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ECOanlagecheck: CarbonBW Klimaschutz AG – Investition in das Geschäftsfeld Klimaschutzprojekte

Neutrale Analyse und unabhängiger Test: Die CarbonBW Klimaschutz AG aus Karlsruhe investiert in Klimaschutzprojekte. Derzeit betreibt die CarbonBW-Gruppe Deponiegasprojekte in Kolumbien. Diese will sie mit dem Kapital der Anleger weiterentwickeln. Anleger können sich über ein Genussrecht, eine stille Beteiligung, eine Anleihe oder ein Nachrangdarlehen an der CarbonBW Klimaschutz AG beteiligen. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.

Die Beteiligungsangebote sind unterschiedlich ausgestaltet. Beispielsweise betragen die Laufzeiten bzw. Mindestlaufzeiten vier bis sieben Jahre und die Mindestzeichnungssummen 2.500 Euro (Nachrangdarlehen) bis 100.000 Euro (Anleihe). Bei der Anleihe fällt kein Agio an. Für die drei anderen Angebote beträgt das Agio laut Beteiligungsexposee 5 Prozent. Der Zinssatz bzw. die Grunddividende der Angebote betragen 6,5 Prozent (Anleihe), 6,0 Prozent (Nachrangdarlehen), 7,5 Prozent (Genussrecht) und 8,0 Prozent (stille Beteiligung). Beim Genussrecht und bei der stillen Beteiligung gibt es zudem eine vom Jahresüberschuss der CarbonBW Klimaschutz AG abhängige Überschussdividende.
Die Angebote sind so konzipiert, dass sie keine Genehmigung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) benötigen. Die Anbieterin stellt Interessenten statt eines BaFin-Prospektes ein zwölfseitiges Beteiligungsexposee und einen 23-seitigen Geschäftsplan (Kurzfassung) zur Verfügung. Fragen von ECOreporter.de hat die Anbieterin zügig und umfassend beantwortet.

Das Unternehmen

Anbieterin und Emittentin der Beteiligungsangebote ist die CarbonBW Klimaschutz AG. Sie ist im März 2014 in das Unternehmensregister eingetragen worden. Das Unternehmen hat ein Grundkapital von 50.000 Euro. Vorstand des Unternehmens ist Johannes Laubach. Er ist nach eigenen Angaben auch alleiniger Aktionär der CarbonBW Klimaschutz AG. Nach seinen Angaben sollen demnächst 50 Prozent der Aktien auf Prof. Dr. Helmuth Gallego aus Kolumbien übertragen werden (Stand: 17. Februar 2014). Die CarbonBW Colombia S.A.S., die Biogas Dana Juana S.A. E.S.P. und die CarbonBW Klimaschutz AG bilden zusammen die CarbonBW-Gruppe. Während die beiden kolumbianischen Gesellschaften die Deponiegas-Projekte realisieren und betreiben, dient die Anbieterin CarbonBW Klimaschutz AG nach Angaben der Anbieterin dem Zugang der CarbonBW-Gruppe zum Kapitalmarkt in Deutschland, um die anstehenden Investitionen in Deponiegas-Projekte in Kolumbien zu finanzieren.
Die kolumbianischen Gesellschaften sind von der Anbieterin gesellschaftsrechtlich unabhängig. Die Gesellschaften verbinden die handelnden Personen/ Geschäftsführer Laubach und Gallego. Laut Geschäftsplan gibt die Anbieterin das in Deutschland eingeworbene Anlegerkapital über Kredite an die beiden kolumbianischen Gesellschaften weiter.

Gallego und Laubach hatten 2013 im Rahmen eines Management-Buyouts zu jeweils 50 Prozent die kolumbianische CarbonBW Colombia S.A.S. erworben. Bei einem Management-Buyout übernimmt das Management eines Unternehmens die Anteile am Unternehmen von dem bisherigen Eigentümer. Aufgrund einer vertraglich vereinbarten Vertraulichkeitsklausel machte die Anbieterin keine Angaben zu dem bisherigen Eigentümer. Nach Recherchen von ECOreporter.de handelte es sich bei dem Alteigentümer um den Energiekonzern EnBW aus Karlsruhe. Nach Angaben der Anbieterin hatte der Alteigentümer sich entschlossen, die Projekte in Kolumbien nicht weiterzuverfolgen, nachdem die Preise für Emissionsminderungs-Zertifikate (Certified Emission Reductions, CERs) 2011 und 2012 stark gefallen waren. EnBW bestätigte das gegenüber ECOreporter.de telefonisch. CERs werden im Rahmen von Projekten des Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung (Clean Development Mechanism, CDM) erzeugt, der mit dem Kyoto-Protokoll etabliert wurde. Die kolumbianischen Deponiegas-Projekte der CarbonBW-Gruppe sind laut Beteiligungsexposee alle als CDM-Projekte registriert.
Grundsätzlich steht hinter CDM folgende Überlegung: In einem Land wie Kolumbien, dass im Vergleich zu Deutschland technisch noch Aufholbedarf hat (Klimaschutztechnik, Energieeffizienz), kann mit demselben Geld mehr für den Klimaschutz getan werden. Denn in Deutschland haben Kraftwerke schon eine recht hohe Effizienz, und sie befolgen vergleichsweise strenge Umweltregeln. Die CERs können auf die Emissionsreduktionsverpflichtungen im eigenen Land angerechnet werden. Für Unternehmen, die beispielsweise mit Kohlekraftwerken am Europäischen Emissionshandel teilnehmen, könnte es daher günstiger sein, in Deponiegasprojekte in Kolumbien zu investieren (und damit CERs zu erzeugen), statt in Klimaschutztechniken für ihre Kohlenkraftwerken in Deutschland. Wenn aber – wie derzeit – aufgrund eines Überangebotes die Preise für CERs und Verschmutzungsrechte (Emissionshandel) sehr niedrig sind, lohnt sich auch die Investition in CDM-Projekte betriebswirtschaftlich weniger oder gar nicht, da aufgrund der sehr niedrigen Preise für Verschmutzungsrechte selbst veraltete Kohlekraftwerke mit hohem Kohlenstoffdioxid-Ausstoß kostengünstig betrieben werden sowie CERs günstig auf dem Markt eingekauft werden können (statt sie teurer selbst zu produzieren). Die ökologische Wirkung und die praktische Umsetzung des CDM/CER-Mechanismus wird teilweise kritisch betrachtet, insbesondere dann, wenn die treibhausgasreduzierenden Anlagen auch ohne den CDM errichtet worden wären (Mitnahmeeffekte). Das trifft auf Deponiegas-CDM-Projekte nach Angaben der Anbieterin in aller Regel jedoch nicht zu.
Der Gegenstand der CarbonBW Klimaschutz AG ist laut Unternehmensregistereintrag „Entwicklung, Akquisition, Planung, Investition, Bau, Betrieb und Finanzierung von Klimaschutzprojekten weltweit mit dem Ziel der Erzeugung von handelbaren Emissionsreduktionszertifikaten, dem Verkauf von Deponie- und Biogasen, sowie der Erzeugung und des Verkaufs von Strom- und Wärmeenergie, Consultingdienstleistungen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz, Erneuerbare Energien und Energieeffizienz“. Auf der Website von CarbonBW sind Kolumbien, Peru und Thailand als Investitionsziele aufgeführt. Das Beteiligungsexposee und der Geschäftsplan beschäftigen sich aber nur mit den Deponiegas-Projekten in Kolumbien. Grundsätzlich steht das einzuwerbende Anlegerkapital der CarbonBW Klimaschutz AG zur freien Verfügung. Es besteht insofern keine Zweckbindung.

Investitionen

Im Geschäftsplan ist vorgesehen, dass die CarbonBW Klimaschutz AG das in Deutschland eingeworbene Anlegerkapital als Kredite an die beiden kolumbianischen Gesellschaften CarbonBW Colombia S.A.S. (CarbonBW) und Biogas Doña Juana S.A. E.S.P. (BiogasDJ) weitergibt. CarbonBW war 2010 gegründet und 2013 vom CarbonBW-Management übernommen worden. Das Unternehmen verfügt derzeit über vier errichtete Deponiegasfackel-Projekte in verschiedenen kolumbianischen Städten. Biogas DJ wurde 2007 gegründet und im Dezember 2013 von CarbonBW übernommen. BiogasDJ betreibt das größte Deponiegas-Projekt der CarbonBW-Gruppe in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota.

Deponiegas entsteht auf Abfalldeponien infolge der Zerstörung der organischen Bestandteile des Mülls. Das Deponiegas besteht hauptsächlich aus Methan und Kohlenstoffdioxid. Methan ist mehr als 21mal klimaschädlicher als Kohlenstoffdioxid. Treibhausgasemissionen können in der ersten Stufe bereits erheblich gemindert werden, indem das Deponiegas erfasst und verbrannt wird, so dass das besonders klimaschädliche Methan zerstört wird und nicht in die Umwelt gelangt. Dieser Emissionsminderungseffekt ist noch wesentlich höher als beim Ersatz fossiler Kraftwerke durch Erneuerbare-Energie-Anlagen.

Laut Geschäftsplan sind diese Deponiegas-Fackelanlagen bei den fünf Projekten der CarbonBW-Gruppe bereits installiert. Da es sich bei Methan aber um einen nutzbaren Brennstoff handelt – Erdgas besteht hauptsächlich aus Methan – ist das „Abfackeln“ nicht nur ökologisch, sondern auch energetisch und wirtschaftlich keine optimale Lösung. Darum sieht das – auch mit dem Anlegerkapital – zu finanzierende Hauptgeschäftsmodell von CarbonBW vor, das erfasste Deponiegas zukünftig in großen stationären Motorenanlagen zur Stromerzeugung zu nutzen oder an nahegelegene Industriebetriebe (z. B. Ziegelfabrik) als Brennstoff zu verkaufen. Die Deponiegasenergienutzungs-Projekte befinden sich laut Geschäftsplan noch vor der Betriebsphase.

Bildhinweis: Deponiegas-Fackelanlage in Cartagena. / Quelle: CarbonBW



Im Basisszenario im Geschäftsplan wird damit gerechnet, dass die Umsätze der CarbonBW-Gruppe ab 2016 zu ungefähr rund 90 Prozent aus dem Verkauf von Strom erzielt werden. Jeweils – von ECOreporter grob geschätzte – 5 Prozent der Umsätze sollen demnach auf den Deponiegasverkauf und auf CERs entfallen. Die Anbieterin geht im Geschäftsplan davon aus, dass Mehrumsätze im Bereich Gasverkauf und CERs möglich sind. Im Bereich CERs ist das insbesondere dann möglich, falls die derzeit niedrigen Zertifikatspreise wieder steigen sollten oder CER-Abnahmeverträge mit höheren Preisen abgeschlossen werden können.

Das größte Projekt der CarbonBW-Gruppe ist das Projekt Bogota der BiogasDJ. Im Basisszenario der CarbonBW-Gruppe in Kolumbien entfallen ab 2016 knapp 90 Prozent der Umsätze auf das Projekt Bogota der BiogasDJ. Laut Geschäftsplan befand sich BiogasDJ 2013 in einem Gläubigerschutz- und Umschuldungsverfahren, welches im Januar 2014 durch eine Umschuldungsvereinbarung mit den Gläubigern beendet werden konnte. Laut Geschäftsplan ist die BiogasDJ weiterhin verschuldet. Im Basisszenario für das Bogota-Projekt der BiogasDJ sind für 2014 und 2015 zusammen insgesamt 5 Millionen Euro an Zins- und Tilgungsbelastung angegeben. Nach Angaben der Anbieterin handele es sich hierbei um Altschulden, die überwiegend an eine Bank, außerdem an die ehemaligen Besitzer sowie zu einem geringeren Teil auch an Lieferanten nach der Umschuldung noch zurückzuzahlen sind. Der für 2014 prognostizierte Umsatz für das Bogota-Projekt liegt deutlich unter der angegebenen Zinsbelastung. Insofern könnte es möglich sein, dass die BiogasDJ in Zahlungsverzug gerät, wenn die – teilweise durch das Anlegerkapital aus Deutschland zu finanzierenden – Investitionen ausbleiben sollten, falls die Platzierung der Beteiligungsangebote nicht prognosegemäß verläuft. Selbst im pessimistischen Szenario kalkuliert die Anbieterin mit rund 17,5 Millionen Euro an Mittelaufnahme für 2014.

Laut Geschäftsplan erhalten alle Anleger als Sicherheit einen Schuldschein der Biogas Doña Juana S.A. E.S.P. (BiogasDJ) nach kolumbianischem Recht über das 1,2fache des Anlagebetrages. Das derzeitige Anlagevermögen der BiogasDJ beträgt nach den Angaben im Geschäftsplan ca. acht Millionen Euro. Zu berücksichtigen sind hierbei die oben genannten Schulden der BiogasDJ, die eventuell vorrangig zu bedienen sein könnten. Zudem sind Währungsschwankungen möglich. Der kolumbianische Peso hat beispielsweise innerhalb eines Jahres (Stand: 16. März 2014) rund 20 Prozent an Wert gegenüber dem Euro verloren, nachdem er zuvor bis August 2012 stark an Wert gewonnen hatte.
Im Vergleich zu den anderen Staaten Süd-und Mittelamerikas wird Kolumbien überdurchschnittlich gute Rahmenbedingungen für Investoren bescheinigt. Im Index of Economic Freedom 2014 liegt Kolumbien auf Rang 3 unter 25 Staaten Süd- und Mittelamerikas. Auf der negativen Seite wird als eines der Probleme die Korruption bezeichnet. Zudem wird auch in einer Studie von Germany Trade & Invest darauf hingewiesen, dass der Guerillakonflikt noch nicht beendet sei und das Risiko einer Verschlechterung der Sicherheitslage bestehe.

Fazit

Bei der CarbonBW Klimaschutz AG handelt es sich um ein sehr junges Unternehmen, so dass Anleger ihm einen hohen Vertrauensvorschuss gewähren müssten. Gemäß der Angaben im Geschäftsplan ist das Investment in die kolumbianische Deponiegasprojekte ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Es bestehen aber vielfältige und teilweise erhebliche Risiken. Daran gemessen ist die versprochene Verzinsung bzw. Grunddividende von 6 bis 8 Prozent niedrig.
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