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Anleihen / AIF, ECOanlagecheck, Solarenergie-Investments , Genussrechte/Anleihen
ECOanlagecheck: Genussrechte der solarcomplex AG
Die solarcomplex AG aus Singen betreibt zahlreiche Erneuerbare-Energien-Anlagen und mehrere Nahwärmenetzte im Bodenseeraum. Sie wandelt Dörfer zu „Bioenergiedörfern“ um, die sich mit Erneuerbarer Energie versorgen. Die solarcomplex AG plant weitere Investitionen in den Bereichen Windkraft, Wärmenetze und Solarenergie, die sie teilweise mit dem Genussrechtskapital finanziert will. Anleger können ab 1.000 Euro Genussrechte zeichnen. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.
Die Genussrechte werden mit vier Prozent pro Jahr verzinst. Sie nehmen nicht an Verlusten der Emittentin teil, sind aber mit einem Nachrang versehen. Die Ansprüche aus den Genussrechten werden somit erst nach den Ansprüchen aller nicht nachrangigen Gläubigern, insbesondere Banken, befriedigt. Der Anspruch auf Verzinsung und Rückzahlung der Genussrechte ist ausgeschlossen, wenn und insoweit Verzinsung und Rückzahlung zu einer Insolvenz bei der Emittentin führen würde.
Die Genussrechte können erstmals zum Ende des sechsten vollen Kalenderjahres nach Einzahlung des Genussrechtskapitals zum Jahresende gekündigt werden. Ohne Kündigung verlängert sich die Laufzeit jeweils um drei Jahre. Die Kündigungsfrist beträgt ein Jahr. Das Emissionsvolumen der Genussrechte wurde per Prospektnachtrag vom 8. Oktober 2013 von drei Millionen Euro auf acht Millionen Euro erhöht. Das ursprünglich geplante Genussrechtskapital von drei Millionen Euro ist (Stand: Mitte Oktober 2013) bereits vollständig gezeichnet. Laut Prospekt werden keinerlei Vermittlungsprovision oder anderweitige Provisionen gezahlt.
Unternehmensprofil solarcomplex AG
Anbieterin und Emittentin der Genussrechte ist die solarcomplex AG aus Singen bei Konstanz. Sie hat laut Prospekt 27 Mitarbeiter. Das Unternehmen wurde 2000 von 20 Bürgern zunächst als GmbH gegründet. 2007 erfolgte die Umwandlung in eine – nicht börsennotierte – Aktiengesellschaft. Nach zwei Kapitalerhöhungen halten inzwischen nach Angaben des Unternehmens rund 1.000 Aktionäre das eingetragene Grundkapital von 7,165 Millionen Euro.
Ziel des Unternehmens ist laut Satzung der Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung in der Region Bodensee bis zum Jahr 2030. Solarcomplex versteht sich als „Stadtwerk des 21. Jahrhunderts, welches sich im breiten Streubesitz befindet und ausschließlich mit erneuerbaren Energien arbeitet“. Das Unternehmen übernimmt bzw. koordiniert die Planung, Errichtung und Finanzierung als auch den Betrieb und die Verwaltung ihrer Erneuerbaren-Energien-Anlagen.
Die Bilanzsumme der solarcomplex AG belief sich laut des geprüften Jahresabschlusses 2012 auf rund 42 Millionen Euro. Die vergangenen Jahre zeigen einen deutlichen Zuwachs beim Sachanlagenvermögen, der mit einem Anstieg der Verbindlichkeiten einherging. Aufgrund der Kapitalerhöhungen konnte die Eigenkapitalquote aber stabil gehalten werden. Sie lag Ende 2010 rund 28,8 Prozent, 2011 bei rund 24,3 Prozent und 2012 bei rund 27,7 Prozent.
Die Verbindlichkeiten von rund 26,4 Millionen Euro (2012) setzen sich hautsächlich aus Bankverbindlichkeiten (rund 19,2 Millionen Euro) und Genussrechts-Verbindlichkeiten zusammen. Die Emittentin hat im Zeitraum von 2004 bis 2011 drei Genussrechte mit einem gezeichneten Volumen von insgesamt 3,5 Millionen Euro herausgegeben. Diese Genussrechte sind laut Prospekt hinsichtlich der Merkmale Laufzeit, Nachrang und Zinssatz identisch mit den Genussrechten der aktuellen Emission.
Die Umsatzerlöse der solarcomplex AG sind 2012 im Vergleich zum Vorjahr von rund 14,3 Millionen Euro auf rund 8,3 Millionen Euro gesunken. Ursache hierfür war laut Lagebericht ein Umsatzrückgang im Geschäftsbereich Photovoltaik um rund 75 Prozent (entspricht 6,7 Millionen Euro), da infolge der Absenkung der Einspeisevergütung für Solarstrom weniger Photovoltaikprojekte realisiert werden konnten. Da auch der Materialaufwand für die Errichtung von Photovoltaikanlagen entsprechend niedriger war, wurde das Betriebsergebnis 2012 durch den Umsatzrückgang im Bereich Photovoltaik nicht beeinträchtigt. Der Jahresüberschuss 2012 betrug 248.000 Euro (2011: 224.000 Euro, 2010: 198.000 Euro, 2009: 330.000 Euro).
Die Investitionen
Im Eigenbestand der solarcomplex AG befinden sich nach eigenen Angaben drei Freiflächen-Solarparks und 30 Photovoltaik-Dachanlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 4 Megawattpeak, zwei Biogasanlagen, mit regenerativen Energien betriebene Nahwärmenetze in acht Orten, 30 Holzenergieanlagen im Bereich bis zwei Megawatt und eine Windkraftanlage mit 2,3 MW Leistung.
Mit Hilfe der geplanten fünf Millionen Euro aus der erweiterten Genussrechts-Emissionen und weiterem Fremd- und Eigenkapital sollen laut Prospektnachtrag nach derzeitiger Planung ein Solarpark um bis zu ein Megawatt erweitert werden, ein Wärmenetz mit einer Länge von 8 km realisiert werden und drei Windkraftanlagen angeschafft werden. Die Projekte befinden sich derzeit noch in verschiedenen Projektentwicklungs- und Planungsphasen. Bei den geplanten Windkraftanlagen ist der Standort noch nicht bekannt und dementsprechend auch noch keine Baugenehmigung beantragt.
Die geplanten Investitionsvolumina betragen 12,5 Millionen Euro für den Windpark, 6,5 Millionen Euro für das Wärmenetz und 1,0 Millionen Euro für den Solarpark. Die insgesamt 20 Euro Millionen Euro sollen zu 5 Millionen Euro aus dem Genussrechtskapital, zu 3,5 Millionen aus Aktienkapital und zu 11,5 Millionen Euro aus Fremdmitteln (Bankdarlehen) finanziert werden.
Grundsätzlich haben die Genussrechteinhaber (Anleger) keinen Einfluss auf die Investitionsentscheidungen und die Mittelverwendung. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass das Genussrechtskapital nicht in die genannten Projekte investiert wird, sondern beispielsweise zur Deckung von laufenden Kosten eingesetzt wird. Da die vorherigen Genussrechte der Emittentin teilweise bereits von den Anlegern gekündigt werden können, ist es auch möglich, dass das aktuell einzuwerbende Genussrechtskapital teilweise benötigt wird, um gekündigtes Genussrechtskapital zu ersetzen.
Die solarcomplex AG geht davon aus, dass zukünftig nur noch geringe Zubauraten im Bereich Photovoltaik möglich sein werden. Schon im Jahr 2012 hatten sich die Geschäftsfelder laut Lagebericht verlagert – weg vom Photovoltaik-Projektgeschäft. Während auf Strom- und Wärmelieferungen 2010 erst rund 23,7 Prozent der Umsätze entfielen, waren es 2012 rund 49,0 Prozent. Das Unternehmen geht davon aus, dass neben dem Ausbau des Geschäftsfeldes Wärmenetze vor allem das Geschäftsfeld Windkraft stark an Bedeutung für das Unternehmen gewinnen wird.
Ökologische Wirkung
Die von solarcomplex im Eigenbestand gehaltenen Erneuerbare-Energien-Anlagen haben nach Angaben des Unternehmens 2012 eine Strommenge von rund 30 Millionen kWh erzeugt. Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh können damit rechnerisch rund 8.600 Haushalte jährlich versorgt werden. Im Vergleich zur Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken werden somit circa 18.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.
Weitere 30 Millionen kWh werden an Wärme erzeugt und über die von solarcomplex realisierten Nahwärmenetze an Kunden geliefert. Die Wärme wird überwiegend in Holzenergieanlagen unter Einsatz von Holzpellets und Holzhackschnitzel erzeugt. Beim Wärmenetz, das mit dem Genussrechtskapital finanziert werden soll, wird die Holzhackschnitzel-Anlage mit einer Solarthermie-Anlage kombiniert.
Die Nahwärmenetze sind grundlegender Bestandteil der von solarcomplex initiierten Bioenergiedörfer. Inzwischen gibt es acht Bioenergiedörfer im Bodenseeraum, die sich über den Einsatz von Biogas-, Holzenergie- und Photovoltaikanlagen und Nahwärmenetzen mit erneuerbaren Energien aus der Umgebung versorgen und so vollständig ihren Strom- und Wärmebedarf decken Insbesondere für die Bioenergiedörfer hat das Unternehmen verschiedene Auszeichnungen und Förderungen erhalten.
Risiko
Die Genussrechte sind mit einem Nachrang ausgestattet. Die Ansprüche der Genussrechteinhaber werden erst nach den Ansprüchen aller anderen nicht nachrangigen Gläubigern bedient. Ein Anspruch der Anleger auf Verzinsung und Rückzahlung der Genussrechte ist solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung/Rückzahlung die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bei der Emittentin herbeiführen würde.
Die Emittentin war vor 2012 hauptsächlich im Bereich Photovoltaik tätig. Infolge der Kürzungen bei der Einspeisevergütung für Solarstrom kam es zu einem Markteinbruch, so dass das Unternehmen sich neu ausrichten muss(te). Zukünftig soll das Geschäftsfeld Windkraft stark wachsen. In Deutschland gibt es einen intensiven Wettbewerb um aussichtsreiche Windparkprojekte und um geeignete Standorte für Windparks. Es besteht das Risiko, dass solarcomplex in diesem Wettbewerb nicht bestehen kann und damit die Neuausrichtung des Unternehmens nicht gelingt. Zudem plant die Politik Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), die auch gravierend ausfallen und einen rentablen Betrieb von neuen Windenergieanlagen erschweren oder verhindern könnte.
Im Geschäftsfeld Wärmenetz gibt es das Risiko, dass eine höhere Anzahl von Kunden bei Ende der Vertragslaufzeit den Wärmeliefervertrag kündigt, so dass sich die Investition in das Nahwärmenetz für solarcomplex eventuell nicht amortisiert. Während der Laufzeiten der Wärmelieferverträge besteht das Risiko von Erlösschwankungen, da die Abnahmepreise für die Wärme teilweise an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt sind. Gleichzeitig bestehen auch auf der Inputseite Risiken aufgrund tendenziell steigender Preise für Holzhackschnitzel und Pellets.
Fazit:
Finanziell
Die Genussrechteemittentin solarcomplex AG ist in der Bodenseeregion etabliert und dort aufgrund der Aktionärsstruktur tief verwurzelt. Das Unternehmen ist in verschiedenen Erneuerbaren-Energien-Bereichen tätig und hat seit acht Jahren kontinuierlich Jahresüberschüsse erwirtschaftet. Derzeit steht das Unternehmen vor der Herausforderung, den geplanten Umstieg von der Photovoltaik zur Windkraft zu meistern. Es kann nicht beurteilt werden, ob das Unternehmen bei der Akquisition von aussichtsreichen Windkraftstandorten eventuell einen Heimvorteil haben und nutzen könnte. Das Unternehmen ist in einer Umbruchsituation. Der angebotene Zins von 4 Prozent ist für ein Unternehmen in einer solchen Situation nicht hoch. Zu berücksichtigen ist aber, dass das Unternehmen inzwischen über ein größeres Kraftwerksportfolio verfügt, welches – im Vergleich zum Projektentwicklungsgeschäft – relativ stabile Einnahmen generiert.
Nachhaltigkeit
Die solarcomplex AG realisiert Erneuerbare-Energien-Projekte im Rahmen einer ganzheitlich nachhaltigen Ausrichtung. Mit den Bioenergiedörfern verfolgt das Unternehmen ein innovatives, nachhaltiges und überzeugendes Konzept, das für andere (ländliche) Regionen Vorbildcharakter hat.
ECOreporter.de-Empfehlung
Dieses nachhaltige Genussrecht ist vor allem für Anleger aus der Bodenseeregion interessant, für die der regionale Aspekt ein wichtiges Kriterium bei der Anlageentscheidung ist. Anleger, die eine höhere Renditechance bevorzugen, können Aktien der solarcomplex AG beim Unternehmen selbst erwerben. Mit den Aktien sind höhere Renditechancen und höhere unternehmerische Risiken verbunden.
Basisdaten
Anbieterin und Emittentin: solarcomplex AG, Singen
Anlageform: Nachrang-Genussrecht
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Emissionsvolumen: 5 Millionen Euro
Laufzeit: Kündigung erstmals nach Ende des sechsten vollen Kalenderjahres zum Jahresende möglich
Verzinsung: 4,0 Prozent
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
BaFin-Billigung: Ja
Handelbarkeit: Keine Notierung der Genussrechte an einer Börse
Die Genussrechte werden mit vier Prozent pro Jahr verzinst. Sie nehmen nicht an Verlusten der Emittentin teil, sind aber mit einem Nachrang versehen. Die Ansprüche aus den Genussrechten werden somit erst nach den Ansprüchen aller nicht nachrangigen Gläubigern, insbesondere Banken, befriedigt. Der Anspruch auf Verzinsung und Rückzahlung der Genussrechte ist ausgeschlossen, wenn und insoweit Verzinsung und Rückzahlung zu einer Insolvenz bei der Emittentin führen würde.
Die Genussrechte können erstmals zum Ende des sechsten vollen Kalenderjahres nach Einzahlung des Genussrechtskapitals zum Jahresende gekündigt werden. Ohne Kündigung verlängert sich die Laufzeit jeweils um drei Jahre. Die Kündigungsfrist beträgt ein Jahr. Das Emissionsvolumen der Genussrechte wurde per Prospektnachtrag vom 8. Oktober 2013 von drei Millionen Euro auf acht Millionen Euro erhöht. Das ursprünglich geplante Genussrechtskapital von drei Millionen Euro ist (Stand: Mitte Oktober 2013) bereits vollständig gezeichnet. Laut Prospekt werden keinerlei Vermittlungsprovision oder anderweitige Provisionen gezahlt.
Unternehmensprofil solarcomplex AG
Anbieterin und Emittentin der Genussrechte ist die solarcomplex AG aus Singen bei Konstanz. Sie hat laut Prospekt 27 Mitarbeiter. Das Unternehmen wurde 2000 von 20 Bürgern zunächst als GmbH gegründet. 2007 erfolgte die Umwandlung in eine – nicht börsennotierte – Aktiengesellschaft. Nach zwei Kapitalerhöhungen halten inzwischen nach Angaben des Unternehmens rund 1.000 Aktionäre das eingetragene Grundkapital von 7,165 Millionen Euro.
Ziel des Unternehmens ist laut Satzung der Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung in der Region Bodensee bis zum Jahr 2030. Solarcomplex versteht sich als „Stadtwerk des 21. Jahrhunderts, welches sich im breiten Streubesitz befindet und ausschließlich mit erneuerbaren Energien arbeitet“. Das Unternehmen übernimmt bzw. koordiniert die Planung, Errichtung und Finanzierung als auch den Betrieb und die Verwaltung ihrer Erneuerbaren-Energien-Anlagen.
Die Bilanzsumme der solarcomplex AG belief sich laut des geprüften Jahresabschlusses 2012 auf rund 42 Millionen Euro. Die vergangenen Jahre zeigen einen deutlichen Zuwachs beim Sachanlagenvermögen, der mit einem Anstieg der Verbindlichkeiten einherging. Aufgrund der Kapitalerhöhungen konnte die Eigenkapitalquote aber stabil gehalten werden. Sie lag Ende 2010 rund 28,8 Prozent, 2011 bei rund 24,3 Prozent und 2012 bei rund 27,7 Prozent.
Die Verbindlichkeiten von rund 26,4 Millionen Euro (2012) setzen sich hautsächlich aus Bankverbindlichkeiten (rund 19,2 Millionen Euro) und Genussrechts-Verbindlichkeiten zusammen. Die Emittentin hat im Zeitraum von 2004 bis 2011 drei Genussrechte mit einem gezeichneten Volumen von insgesamt 3,5 Millionen Euro herausgegeben. Diese Genussrechte sind laut Prospekt hinsichtlich der Merkmale Laufzeit, Nachrang und Zinssatz identisch mit den Genussrechten der aktuellen Emission.
Die Umsatzerlöse der solarcomplex AG sind 2012 im Vergleich zum Vorjahr von rund 14,3 Millionen Euro auf rund 8,3 Millionen Euro gesunken. Ursache hierfür war laut Lagebericht ein Umsatzrückgang im Geschäftsbereich Photovoltaik um rund 75 Prozent (entspricht 6,7 Millionen Euro), da infolge der Absenkung der Einspeisevergütung für Solarstrom weniger Photovoltaikprojekte realisiert werden konnten. Da auch der Materialaufwand für die Errichtung von Photovoltaikanlagen entsprechend niedriger war, wurde das Betriebsergebnis 2012 durch den Umsatzrückgang im Bereich Photovoltaik nicht beeinträchtigt. Der Jahresüberschuss 2012 betrug 248.000 Euro (2011: 224.000 Euro, 2010: 198.000 Euro, 2009: 330.000 Euro).
Die Investitionen
Im Eigenbestand der solarcomplex AG befinden sich nach eigenen Angaben drei Freiflächen-Solarparks und 30 Photovoltaik-Dachanlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 4 Megawattpeak, zwei Biogasanlagen, mit regenerativen Energien betriebene Nahwärmenetze in acht Orten, 30 Holzenergieanlagen im Bereich bis zwei Megawatt und eine Windkraftanlage mit 2,3 MW Leistung.
Mit Hilfe der geplanten fünf Millionen Euro aus der erweiterten Genussrechts-Emissionen und weiterem Fremd- und Eigenkapital sollen laut Prospektnachtrag nach derzeitiger Planung ein Solarpark um bis zu ein Megawatt erweitert werden, ein Wärmenetz mit einer Länge von 8 km realisiert werden und drei Windkraftanlagen angeschafft werden. Die Projekte befinden sich derzeit noch in verschiedenen Projektentwicklungs- und Planungsphasen. Bei den geplanten Windkraftanlagen ist der Standort noch nicht bekannt und dementsprechend auch noch keine Baugenehmigung beantragt.
Die geplanten Investitionsvolumina betragen 12,5 Millionen Euro für den Windpark, 6,5 Millionen Euro für das Wärmenetz und 1,0 Millionen Euro für den Solarpark. Die insgesamt 20 Euro Millionen Euro sollen zu 5 Millionen Euro aus dem Genussrechtskapital, zu 3,5 Millionen aus Aktienkapital und zu 11,5 Millionen Euro aus Fremdmitteln (Bankdarlehen) finanziert werden.
Grundsätzlich haben die Genussrechteinhaber (Anleger) keinen Einfluss auf die Investitionsentscheidungen und die Mittelverwendung. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass das Genussrechtskapital nicht in die genannten Projekte investiert wird, sondern beispielsweise zur Deckung von laufenden Kosten eingesetzt wird. Da die vorherigen Genussrechte der Emittentin teilweise bereits von den Anlegern gekündigt werden können, ist es auch möglich, dass das aktuell einzuwerbende Genussrechtskapital teilweise benötigt wird, um gekündigtes Genussrechtskapital zu ersetzen.
Die solarcomplex AG geht davon aus, dass zukünftig nur noch geringe Zubauraten im Bereich Photovoltaik möglich sein werden. Schon im Jahr 2012 hatten sich die Geschäftsfelder laut Lagebericht verlagert – weg vom Photovoltaik-Projektgeschäft. Während auf Strom- und Wärmelieferungen 2010 erst rund 23,7 Prozent der Umsätze entfielen, waren es 2012 rund 49,0 Prozent. Das Unternehmen geht davon aus, dass neben dem Ausbau des Geschäftsfeldes Wärmenetze vor allem das Geschäftsfeld Windkraft stark an Bedeutung für das Unternehmen gewinnen wird.
Ökologische Wirkung
Die von solarcomplex im Eigenbestand gehaltenen Erneuerbare-Energien-Anlagen haben nach Angaben des Unternehmens 2012 eine Strommenge von rund 30 Millionen kWh erzeugt. Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh können damit rechnerisch rund 8.600 Haushalte jährlich versorgt werden. Im Vergleich zur Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken werden somit circa 18.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.
Weitere 30 Millionen kWh werden an Wärme erzeugt und über die von solarcomplex realisierten Nahwärmenetze an Kunden geliefert. Die Wärme wird überwiegend in Holzenergieanlagen unter Einsatz von Holzpellets und Holzhackschnitzel erzeugt. Beim Wärmenetz, das mit dem Genussrechtskapital finanziert werden soll, wird die Holzhackschnitzel-Anlage mit einer Solarthermie-Anlage kombiniert.
Die Nahwärmenetze sind grundlegender Bestandteil der von solarcomplex initiierten Bioenergiedörfer. Inzwischen gibt es acht Bioenergiedörfer im Bodenseeraum, die sich über den Einsatz von Biogas-, Holzenergie- und Photovoltaikanlagen und Nahwärmenetzen mit erneuerbaren Energien aus der Umgebung versorgen und so vollständig ihren Strom- und Wärmebedarf decken Insbesondere für die Bioenergiedörfer hat das Unternehmen verschiedene Auszeichnungen und Förderungen erhalten.
Risiko
Die Genussrechte sind mit einem Nachrang ausgestattet. Die Ansprüche der Genussrechteinhaber werden erst nach den Ansprüchen aller anderen nicht nachrangigen Gläubigern bedient. Ein Anspruch der Anleger auf Verzinsung und Rückzahlung der Genussrechte ist solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung/Rückzahlung die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bei der Emittentin herbeiführen würde.
Die Emittentin war vor 2012 hauptsächlich im Bereich Photovoltaik tätig. Infolge der Kürzungen bei der Einspeisevergütung für Solarstrom kam es zu einem Markteinbruch, so dass das Unternehmen sich neu ausrichten muss(te). Zukünftig soll das Geschäftsfeld Windkraft stark wachsen. In Deutschland gibt es einen intensiven Wettbewerb um aussichtsreiche Windparkprojekte und um geeignete Standorte für Windparks. Es besteht das Risiko, dass solarcomplex in diesem Wettbewerb nicht bestehen kann und damit die Neuausrichtung des Unternehmens nicht gelingt. Zudem plant die Politik Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), die auch gravierend ausfallen und einen rentablen Betrieb von neuen Windenergieanlagen erschweren oder verhindern könnte.
Im Geschäftsfeld Wärmenetz gibt es das Risiko, dass eine höhere Anzahl von Kunden bei Ende der Vertragslaufzeit den Wärmeliefervertrag kündigt, so dass sich die Investition in das Nahwärmenetz für solarcomplex eventuell nicht amortisiert. Während der Laufzeiten der Wärmelieferverträge besteht das Risiko von Erlösschwankungen, da die Abnahmepreise für die Wärme teilweise an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt sind. Gleichzeitig bestehen auch auf der Inputseite Risiken aufgrund tendenziell steigender Preise für Holzhackschnitzel und Pellets.
Fazit:
Finanziell
Die Genussrechteemittentin solarcomplex AG ist in der Bodenseeregion etabliert und dort aufgrund der Aktionärsstruktur tief verwurzelt. Das Unternehmen ist in verschiedenen Erneuerbaren-Energien-Bereichen tätig und hat seit acht Jahren kontinuierlich Jahresüberschüsse erwirtschaftet. Derzeit steht das Unternehmen vor der Herausforderung, den geplanten Umstieg von der Photovoltaik zur Windkraft zu meistern. Es kann nicht beurteilt werden, ob das Unternehmen bei der Akquisition von aussichtsreichen Windkraftstandorten eventuell einen Heimvorteil haben und nutzen könnte. Das Unternehmen ist in einer Umbruchsituation. Der angebotene Zins von 4 Prozent ist für ein Unternehmen in einer solchen Situation nicht hoch. Zu berücksichtigen ist aber, dass das Unternehmen inzwischen über ein größeres Kraftwerksportfolio verfügt, welches – im Vergleich zum Projektentwicklungsgeschäft – relativ stabile Einnahmen generiert.
Nachhaltigkeit
Die solarcomplex AG realisiert Erneuerbare-Energien-Projekte im Rahmen einer ganzheitlich nachhaltigen Ausrichtung. Mit den Bioenergiedörfern verfolgt das Unternehmen ein innovatives, nachhaltiges und überzeugendes Konzept, das für andere (ländliche) Regionen Vorbildcharakter hat.
ECOreporter.de-Empfehlung
Dieses nachhaltige Genussrecht ist vor allem für Anleger aus der Bodenseeregion interessant, für die der regionale Aspekt ein wichtiges Kriterium bei der Anlageentscheidung ist. Anleger, die eine höhere Renditechance bevorzugen, können Aktien der solarcomplex AG beim Unternehmen selbst erwerben. Mit den Aktien sind höhere Renditechancen und höhere unternehmerische Risiken verbunden.
Basisdaten
Anbieterin und Emittentin: solarcomplex AG, Singen
Anlageform: Nachrang-Genussrecht
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Emissionsvolumen: 5 Millionen Euro
Laufzeit: Kündigung erstmals nach Ende des sechsten vollen Kalenderjahres zum Jahresende möglich
Verzinsung: 4,0 Prozent
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
BaFin-Billigung: Ja
Handelbarkeit: Keine Notierung der Genussrechte an einer Börse