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ECOanlagecheck: Geschlossener Fonds RE02 Windenergie Deutschland von reconcept


Der Fonds beteiligt sich als Erstes an dem Windpark Niederlehme südlich von Berlin, der Ende 2012 ans Netz gehen sollen. Es handelt sich dabei um zwei Windkraftanlagen des dänischen Herstellers Vestas mit einer Nennleistung von jeweils zwei Megawatt (MW). Nach Angaben der Anbieterin sind die Verträge mit dem Projektentwickler unterzeichnet und die Windkraftanlagen angezahlt. Errichtet wird der Windpark von der renommierten ABO Wind AG aus Wiesbaden als Generalübernehmer.

Ein weiterer Windpark mit fünf Windkraftanlagen von Vestas mit einer Leistung von jeweils drei MW wird von der Firma Gewi aus Husum geplant und soll im zweiten Quartal 2013 in Thüringen Betrieb gehen. Dieser Windpark wurde laut Prospektnachtrag per Exklusivvereinbarung für den Fonds gesichert. Bei vollständiger Realisierung und Übernahme beider Windkraftprojekte wären damit rechnerisch rund 90 Prozent der – beim prospektierten Eigenkapitalvolumen von zehn Millionen Euro – geplanten Investitionen des Fonds fixiert.

Fondsinitiatorin und Leistungsbilanz

Der Windfonds RE02 Windenergie Deutschland ist das zweite Publikumsbeteiligungsangebot der 2011 gegründeten reconcept invest GmbH aus Hamburg. Im letzten Jahr hatte sie einen Solarfonds auf den Markt gebracht, der in einen Solarpark in Spanien investierte und dessen Platzierungsphase Mitte 2012 beendet wurde. Daher liegt derzeit noch keine Leistungsbilanz der reconcept invest GmbH vor.

Die Fondsanbieterin ist eine Tochtergesellschaft der reconcept GmbH, die bereits seit 1998 geschlossene Fonds – vorrangig Windfonds von WKN – bei der Konzeption, Finanzierung, Eigenkapitalplatzierung und Vermarktung begleitet hat, aber keine eigenen Fonds aufgelegt hat. Die reconcept GmbH gehörte bis 2008 zur heutigen WKN AG Unternehmensgruppe, die Windparkprojekte entwickelt. Mittelbarer Mehrheitsgesellschafter beider Unternehmen ist Volker Friedrichsen, der seit mehr als 20 Jahren in der Windenergiebranche, u.a. als ehemaliger Geschäftsführer von Vestas Deutschland, tätig ist und laut Prospekt das Management der reconcept GmbH in grundsätzlichen Fragen berät.

Eigenkapitalhöhe und Platzierungsgarantie

Gesamtfinanzierungsvolumen: 37,7 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen: 9,1 Millionen Euro (24,2 Prozent)
Platzierungsgarantie: Nein
Agio: 0,3 Millionen Euro (0,7 Prozent)
Fremdkapitalvolumen: 28,3 Millionen Euro (75,1 Prozent)

Das Fremdkapital soll auf der Ebene der Betriebsgesellschaften aufgenommen werden. Den jährlichen Darlehenszins kalkuliert die Anbieterin mit 2,35 Prozent (Windpark Niederlehme/ABO Wind) bzw. 2,8 Prozent (Windpark Thüringen/ Gewi-Park) für die ersten zehn Jahre und 6,0 Prozent nach Ablauf der zehnjährigen Zinsbindungsdauer. Nach Angaben von reconcept konnte für den Windpark Niederlehme mit 1,95 Prozent (100 Prozent Auszahlung) ein niedrigerer Zins als kalkuliert vertraglich fixiert werden.

Fondsnebenkosten
(in Prozent des Eigenkapitalvolumens ohne Agio)

Agio: 3,0 Prozent
Eigenkapitalvermittlung (ohne Agio): 8,0 Prozent
Konzeption: 4,8 Prozent
Projektvermittlung: 3,1 Prozent
Fremdkapitalvermittlung: 2,4 Prozent
Prospekterstellung und Marketing: 0,8 Prozent
Beratung und Gutachten: 0,8 Prozent
Sonstiges: 0,5 Prozent
Gesamtweichkosten: 23,4 Prozent

Die Gesamtweichkosten liegen über dem Durchschnittsbereich der von ECOreporter.de in den letzten 18 Monaten analysierten Windfonds. Die Vergütung für die Konzeption beträgt unabhängig vom tatsächlichen Platzierungsvolumen mindestens 476.000 Euro (inkl. Umsatzsteuer).

Laufende Kosten

Wartung und Instandhaltung (pro Jahr, Prognose): 26.400 Euro/MW
Technische und kaufmännische Betriebsführung (erstes Jahr, Prognose): 6.500 Euro/MW
Pacht (erstes Jahr, Prognose): 11.100 Euro/MW
Anlegerbetreuung (erstes Jahr): 1.800 Euro/MW
Kostensteigerung (pro Jahr; Kalkulation): 2,0 Prozent

Die Kosten für Wartung und Instandhaltung sind mit rund 1,1 Eurocent pro Kilowattstunde (kWh) Jahresenergieertrag der Windenergieanlagen realistisch kalkuliert. Eine Vergütung für die Fondsgeschäftsführung ist laut Prospekt nicht vorgesehen.

Laufzeit und Ausschüttungen

Laufzeit: 21 Jahre (Prognosezeitraum), erstmalige Kündigungsmöglichkeit zum 31. Dezember 2033
Gesamtausschüttung (Prospektkalkulation): 270,3 Prozent (inkl. 103 Prozent Kapitalrückzahlung)
Ausschüttung durch Verkaufserlös (Kalkulation): 19 Prozent
Renditeprognose vor Steuern pro Jahr (IRR, Kalkulation):  8,0 Prozent
Einkunftsart: Einkünfte aus Gewerbebetrieb
Einkaufsfaktor (Gesamtkaufpreis/prognostizierte Stromerlöse erstes Jahr): 8,5 (Prognoserechnung)
Gesamtfinanzierung (Prospektkalkulation): 1.982 Euro/kW
Einspeisevergütung für den produzierten Windstrom: 9,74 Eurocent/kWh (Direktvermarktung, Kalkulation)

Die Prognoserechnung geht davon aus, dass der von den Windkraftanlagen erzeugte Strom im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetztes (EEG) direkt vermarktet wird. Der kalkulierte Vergütungssatz von 9,74 Eurocent/kWh (für 2013) liegt ca. 3,5 Prozent über dem regulären EEG-Einspeistarif von 9,41 Eurocent/kWh. Der Fonds kann mit seinen Anlagen nach geltender Rechtslage zum regulären EEG-Tarif zurückkehren, falls die EEG-Direktvermarktung für den Fonds nicht lukrativ oder die Risiken zu hoch sein sollten. Derzeit ist geplant, die Managementprämie bei der Direktvermarktung um 0,25 Eurocent je Kilowattstunde (fernsteuerbare Anlagen) bis 0,35 Eurocent/kWh zusätzlich zu kürzen. Bei dem größeren Gewi-Windkraftprojekt wurde laut Prospekt aus Vorsichtsgründen nur mit einem Drittel der Managementprämie für die Betreibergesellschaft kalkuliert. Zudem sind die Windkraftanlagen fernsteuerbar, so dass nach Angaben  der Anbieterin die Fondskalkulation (mit Reserven) weiterhin unverändert gelassen werden könne.

Der Einkaufsfaktor (Gesamtkaufpreis/prognostizierte Stromerlöse erstes Jahr) war im Hauptprospekt mit 7,9 niedrig kalkuliert. Auf Basis der im Prospektnachtrag infolge der Projektanbindungen aktualisierten Zahlen hat sich der Einkaufsfaktor auf 8,5 erhöht und befindet sich damit im marktüblichen Bereich. Die Renditeprognose vor Steuern hat sich trotzdem von 7,1 Prozent (Hauptprospekt) auf 8,0 Prozent (Prospektnachtrag) erhöht, da im Prospektnachtrag mit einem um ca. 0,8 Prozentpunkte niedrigeren Fremdkapitalzinssatz kalkuliert wird und zudem die Fremdkapitalquote um ca. 5 Prozent auf 75 Prozent erhöht wurde, so dass die Hebelwirkung einer hohen Fremdkapitalquote auf die Eigenkapitalrendite ausgenutzt wird.

Investitionen

Für jeden Windpark, den der Fonds erworben hat bzw. erwerben will, müssen laut Investitionskriterien zwei Windgutachten vorliegen. Die Investitionskriterien erlauben es, dass der Fonds Windparks erwirbt, für die noch nicht alle Genehmigungen vorliegen oder die noch keine Finanzierungszusage haben. Zudem gibt es kein Investitionskriterium, dass eine Mindestrenditeerwartung der Windkraftprojekte verlangt.

Grundsätzlich könnte der Fonds auch Windkraftprojekte der WKN AG erwerben, deren Mehrheitsgesellschafter Friedrichsen auch Inhaber von reconcept ist, so dass Interessenkonflikte entstehen könnten. Nach Angaben von reconcept ist der Erwerb von Windkraftprojekten der WKN AG aber nicht vorgesehen.
Die Anbieterin kalkuliert nach eigenen Angaben bei der Prognose der Stromerträge für Verfügbarkeitsverluste – entsprechend den von den Anlagenherstellern garantierten technischen Verfügbarkeiten – Abschläge von 2 bis 4 Prozent, Leitungsverluste von 1,5 Prozent und einen darüber hinaus gehenden weiteren Sicherheitsabschlag von 5 Prozent ein.

Ökologische Wirkung

Mit der Strommenge von 32 Millionen kWh, die (bei einem Eigenkapitalvolumen von zehn Millionen Euro) die Windkraftanlagen abzüglich der Sicherheitsabschläge laut Prospektkalkulation voraussichtlich erzeugen, können bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh rechnerisch rund 9.000 Haushalte jährlich versorgt werden. Im Vergleich zur Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken werden durch den Betrieb der Windkraftanlagen somit circa 15.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.
Eine Windkraftanlage produziert bei den angegebenen Windgeschwindigkeiten in ungefähr einem Jahr so viel Strom wie zu ihrer Herstellung notwendig war („Energieamortisationszeit“).

Risiko

Das vom Fonds erworbene erste Windkraftprojekt (2 mal 2 MW) soll bis Ende 2012 errichtet werden, so dass derzeit noch Baurisiken bestehen. Für das deutlich größere, per Exklusivvereinbarung vom Fonds gesicherte zweite Projekt (5 mal 3 MW), das im zweiten Quartal 2013 errichtet werden soll, liegen zudem noch nicht alle Genehmigungen vor (Stand: 2. Oktober 2012). Anzahlungen werden nach Angaben der Anbieterin nur geleistet, soweit eine werthaltige Gegenleistung oder eine Zahlungsbürgschaft vorgelegt wird. Es kann trotzdem nicht vollkommen ausgeschlossen werden, dass das Projekt scheitert, eventuell geleistete Anzahlungen verloren gehen und der Fonds keine anderen Projekte oder nur weniger rentable Projekte als Ersatz erwerben kann. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es beim Fonds kein Investitionskriterium gibt, das eine bestimmte Mindestrentabilität der Windkraftprojekte verlangt.

Einerseits beruht die Prognoserechnung auf den wirtschaftlichen Rahmenparametern (z.B. Kaufpreis) der beiden im Prospektnachtrag genannten Windkraftprojekten, andererseits können diese wirtschaftlichen Kennzahlen aber nach Angaben der Anbietern noch nicht bekannt gegeben werden, da noch nicht beide Windparks erworben sind. Daher kann die aktualisierte Prognoserechnung von Außenstehenden derzeit noch nicht nachgeprüft werden.

Stärken  
Erstes Windkraftprojekt von einem renommierten Projektierer erworben
Muttergesellschaft reconcept GmbH mit langjähriger Windkraft-Historie

Schwächen
Noch Genehmigungs-, Bau- und Bauherrenrisiken
Wenig aussagekräftige Investitionskriterien
Teilweise projektbezogene Verträge noch nicht abgeschlossen und Konditionen nicht gesichert

Chancen
Steigende Strompreise

Risiken

Erreichen des prognostizierten Verkaufserlöses
Energieertragsschwankungen

Fazit:

Finanziell


Der Fonds hat sein erstes Windkraftprojekt erworben. Mit dem geplanten zweiten Projekt, für das eine Exklusivvereinbarung besteht, wäre der Fonds nahezu vollinvestiert. Der Erwerb des zweiten Projektes ist vor allem aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Genehmigungsphase offen, es ist aber bereits in die für den Prospektnachtrag erstellte hohe Ausschüttungsprognose einberechnet worden. Daher ist eventuell eine Reduzierung der hohen Renditeprognose notwendig, wenn das Projekt gar nicht bzw. nicht zu den kalkulierten Konditionen vom Fonds übernommen werden kann. Die Weichkosten liegen über dem Durchschnitt bei Windfonds.

Nachhaltigkeit

Die Windkraft auf dem Land bietet in Deutschland eine nachhaltige Form der Energieerzeugung – sowohl im ökologischen wie im volkswirtschaftlichen Sinne.

ECOreporter.de-Empfehlung

Ein nachhaltiger Fonds, dessen wirtschaftlicher Erfolg voraussichtlich zu einem großen Teil davon abhängen wird, ob der Fonds das zweite Windkraftprojekt plangemäß übernehmen kann.

Basisdaten

Anbieterin und Prospektverantwortliche: reconcept invest GmbH, Hamburg
Fondsgesellschaft (Emittentin): reconcept Windenergie Deutschland GmbH & Co. KG, Hamburg
Komplementärin und Geschäftsführerin: reconcept Capital GmbH, Hamburg
Treuhänderin: TKS Treuhand Kontor Süderelbe GmbH, Hamburg
Beteiligungsform: Treugeber, ab 1.1.2014 Umwandlung in Direktkommanditist möglich

Fondswährung: Euro
Gesamtinvestitionsvolumen: 37,7 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio): 9,1 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 10.000 Euro
Agio: 3 Prozent
Laufzeit: 21 Jahre (Prognosezeitraum), erstmalige Kündigungsmöglichkeit zum 31. Dezember 2033

BaFin-Gestattung: Ja
Leistungsbilanz: Nein
IDW-Prospektprüfungsbericht: Ja
Mittelverwendungskontrolle: PKF Maack & Company Steuerberatungsgesellschaft mbH,
Sensitivitätsanalyse: Ja
Haftsumme: 10 Prozent der Kommanditeinlage (Außenverhältnis), 100 Prozent (Innenverhältnis)
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