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Anleihen / AIF, ECOanlagecheck, Genussrechte/Anleihen
ECOanlagecheck: Bürgeranleihe Westküstenleitung von TenneT
Die TenneT Holding B.V. aus Arnheim in den Niederlanden bietet eine nachrangige Anleihe an. Das eingeworbene Kapital soll in den Ausbau des deutschen Energienetzes fließen. Ein konkretes Projekt ist der Bau einer Stromleitung an der Westküste Schleswig-Holsteins. Sie soll den an der Küste produzierten Windstromes in die verbrauchsstarken Regionen transportieren. Eine Zeichnung ist ab 1.000 Euro möglich. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.
Die Anbieterin
Anbieterin und Emittentin der Anleihe ist die TenneT Holding B.V. aus Arnheim in den Niederlanden, 1994 gegründet. Sie hat laut Prospekt ein genehmigtes Stammkapital von 500 Millionen Euro plus einer zusätzlichen Gesellschafter-Eigenkapitaleinlage von 600 Millionen Euro. Sie ist als Holdinggesellschaft selbst nicht operativ geschäftstätig, sondern wirtschaftlich von Dividendenzahlungen ihrer Tochtergesellschaften in den Niederlanden und Deutschland abhängig. Diese sind fast ausschließlich als Strom-Übertragungsnetzbetreiber in den beiden staatlich regulierten Strommärkten Deutschland und Niederlanden aktiv. Als Netzbetreiber erhalten sie die Netzentgelte, die von den Stromverbrauchern mit ihrer Stromrechnung gezahlt werden. Im Jahr 2012 erwirtschaftete der TenneT-Konzern seinen Umsatz zu rund 62 Prozent in Deutschland und zu rund 35 Prozent in den Niederlanden.
Der niederländische Staat ist alleiniger Gesellschafter der Emittentin. Laut Prospekt hat die niederländische Regierung die Möglichkeit einer Teilprivatisierung der Emittentin angekündigt, um ihr zusätzliches Kapital zu beschaffen. Nach Einschätzung von TenneT wird sich ihr Gesamtinvestitionsbedarf in Sachanlagen in den nächsten zehn Jahren auf ca. 13 Milliarden Euro belaufen, davon 5 Milliarden Euro in den Niederlanden und 8 Milliarden Euro in Deutschland. Ein Großteil des für Deutschland geplanten Investitionsvolumens wird für die Stromleitungen zur Anbindung der geplanten Offshore-Windparks ans Land benötigt. Um das hierfür notwendige Kapital zu generieren, ist die Offshore-TenneT–Tochter auch eine Partnerschaft mit der Mitsubishi Corporation eingegangen.
Vor allem aufgrund des hohen Investitionsbedarfes haben sich seit 2009 sowohl der Umsatz als auch die Nettofinanzverschuldung des Unternehmens mehr als verdreifacht. Nach Ansicht von TenneT wird auch zukünftig die Versorgung mit ausreichend Kapital von wesentlicher Bedeutung für den Konzern sein. Dagegen ist die Ertragsseite, also die Verzinsung des Kapitals, derzeit kein Problem, da beispielsweise Deutschland TenneT einen so genannten regulierten Eigenkapitalzinssatz von derzeit 9,05 Prozent auf ihre Investitionen garantiert. Auf der Kostenseite kam es in den letzten Jahren zu Schwankungen, so dass zwar durchweg Jahresgewinne erzielt wurden, diese aber nicht stetig mit der Umsatzentwicklung stiegen. TenneT bewegt sich in einem sehr dicht regulierten Geschäftsfeld, das stark von politischen Entscheidungen und von einem dauerhaft sehr intensiven Austausch mit den Regulierungsbehörden (Bundesnetzagentur) geprägt ist. Aktuelle Entwicklungen und Verfahren werden ausführlich im Prospekt dargestellt. Allerdings sind diese regulierungsspezifischen Ausführungen so komplex, dass es für fachfremde Leser so gut wie ausgeschlossen erscheint, die möglichen Auswirkungen auf das Unternehmen TenneT in ihrer Gesamtheit beurteilen zu können. Ein in Deutschland bekanntes Verfahren betrifft die Anbindungen der Offshore-Windparks. Hier bewirkte u.a. TenneT, dass die Haftungsrisiken für Verzögerungen beim Netzanschluss nicht mehr von TenneT, sondern hauptsächlich vom privaten Stromverbraucher über seine Stromrechnung getragen werden.
Das Angebot
Die angebotene Anleihe ist mit einem Nachrang ausgestattet. Das bedeutet, dass sie erst nach den nicht nachrangigen Ansprüchen bedient wird. Ein Anspruch der Anleger auf Verzinsung und Rückzahlung des Genussrechtes ist solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung/Rückzahlung die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bei der Anleiheemittentin TenneT Holding B. V. herbeiführen würde.
Die Laufzeit der Anleihe ist unbestimmt. Die Anleiheinhaber, also die Anleger, können die Anleihe gar nicht kündigen. Da sich voraussichtlich ungefähr ab dem Jahr 2055 der Zinssatz der Anleihe jährlich um einen Prozentpunkt erhöht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Emittentin spätestens in den auf 2055 folgenden Jahren die Anleihe kündigen wird. Zudem verliert die nachrangige Anleihe nach Angaben von TenneT, die sich dabei auf eine Beurteilung der Ratingagentur Standard & Poor beziehen, nach 20 Jahren ab Baubeginn ihren Eigenkapitalcharakter. Das erhöht nach Einschätzung von TenneT die Wahrscheinlichkeit einer vorzeitigen Tilgung ab diesem Zeitpunkt.
Die Emittentin kann die Anleihe erstmals zehn Jahre nach Baubeginn der Westküstenleitung kündigen. Der Baubeginn ist derzeit für 2015 geplant. Der Zinssatz der Anleihe beträgt anfänglich 3 Prozent pro Jahr. Er erhöht sich mit Baubeginn auf 5 Prozent pro Jahr. Zehn Jahre nach Baubeginn wird der Zins teilweise in Abhängigkeit von der Zins- und Renditeentwicklung bei fünfjährigen Bundesanleihen angepasst. Zudem wird der Zinssatz für die Anleihe automatisch – im selben Verhältnis – an Veränderungen beim regulierten Eigenkapitalzinssatz, den TenneT erhält, angepasst. Dieser beträgt ab Anfang nächsten Jahres 9,05 Prozent und wird zum Anfang 2019 neu von der Bundesnetzagentur festgelegt. Laut Prospekt ist die Emittentin ab Baubeginn nach eigenem Ermessen befugt, zahlbare Zinsen nicht zu den vorgesehenen Terminen an die Anleger zu zahlen, sondern die Zinszahlungen aufzuschieben. Diese Zinsrückstände werden bis zur Zahlung mit dem jeweils geltenden Zinssatz verzinst.
Nach eigenen Angaben macht TenneT mit der Anleihe „weder Gewinn noch Verlust, sondern teilt lediglich seine durch die Bürgerleitung entstehenden Kosten und erzielten Erträge mit den betroffenen Bürgern“. Das ist insofern eine fragwürdige Einschätzung, da die Verzinsung für die Anleger mit 3 bis 5 Prozent deutlich unter de
r Eigenkapitalverzinsung von 9,05 Prozent liegt, die TenneT vom deutschen Staat für die Investition in die Bürgerleitung garantiert wird.
Das Volumen der Anleihe ist unbestimmt. Nach Angaben von TenneT soll das Anleihevolumen bis zu 15 Prozent des Investitionsvolumens der Westküstenleitung betragen. Das Investitionsvolumen für die Westküstenleitung lässt sich nach Angaben von TenneT aber noch nicht abschätzen. Abschätzen lassen sich aber die so genannten Nebenkosten der Anleiheemissionen: Sie betragen laut Prospekt voraussichtlich ca. 1,4 Millionen Euro. Das Angebot ist zunächst an Bürger und Grundstückseigentümer der von der Westküstenleitung betroffenen Landkreise Nordfriesland und Dithmarschen gerichtet. Diese werden bei einer eventuellen Überzeichnung der Anleihe bevorzugt berücksichtigt.
Bildnachweis: Für die Energiewende, so wie sie derzeit geplant ist, braucht Deutschland modernere und neue Stromleitungen. / Bild: Fotolia
Die Investitionen
Das eingeworbene Anleihekapital wird laut Prospekt für allgemeine Unternehmenszwecke der Emittentin TenneT Holding B. V verwendet. Das Anleiheangebot steht laut Prospekt im Zusammenhang mit dem Ausbau des deutschen Energienetzes durch die Emittentin. Nach Angaben von TenneT wird die Anleihe von der niederländischen Holding (und nicht von der deutschen Tochter) begeben, damit die Ratingagenturen die Anleihe (teilweise) als Eigenkapital anrechnen.
Da das Anleihekapital der Holding zufließt und nicht zweckgebunden ist, hat die Bezeichnung der Anleihe als „Bürgeranleihe-Westküstenleitung“ einen symbolischen Charakter. Nach Angaben von TenneT ist die „Bürgeranleihe ein Instrument, mit dem wir lediglich um Akzeptanz für die Westküstenleitung werben möchten“. Die geplante Westküstenleitung soll in Schleswig-Holstein von Brunsbüttel über Heide und Husum bis Niebüll verlaufen. Sie soll gebaut werden, da Schleswig-Holstein für 2015 mit einer Verdopplung der Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien (ohne Offshore-Windkraft) auf 9.000 Megawatt rechnet, selbst aber nur bis zu 2.000 MW verbraucht. Insbesondere der an der Westküste (Nordsee) produzierte Windstrom soll in die Verbrauchsschwerpunkte weitergeleitet werden. Mit dem Land Schleswig-Holstein und den beteiligten Landkreisen hat TenneT im August 2011 eine „Beschleunigungsvereinbarung“ geschlossen, der im März 2013 eine „Realisierungsvereinbarung“ folgte. Demnach haben die Unterzeichner unter anderem vereinbart, den Dialog mit Bürgern und Verbänden zu intensivieren und die für die Genehmigungsverfahren notwendigen fachlichen und personellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Falls sich der Abschluss der Verfahren und damit der Baubeginn verzögert sollten, bedeutet das für die Anleger, dass sie länger als geplant eine Verzinsung von nur 3 Prozent erhalten.
Fazit
Auch ein Unternehmen wie TenneT, das in einem staatlich regulierten Bereich tätig ist, trägt unternehmerische Risiken. Diese Risiken sind aber angesichts des sehr komplexen, regulierten Geschäftsfeldes kaum fundiert zu beurteilen, so dass auch die Angemessenheit des angebotenen Zinssatzes schwer zu bewerten ist. Die nachrangige Anleihe weist einige Merkmale auf, die auf dem Kapitalanlagemarkt für private Anleger eher ungewöhnlich sind. Zu nennen sind die unbestimmte Laufzeit ohne Kündigungsmöglichkeit für den Anleger und die Möglichkeit für die Emittentin, Zinszahlungen nach eigenem Ermessen zu verschieben.
Eine (direkte) ökologische Wirkung der „Bürgeranleihe Westküstenleitung“ ist
nicht feststellbar. Zum einen ist das Kapital nicht zweckgebunden, kann somit von TenneT auch anderweitig investiert werden (beispielsweise auch dann, wenn die Bürgerleitung gar nicht realisiert werden sollte). Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Stromübertragungs-Netzbetreiber wie TenneT verpflichtet sind, in den Erhalt der Netze zu investieren und wenn nötig für neue Stromerzeugungsanlagen neue Stromleitungen zu errichten. Das gilt beispielsweise für Windenergieanlagen, aber auch für Kohlekraftwerke, ist somit unabhängig von der Energiewende. Für ihre Investitionen garantiert der deutsche Staat TenneT einen regulierten Eigenkapitalzinssatz von über 9 Prozent für die Periode 2014 bis 2018. Das Geld dafür stammt aus den Netzentgelten und somit aus den Stromrechnungen, welche die Stromverbraucher zahlen.
Bildnachweis: Der Ausbau der Stromnetze ist auch wegen großem Anwohner-Widerstand umstritten. / Bildquelle: Fotolia
Basisdaten
Anbieterin und Emittentin: TenneT Holding B. V., Arnheim (Niederlande)
Anlageform: Nachrangige Teilschuldverschreibung (Anleihe)
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Emissionsvolumen: unbestimmt, max. 15 Prozent des Investitionsvolumens der Westküstenleitung
Laufzeit: unbestimmt, keine Kündigung durch den Anleger möglich
Verzinsung: 3 Prozent pro Jahr (bis Baubeginn), 5 Prozent pro Jahr (ab Baubeginn), danach weitere Zinsanpassungen möglich
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
BaFin-Billigung: Nein; Billigung erfolgte durch die luxemburgische Behörde CSSF
Handelbarkeit: Zulassung für die Luxemburger Wertpapierbörse und die Hamburger Wertpapierbörse beantragt
ISIN: DE000A1HKQE8
Die Anbieterin
Anbieterin und Emittentin der Anleihe ist die TenneT Holding B.V. aus Arnheim in den Niederlanden, 1994 gegründet. Sie hat laut Prospekt ein genehmigtes Stammkapital von 500 Millionen Euro plus einer zusätzlichen Gesellschafter-Eigenkapitaleinlage von 600 Millionen Euro. Sie ist als Holdinggesellschaft selbst nicht operativ geschäftstätig, sondern wirtschaftlich von Dividendenzahlungen ihrer Tochtergesellschaften in den Niederlanden und Deutschland abhängig. Diese sind fast ausschließlich als Strom-Übertragungsnetzbetreiber in den beiden staatlich regulierten Strommärkten Deutschland und Niederlanden aktiv. Als Netzbetreiber erhalten sie die Netzentgelte, die von den Stromverbrauchern mit ihrer Stromrechnung gezahlt werden. Im Jahr 2012 erwirtschaftete der TenneT-Konzern seinen Umsatz zu rund 62 Prozent in Deutschland und zu rund 35 Prozent in den Niederlanden.
Der niederländische Staat ist alleiniger Gesellschafter der Emittentin. Laut Prospekt hat die niederländische Regierung die Möglichkeit einer Teilprivatisierung der Emittentin angekündigt, um ihr zusätzliches Kapital zu beschaffen. Nach Einschätzung von TenneT wird sich ihr Gesamtinvestitionsbedarf in Sachanlagen in den nächsten zehn Jahren auf ca. 13 Milliarden Euro belaufen, davon 5 Milliarden Euro in den Niederlanden und 8 Milliarden Euro in Deutschland. Ein Großteil des für Deutschland geplanten Investitionsvolumens wird für die Stromleitungen zur Anbindung der geplanten Offshore-Windparks ans Land benötigt. Um das hierfür notwendige Kapital zu generieren, ist die Offshore-TenneT–Tochter auch eine Partnerschaft mit der Mitsubishi Corporation eingegangen.
Vor allem aufgrund des hohen Investitionsbedarfes haben sich seit 2009 sowohl der Umsatz als auch die Nettofinanzverschuldung des Unternehmens mehr als verdreifacht. Nach Ansicht von TenneT wird auch zukünftig die Versorgung mit ausreichend Kapital von wesentlicher Bedeutung für den Konzern sein. Dagegen ist die Ertragsseite, also die Verzinsung des Kapitals, derzeit kein Problem, da beispielsweise Deutschland TenneT einen so genannten regulierten Eigenkapitalzinssatz von derzeit 9,05 Prozent auf ihre Investitionen garantiert. Auf der Kostenseite kam es in den letzten Jahren zu Schwankungen, so dass zwar durchweg Jahresgewinne erzielt wurden, diese aber nicht stetig mit der Umsatzentwicklung stiegen. TenneT bewegt sich in einem sehr dicht regulierten Geschäftsfeld, das stark von politischen Entscheidungen und von einem dauerhaft sehr intensiven Austausch mit den Regulierungsbehörden (Bundesnetzagentur) geprägt ist. Aktuelle Entwicklungen und Verfahren werden ausführlich im Prospekt dargestellt. Allerdings sind diese regulierungsspezifischen Ausführungen so komplex, dass es für fachfremde Leser so gut wie ausgeschlossen erscheint, die möglichen Auswirkungen auf das Unternehmen TenneT in ihrer Gesamtheit beurteilen zu können. Ein in Deutschland bekanntes Verfahren betrifft die Anbindungen der Offshore-Windparks. Hier bewirkte u.a. TenneT, dass die Haftungsrisiken für Verzögerungen beim Netzanschluss nicht mehr von TenneT, sondern hauptsächlich vom privaten Stromverbraucher über seine Stromrechnung getragen werden.
Das Angebot
Die angebotene Anleihe ist mit einem Nachrang ausgestattet. Das bedeutet, dass sie erst nach den nicht nachrangigen Ansprüchen bedient wird. Ein Anspruch der Anleger auf Verzinsung und Rückzahlung des Genussrechtes ist solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung/Rückzahlung die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bei der Anleiheemittentin TenneT Holding B. V. herbeiführen würde.
Die Laufzeit der Anleihe ist unbestimmt. Die Anleiheinhaber, also die Anleger, können die Anleihe gar nicht kündigen. Da sich voraussichtlich ungefähr ab dem Jahr 2055 der Zinssatz der Anleihe jährlich um einen Prozentpunkt erhöht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Emittentin spätestens in den auf 2055 folgenden Jahren die Anleihe kündigen wird. Zudem verliert die nachrangige Anleihe nach Angaben von TenneT, die sich dabei auf eine Beurteilung der Ratingagentur Standard & Poor beziehen, nach 20 Jahren ab Baubeginn ihren Eigenkapitalcharakter. Das erhöht nach Einschätzung von TenneT die Wahrscheinlichkeit einer vorzeitigen Tilgung ab diesem Zeitpunkt.
Die Emittentin kann die Anleihe erstmals zehn Jahre nach Baubeginn der Westküstenleitung kündigen. Der Baubeginn ist derzeit für 2015 geplant. Der Zinssatz der Anleihe beträgt anfänglich 3 Prozent pro Jahr. Er erhöht sich mit Baubeginn auf 5 Prozent pro Jahr. Zehn Jahre nach Baubeginn wird der Zins teilweise in Abhängigkeit von der Zins- und Renditeentwicklung bei fünfjährigen Bundesanleihen angepasst. Zudem wird der Zinssatz für die Anleihe automatisch – im selben Verhältnis – an Veränderungen beim regulierten Eigenkapitalzinssatz, den TenneT erhält, angepasst. Dieser beträgt ab Anfang nächsten Jahres 9,05 Prozent und wird zum Anfang 2019 neu von der Bundesnetzagentur festgelegt. Laut Prospekt ist die Emittentin ab Baubeginn nach eigenem Ermessen befugt, zahlbare Zinsen nicht zu den vorgesehenen Terminen an die Anleger zu zahlen, sondern die Zinszahlungen aufzuschieben. Diese Zinsrückstände werden bis zur Zahlung mit dem jeweils geltenden Zinssatz verzinst.
Nach eigenen Angaben macht TenneT mit der Anleihe „weder Gewinn noch Verlust, sondern teilt lediglich seine durch die Bürgerleitung entstehenden Kosten und erzielten Erträge mit den betroffenen Bürgern“. Das ist insofern eine fragwürdige Einschätzung, da die Verzinsung für die Anleger mit 3 bis 5 Prozent deutlich unter de

Das Volumen der Anleihe ist unbestimmt. Nach Angaben von TenneT soll das Anleihevolumen bis zu 15 Prozent des Investitionsvolumens der Westküstenleitung betragen. Das Investitionsvolumen für die Westküstenleitung lässt sich nach Angaben von TenneT aber noch nicht abschätzen. Abschätzen lassen sich aber die so genannten Nebenkosten der Anleiheemissionen: Sie betragen laut Prospekt voraussichtlich ca. 1,4 Millionen Euro. Das Angebot ist zunächst an Bürger und Grundstückseigentümer der von der Westküstenleitung betroffenen Landkreise Nordfriesland und Dithmarschen gerichtet. Diese werden bei einer eventuellen Überzeichnung der Anleihe bevorzugt berücksichtigt.
Bildnachweis: Für die Energiewende, so wie sie derzeit geplant ist, braucht Deutschland modernere und neue Stromleitungen. / Bild: Fotolia
Die Investitionen
Das eingeworbene Anleihekapital wird laut Prospekt für allgemeine Unternehmenszwecke der Emittentin TenneT Holding B. V verwendet. Das Anleiheangebot steht laut Prospekt im Zusammenhang mit dem Ausbau des deutschen Energienetzes durch die Emittentin. Nach Angaben von TenneT wird die Anleihe von der niederländischen Holding (und nicht von der deutschen Tochter) begeben, damit die Ratingagenturen die Anleihe (teilweise) als Eigenkapital anrechnen.
Da das Anleihekapital der Holding zufließt und nicht zweckgebunden ist, hat die Bezeichnung der Anleihe als „Bürgeranleihe-Westküstenleitung“ einen symbolischen Charakter. Nach Angaben von TenneT ist die „Bürgeranleihe ein Instrument, mit dem wir lediglich um Akzeptanz für die Westküstenleitung werben möchten“. Die geplante Westküstenleitung soll in Schleswig-Holstein von Brunsbüttel über Heide und Husum bis Niebüll verlaufen. Sie soll gebaut werden, da Schleswig-Holstein für 2015 mit einer Verdopplung der Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien (ohne Offshore-Windkraft) auf 9.000 Megawatt rechnet, selbst aber nur bis zu 2.000 MW verbraucht. Insbesondere der an der Westküste (Nordsee) produzierte Windstrom soll in die Verbrauchsschwerpunkte weitergeleitet werden. Mit dem Land Schleswig-Holstein und den beteiligten Landkreisen hat TenneT im August 2011 eine „Beschleunigungsvereinbarung“ geschlossen, der im März 2013 eine „Realisierungsvereinbarung“ folgte. Demnach haben die Unterzeichner unter anderem vereinbart, den Dialog mit Bürgern und Verbänden zu intensivieren und die für die Genehmigungsverfahren notwendigen fachlichen und personellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Falls sich der Abschluss der Verfahren und damit der Baubeginn verzögert sollten, bedeutet das für die Anleger, dass sie länger als geplant eine Verzinsung von nur 3 Prozent erhalten.
Fazit
Auch ein Unternehmen wie TenneT, das in einem staatlich regulierten Bereich tätig ist, trägt unternehmerische Risiken. Diese Risiken sind aber angesichts des sehr komplexen, regulierten Geschäftsfeldes kaum fundiert zu beurteilen, so dass auch die Angemessenheit des angebotenen Zinssatzes schwer zu bewerten ist. Die nachrangige Anleihe weist einige Merkmale auf, die auf dem Kapitalanlagemarkt für private Anleger eher ungewöhnlich sind. Zu nennen sind die unbestimmte Laufzeit ohne Kündigungsmöglichkeit für den Anleger und die Möglichkeit für die Emittentin, Zinszahlungen nach eigenem Ermessen zu verschieben.
Eine (direkte) ökologische Wirkung der „Bürgeranleihe Westküstenleitung“ ist

Bildnachweis: Der Ausbau der Stromnetze ist auch wegen großem Anwohner-Widerstand umstritten. / Bildquelle: Fotolia
Basisdaten
Anbieterin und Emittentin: TenneT Holding B. V., Arnheim (Niederlande)
Anlageform: Nachrangige Teilschuldverschreibung (Anleihe)
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Emissionsvolumen: unbestimmt, max. 15 Prozent des Investitionsvolumens der Westküstenleitung
Laufzeit: unbestimmt, keine Kündigung durch den Anleger möglich
Verzinsung: 3 Prozent pro Jahr (bis Baubeginn), 5 Prozent pro Jahr (ab Baubeginn), danach weitere Zinsanpassungen möglich
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
BaFin-Billigung: Nein; Billigung erfolgte durch die luxemburgische Behörde CSSF
Handelbarkeit: Zulassung für die Luxemburger Wertpapierbörse und die Hamburger Wertpapierbörse beantragt
ISIN: DE000A1HKQE8