Anleihen / AIF, ECOanlagecheck

ECOanlagecheck: Geschlossener Fonds Energy 2 Solar von HCI Capital – sonnige Aussichten oder wackeliges Angebot?



Die beiden bisherigen Solarpark des Fonds in Dettenhofen und Oberostendorf in Südbayern befinden sich auf Freiflächen; sie sind bereits seit Ende 2009 an das Stromnetz angeschlossen. Die Nennleistungen der Parks betragen 3,25 Megawattpeak (MWp) und 2,46 MWp. Insgesamt sollen Solarparks mit einer Nennleistung von insgesamt 28,6 MWp erworben werden. HCI Capital bestätigt gegenüber ECOreporter.de: „Weitere Käufe sind geplant. Die Projekte stehen jedoch noch nicht final fest.“ Insgesamt sind etwa 80 Prozent damit noch nicht festgezurrt.

Eigenkapitalhöhe und Platzierungsgarantie

Gesamtinvestitionsvolumen: 82,86 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen: 20,0 Millionen Euro (24,14 Prozent)
Platzierungsgarantie: Nein
Agio: 1,0 Millionen Euro (1,21 Prozent)
Fremdkapitalvolumen: 61,86 Millionen Euro (74,65 Prozent)

Die Treuhänderin kann das Eigenkapitalvolumen in Abhängigkeit vom Platzierungsstand bis auf 35 Millionen Euro erhöhen. Von der Prospektaufstellung Mitte Januar 2010 bis Ende Juni 2010 wurde ein Eigenkapital von 3,5 Millionen Euro platziert. Der Eigenkapitalanteil der beiden bisher erworbenen Parks beträgt 3,6 Millionen Euro. Die Platzierungsphase kann einmal um sechs Monate bis zum 30. Juni 2011 verlängert werden.

Eine Platzierungsgarantie besteht nicht. Die Anbieterin erklärt: „Bei Platzierungsbeginn waren die ersten beiden Parks mit entsprechenden Übernahmeverpflichtungen durchfinanziert. Weitere Investitionsobjekte werden in Abhängigkeit vom Platzierungsstand erworben. Daher bietet eine Platzierungsgarantie keinen Mehrwert.“ Ein weiteres Argument nennt HCI Capital im Halbjahresbericht 2010: „Im Hinblick auf einen möglichen Platzierungsmisserfolg neuer Produkte gibt die HCI Gruppe nach Möglichkeit nicht wie in der Vergangenheit eine Platzierungsgarantie ab, sondern verpflichtet sich bei Nichterreichen des geplanten Emissionskapitals zur Rückabwicklung des Beteiligungskonzeptes.“ Laut Prospekt sind besondere Regelungen für eine Rückabwicklung nicht vorgesehen. Auch ein Anspruch auf Rückzahlung des eingezahlten Kapitals bestehe für den Anleger im Falle einer Rückabwicklung nicht. Auf Nachfrage erläutert HCI Capital: „Ein Rückabwicklungsrisiko besteht nicht mehr. Der Fonds kann auch fortgeführt werden, wenn weniger als das geplante Eigenkapital von 20 Millionen Euro eingeworben wird.“

Fondsnebenkosten

(in Prozent des Eigenkapitalvolumens ohne Agio)
Agio: 5,0 Prozent
Eigenkapitalvermittlung (ohne Agio): 12,0 Prozent
Sonstiges: 1,4 Prozent
Gesamtweichkosten: 18,4 Prozent

Wenn das geplante Eigenkapitalvolumen von 20 Millionen nicht erreicht wird, erhöhen sich aufgrund einer Kostenpauschale von 125.000 für die Erstellung der Fondskonzeption und des Prospektes die sonstigen Kosten prozentual. Bei einem Platzierungsvolumen von 3,6 Millionen Euro würden sich die Gesamtweichkosten somit von 18,4 Prozent auf  21,2 Prozent erhöhen.

Laufende Kosten

Technische Betriebsführung (inkl. Wartung und Instandhaltung, viertes Jahr): 28,6 Euro pro Kilowattpeak (kWp)
Kaufmännische Geschäftsführung (inkl. Verwaltung, zweites Jahr): 7,7 Euro/kWp
Kostensteigerung (Kalkulation): 2,0 Prozent pro Jahr

Laufzeit und Ausschüttungen

Laufzeit: bis zum 31. Dezember 2030 (Planung), vorherige Kündigung nicht möglich
Gesamtausschüttung: 221,4 Prozent (inkl. 105 Prozent Einzahlung)
Ausschüttung durch Verkaufserlös: 0 Prozent
Rendite vor Steuern pro Jahr (IRR): 6,0 Prozent
Einkaufsfaktor (Kaufpreis/Stromerlöse erstes Jahr): <9,5 (Anlagekriterium), 8,7 (Kalkulation), 8,5 (für die zwei bereits erworbenen Solarparks)
Gesamtinvestition (Kalkulation): 2896 Euro/kWp
Einspeisevergütung (für die beiden Bestandparks): 0,3194 Euro/kWp

Technik und Erträge


Projektentwicklerin und Generalübernehmerin der beiden bereits erworbenen Solarparks in Dettenhofen und Oberostendorf ist die Conergy Deutschland GmbH. Die technische Betriebsführung der Solarparks übernimmt die Conergy Services GmbH.
Die Solarparks sind mit TÜV-zertifizierten Dünnschichtmodulen der Typen FS 272 und FS 275 von First Solar bestückt. Die Wechselrichter des Typs IPG 280K kommen von Conergy. Auf Nachfrage informierte die Anbieterin, dass eine technische Abnahme der Solarparks durch die Renerco AG aus München erfolgt sei.

Es wurden jeweils drei Ertragsgutachten für die beiden Solarparks von Meteocontrol, Meteoserv und Solar Engineering erstellt. Für die Prospektkalkulation hat die Anbieterin auf den Mittelwert der drei Gutachten von 1.084 kWh/kWp bzw. 1.090 kWh/kWp einen Abschlag von 2,0 Prozent vorgenommen. Die jährliche Degradation wird mit 0,4 Prozent kalkuliert. Die Annahme dieser relativ hohen Degradation ist aus Gründen kaufmännischer Vorsicht gerechtfertigt, da die Erfahrungswerte für die Dünnschichttechnologie geringer sind als bei der kristallinen Technologie. Der Generalübernehmer Conergy gibt keine Ertrags- oder Performance Ratio-Garantie.

Ökologische Wirkung


Die zwei bereits feststehenden Solarparks des Fonds befinden sich auf ehemaligen Ackerflächen. Die Globalstrahlung ist am Standort der Parks mit rund 1.180 kWh/m2 für deutsche Verhältnisse hoch. Weitere Solarparks des Fonds stehen noch nicht fest. Gemäß den Anlagerichtlinien müssen sich diese in Deutschland befinden; sie können auf Freiflächen und auf Dachflächen errichtet werden.

Die Entsorgung von alten Dünnschichtmodulen ist aufgrund der enthaltenen umweltschädlichen Stoffe problematisch. First Solar hat deswegen ein umfassendes Rücknahme- und Recycling-Programm für seine Module entwickelt. Dieses gilt nach Prospektangeben auch für die Module der Solarparks des Fonds.

Risiko

Anbieterin des Beteiligungsangebots HCI Energy 2 Solar ist die HCI Hanseatische Capitalberatungsgesellschaft für Beteiligungskapital mbH, ein Unternehmen der HCI Capital AG. Die 1985 gegründete HCI hat bisher rund 500 Beteiligungen konzipiert und knapp sechs Milliarden Euro an Eigenkapital eingeworben. Sie ist überwiegend im Schifffahrtsbereich aktiv. Der Einbruch der Schifffahrtsmärkte in den Jahren 2008 und 2009 infolge der weltweiten Wirtschaftskrise verschlechterte die Unternehmenssituation von HCI deutlich. Der Aktienkurs der HCI Capital AG fiel innerhalb eines Jahres von über 15 Euro auf rund 1,50 Euro je Aktie im Januar 2009. Seit 2009 bewegt sich der Kurs ungefähr auf gleichbleibendem Niveau.

Seit 2009 wurden verschiedene Maßnahmen zur der finanziellen Gesundung des Unternehmens eingeleitet, die nach und nach in 2010 zum Abschluss gekommen sind. Nach Verhandlungen mit Banken haben sich demnach die Verpflichtungen der HCI Gruppe aus Bürgschaften und Garantien um 1,6 Milliarden Euro reduziert. Die HSH Nordbank und eine weitere Bank haben Darlehensforderungen von 31,5 Millionen Euro in Eigenkapital umgewandelt, so dass für das erste Halbjahr 2010 ein positives Konzernergebnis nach Steuern erreicht wurde und sich die Eigenkapitalquote auf 45 Prozent bzw. 51 Mio. EUR erhöht hat. HCI Capital gibt gegenüber ECOreporter.de eine optimistische Einschätzung der Unternehmenssituation: „Die HCI Gruppe hat die vollständige finanzielle Neuordnung des Unternehmens konsequent umgesetzt und sich damit erfolgreich auf die veränderten Marktbedingungen eingestellt. Wir stehen heute auf einem soliden Fundament und sind im Wettbewerb hervorragend aufgestellt, um die Chancen in dem wieder anziehenden Markt zu nutzen.“

Das platzierte Eigenkapitalvolumen erhöhte sich gegenüber dem Vorjahreshalbjahr um zwölf Millionen Euro auf 85 Millionen Euro. Von den 85 Millionen Euro entfallen allerdings 33 Millionen Euro auf Rückzahlungen bereits geleisteter Ausschüttungen von Anlegern für bestehende Schiffsfonds, bei denen Liquiditätsengpässe bestanden haben, die nicht durch Bankfinanzierungen gedeckt wurden.

Generalunternehmerin und Projektentwicklerin der beiden Solarparks des Fonds ist die Conergy Deutschland GmbH, ein Tochterunternehmen der Conergy AG. Seit 1999 ist Conergy im Solarbereich tätig und übernimmt nach eigenen Angaben alle Aufgabenbereiche bei der Realisierung von Solarprojekten. Infolge einer tiefgreifenden Unternehmenskrise stürzte der Aktienkurs der Conergy AG von über 22 Euro Ende 2008 auf derzeit 0,6 Euro je Aktie. Trotz der Einleitung von Restrukturierungsmaßnahmen ist die Bilanzsituation von Conergy nach Einschätzung verschiedener Analysten aufgrund der hohen Verschuldung angespannt. Auf Grundlage eines Gutachtens wollen die Gläubigerbanken von Conergy Ende 2010 über mögliche Anschlussfinanzierungen entscheiden und gegebenenfalls Restrukturierungsmaßnahmen prüfen.

Bei einem Ausfall von Conergy könnten die jeweiligen Gewährleistungen entfallen, die Conergy als Generalübernehmer für die beiden Parks und als Hersteller für die Wechselrichter für einen Zeitraum von zwei Jahren abgegeben hat. Auch könnte die Verpflichtung eines neuen Betriebsführers zu höheren laufenden Betriebskosten führen, wenn zu den prospektierten Konditionen, die HCI auf Nachfrage als „marktkonform“ einschätzt, kein neuer Betriebsführer verpflichtet werden kann.

Fazit:

Finanziell

Der Fonds ist teilweise als Blindpool konzipiert, 80 Prozent des geplanten Eigenkapitalvolumens ist noch nicht in Solarprojekte investiert. Die beiden bereits erworbenen Solarparks in Bayern speisen seit Ende 2009 Strom ein und erwirtschaften nach Aussagen von HCI Capital „wetterbereinigt erwartungsgemäße Erträge.“ Das bedeutet, die bisherigen Stromerträge liegen aufgrund einer geringeren als erwarteten Sonneneinstrahlung unter der Prospektprognose.
Die HCI Capital AG verzeichnet Erfolge bei ihrer finanziellen Neuaufstellung. Trotzdem bleiben die Geschäftsaussichten von Conergy und HCI Capital in ihren wettbewerbsintensiven Märkten mit Unsicherheiten behaftet. Wenn nur eines der beiden Unternehmen größere Schwierigkeiten haben sollte, könnte das negative Auswirkungen auf den Fondserfolg haben.

Nachhaltigkeit

Es sind erst 20 Prozent der geplanten Solarprojekte bekannt, so dass eine fundierte Aussage noch nicht möglich ist.

ECOreporter.de-Empfehlung

Die mit Unsicherheiten behafteten Unternehmensaussichten der wichtigsten Fondsakteure erhöhen das Risiko des Fonds. Vorsichtige Anleger sollten zum einen die Entscheidung der Gläubigerbanken zur Zukunft von Conergy abwarten, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen. Zum anderen sollten weitere Solarparks feststehen, in die der Fonds investiert.

Basisdaten
Anbieterin und Prospektverantwortliche: HCI Hanseatische Capitalberatungsgesellschaft für Beteiligungskapital mbH, Hamburg
Fondsgesellschaft: HCI Energy 2 Solar GmbH & Co. KG, Hamburg
Komplementärin und Geschäftsführerin: HSC Geschäftsführungsgesellschaft mbH, Lübeck
Treuhänderin und Gründungskommanditistin: HCI Treuhand GmbH, Bremen
Muttergesellschaft der Anbieterin, Komplementärin und Treuhänderin: HCI Capital AG, Hamburg
Beteiligungsform: Treugeber, spätere Umwandlung in Direktkommanditist möglich

Fondswährung: Euro
Gesamtinvestitionsvolumen: 82,86 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio): 20,0 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 5.000 Euro (höhere Summen müssen durch 1.000 teilbar sein)
Agio: 5 Prozent
Laufzeit: erstmalige Kündigungsmöglichkeit zum 31. Dezember 2030

BaFin-Gestattung: Ja
Leistungsbilanz: Ja
IDW-Prospektprüfungsbericht: Ja
Mittelverwendungskontrolle: RTC Revision Treuhand Consulting GmbH Wirtschaftprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Bremen
Sensitivitätsanalyse: Ja
Prospekthaftung: bis 6 Monate nach Prospektveröffentlichung (Februar 2010)
Haftsumme: 1 Prozent der Kommanditeinlage
Bildhinweis: Aufnahmen vom Solarpark der HCI in Dettenhofen. / Quelle: Unternehmen
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x