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ECOanlagecheck: EGEE – Neuartige Biomasse-Technologie für Privatanleger



Das Projekt

Das Management der Genossenschaft ist nach eigenen Angaben seit Juni 2011 operativ tätig. Die Genossenschaft ist mit einem Anteil von 49,9 Prozent an der Projektgesellschaft EGEE-Renat Saar1 GmbH & Co. KG beteiligt, die eine Biomasse-Hybrid-Anlage mit dem geschützten Markennamen Ecogy im Saarland errichten und betreiben soll. Für die Realisierung der Anlage werden laut des hundertseitigen, vorläufigen (vorbehaltlich der Stellungnahme der Wirtschaftsprüfer) „Informationsspiegels“ der Genossenschaft ca. 9,8 Millionen Euro Genossenschaftskapital benötigt.

Bei der Ecogy-Biomasse-Hybrid-Anlage handelt es sich um eine neuartige Technologie, für die laut Informationsspiegel noch keine Erfahrungswerte vorliegen. Als Rohstoff für die Anlage sind Bioabfälle vorgesehen, die nicht als Lebensmittel dienen könnten. Laut Informationsspiegel werden beim Ecogy-Verfahren die Rohstoffe zunächst in sog. Synthesegas umgewandelt. Daraus wiederum kann vor allem Bio-Erdgas und hochwertiger synthetischer Biodiesel hergestellt werden,  durch dessen Verkauf die Projektgesellschaft Einnahmen erzielen soll.

Der Standort der Anlage ist in Homburg (Saar). Die Anlage steht in der Halle der Firma Bowesa, einer der Tochtergesellschaft der Terrag, einer der größten Entsorgungsgesellschaften des Saarlands.

Der Erfinder

Das Ecogy-Verfahren wurde entwickelt von Prof. Dr. Gernot K. Brueck, der im Informationsspiegel unter „Der Erfinder und seine Erfindungen“ vorgestellt wird. Demnach war er seit den 70er Jahren in verschiedenen Bereichen (z. B. Bewertung von Edelsteinen, computergestützte medizinische Diagnostik, „Laserphysik“) tätig. Seit mehreren Jahren befasst er sich mit der Problematik der wachsenden Abfallmengen und entwickelte schließlich das Ecogy-System.
2009 wurde zur Finanzierung und Vermarktung von Ecogy das Unternehmen PP Renat GmbH & Co. KG gegründet, dessen geschäftsführender Gesellschafter Brück ist. Die PP Renat GmbH & Co. KG ist selbst zu 50,1 Prozent an der Projektgesellschaft Egee-Renat Saar1 GmbH & Co. KG beteiligt, mit der sie für die noch zu errichtende Ecogy-Anlage einen Kaufvertrag abgeschlossen hat. Da Brueck Gesellschafter und Geschäftsführer beider Unternehmen ist, besteht somit ein Potential für Interessenkonflikte. Die Genossenschaft hält nur einen Minderheitsanteil von 49,9 Prozent an der Projektgesellschaft, soll aber den Großteil des benötigten Kapitals aufbringen. Dafür soll die Genossenschaft, wenn die Projektgesellschaft Gewinne erwirtschaftet, vorrangig bedient werden. Bankenkapital ist den Angaben nach derzeit nicht vorgesehen (Stand: 28. September 2012).

Risiko

Wenn für die geplante Investition nicht genügend Kapital eingeworben werden kann, würde laut Informationsspiegel eine Rückabwicklung der Projektgesellschaft erforderlich werden. Laut Informationsspiegel ist ein profitabler Betrieb der Projektgesellschaft bereits möglich, wenn die Genossenschaft 4,35 Millionen Euro investiert. Nach Angaben der Genossenschaft wurden bislang ca. 4,5 Millionen Euro (Stand: 5. Oktober 2012) eingeworben, so dass das erforderliche Kapital schon erreicht sei und das Platzierungsrisiko damit deutlich reduziert.  Die Investoren setzen sich nach Angaben der Genossenschaft überwiegend aus privaten Anlegern zusammen.
Wenn ein Mitglied innerhalb von zehn Jahren nach dem Beitritt aus der Genossenschaft ausscheidet, hat das Mitglied keinen Anspruch auf die Rückzahlung des Aufnahmebeitrages. Der Aufnahmebeitrag beträgt 50 Prozent des vom Mitglied bei Beitritt einzuzahlenden Betrages, die anderen 50 Prozent sind der Genossenschaftsanteil.

Ein Mitglied kann aber aus der Genossenschaft ausgeschlossen werden, wenn „sich sein Verhalten mit den Belangen der Genossenschaft nicht vereinbaren lässt“ oder wenn „es seinen Sitz oder Wohnsitz verlegt“. Nach Angaben der Genossenschaft sollen diese teilweise missverständlichen Satzungsregeln bei Zustandekommen der nötigen Mehrheiten in der Generalversammlung am 20. Oktober 2012 geändert werden.

Fazit:

Eine Investition in eine neuartige Technologie, für die es noch keine langjährigen Erfahrungswerte gibt, birgt ein höheres Ausfallrisiko. Das Vertragsverhältnis zwischen Genossenschaft und Projektgesellschaft ist insofern ungleichgewichtig, da die Genossenschaft den Großteil des Kapitals beisteuern soll und damit das Risiko trägt, aber nur eine Minderheitsbeteiligung an der Projektgesellschaft hält. Die Mehrheit verbleibt beim Verkäufer der Anlage, so dass Interessenkonflikte nicht ausgeschlossen sind.  Insgesamt gesehen ist die Beteiligung an der Genossenschaft etwas für wagemutige Anleger, die eine ökologische Innovation fördern wollen.
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