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ECOanlagecheck: DSG Solarfonds 04 der Deutschen Solargesellschaft – Anleger, aufgepasst!

Für drei Solarparks in Süditalien will die „Deutsche Solargesellschaft“ bei Anlegern 3,6 Millionen Euro einsammeln. Die Kraftwerke gehören zum DSG Solarfonds 04, einem geschlossenen Fonds mit einer Mindestbeteiligung von 10.000 Euro plus fünf Prozent Agio. ECOreporter.de hat das Italien-Projekt geprüft.

Laut dem mit 252 Seiten ungewöhnlich umfangreichen Emissionsprospekt zum DSG Solarfonds 04 umfasst der Fonds drei eng benachbarte Solarparks mit einer Gesamtleistung von 2.925 Kilowatt peak (kWp). Der Standort liegt bei der Stadt Veglie in der Region Apulien. Die Deutsche Solargesellschaft reklamiert für das Projekt höchste Ansprüche hinsichtlich der Qualität der verbauten Komponenten und der vertraglichen Ausgestaltung. Es wurden Ertragsgutachten beim Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE, Freiburg, und bei meteocontrol, Augsburg, in Auftrag gegeben. Bei Drucklegung des Prospekts lagen die Ergebnisse der Gutachten jedoch noch nicht vor. Die Prognoserechnung im Prospekt beruht den Angaben zufolge auf dem 10jährigen Mittelwert der Globalstrahlung, den meteocontrol für den Standort angibt. Dieser liege bei zirka 1.650 Kilowattstunden je Quadratmeter (kWh/m²) Bodenfläche. In der Investitionsberechnung sei ein Wert von 1.350 Kilowattstunden je Kilowatt peak (kWh/kWp) zugrunde gelegt worden.
Auf Nachfrage von ECOreporter.de teilt Gaby Lägler, Sprecherin der DSG, mit, dass das Gutachten von meteocontrol zwischenzeitlich vorliege. Es habe einen möglichen spezifischen Ertrag in Höhe von zirka 1.432 kWp/kWh ermittelt, sechs Prozent mehr als in der Investitionsberechnung angesetzt. Das Ergebnis des Gutachtens des Fraunhofer Instituts liege noch nicht vor.

Für die drei Kraftwerke werden deutsche Teile verwendet: Solarmodule der Berliner Solon SE und Wechselrichter der Kaco New Energy GmbH aus Neckarsulm. Die Solarmontagesysteme liefert die oberbayerische Schletter GmbH. Laut dem Emissionsprospekt sollten die drei Kraftwerke bis zum 30. November 2009 fertig gestellt werden, so dass eine Förderung für Freiflächenanlagen nach dem italienischen Einspeisegesetz „Nuovo Conto Energia II“ in Anspruch genommen werden könnte. Die Parks seien „bis auf wenige Verkabelungsarbeiten“ vollständig fertig gestellt, sagt Lägler gegenüber ECOreporter.de. Die Netzanschlussleitung werde derzeit erstellt. Ihren Angaben zufolge würde sich die Investitionsrechnung für den Anleger nicht negativ verändern, wenn die Solarparks nicht bis Ende 2009 ans Netz gehen. Eine Schadensersatzregelung in den Generalunternehmerverträgen und den Kauf- und Lieferverträgen lege fest, dass die Auftragnehmer dann zwei Prozent der Gesamtinvestitionssumme Vertragsstrafe zahlen müssen. Die Einspeisevergütung würde durch einen späteren Anschluss der Solarparks in 2010 um zirka 1,6 Prozent sinken.

Die rechtliche Konstruktion des DSG Solarfonds 04 sieht vor, dass Anleger sich direkt oder indirekt (über einen Treuhänder) an der DSG Solarfonds 04 GmbH & Co. KG beteiligen. Der Fonds beteiligt sich seinerseits an zwei Projektgesellschaften, die die drei Solarparks errichten und betreiben. Geschäftsführende Komplementärin des Fonds ist die DSG Verwaltungs GmbH; mit der DSG Treuhand GmbH übernimmt eine weitere Firma aus der Unternehmensgruppe die Aufgabe des Treuhänders. Laut dem Emissionsprospekt bestehen zudem kapitalmäßige und personelle Verflechtungen zwischen der Fondsgesellschaft, den Projektgesellschaften und wesentlichen Vertragspartnern, beispielsweise dem Generalunternehmer DSG Solar Italia S.a.s., dem Komponentenlieferant DSG Projektentwicklung GmbH & Co. KG, dem Grundstückseigentümer DSG RE Italia S.a.s. und dem Anbieter Deutsche Solargesellschaft. Aus Anlegersicht bietet dies wenig Transparenz.
Im umfangreichen Emissionsprospekt sind die Garantien von Generalunternehmer und Komponentenlieferant allerdings ausführlich beschrieben. Die Garantie auf die Solarmodule beträgt fünf Jahre, für die Wechselrichter liegt sie bei üblichen zwei Jahren. Die Verträge der Projektgesellschaften werden im Prospekt beschrieben. Auf Nachfrage von ECOreporter.de erklärt Lägler, das jeder Gesellschafter laut dem Gesellschaftsvertrag die Möglichkeit habe, die vollständigen Verträge einzusehen.

Das Gesamtinvestitionsvolumen des Fonds beträgt ohne Agio den Angaben zufolge 15,07 Millionen Euro, davon sollen 75 Prozent (11,47 Millionen Euro) aus Fremdkapital finanziert werden. Laut Prospekt waren zum Zeitpunkt der Prospektaufstellung keine Finanzierungsverträge abgeschlossen; eine bindende Darlehenszusage sei ebenfalls nicht erfolgt. Auf Nachfrage von ECOreporter.de teilt die Sprecherin mit, dass die endgültige Unterzeichnung der Projektfinanzierung erst Anfang 2010 erfolgen soll. Die Zwischenfinanzierung der Solarparks sei über die DSG Projektentwicklung GmbH & Co. KG gesichert, ein Tochterunternehmen der DSG mbH. Mit der Bank seien die Konditionen und der Zeitplan für die endgültige Finanzierung abgestimmt. Lägler weiter: „Die Kaufpreiszahlung an den Generalunternehmer und den Komponentenlieferanten sind erst nach Auszahlung der Projektfinanzierung zur Zahlung fällig. Es besteht daher kein Baurisiko für den Anleger mehr, das Risiko der nicht rechtzeitigen Fertigstellung wird letztlich vom Generalunternehmer getragen, und das Finanzierungsrisiko ist über die Stundung des Kaufpreises bis zum Abschluss der Endfinanzierung deutlich abgeschwächt.“

Fazit: Das mit viel Aufwand vorgestellte Konzept des DSG Solarfonds 04 hängt teilweise noch in der Luft. Wesentliche Fragen wie die Fremdkapitalfinanzierung und die Netzanschlüsse sind derzeit noch nicht geklärt, zudem gibt es für den Standort nur ein unabhängiges Ertragsgutachten.

ECOreporter.de-Empfehlung: Zumindest solange die fehlenden Angaben nicht vorliegen, sollten Anleger nicht zeichnen.



Basisdaten
Anbieter: DSG Deutsche Solargesellschaft mbH
Fondsname: DSG Solarfonds 04
Firma der Fondsgesellschaft: DSG Solarfonds 04 GmbH & Co. KG
Rechtsform: GmbH & Co. KG
Treuhänder: DSG Treuhand GmbH
Fondswährung: Euro

Gesamtinvestitionsvolumen (ohne Agio) : 15,07 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio) : 3,6 Millionen Euro
Fremdkapitalvolumen: 11,47 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme : 10.000 Euro
Gesamtinvestitionsvolumen (inklusive Agio) : 15,25 Millionen Euro
Agio: 5,0 Prozent
Agio: 180.000 Euro

Prognostizierte Gesamtausschüttungen: 221,25 Prozent (bezogen auf das eingesetzte Kapital ohne Agio; nach italienischen, vor deutschen Steuern)

BaFin Gestattung: Ja
Leistungsbilanz des Anbieters: Nein
IDW-Prospektprüfungsbericht: Nein
Mittelverwendungskontrolle: Nein

Generalunternehmer: DSG Solar Italia S.a.s.
Kaufmännische und technische Betriebsführung: DSG Deutsche Solargesellschaft mbH

Substanzquote: rund 89,89 Prozent der Gesamtinvestition inklusive Agio
Investition je KWp: durchschnittlich 5.213 Euro (Prognose)
Ertragsgarantie: Nein
Degradation der Module: 0,3 Prozent
Sensitivitätsanalyse: Ja

Anteile handelbar: stark eingeschränkt
Kündigungsfrist: erstmals zum 30.11.2030
Prüfung der künftigen Jahresabschlüsse durch Wirtschaftsprüfer:
Versicherungen: Allgefahrenversicherungen
Sicherungssysteme: Ja



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