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ECOanlagecheck: Beteiligung an der Fair Wind AG – Windkraft in Rumänien

Nur etwa zehn Windkraftanlagen mit insgesamt nicht einmal 20 Megawatt (MW) Leistung waren Ende 2009 in Rumänien am Netz. Mitte 2011 war die rumänische Windkraftleistung schon auf rund 600 MW gestiegen. Es soll noch deutlich mehr werden. Die Fair Wind AG aus Ingolstadt in Bayern möchte an dieser Entwicklung teilhaben und einen Windpark in Rumänien realisieren. Dafür sucht sie Anleger, die sich ab 10.000 Euro plus 5 Prozent Agio an dem Vorhaben beteiligen können. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.

Anleger können sich über Genussrechte oder als typisch stiller Gesellschafter an der Fair Wind AG beteiligen. Das Angebot nennt sich „Small-Capital-Beteiligung“ für einen „streng limitierten Anlegerkreis“. Das bedeutet: Es dürfen sich nur weniger als 100 nicht qualifizierte Anleger beteiligen. Ein Vorteil dieser Konstruktion für die Anbieterin: Sie erspart sich die Kosten für einen Prospekt, der nach den Richtlinien der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erstellt ist. Ein Nachteil für Interessenten: Das Vorhaben bleibt teilweise schemenhaft und Risiken sind nicht im Detail aufgeführt. Das zwölfseitige Beteiligungsexposee hat nicht die Aussagekraft eines vollständigen BaFin-Prospektes.

Beteiligte Unternehmen

Die Fair Wind AG wurde 2011 eigens für die Realisierung des Windparks mit 15 MW-Leistung in Rumänien gegründet. Die beiden Gesellschafter des Unternehmens, Gabriele Zobel (Vorstand) und Rudolf L. Geitner (Aufsichtsratsvorsitzender), sind nach eigenen Angaben seit mehr als 20 Jahren als selbstständige Unternehmer im Bereich Finanzdienstleistung tätig. Für die Umsetzung des Windkraftprojekts haben sie die Projektgesellschaft San Jose Energy Ltd. gegründet.

Für die Projektentwicklung – und -umsetzung ist die Kösslinger Energy GmbH (Kaufbeuren) zusammen mit der Regenergy-International SRL (Bacau/Rumänien) zuständig. Nach Aussage der Fair Wind AG arbeitet die Kösslinger Energy GmbH seit fast fünf Jahren in Rumänien an den Projekten. Aufgrund des frühen Markteintritts und der Einbindung von rumänischen Fachleuten, die sich vor Ort auskennen, seien die Projekte schon weit fortgeschritten.

Rumänischer Windenergiemarkt

Der Standort des von der Fairwind AG geplanten Windparks liegt im Südosten Rumäniens, rund 180 Kilometer vom Schwarzen Meer entfernt. Die natürlichen Bedingungen für die Nutzung der Windenergie in Rumänien sind gut, so dass einige internationale Energiekonzerne große Windparks in Rumänien planen bzw. schon realisieren. Allerdings gibt es auch gravierende Probleme, weswegen z. B. ein deutscher Energiegroßkonzern ein Windkraftprojekt in Rumänien aufgab: So sind die Genehmigungsverfahren langwierig und wohl teilweise korruptionsanfällig, und die Vergütungssysteme sind komplex.

Die Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer bemängelte eine „unklare Strategie für Erneuerbare Energien“ und sieht das Risiko „oft wechselnder Rechtsbedingungen“. Ein ursprünglich 2008 verabschiedetes Gesetz zur Förderung der erneuerbaren Energien wurde nicht angewendet und trat erst im Oktober 2011 voll in Kraft, so dass Investoren in einem Graubereich agieren mussten. Einige praxisrelevante Anwendungsvorschriften stünden noch aus, so die Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer im Oktober 2011. Als besonders problematisch gilt der Stromnetzzugang, da die Netzkapazitäten viel zu gering seien und der Netzausbau Jahre dauern dürfte, so German Trade & Invest im Juni 2010. Trotzdem haben die Netzbetreiber Netzanschluss- und Einspeisezusagen in hohem Umfang vergeben. Im österreichischen Wirtschaftsblatt (August 2011) wird ein Mitarbeiter der rumänischen Windenergiebehörde mit der Aussage zitiert, dass 2010 die Nachfrage nach Anschlüssen für Windkraftwerke an das nationale Stromnetz viermal so hoch war wie die verfügbare Übertragungskapazität.

Stand der Arbeiten
Nach Aussage von Fair Wind ist ihr Windparkprojekt von all den genannten Unwägbarkeiten des rumänischen Windenergiemarktes nicht betroffen. Alle Genehmigungen lägen vor, der Netzzugang sei gesichert und erlaube einen sofortigen Baubeginn und rasche Einspeiseerträge. Zudem speise man direkt in das Überlandnetz ein und habe die notwendige Infrastruktur (Trafos, große Leitungen) selbst errichtet, so dass der Netzanschluss und der Stromtransport gesichert seien. Die Darlehensverträge sind nach Angaben der Fair Wind AG bereits unterschrieben.
Bildnachweis: Montage einer Windkraftanlage von Nordex. Das Hamburger Unternehmen zählt zu den Herstellern, die bereits in Rumänien aktiv sind. /Quelle: Unternehmen


Fair Wind will laut Beteiligungsexposee nicht nur dieses eine 15 MW-Projekt in Rumänien realisieren: „Ab März 2012 sollen am selben Standort 20 bis 30 weitere Windräder mit einer Gesamtleistung von bis zu 450 MW folgen.“ Das wäre ehrgeizig, vor allem, wenn berücksichtigt wird, dass das umgerechnet mindestens 15 MW pro Windrad sein müssten. Windräder leisten aber in der Regel höchstens ein Drittel so viel. Nach Angaben von Fair Wind ist das ein Schreibfehler gewesen, und es müsse richtig heißen: „ab März 2012 sollen am selben Standort 20 bis 30 weitere 15-MW-Windparks (5 Windräder mit je 3 MW) mit einer Gesamtleistung von bis zu 450 MW folgen.“ Fair Wind plant nach eigenen Angaben, einen dieser Windparks als geschlossenen Fonds zu konzipieren. Voraussichtlich werde der Fonds aber nicht vor Ende 2012 auf den Markt gebracht.


ECOreporter.de-Empfehlung

Betreiber von Windkraftanlagen können in Rumänien nur auf wenig Erfahrungen zurückblicken – der Markt ist recht neu. Die Rahmenbedingungen sind in Rumänien nicht so stabil wie in Deutschland. Das Angebot beruht nicht auf einem BaFin-genehmigten Prospekt. Sicherheitsorientierte Anleger sollten dieses Angebot nicht annehmen und zumindest auf den angekündigten Fonds warten. Bis dahin dürften auch Daten darüber verfügbar sein, wie sich das hier geprüfte Projekt entwickelt hat.

Basisdaten

Emittentin: Fair Wind AG, Ingolstadt
Anlageform: Genussrecht oder typisch stilles Gesellschaftskapital
Anlagevolumen: 1,5 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 10.000 Euro
Agio: 5 Prozent
Laufzeit: mindestens 5 Jahre (Kündigungsfrist: 2 Jahre)
Dividende: 9,0 Prozent pro Jahr (plus Überschussdividende aus 15 Prozent des Jahresüberschusses)
BaFin-Gestattung: Nein

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