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ECOanlagecheck: Geschlossener Fonds maxwind 1 von Max Bögl – Windenergieanlagen in Süddeutschland



Der Fonds soll in neue Windenergieanlagen vor allem im süddeutschen Raum investieren. Laut Investitionskriterien darf sich der Fonds nur an Windenergieanlagen beteiligen, die eine Mindest-Nabenhöhe von 120 Metern haben, eine Anlagenleistung von mindestens 2,4 Megawatt (MW) und einen Rotordurchmesser von mindestens 100 Metern. Zudem müssen die Anlagentürme in der so genannten Hybridbauweise errichtet sein. Dabei werden Beton- und Stahlsegmente kombiniert.

In diesem Hybridturm-Segment ist die Firmengruppe Max Bögl aus Bayern mit ihrer neu gegründeten Firma Max Bögl Wind AG aktiv. Ende 2010 wurde die mit einer Nennleistung von 3,4 MW derzeit leistungsstärkste Windenergieanlage Bayerns in Betrieb genommen. In der Zwischenzeit hat die Firmengruppe Max Bögl laut Prospekt mehrere weitere Hybridbau-Windenergieanlagen entwickelt und teilweise bereits realisiert. Laut den Prospektangaben hat Max Bögl mit verschiedenen Anlagenherstellern Prototypen- und Rahmenverträge für den Hybridturm unterschrieben, die eine Produktion von 150 bis 200 Türmen pro Jahr garantieren. Die in der Baubranche tätige Firmengruppe Max Bögl hat nach eigenen Angaben insgesamt rund 6.000 Mitarbeiter und 2011 eine Gesamtleistung von 1,6 Milliarden Euro erreicht.

Die Fondsanbieterin sowie die Komplementärin der Fondsgesellschaft sind als hundertprozentige Töchter der Max Bögl Beteiligungs GmbH in die Firmengruppe Max Bögl eingebunden.


Fondsinitiatorin und Leistungsbilanz

Der Fonds maxwind 1 ist das erste Beteiligungsangebot der Ende 2011 gegründeten Fondsanbieterin Max Bögl FondsInvest GmbH aus Sengenthal in der Oberpfalz. Daher liegt noch keine Leistungsbilanz vor.


Eigenkapitalhöhe und Platzierungsgarantie

Gesamtinvestitionsvolumen: 41,2 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen: 10,0 Millionen Euro (24,3 Prozent)
Platzierungsgarantie: Nein
Agio: 0,5 Millionen Euro (1,2 Prozent)
Fremdkapitalvolumen: 30,7 Millionen Euro (74,5 Prozent)

Abweichend von den Prognosezahlen kann die Fondsgeschäftsführung den Fonds bereits bei einem Eigenkapitalvolumen von acht Millionen Euro schließen oder das Emissionskapital auf bis zu zwölf Millionen Euro erhöhen.
Die einzelnen Projektgesellschaften sollen Fremdkapital aufnehmen. Laut Prospekt bestehen noch keine Finanzierungszusagen. Die Anbieterin kalkuliert für die Prognoserechnung durchgängig mit einem Darlehenszinssatz von 3,5 Prozent pro Jahr.


Fondsnebenkosten
(in Prozent des Eigenkapitalvolumens ohne Agio)

Agio: 5,0 Prozent
Eigenkapitalvermittlung (ohne Agio): 0,0 Prozent
Konzeption: 2,1 Prozent
Sonstiges: 1,4 Prozent
Gesamtweichkosten: 8,5 Prozent

Die Gesamtweichkosten liegen deutlich unter dem Durchschnittsbereich der von ECOreporter.de in den letzten 18 Monaten analysierten Windfonds.


Laufende Kosten

Wartung und Instandhaltung, technische und kaufmännische Betriebsführung, Pacht (erstes Jahr, Prognose): ca. 44.000 Euro/MW
Fondsgeschäftsführung und Anlegerbetreuung (erstes Jahr): ca. 2000 Euro/MW
Kostensteigerung (pro Jahr, Kalkulation): 2,5 Prozent

Die Betriebskosten werden im Prospekt nicht in die einzelnen Kostenbestandteile aufgeschlüsselt, sondern nur als eine Kostenpauschale aufgeführt. Nach Angaben der Anbieterin ist eine weitergehende Aufschlüsselung der Betriebskosten auch nicht verfügbar. Die Höhe der Betriebskosten ist anscheinend – soweit aufgrund der geringen Detailtiefe der Prognoserechnung eine Beurteilung möglich ist – realistisch kalkuliert und liegt im marktüblichen Bereich.

Bildnachweis: Montage eines Windrads von REpower Systems SE./ Quelle: Unternehmen


Die auf Euro/MW bezogenen Angaben beruhen auf der Annahme, dass sich der Fonds zu 97 Prozent an sieben Windenergieanlagen mit jeweils 3,0 MW Nennleistung beteiligt. Somit investiert der Fonds in insgesamt 20,4 MW Windenergieleistung. Die genannten Werte hat ECOreporter.de auf Basis der Aussagen der Fondsanbieterin geschätzt, da der Investitionsplan im Prospekt diesbezüglich keine Informationen bereit hält.


Laufzeit und Ausschüttungen

Laufzeit: 21 Jahre (Prognosezeitraum), erstmalige Kündigungsmöglichkeit zum 31. Dezember 2035
Gesamtausschüttung (Prospektkalkulation): 271,8 Prozent (inkl. 105 Prozent Kapitalrückzahlung)
Ausschüttung durch Verkaufserlös (Kalkulation): 60 Prozent
Renditeprognose vor Steuern pro Jahr (IRR, Prospektkalkulation): 6,1 Prozent
Einkunftsart: Einkünfte aus Gewerbebetrieb
Einkaufsfaktor (Kalkulation; Gesamtkaufpreis/Stromerlöse erstes Jahr): 9,3
Gesamtinvestition (Prospektkalkulation):  ca. 2.000 Euro/kW
Einspeisevergütung für den produzierten Windstrom: 9,41 Eurocent/kWh (bei Inbetriebnahme 2012), 9,27 Eurocent/kWh (2013)

Die Prognoserechnung geht davon aus, dass die Anlagen zum Verkaufzeitpunkt 2033 zu einem Betrag von 15 Prozent der ursprünglichen Anschaffungskosten verkauft werden können. Dafür müssen die Anlagen funktionsfähig bleiben und die Pacht verlängert werden können.


Investitionen

Die Investitionen des Fonds sind noch nicht bekannt (Stand: 26. Juli 2012). Laut Investitionskriterien soll der Fonds mehrheitlich im süddeutschen Raum in Windenergieanlagen an mindestens drei verschiedenen Standorten investieren. Die Fondsgesellschaft kann dabei auch Minderheitsbeteiligungen an Projektgesellschaften eingehen.

Die Investitionskriterien verlangen zudem auf Projektebene eine Mindest-Eigenkapitalrendite  von durchschnittlich 6 Prozent pro Jahr vor Steuern. Bei der Berechnung wird der Zeitraum der EEG-Vergütung inkl. des angenommenen Restwertes von 15 Prozent der Anschaffungskosten berücksichtigt. Eine Mindest-Eigenkapitalrendite von 6 Prozent pro Jahr  auf Ebene einer Projektgesellschaft würde bedeuten, dass durch die Fondsnebenkosten und die laufende Fondskosten die Eigenkapital-Rendite auf Fondsebene unter 6 Prozent liegen würde. Um die prognostizierte Eigenkapital-Rendite auf Fondsebene in dem Fall erreichen zu können, wären nach Angaben der Anbieterin das Gesamtportfolio  um deutlich rentablere Projektgesellschaften  zu ergänzen.

Die Fondsgesellschaft erwirbt eine Projektgesellschaft erst dann, wenn eine verbindliche Finanzierungszusage einer Bank, mindestens ein Windgutachten sowie ein unterschriftsreifer Generalübernehmervertrag vorliegen. Die Rödl Treuhand Hamburg GmbH prüft als externer Investitionskontrolleur, ob die beabsichtigten Beteiligungen an Projektgesellschaften mit den Investitionskriterien übereinstimmen.

Aus den Prospektangaben ist nicht ersichtlich, ob (und wenn ja, in welcher Höhe) die Anbieterin bei der Berechnung der Stromerträge Sicherheitsabschläge, Verfügbarkeitsverluste und Leitungsverluste einkalkuliert hat.


Ökologische Wirkung

Mit der prognostizierten Strommenge von ca. 45,8 Millionen kWh können bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh rechnerisch rund 13.000 Haushalte jährlich versorgt werden. Im Vergleich zur Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken werden durch den Betrieb der Windenergieanlagen somit circa 22.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.

Der Windpark befindet sich in Bayern, das nur rund zwei Prozent der in Deutschland insgesamt installierten Windenergieleistung auf sich vereint. Volkswirtschaftlich und ökologisch ist der Ausbau in Bayern sinnvoll, da die Industrie in Süddeutschland viel Strom verbraucht. Es ist einfacher, den Strom in Süddeutschland zu erzeugen, als ihn über neue Stromtrassen aus Norddeutschland zu transportieren.

Die konkreten Gegebenheiten vor Ort können nicht beurteilt werden, da die Projekte des Fonds noch nicht abschließend feststehen.


Risiko

Die geplanten Investitionen des Fonds stehen noch nicht fest (Stand: 26. Juli 2012). Es handelt sich somit um einen so genannten Blindpool-Fonds. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Fonds nicht ausreichend viele Windenergieprojekte erwerben kann, die die Investitionskriterien des Fonds erfüllen. Weiterhin besteht das Risiko, dass sich Annahmen aus der Prospektkalkulation als zu optimistisch erweisen. Beispielsweise könnten Wartungs-, Fremdfinanzierungs-, Pacht- und Versicherungsverträge nur zu Konditionen abgeschlossen werden, die beim Fonds zu höheren Kosten als geplant führen.

Während der Betriebsphase können die Stromerträge niedriger als kalkuliert ausfallen. In diesem Zusammenhang ist es als riskant anzusehen, dass laut Investitionskriterien nur ein Windgutachten je Projekt erstellt werden muss. Gerade aufgrund der vergleichsweise geringen Erfahrungswerte bei sehr hohen Windenergieanlagen wären drei Gutachten je Projekt sinnvoll.

Nach Angaben der Anbieterin handelt es sich dabei aber nur um ein Mindestkriterium, da oftmals schon die fremdfinanzierenden Banken mehr als ein Gutachten fordern würden. Da der Fonds laut der Investitionskriterien erst bei Vorlage einer verbindlichen Finanzierungszusage durch Banken investiert, ist insofern sichergestellt, dass zum Investitionszeitpunkt des Fonds die Banken mit der Anzahl und der Qualität der vorliegenden Windgutachten einverstanden sind.

Die Entwicklung, der Bau und Betrieb der Windenergieanlagen des Fonds kann durch Gesellschaften der Firmengruppe Max Bögl erfolgen. Auch die Max Bögl Fondsinvest GmbH, Anbieterin und mit der Übernahme wesentlicher Geschäftsführungsaufgaben für den Fonds beauftragt, gehört zur Firmengruppe Max Bögl. Somit könnte – beispielsweise bei den Kaufpreisverhandlungen – ein Potential für Interessenkonflikte bestehen. Zudem darf sich der Fonds laut Investitionskriterien als Minderheitsgesellschafter an den Windenergie-Projektgesellschaften beteiligen, so dass die Stimmenmehrheit bei diesen Projektgesellschaften eventuell bei Unternehmen der Firmengruppe Max Bögl verbleiben würde. Dadurch würde sich das Risiko erhöhen, dass sich Interessenkonflikte realisieren. Allerdings sind laut Fondskonzept keine Minderheitsbeteiligungen geplant.


Stärken   
+ Risikostreuung durch Investition in mehrere Standorte geplant
+ Externer Investitionskontrolleur
+ Investitionskriterium Mindest-Projektrendite vorhanden
+ Geringe Weichkosten

Schwächen
- Blindpool
- Bauherrenrisiko
- Potential für Interessenkonflikte
- Projektbezogene Verträge (z. B. Fremdfinanzierung, Wartung) größtenteils noch nicht abgeschlossen und Konditionen nicht gesichert
- Prognoserechnung teilweise wenig detailliert
- Nur ein Windgutachten je Projekt als Mindestanforderung definiert

Chancen
+ Direktvermarktung des Windstroms

Risiken
- Erreichen des prognostizierten Verkaufserlöses nach geplanten 20 Jahren
- Energie-ertragsschwankungen


Fazit:
Finanziell
Der Fonds soll sich voraussichtlich an Windenergieanlagen an drei Standorten in Süddeutschland beteiligen. Derzeit sind aber noch keine Investitionen bekannt. Hinter dem Fonds steht das innovative und renommierte Bauunternehmen Max Bögl, das mit einem neugegründeten Unternehmen Hybridtürme für sehr hohe Windenergieanlagen herstellt. Somit ist die Windbranche noch relatives Neuland für die Unternehmensgruppe, die z. B. noch keine Windenergieanlagen über viele Jahre betrieben hat. Zudem ist der maxwind 1 der erste Windenergiefonds von Max Bögl, so dass entsprechende Leistungsnachweise noch nicht vorliegen. Positiv ist der Überprüfung der Projekte durch einen externen Investitionskontrolleur zu bewerten. Zudem sind die Weichkosten gering.
Nachhaltigkeit
Für den Erfolg der Energiewende ist eine verstärkte Nutzung der Windenergie in Süddeutschland unverzichtbar. Die Anlagen des Fonds können dazu beitragen.
ECOreporter.de-Empfehlung
Der Name Max Bögl ist das Hauptargument für den Fonds. Der Prospekt selbst ist – auch aufgrund der Blindpool-Konzeption – wenig aussagekräftig. Das Geschäft von Max Bögl umfasst unter anderem große Bauprojekte, bei denen es mit den Auftraggebern auf Augenhöhe verhandelt. Dagegen hat der kleine Privatanleger beim Fonds maxwind 1 auf die Entscheidungsfindungen und die Vertragsgestaltungen (z. b. Kaufpreis) einen vergleichsweise sehr geringen bzw. gar keinen Einfluss und muss somit darauf vertrauen, dass Max Bögl ihn fair behandelt.
Basisdaten
Anbieterin und Prospektverantwortliche und mit Geschäftsführung betraute Gesellschaft: Max Bögl Fondsinvest GmbH, SengenthalFondsgesellschaft (Emittentin): maxwind 1 Fonds GmbH & Co. KG, SengenthalKomplementärin und originäre Geschäftsführerin: maxwind 1Verwaltungs GmbH, SengenthalTreuhänderin: RWB Revisions- und Wirtschaftsberatung GmbH, RegensburgBeteiligungsform: Treugeber, Umwandlung in Direktkommanditist möglich

Fondswährung: Euro
Gesamtinvestitionsvolumen: 41,2 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio): 10,0 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 5.000 Euro
Agio: 5 Prozent
Laufzeit: 21 Jahre (Prognosezeitraum), erstmalige Kündigungsmöglichkeit zum 31. Dezember 2035
BaFin-Gestattung: Ja
Leistungsbilanz: Nein
IDW-Prospektprüfungsbericht: Nein
Mittelverwendungskontrolle: Nicht im vollen Umfang, aber Investitionskontrolle im Vorfeld
Sensitivitätsanalyse: Ja
Haftsumme: 20 Prozent der Kommanditeinlage (Außenverhältnis), 100 Prozent (Innenverhältnis)
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