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Anleihen / AIF, ECOanlagecheck, Windenergie-Investments, Solarenergie-Investments
ECOanlagecheck: Direktinvestment „Wind Direkt“ von Steiner + Company
Das Emissionshaus Steiner + Company aus Hamburg bietet ein Direktinvestment in Windenergieanlagen in Italien an. Ab 20.750 Euro plus drei Prozent Agio können Anleger einen Anteil an einer der Windenergieanlage kaufen. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.
Bei den Windenergieanlagen des vorliegenden Angebotes handelt es sich um kleine Anlagen. Sie haben nach Angaben der Anbieterin eine Masthöhe von bis zu 30 Metern und verfügen laut Informationsbroschüre über eine Nennleistung von 60 Kilowatt (kW). Zum Vergleich: Eine neu errichtete „normale“ Windenergieanlage der großen Hersteller Nordex, Enercon, Vestas usw. hat in der Regel eine Masthöhe von über 100 Metern und eine Nennleistung von durchschnittlich ungefähr 2.500 kW. Sie sind somit ungefähr 40mal nennleistungsstärker als die geplanten Windenergieanlagen des hier vorliegenden Angebotes.
Das Angebot
Der Kaufpreis einer Windenergieanlage beträgt laut 20seitiger Informationsbroschüre der Anbieterin Steiner + Company GmbH & Co. KG 415.000 Euro. Neben dem Kaufpreis werden in der Broschüre – abgesehen vom möglichen Agio – keine weiteren Kosten angeführt. In der Regel arbeiten aber Anbieter und Projektpartner nicht unentgeltlich. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass der genannte Kaufpreis nicht der reine Kaufpreis für die Windenergieanlage ist, sondern dass er auch Erwerbsnebenkosten und Provisionen enthält.
Anleger können entweder eine ganze Windenergieanlage kaufen oder einen Anteil an der Anlage. Der Mindestanteil beträgt 5 Prozent, somit 20.750 Euro. Wenn ein Anleger an einer Anlage nur einen Anteil erwirbt, bildet er mit den Käufern der restlichen Anteile an dieser Anlage eine Käufergemeinschaft bzw. Bruchteilsgemeinschaft. Diese ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt. Bei einer Bruchteilsgemeinschaft ist ein Käufer davon abhängig, dass sich die anderen Mitglieder der Bruchteilsgemeinschaft vertragsgemäß verhalten und ihren Kaufpreisanteil zahlen.
Vertragspartner der Käufer (Anleger) ist laut Vertrag die Projektgesellschaft Alisea S.r.l. mit Sitz in Norditalien. Jeder Käufer einer Windenergieanlage schließt mit dem Kaufvertrag gleichzeitig auch einen Miet- und Rückkaufvertrag mit der Alisea S.r.l. ab. Es handelt sich somit um sogenannte Rückmietverkäufe (Sale-and-Lease-Back). Laut Informationsbroschüre zahlt Alisea dem Käufer vierteljährlich eine Miete (Leasingrate) von rund 1,81 Prozent bezogen auf den Kaufpreis. Auf ein ganzes Jahr bezogen ergibt sich somit ein Mietzins von 7,25 Prozent. Die Mietzinszahlungen an die Anleger erfolgt nach Abzug der in Italien einbehaltenen Quellensteuer. Laut Informationsbroschüre ergibt sich nach Abzug der italienischen Quellensteuer ein Vermögenzuwachs für die Anleger von 5,44 Prozent pro Jahr. In Deutschland erfolgt die Versteuerung laut Broschüre mit der Abgeltungssteuer, dem Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls der Kirchensteuer unter Anrechnung der italienischen Quellensteuer. Der Mietvertrag läuft über vier Jahre. Der Vertrag sieht vor, dass nach Mietvertragsende Alisea die Windenergieanlage zurückkauft. Der Rückkaufpreis ist dabei laut Broschüre genauso hoch wie der Kaufpreis.
Laut Rückmietverkaufvertrag trägt Alisea während der Laufzeit des Mietvertrages die volle Last der Instandhaltung bzw. Instandsetzung der Windenergieanlage sowie der Pachtfläche, auf denen sie errichtet ist. Zudem verpflichtet sich Alisea, die Windkraftanlage während der Laufzeit marktüblich im Rahmen einer so genannten „All Risk“- Versicherung zu versichern. Nicht versichert sind hierbei beispielsweise Schäden durch Kriegsereignisse und Atomunfälle. Auch die betriebsbedingte Abnutzung einer Anlage ist in der Regel in nicht in einer „All-Risk“-Versicherung enthalten. Im Falle des Totalverlustes der Windenergieanlage ist Alisea laut Vertrag verpflichtet, dem Käufer eine gleichwertige Ersatz-Windenergieanlage zu übertragen oder entsprechend zu entschädigen. Laut Vertrag wird die Alisea zur Sicherung der Zahlungsansprüche der Käufer (Anleger) ihre Ansprüche auf die Einspeisevergütung an die Käufer abtreten.
Die Miet- und Rückkaufpreiszahlungen, welche die Alisea an die Käufer zu leisten hat, sind von der Zahlungsfähigkeit der Alisea abhängig. Bei einer Zahlungsunfähigkeit/Insolvenz der Alisea S.r.l. besteht für die Anleger das Risiko, dass sie einen Teil ihres eingesetzten Kapitals nicht zurück erhalten. Im Falle einer möglichen Insolvenz von Alisea erhält der Anleger zwar nach Angaben der Anbieterin direkt Zugriff auf seine Anlage und die Einspeiseerlöse. Aber es besteht das Risiko, dass der Anleger beim selbsttätigen Verkauf der Windenergieanlage einen niedrigeren als den mit Alisea vertraglich vereinbarten Preis erzielt. Dem Anleger ist es zudem auf Basis der Anlegerbroschüre nicht möglich, die Standortqualität „seiner“ Windenergieanlage konkret vorab beurteilen zu können. Zudem verfügt ein durchschnittlicher deutscher Anleger in der Regel nicht über die Kompetenzen und Erfahrungen auf dem Markt für italienische Kleinwindanlagen, wodurch ein selbsttätiger Verkauf zusätzlich erschwert sein kann. Zusammengefasst besteht daher das Risiko, dass bei einem Ausfall des Vertragspartners Alisea die Anleger einen Teil ihres Kapitals nicht zurück erhalten.
Das Unternehmen
Die Alisea S.r.l. wurde laut Informationsbroschüre der Anbieterin vor rund zwei Jahren als Projektgesellschaft mit Sitz in Bozen in Südtirol in Italien gegründet. Ihr Geschäftsführer ist Georg Graf (Stand: Januar 2013; laut Beteiligungsprospekt Bolzano Küstenwind 7). Sie hat (Stand Januar 2013) dieselbe Geschäftsadresse wie die Graf-AG GmbH. Laut Broschüre der Anbieterin fungiert die Graf-AG GmbH beim vorliegenden Direktinvestment als Generalübernehmer und Wartungsunternehmen für alle Windenergieanlagen. Zudem habe sich Graf-AG „über die Projektgesellschaft Alisea S.r.l. die notwendigen Projekt- und Grundstücksrechte gesichert“.
Die Käufer der Windenergieanlagen haben keinen Einfluss auf die geschäftlichen Aktivitäten der Alisea S.r.l., tragen aber – über den Miet- und Rückkaufvertrag – unternehmerische Risiken von Alisea mittelbar mit. Da die Informationsbroschüre keine aussagekräftigen Informationen (Satzung, Eigenkapitalausstattung, Unternehmenszahlen, Finanzplan) zur Alisea S.r.l. beinhaltet, können die Risiken und Aussichten des Unternehmens nicht fundiert beurteilt werden. Daher müssten Anleger der Alisea S.r.l. AG einen Vertrauensvorschuss gewähren. Insgesamt führt das Rückmietverkaufsmodell auch dazu, dass das Angebot teilweise Elemente aufweist, die einer Finanzierung für Alisea ähneln – fester Zins und 100 Prozent Rückzahlung, gewinn-und verlustunabhängig, abhängig von der Zahlungsfähigkeit.
Die Alisea S.r.l. bzw. Windenergieprojekte der Alisea S.r.l. waren bereits das Investitionsziel mehrerer Beteiligungsangebote. 2012/2013 hatte die ImmoEnergoInvest UG (haftungsbeschränkt) bzw. – nach Satzungsänderung – die ImmoEnergoInvest GmbH Anlegern Beteiligungen angeboten. Bei diesen Angeboten ging es wie beim vorliegenden Angebot „Wind Direkt“ um kleine Windenergieanlagen des italienischen Herstellers Sorel S.r.l., die von der Graf-AG GmbH gebaut und betrieben werden.
Laut des Beteiligungsprospektes des Bolzano Küstenwind 7 ist eine Beteiligung der ImmoEnergoInvest GmbH am Geschäftsbetrieb der Alisea S.r.l. vorgesehen.
Laut Informationsbroschüre des vorliegenden „Wind Direkt“ können der Kauf-, Miet- und Rückkaufvertrag bzw. die Rechte und Pflichten hieraus von der Alisea S.r.l. bei Bedarf – laut Vertrag auch ohne Zustimmung des Käufers – auf weitere Projektgesellschaften teilweise oder ganz übertragen werden. Diese treten laut Broschüre dann in die gleichen rechtlichen Beziehungen ein wie die Projektgesellschaft Alisea S.r.l.. Laut Broschüre ist „zwischen den Vertragspartner abgestimmt, dass bei Bedarf, insbesondere aus regionalen Rechtsgründen, die Einschaltung und Gründung weiterer Projektgesellschaften“ neben der Alisea S.r.l. möglich ist.
Die Standorte der geplanten Anlagen liegen in Kalabrien und Sardinien. Kalabrien hat nach Medienberichten Probleme durch die organisierte Kriminalität, welche auch den Bereich Erneuerbare Energien betreffen. Das kann eventuell eine reduzierte Investitionssicherheit während der Vertragslaufzeit zur Folge haben.
Investitionen
Laut Informationsbroschüre wurden 180 Standorte gesichert, für die Windgutachten bestehen bzw. vor einer Aufstellung der Anlagen erstellt werden sollen. Es besteht das Risiko, dass das Windaufkommen unter der Prognose bleibt. Zudem können laut Informationsbroschüre Veränderungen der Landschaft in der näheren Umgebung der Windenergieanlage den Windertrag erheblich mindern.
Laut Informationsbroschüre liegt die Einspeisezusage für „die Windkraftanlage“ vor. Zudem habe Alisea einen Netzanschlussvertrag und einen Stromabnahmevertrag geschlossen. Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von bis zu 200 kW erhalten laut Broschüre ohne besondere Registrierung eine Einspeisevergütung und damit freien Zugang zu den Förderungen.
Laut eines Artikels von Germany Trade & Invest (Stand: Juni 2013) müssen alle Windenergieanlagen über 60 kW in ein Register eingetragen werden und erhalten nur unter bestimmten Bedingungen einen Zugang zu den Einspeisevergütungen. Insofern ist die Aussage in der Informationsbroschüre der Anbieterin zweifelhaft. Allerdings sollen die Windenergieanlagen des vorliegenden Angebotes laut Broschüre nur eine Nennleistung von 60 kW aufzuweisen, so dass sie demnach von der Registrierungspflicht nicht betroffen sind.
Bildhinweis: Anleger können beim Angebot von Steiner entweder eine ganze Windenergieanlage kaufen oder einen Anteil an der Anlage. / Quelle: Unternehmen
Laut Germany Trade & Invest (GTAI) hat Italien für große Windparks die Mittel reduziert und neue bürokratische Hürden errichtet. Das betrifft insbesondere ausländische Anlagenhersteller, da laut GTAI italienische Unternehmen (außer Leitwind) vor allem kleine Windenergieanlagen produzieren. Und für diese kleinen Anlagen sind die Förderbedingungen verbessert worden. Der Förderungszeitraum für die Anlagenklasse 60 kW, welche Gegenstand des vorliegenden Angebotes ist, beträgt 20 Jahre. Der Einspeisetarif beträgt 26,3 Eurocent je Kilowattstunde (kWh) für 2014 errichtet Anlagen. Zum Vergleich: In Deutschland erhält eine neue Windenergieanlage für ihren erzeugten Strom in der Regel rund 9,1 Eurocent je kWh. Deutlich sind die Unterschiede auch bei der Betrachtung der Gesamtinvestitionskosten (inkl. Fondsnebenkosten/Provisionen) je kW. Sie betragen bei dem in der Broschüre genannten Kaufpreis für eine kleine Windenergieanlage (60 kW) rund 6.900 Euro je kW. Bei von ECOreporter.de in den letzten zwei Jahren analysierten geschlossenen Fonds, die in Windparks (Anlagen mit mindestens 2 Megawatt Nennleistung) investierten, betrugen die Gesamtinvestitionen im Durchschnitt nur ungefähr 2.200 Euro je kW.
Fazit
Es ist fraglich, ob die Förderung der kleinen Windenergieanlagen in Italien volkswirtschaftlich und energiepolitisch sinnvoll ist. Es entsteht der Eindruck, dass die hohen Einspeisetarife eventuell vor allem ein Mittel der Wirtschaftsförderung sind, um den Absatz der einheimischen Hersteller für kleine Windenergieanlagen anzukurbeln. Für die Alisea S.r.l. und die Käufer der Windenergieanlagen besteht das Risiko, dass die hohen Einspeisetarife verringert werden oder die Wirtschaftlichkeit der Anlagen anderweitig – z.B. durch Steuererhöhungen oder Sondersteuern – beeinträchtigt werden. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Einspeisevergütung rückwirkend für bereits bestehende Anlagen reduziert wird. Die Informationsbroschüre ist mit 20 Seiten vergleichsweise kurz ausgefallen und dementsprechend teilweise wenig detailliert und aussagekräftig. Beispielsweise wären auch mehr Informationen zum Vertragspartner Alisea förderlich gewesen, um die Risiken des Investments fundiert beurteilen zu können.
Bei den Windenergieanlagen des vorliegenden Angebotes handelt es sich um kleine Anlagen. Sie haben nach Angaben der Anbieterin eine Masthöhe von bis zu 30 Metern und verfügen laut Informationsbroschüre über eine Nennleistung von 60 Kilowatt (kW). Zum Vergleich: Eine neu errichtete „normale“ Windenergieanlage der großen Hersteller Nordex, Enercon, Vestas usw. hat in der Regel eine Masthöhe von über 100 Metern und eine Nennleistung von durchschnittlich ungefähr 2.500 kW. Sie sind somit ungefähr 40mal nennleistungsstärker als die geplanten Windenergieanlagen des hier vorliegenden Angebotes.
Das Angebot
Der Kaufpreis einer Windenergieanlage beträgt laut 20seitiger Informationsbroschüre der Anbieterin Steiner + Company GmbH & Co. KG 415.000 Euro. Neben dem Kaufpreis werden in der Broschüre – abgesehen vom möglichen Agio – keine weiteren Kosten angeführt. In der Regel arbeiten aber Anbieter und Projektpartner nicht unentgeltlich. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass der genannte Kaufpreis nicht der reine Kaufpreis für die Windenergieanlage ist, sondern dass er auch Erwerbsnebenkosten und Provisionen enthält.
Anleger können entweder eine ganze Windenergieanlage kaufen oder einen Anteil an der Anlage. Der Mindestanteil beträgt 5 Prozent, somit 20.750 Euro. Wenn ein Anleger an einer Anlage nur einen Anteil erwirbt, bildet er mit den Käufern der restlichen Anteile an dieser Anlage eine Käufergemeinschaft bzw. Bruchteilsgemeinschaft. Diese ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt. Bei einer Bruchteilsgemeinschaft ist ein Käufer davon abhängig, dass sich die anderen Mitglieder der Bruchteilsgemeinschaft vertragsgemäß verhalten und ihren Kaufpreisanteil zahlen.
Vertragspartner der Käufer (Anleger) ist laut Vertrag die Projektgesellschaft Alisea S.r.l. mit Sitz in Norditalien. Jeder Käufer einer Windenergieanlage schließt mit dem Kaufvertrag gleichzeitig auch einen Miet- und Rückkaufvertrag mit der Alisea S.r.l. ab. Es handelt sich somit um sogenannte Rückmietverkäufe (Sale-and-Lease-Back). Laut Informationsbroschüre zahlt Alisea dem Käufer vierteljährlich eine Miete (Leasingrate) von rund 1,81 Prozent bezogen auf den Kaufpreis. Auf ein ganzes Jahr bezogen ergibt sich somit ein Mietzins von 7,25 Prozent. Die Mietzinszahlungen an die Anleger erfolgt nach Abzug der in Italien einbehaltenen Quellensteuer. Laut Informationsbroschüre ergibt sich nach Abzug der italienischen Quellensteuer ein Vermögenzuwachs für die Anleger von 5,44 Prozent pro Jahr. In Deutschland erfolgt die Versteuerung laut Broschüre mit der Abgeltungssteuer, dem Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls der Kirchensteuer unter Anrechnung der italienischen Quellensteuer. Der Mietvertrag läuft über vier Jahre. Der Vertrag sieht vor, dass nach Mietvertragsende Alisea die Windenergieanlage zurückkauft. Der Rückkaufpreis ist dabei laut Broschüre genauso hoch wie der Kaufpreis.
Laut Rückmietverkaufvertrag trägt Alisea während der Laufzeit des Mietvertrages die volle Last der Instandhaltung bzw. Instandsetzung der Windenergieanlage sowie der Pachtfläche, auf denen sie errichtet ist. Zudem verpflichtet sich Alisea, die Windkraftanlage während der Laufzeit marktüblich im Rahmen einer so genannten „All Risk“- Versicherung zu versichern. Nicht versichert sind hierbei beispielsweise Schäden durch Kriegsereignisse und Atomunfälle. Auch die betriebsbedingte Abnutzung einer Anlage ist in der Regel in nicht in einer „All-Risk“-Versicherung enthalten. Im Falle des Totalverlustes der Windenergieanlage ist Alisea laut Vertrag verpflichtet, dem Käufer eine gleichwertige Ersatz-Windenergieanlage zu übertragen oder entsprechend zu entschädigen. Laut Vertrag wird die Alisea zur Sicherung der Zahlungsansprüche der Käufer (Anleger) ihre Ansprüche auf die Einspeisevergütung an die Käufer abtreten.
Die Miet- und Rückkaufpreiszahlungen, welche die Alisea an die Käufer zu leisten hat, sind von der Zahlungsfähigkeit der Alisea abhängig. Bei einer Zahlungsunfähigkeit/Insolvenz der Alisea S.r.l. besteht für die Anleger das Risiko, dass sie einen Teil ihres eingesetzten Kapitals nicht zurück erhalten. Im Falle einer möglichen Insolvenz von Alisea erhält der Anleger zwar nach Angaben der Anbieterin direkt Zugriff auf seine Anlage und die Einspeiseerlöse. Aber es besteht das Risiko, dass der Anleger beim selbsttätigen Verkauf der Windenergieanlage einen niedrigeren als den mit Alisea vertraglich vereinbarten Preis erzielt. Dem Anleger ist es zudem auf Basis der Anlegerbroschüre nicht möglich, die Standortqualität „seiner“ Windenergieanlage konkret vorab beurteilen zu können. Zudem verfügt ein durchschnittlicher deutscher Anleger in der Regel nicht über die Kompetenzen und Erfahrungen auf dem Markt für italienische Kleinwindanlagen, wodurch ein selbsttätiger Verkauf zusätzlich erschwert sein kann. Zusammengefasst besteht daher das Risiko, dass bei einem Ausfall des Vertragspartners Alisea die Anleger einen Teil ihres Kapitals nicht zurück erhalten.
Das Unternehmen
Die Alisea S.r.l. wurde laut Informationsbroschüre der Anbieterin vor rund zwei Jahren als Projektgesellschaft mit Sitz in Bozen in Südtirol in Italien gegründet. Ihr Geschäftsführer ist Georg Graf (Stand: Januar 2013; laut Beteiligungsprospekt Bolzano Küstenwind 7). Sie hat (Stand Januar 2013) dieselbe Geschäftsadresse wie die Graf-AG GmbH. Laut Broschüre der Anbieterin fungiert die Graf-AG GmbH beim vorliegenden Direktinvestment als Generalübernehmer und Wartungsunternehmen für alle Windenergieanlagen. Zudem habe sich Graf-AG „über die Projektgesellschaft Alisea S.r.l. die notwendigen Projekt- und Grundstücksrechte gesichert“.
Die Käufer der Windenergieanlagen haben keinen Einfluss auf die geschäftlichen Aktivitäten der Alisea S.r.l., tragen aber – über den Miet- und Rückkaufvertrag – unternehmerische Risiken von Alisea mittelbar mit. Da die Informationsbroschüre keine aussagekräftigen Informationen (Satzung, Eigenkapitalausstattung, Unternehmenszahlen, Finanzplan) zur Alisea S.r.l. beinhaltet, können die Risiken und Aussichten des Unternehmens nicht fundiert beurteilt werden. Daher müssten Anleger der Alisea S.r.l. AG einen Vertrauensvorschuss gewähren. Insgesamt führt das Rückmietverkaufsmodell auch dazu, dass das Angebot teilweise Elemente aufweist, die einer Finanzierung für Alisea ähneln – fester Zins und 100 Prozent Rückzahlung, gewinn-und verlustunabhängig, abhängig von der Zahlungsfähigkeit.
Die Alisea S.r.l. bzw. Windenergieprojekte der Alisea S.r.l. waren bereits das Investitionsziel mehrerer Beteiligungsangebote. 2012/2013 hatte die ImmoEnergoInvest UG (haftungsbeschränkt) bzw. – nach Satzungsänderung – die ImmoEnergoInvest GmbH Anlegern Beteiligungen angeboten. Bei diesen Angeboten ging es wie beim vorliegenden Angebot „Wind Direkt“ um kleine Windenergieanlagen des italienischen Herstellers Sorel S.r.l., die von der Graf-AG GmbH gebaut und betrieben werden.
Laut des Beteiligungsprospektes des Bolzano Küstenwind 7 ist eine Beteiligung der ImmoEnergoInvest GmbH am Geschäftsbetrieb der Alisea S.r.l. vorgesehen.
Laut Informationsbroschüre des vorliegenden „Wind Direkt“ können der Kauf-, Miet- und Rückkaufvertrag bzw. die Rechte und Pflichten hieraus von der Alisea S.r.l. bei Bedarf – laut Vertrag auch ohne Zustimmung des Käufers – auf weitere Projektgesellschaften teilweise oder ganz übertragen werden. Diese treten laut Broschüre dann in die gleichen rechtlichen Beziehungen ein wie die Projektgesellschaft Alisea S.r.l.. Laut Broschüre ist „zwischen den Vertragspartner abgestimmt, dass bei Bedarf, insbesondere aus regionalen Rechtsgründen, die Einschaltung und Gründung weiterer Projektgesellschaften“ neben der Alisea S.r.l. möglich ist.
Die Standorte der geplanten Anlagen liegen in Kalabrien und Sardinien. Kalabrien hat nach Medienberichten Probleme durch die organisierte Kriminalität, welche auch den Bereich Erneuerbare Energien betreffen. Das kann eventuell eine reduzierte Investitionssicherheit während der Vertragslaufzeit zur Folge haben.
Investitionen
Laut Informationsbroschüre wurden 180 Standorte gesichert, für die Windgutachten bestehen bzw. vor einer Aufstellung der Anlagen erstellt werden sollen. Es besteht das Risiko, dass das Windaufkommen unter der Prognose bleibt. Zudem können laut Informationsbroschüre Veränderungen der Landschaft in der näheren Umgebung der Windenergieanlage den Windertrag erheblich mindern.
Laut Informationsbroschüre liegt die Einspeisezusage für „die Windkraftanlage“ vor. Zudem habe Alisea einen Netzanschlussvertrag und einen Stromabnahmevertrag geschlossen. Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von bis zu 200 kW erhalten laut Broschüre ohne besondere Registrierung eine Einspeisevergütung und damit freien Zugang zu den Förderungen.

Bildhinweis: Anleger können beim Angebot von Steiner entweder eine ganze Windenergieanlage kaufen oder einen Anteil an der Anlage. / Quelle: Unternehmen
Laut Germany Trade & Invest (GTAI) hat Italien für große Windparks die Mittel reduziert und neue bürokratische Hürden errichtet. Das betrifft insbesondere ausländische Anlagenhersteller, da laut GTAI italienische Unternehmen (außer Leitwind) vor allem kleine Windenergieanlagen produzieren. Und für diese kleinen Anlagen sind die Förderbedingungen verbessert worden. Der Förderungszeitraum für die Anlagenklasse 60 kW, welche Gegenstand des vorliegenden Angebotes ist, beträgt 20 Jahre. Der Einspeisetarif beträgt 26,3 Eurocent je Kilowattstunde (kWh) für 2014 errichtet Anlagen. Zum Vergleich: In Deutschland erhält eine neue Windenergieanlage für ihren erzeugten Strom in der Regel rund 9,1 Eurocent je kWh. Deutlich sind die Unterschiede auch bei der Betrachtung der Gesamtinvestitionskosten (inkl. Fondsnebenkosten/Provisionen) je kW. Sie betragen bei dem in der Broschüre genannten Kaufpreis für eine kleine Windenergieanlage (60 kW) rund 6.900 Euro je kW. Bei von ECOreporter.de in den letzten zwei Jahren analysierten geschlossenen Fonds, die in Windparks (Anlagen mit mindestens 2 Megawatt Nennleistung) investierten, betrugen die Gesamtinvestitionen im Durchschnitt nur ungefähr 2.200 Euro je kW.
Fazit
Es ist fraglich, ob die Förderung der kleinen Windenergieanlagen in Italien volkswirtschaftlich und energiepolitisch sinnvoll ist. Es entsteht der Eindruck, dass die hohen Einspeisetarife eventuell vor allem ein Mittel der Wirtschaftsförderung sind, um den Absatz der einheimischen Hersteller für kleine Windenergieanlagen anzukurbeln. Für die Alisea S.r.l. und die Käufer der Windenergieanlagen besteht das Risiko, dass die hohen Einspeisetarife verringert werden oder die Wirtschaftlichkeit der Anlagen anderweitig – z.B. durch Steuererhöhungen oder Sondersteuern – beeinträchtigt werden. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Einspeisevergütung rückwirkend für bereits bestehende Anlagen reduziert wird. Die Informationsbroschüre ist mit 20 Seiten vergleichsweise kurz ausgefallen und dementsprechend teilweise wenig detailliert und aussagekräftig. Beispielsweise wären auch mehr Informationen zum Vertragspartner Alisea förderlich gewesen, um die Risiken des Investments fundiert beurteilen zu können.