wir seit vielen Jahren. Unsere Expertise liegt bei dezentralen und regionalen Projekten, aber die Bandbreite ist groß. Dazu gehören etwa die Finanzierung energiesparsamer Gebäude mit der KfW, Photovoltaik auf dem Dach oder auch das Repowering unseres Windparks Schleiden, das wir in diesem Jahr abschließen werden.
ECOreporter.de: Wie bewerten Sie die Pläne der Bundesregierung für die Fortsetzung der deutschen Energiewende, insbesondere den Umstieg von festen Einspeisetarifen für Grünstrom auf Ausschreibungen? Wie wird sich dieser auf Geschäfte der GLS Bank auswirken?
Andreas Neukirch: Die Ausschreibungen hemmen ausgerechnet dezentrale und bürgernahe Akteure. Dabei sind sie die eigentlichen Treiber der Energiewende. Die GLS Bank finanziert ihre Projekte seit Jahrzehnten erfolgreich. Auch 2015 flossen in diesen Bereich wieder 36 Prozent unserer Kredite. Das System benötigt eine weitere Erhöhung der Flexibilität und größere Anstrengungen im Netzausbau.
Die Pläne der Bundesregierungen sind kritisch zu bewerten. Die Ausschreibungen bevorzugen große, finanzstarke Unternehmen. Zudem soll der Ausbau der Windenergie an Land pauschal begrenzt werden, und damit ausgerechnet die günstigste Form der erneuerbaren Erzeugung. Es ist positiv, dass mittlerweile mehr als ein Drittel des Stroms aus erneuerbaren Energien stammt. Aber wenn die Bundesregierung ihre Pläne nicht ändert, wird sich der Ausbau der Erneuerbaren verlangsamen. Das wäre das Gegenteil von dem, was nötig ist.
ECOreporter.de: Wie stellt sich die GLS Bank darauf ein, dass Banken ab 2019 mehr Eigenkapital vorweisen müssen (Stichwort: Basel III)?
Andreas Neukirch: Wir sehen dem gelassen entgegen. Die GLS Bank wird von ihren Mitgliedern getragen, im vergangenen Jahr konnten wir das 40.000 Mitglied begrüßen. Unsere Eigenkapitalquote liegt bereits bei 7,2 Prozent, die Gesamtkapitalquote bei 12,88 Prozent. Die Menschen sehen unsere Herausforderungen und drücken ihr Vertrauen aus. Allein 2015 wurde 53,8 Millionen Euro neues Geschäftsguthaben eingezahlt.
ECOreporter.de: Was sind aktuell die größten Herausforderungen für die GLS Bank und wie wollen Sie diesen begegnen?
Andreas Neukirch: Durch das weltweite Überangebot an Kapital drohen Blasen. Geld kommt nicht dort an, wo es eigentlich benötigt wird. Zudem ist eine Erhöhung des Zinsniveaus in Europa in den nächsten Jahren unrealistisch. Die Zentralbanken können dieses Problem nicht bewältigen. Auch auf verschärfte Regeln und Vorschriften müssen wir reagieren. Es steht ja sogar der Vorschlag im Raum, dass jeder einzige Kredit an die Aufseher gemeldet werden muss. Eine Komplettregelung von Prozessen führt zu einer Entmündigung der Kundinnen und Kunden.
Wir haben uns bereits auf den Weg gemacht, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Seit 2016 arbeiten wir in einer neuen erweiterten Geschäftsleitung mit den zwei designierten Vorständen Aysel Osmanoglu und Dirk Kannacher. Wir schärfen unseren Blick für das Wesentliche und werden dazu unsere Effizienz über alle Bereiche um ein Viertel steigern. Außerdem entwickeln wir zusätzliche Ertragsquellen und Angebote.
Ganz wichtig wird für uns die Stärkung der Gemeinschaft werden. Unsere Angebote gehen bereits über Bankdienstleistungen hinaus, etwa durch Beteiligungen und im Schenkungsbereich. Das wollen wir ausbauen und dazu moderne Instrumente nutzen. Noch in diesem Jahr wird die GLS Bank eine Lösung für Crowdinvesting, eine Plattform für sozialwirksames Investment sowie ein soziales Kundennetzwerk vorstellen. Die GLS Bank wird ihre Form auch in Zukunft verändern. Unsere Kernaufgabe bleibt aber: Geld dort wirken zu lassen, wo es gesellschaftlich gebraucht wird.
ECOreporter.de: Herr Neukirch, wir danken Ihnen für das Gespräch.