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ECOanlagecheck: Geschlossener Fonds SolarINVEST VI von Aquila Capital

Seinen sechsten Solarfonds hat das Emissionshaus Aquila Capital aus Hamburg aufgelegt. Der SolarINVEST VI investiert in den größten Solarpark Niedersachsens, der laut Prospekt zugleich auch der größte Solarpark der Welt ist, der auf Dünnschichtmodule der CIGS-Technologie setzt. Anleger können sich ab 15.000 Euro plus fünf Prozent Agio beteiligen Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.

Der Solarpark Ammerland befindet sich auf einem ehemaligen militärischen Fliegerhorst bei Oldenburg in Niedersachsen, einer so genannten Konversionsfläche – das sind brachliegende Militär- oder Industrieflächen, die durch eine Nutzungsänderung, z. B. dem Bau eines Solarparks, eine Umwandlung (Konversion) erfahren haben.

Der Solarpark ist seit September 2011 am Netz und hat eine Nennleistung von rund 21 Megawattpeak (MWp). Im Solarpark wurden in Deutschland hergestellte CIGS-Dünnschichtmodule von Q-Cells verbaut. CIGS steht für die eingesetzten Elemente Copper (Kupfer), Indium, Gallium, Selenium (Selen) oder Sulfur (Schwefel).

Fondsanbieterin und Leistungsbilanz

Die Aquila Gruppe wurde 2001 gegründet und hat nach eigenen Angaben über 200 Mitarbeiter. Die Fondsanbieterin Aquila Capital Structures Assets GmbH aus Hamburg ist innerhalb der Aquila Gruppe das Emissionshaus für geschlossene Fonds. Sie hat seit 2006 einen Private Equity-Fonds aufgelegt, drei Klimaschutzfonds (die in Projekte im Markt für CO2-Emissionszertifikate investierten), drei Waldfonds, vier Agrarfonds, zwei Wasserkraftfonds und fünf Solarfonds. Von den fünf Solarfonds investierten drei in Deutschland und zwei in Frankreich. Der erste Solarfonds wurde bis April 2010 platziert und hat im Dezember 2011 eine um 0,5 Prozent über dem prospektierten Wert liegende Auszahlung an die Anleger geleistet. Die vier anderen Solarfonds befanden sich 2011 noch in der Platzierungsphase, so dass die aktuelle Leistungsbilanz von Aquila Capital hinsichtlich der Performance der Solarfonds noch nicht aussagekräftig ist.

Eigenkapitalhöhe und Platzierungsgarantie

Gesamtinvestitionsvolumen: 52,5 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen: 11,7 Millionen Euro (22,3 Prozent)
Platzierungsgarantie: Nein
Agio: 0,6 Millionen Euro (1,1 Prozent)
Fremdkapitalvolumen: 34,0 Millionen Euro (64,7 Prozent)
Kaufpreiseinbehalt: 6,2 Millionen Euro (11,9 Prozent)

Mit dem Modulhersteller wurde ein Kaufpreiseinbehalt vereinbart: Zusammen 4 Millionen Euro sind in zehn gleichen Jahresraten zu leisten, wenn im vorangegangenen Jahr die garantierten Leistungswerte erreicht wurden. Weitere rund 2,3 Millionen Euro sind nach Ablauf von 20 Jahren fällig, wenn die Leistungsgarantie eingehalten wurde.

Das Eigenkapitalvolumen kann von der Fondsgeschäftsführung um weitere 2 Millionen Euro auf maximal 13,7 Millionen Euro erhöht werden.
Das Fremdkapital wird auf Ebene der drei Betreibergesellschaften des Solarparks Ammerland aufgenommen. Zum Zeitpunkt der Prospekterstellung hat eine der Betreibergesellschaften Darlehensverträge mit einer deutschen Sparkasse über 12 Millionen Euro abgeschlossen. Das Hauptdarlehen aus dem KfW-Programm hat ein Volumen von 10 Millionen Euro bei einem Zinssatz von 3,5 Prozent und einer Laufzeit von 18 Jahren. Die Fondsgesellschaft hat mit der Verkäuferin des Solarparks, der GP Joule Holding GmbH & Co. KG, vertraglich vereinbart, dass GP Joule den Betreibergesellschaften zu Ende Oktober 2011 eine langfristige Fremdfinanzierung zu marktüblichen Konditionen (KfW-Zinssatz 3,5 Prozent) vermittelt. Da zu dem festgesetzten Zeitpunkt für zwei Betreibegesellschaften noch keine langfristige Fremdfinanzierung vorlag, ist GP Joule zu einer Kompensationszahlung verpflichtet, die den Zinsnachteil durch die aufgenommene Fremdkapital-Zwischenfinanzierung ausgleicht. Nach Angaben der Fondsanbieterin liegen für die beiden Betreibergesellschaften inzwischen verbindliche Darlehenszusagen („Termsheets“) der finanzierenden Bank vor.

Die Zinsbindungsfrist der KfW-Darlehen beträgt zehn Jahre. Im Prospekt wird nicht erwähnt, mit welchem Zinssatz danach gerechnet wird. Nach eigenen Angaben kalkuliert die Anbieterin für den Anschlusszeitraum mit einem Zinssatz von 5,5 Prozent.

Fondsnebenkosten
(in Prozent des Eigenkapitalvolumens ohne Agio)

Agio: 5,0 Prozent
Eigenkapitalvermittlung (ohne Agio): 5,0 Prozent
Projektbeschaffung: 7,0 Prozent
Konzeption/Marketing: 1,5 Prozent
Finanzierungsvermittlung/Beratung: 2,5 Prozent
Treuhandeinrichtung: 0,5 Prozent
Vorsteuer: 1,0 Prozent
Gesamtweichkosten: 22,5 Prozent

Die Gesamtweichkosten liegen leicht über den Durchschnittsbereich der von ECOreporter.de in den letzten zwölf Monaten analysierten Solarfonds, die in Deutschland investieren.

Laufende Kosten

Technische Betriebsführung (inkl. Wartung und Instandsetzung, erstes Jahr): 15,0 Euro pro Kilowattpeak (kWp)
Kaufmännische Geschäftsführung (inkl. Fondsverwaltung, erstes Jahr): 6,9 Euro/kWp
Kostensteigerung (Vertrag): 2,0 Prozent pro Jahr.

Die Vergütung für die kaufmännische Geschäftsführung (inkl. Fondsverwaltung) je kWp liegt im marktüblichen Bereich. Bei den Betriebsführungs- und Wartungsverträgen handelt es sich laut Prospekt um Vollwartungsverträge, so dass angesichts des Leistungsumfangs die vereinbarte Vergütung von 15 Euro/kWp niedrig ist. Zum Ausgleich erhält die Betriebsführerin GP Joule PV Service GmbH & Co. KG zusätzlich zur Pauschalvergütung 45 Prozent des Ertrages, der sich aus einem über der Prognose liegenden Wirkungsgrad (Performance Ratio) der Anlage ergibt. Bei einer Performance Ratio, die unter von den Gutachern ermittelten Werten liegt, wird dagegen die pauschale Vergütung auf bis zu 13 Euro/kWp reduziert. Die Verträge beinhalten feste Preisanpassungsklauseln von zwei Prozent pro Jahr.

Laufzeit und Ausschüttungen

Laufzeit: 20 Jahre, keine ordentliche Kündigung möglich
Gesamtausschüttung: 248 Prozent (inkl. 105 Prozent Kapitalrückzahlung)
Ausschüttung durch Verkaufserlös: 73 Prozent
Rendite vor Steuern pro Jahr (IRR): 6,5 Prozent
Einkaufsfaktor (Kaufpreis Solaranlagen/Stromerlöse erstes Jahr): 9,1
Gesamtinvestition: 2.499 Euro/kWp
Einspeisevergütung: 0,2207 Euro/kWh

Die Gesamtinvestition pro kWp ist für einen deutschen Solarfonds mit einer Anlage aus 2011 relativ hoch, da das Grundstück, auf denen sich der Solarpark befindet, nicht gepachtet, sondern gekauft wurde. Das 85 Hektar große Grundstück hat rund 4,5 Millionen Euro (8,6 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens) gekostet, umgerechnet rund 53 Euro/m².  In der Prognoserechnung wird angenommen, dass nach 20 Jahren das Grundstück zu 100 Prozent des Kaufpreises und die Solaranlage zu 9 Prozent der ursprünglichen Anschaffungskosten (3,7 Millionen Euro) veräußert werden kann. Dieser prognostizierte Verkaufspreis von zusammen 8,2 Millionen Euro ist auch Grundlage einer Vereinbarung zwischen der Fondsgesellschaft und der Verkäuferin der Solaranlage, der GP Joule Holding GmbH & Co. KG. So hat die Fondsgesellschaft die Option, den Solarpark nach 20 Jahren an GP Joule für 8,2 Millionen Euro zu verkaufen („Put“). Umgekehrt hat GP Joule auch eine entsprechende Kaufoption („Call“).

Die Komplementärin kann die Fondslaufzeit um ein Jahr auf 21 Jahre verlängern. In diesem Zeitraum kann die Fondsgesellschaft ohne Zustimmung der Komplementärin nicht aufgelöst werden. Nach Ablauf von 21 Jahren sind weitere Verlängerungen der Fondslaufzeit durch Gesellschafterbeschluss mit einfacher Mehrheit möglich.

Die Anleger erzielen laut Prospekt Einnahmen aus Gewerbebetrieb. Wenn die Anleger die prognostizierte Gesamtausschüttung von 248 Prozent erhalten haben, werden die weiteren Ausschüttungen zu 80 Prozent den Anlegern und zu 20 Prozent der Komplementärin als Gewinnvorab zugewiesen.

Technik und Erträge

Im Solarpark Ammerland werden CIGS-Dünnschichtmodule des Typs Q.Smart des deutschen Unternehmens Q-Cells SE verwendet. Die Module sind TÜV-zertifiziert und wurden in Deutschland hergestellt. Die CIGS (Kupfer, Indium, Gallium, Selen oder Schwefel)-Technologie, auf die Q.Smart aufbaut, wurde nach Angaben des Herstellers 1983 im Ängstrom Solar Center der Universität von Uppsala in Schweden entwickelt. Kommerziell genutzt wurde die Technologie seit 2006 von der Solibro GmbH, gegründet von Q-Cells und der schwedischen Solibro AB. 2009 wurde die Solibro GmbH von Q-Cells übernommen. Laut Prospekt hat das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE einem Q.Smart-Modul einen Gesamtflächenwirkungsgrad von 13,4 Prozent bestätigt, womit es einen Weltrekord-Wirkungsgrad bei seriengefertigten Dünnschichtmodulen halte. Zum Zeitpunkt der Prospekterstellung gab es 47 Referenzanlagen, die Q-Smart-Module verwenden.
Die Wechselrichter kommen vom deutschen Hersteller Refusol GmbH aus Metzingen in Baden-Württemberg.

Die beiden anerkannten Gutachter, Dr. Littmann Consulting aus Ennepetal und das Ingenieurbüro Dr. Bergmann aus Ilmenau, ermittelten im Durchschnitt eine Performance Ratio von rund 86,4 Prozent und einen gewichteten spezifischen Ertrag von durchschnittlich 995 kWh/kWp. Für die Prospektkalkulation hat die Anbieterin einen Sicherheitsabschlag von einem Prozent vom Mittelwert der beiden spezifischen Ertragswerte vorgenommen. Auch die jährliche Leistungsabnahme der Module (Degradation) wurde kaufmännisch vorsichtig kalkuliert: Kalkulationsbasis ist eine Degradation von 0,5 Prozent pro Jahr, während die Gutachter im Durchschnitt mit 0,4 Prozent rechnen.

Laut Prospekt geht Q-Cells auf Basis der Daten der Referenzanlagen von einer Überperformance der Module gegenüber den gutachterlichen Prognosen aus. Nach Angaben der Fondsanbieterin lagen die Stromerträge des Solarparks in den ersten fünf Monaten des Betriebs (Oktober 2011 bis Februar 2012) rund 14 Prozent – teilweise wetterbedingt – über dem Plan.

Ökologische Wirkung

Der Solarpark Ammerland wurde auf der Konversionsfläche eines ehemaligen Militärfliegerhorstes in Niedersachsen errichtet. Die horizontale Sonneneinstrahlung (Globalstrahlung) beträgt laut Gutachter-Durchschnitt voraussichtlich 988 kWh/m² pro Jahr.

Die verwendeten Dünnschichtmodule enthalten in geringen Mengen das toxische Selen und das giftige Schwermetall Cadmium in der chemischen Verbindung Cadmiumsulfid. Annahmegemäß wird der Fonds den Solarpark samt Modulen laut Vertrag nach 20 Jahren an GP Joule verkaufen. Daher finden sich im Prospekt keine Hinweise, ob die Module mit dem Ende ihrer Lebensdauer vom Hersteller zurückgenommen, entsorgt oder recycelt werden.

Mit der Stromproduktion des Solarparks können voraussichtlich jährlich circa 13.000 Tonnen CO2 gegenüber der Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken eingespart werden. Mit der produzierten Strommenge können bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh rund 5.800 Haushalte jährlich versorgt werden.

Risiko

Der Solarpark des Fonds ist seit Ende September 2011 vollständig am Netz, so dass keine Fertigstellungs- und Inbetriebnahmerisiken bestehen. Nach Angaben von Aquila Capital liegt der Stromertrag des Solarparks bislang 14 Prozent über dem prognostizierten Wert (Stand: 5. März 2012). Zwei der drei Betreibergesellschaften des Solarparks haben noch keine abgeschlossene Fremdfinanzierung. Nach Angaben der Anbieterin liegen aber verbindliche Darlehenszusagen (Termsheets) vor (Stand: 5. März 2012).

Die im Solarpark Ammerland eingesetzten Module kommen vom Hersteller Q-Cells SE, der sich derzeit in einer wirtschaftlich angespannten Lage befindet. Für den Fonds besteht das Risiko, dass Q-Cells insolvent wird. In dem Fall könnte der Fonds mögliche Ansprüche aus den Garantien, die Q-Cells als Modulhersteller abgegeben hat, voraussichtlich nicht mehr durchsetzen. So gewährt Q-Cells für ihre Module eine Leistungsgarantie von 100 Prozent für die ersten drei Jahre, 90 Prozent für zehn Jahre und 80 Prozent für 25 Jahre.

Aufgrund der leistungsabhängigen Kaufpreiszahlungs-Modalitäten sind die sich aus einem Ausfall des Garantiegebers ergebenden Risiken für den Fonds aber deutlich gemindert. Rund 7,9 Millionen Euro des Gesamt-Modulkaufpreises von 18,9 Millionen Euro sind erst zu leisten, wenn nach dem Probebetrieb voraussichtlich im dritten Quartal 2012 die vollständige Mängelfreiheit der Module sowie die erwartete Lebensdauer von 20 Jahren durch einen unabhängigen Sachverständigen bestätigt werden. Weitere rund 4 Millionen Euro sind nur dann in zehn gleichen Jahresraten zu leisten, wenn die von Q-Cells garantierten Leistungswerte im jeweils vorangegangenen Jahr erreicht wurden. Weitere rund 2,3 Millionen Euro des Kaufpreises sind erst nach Ablauf von 20 Jahren fällig, wenn die Leistungsgarantie eingehalten wurde.

Stärken 

Solarpark seit mehreren Monaten in Betrieb
Vertragliche Minderung von Betriebs(kosten)risiken
Kaufpreiseinbehalt mit Modulleistungs-Komponente

Schwächen

Keine Risikostreuung über mehrere Standorte

Chancen

Neue Modultechnologie mit Mehrertragspotential


Risiken

Zinssteigerung nach Ende der Zinsbindung

Fazit:

Finanziell


Der Solarpark Ammerland ist seit fünf Monaten am Netz und liefert bislang überdurchschnittliche Erträge. Module und Wechselrichter des Parks sind von Qualitätsherstellern in Deutschland produziert worden. Die Betriebs(kosten)risiken tragen teilweise der Betriebsführer und mittelbar auch der Modullieferant. Die Fondskalkulation ist insgesamt kaufmännisch vorsichtig und birgt ein Mehrertragspotential. Zudem könnte der Fonds von einem Wertzuwachs des Grundstücks, auf dem sich der Solarpark befindet, profitieren, falls GP Joule die Kaufoption nach 20 Jahren nicht wahrnimmt.

Nachhaltigkeit

Solarparks auf  Konversionsflächen sind nachhaltig. Mehr als 5.800 Haushalte können rechnerisch mit der Stromproduktion des Fonds versorgt werden.

ECOreporter.de-Empfehlung

Der sechste Solarfonds von Aquila Capital investiert in einen bereits Strom einspeisenden Solarpark mit innovativer Modultechnologie und ist überdurchschnittlich sicherheitsorientiert und überzeugend konzipiert.

Basisdaten

Anbieterin und Prospektverantwortliche: Aquila Capital Structured Assets GmbH, Hamburg
Fondsgesellschaft (Emittentin): Aquila SolarINVEST VI GmbH & Co. KG, Hamburg
Komplementärin: Aquila Capital Real Assets Verwaltungsgesellschaft mbH, Hamburg
Geschäftsführende Kommanditistin: Aquila Capital Real Assets Management GmbH, Hamburg
Treuhänderin: Caveras Treuhand GmbH, Hamburg
Beteiligungsform: Treugeber, Umwandlung in Direktkommanditist möglich

Fondswährung: Euro
Gesamtinvestitionsvolumen: 52,5 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio): 11,7 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 15.000 Euro
Agio: 5 Prozent
Laufzeit: 20 Jahre, keine ordentliche Kündigung möglich

BaFin-Gestattung: Ja
Leistungsbilanz: Ja
IDW-Prospektprüfungsbericht: in Arbeit
Mittelverwendungskontrolle: Assensis GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Hamburg
Sensitivitätsanalyse: Ja
Prospekthaftung: 6 Monate
Haftsumme: 10 Prozent der Kommanditeinlage (Außenverhältnis), 100 Prozent (Innenverhältnis)
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