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ECOanlagecheck: Geschlossener Wasserfonds Leonidas Associates VII H2O – internationales Investment in Anlagen der Wasserwirtschaft



Der Fonds kauft die Wasser-Behandlungsanlagen nicht direkt: Er erwirbt sie mittelbar über eine Beteiligungsgesellschaft, die in die Objektgesellschaften investiert, welche die Anlagen betreiben. In der Regel wird die Beteiligungsgesellschaft des Fonds nur Minderheitsbeteiligungen eingehen. Die Mehrheit der Gesellschaftsanteile wird bei den verkaufenden Staaten verbleiben. Wichtigster Vertragspartner für die Beteiligungsgesellschaft des Fonds ist die schweizer Investmentgesellschaft Signina Capital AG, deren Management den Angaben nach seit vielen Jahren im internationalen Wassersektor tätig ist. Signina übernimmt für den Fonds das operative Management, analysiert und beobachtet den Wassermarkt während der Fondslaufzeit und sucht und empfiehlt die Investitionsobjekte.

Die Fondsanbieterin Leonidas Associates GmbH ist seit 2006 für institutionelle Investoren auf dem Solarmarkt aktiv. Seit 2009 hat Leonidas zwei Frankreich-Solarfonds, zwei Deutschland-Solarfonds und einen Italien-Solarfonds platziert. Der hier vorliegende Fonds ist der erste von Leonidas im Bereich Wasserwirtschaft.

Eigenkapitalhöhe und Platzierungsgarantie

Gesamtinvestitionsvolumen: 225,7 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen: 80,1 Millionen Euro (35,5 Prozent)
Platzierungsgarantie: Nein
Agio: 4 Millionen Euro (1,8 Prozent)
Fremdkapitalvolumen: 141,6 Millionen Euro (62,7 Prozent)

Das Eigenkapitalvolumen kann um weitere 40 Millionen Euro erhöht werden. Die Platzierungsphase dauert bis maximal Ende Juni 2012, eine Verlängerung ist nach Angaben der Anbieterin ausgeschlossen. Wenn das Eigenkapital nicht vollständig platziert wird, muss der Fonds laut Prospekt sein Investitionsvolumen reduzieren. Nach Aussage von Leonidas sind in der ersten zehn Tagen der Platzierungsphase 5 Millionen Euro gezeichnet wurden.
Beim Fremdkapital kalkuliert die Anbieterin mit einem Darlehenzins von 5 Prozent pro Jahr. Jede Anlage der Wasserwirtschaft, an der sich der Fonds mittelbar beteiligt, soll laut Prospekt eine eigene Fremdfinanzierung erhalten. Nach Angaben von Leonidas (Stand: 11. Oktober 2011) liegt bisher für einen geplanten Anlagenkauf in Großbritannien eine Finanzierungszusage vor: 30 Jahre Laufzeit, fester Zinssatz von 5 Prozent.

Fondsnebenkosten
(in Prozent des Eigenkapitalvolumens ohne Agio)

Agio: 5 Prozent
Eigenkapitalvermittlung (ohne Agio): 10 Prozent
Konzeption: 0,6 Prozent
Prospekterstellung: 0,4 Prozent
Fremdkapitalvermittlung: 0,3 Prozent
Sonstiges: 0,3 Prozent
Kosten auf Ebene der Beteiligungsgesellschaft: 0,8 Prozent
Gesamtweichkosten: 17,4 Prozent

Da es derzeit keinen geschlossenen Fonds mit einem vergleichbaren Geschäftsfeld gibt, ist ein Vergleich der Weichkosten nicht möglich. Sie liegen, um einen Anhaltspunkt zu geben, etwas unter dem Durchschnitt internationaler Solarfonds, die in einem ECOanlagecheck geprüft wurden.

Bildhinweis: Der Leonidas-Fonds soll in Abwasserreinigung investieren. / Quelle: Fotolia


Laufende Kosten

Fondsverwaltung: 0,75 Prozent des Kommanditkapitals pro Jahr (600.000 Euro bei Vollplatzierung)
Kostensteigerung (laut Vertrag): 1,25 Prozent pro Jahr
Eigenkapitalvermittlung: 0,25 Prozent des Kommanditkapitals pro Jahr
Vergütungen für die Signina Capital AG (Finanzanalysen, Reportings, Research, Management): 3,66 Millionen Euro pro Jahr
Kostensteigerung (laut Kalkulation): 0,0 Prozent pro Jahr

Die Vergütungen für die Signina Capital AG werden mit 1,75 Prozent des investierten Kapitals kalkuliert. Die Vergütungshöhe von 3,66 Millionen Euro ergibt sich prognosegemäß bei einem Investitionsvolumen von rund 225,7 Millionen Euro.

Die laufenden Kosten auf Projektebene (Geschäftsführung, Betriebsführung, Wartung, Instandhaltung, Rückstellungen) werden im Prospekt nicht betrachtet, sind aber nach Angaben von Leonidas bereits in den  kalkulierten Rückflüssen aus den Objektgesellschaften mit eingerechnet. Insgesamt ist der Fonds hinsichtlich der Ausweisung der laufenden Kosten – im Vergleich zu anderen Infrastrukturfonds – überdurchschnittlich transparent.

Laufzeit und Ausschüttungen

Laufzeit: 21 Jahre, erstmalige Kündigungsmöglichkeit zum 31. Dezember 2031
Gesamtausschüttung: 403 Prozent (inkl. 105 Prozent Kapitalrückzahlung)
Ausschüttung durch Verkaufserlös: 240 Prozent
Renditeprognose vor Steuern pro Jahr (IRR): 9,0 Prozent

Die Geschäftsführung kann die Laufzeit dreimal um je ein Jahr verlängern, wenn es der Verkauf der Anlagen zum Laufzeitende erfordert. Laut Prospekt besteht für die Anleger 2022 eine einmalige Rückgabeoption, falls sich die Komplementärin der Fondsgesellschaft dann zur Rücknahme der Kommanditanteile bereit erklärt. Der Verkaufserlös soll laut Prognoserechnung zu 100 Prozent dem Kaufpreis entsprechen. Falls und nachdem die Anleger eine Ausschüttung von 403 Prozent erhalten haben, wird Signina an den darüber liegenden Ausschüttungen zu mindestens 20 Prozent bis maximal 50 Prozent beteiligt.

Die Ausschüttungen an die Anleger stellen laut Prospekt Einnahmen aus Gewerbebetrieb dar und können laut Steuerkonzeption durch die Anwendung von Doppelbesteuerungsabkommen vom Anleger teilweise steuerfrei vereinnahmt werden.

Investitionen

Der Fonds ist als Blindpool konzipiert und prospektiert. Zeitgleich mit dem Prospekt hat die Anbieterin eine Broschüre herausgegeben, in der in gestraffter Form die Projekte angesprochen werden, in die der Fonds mittelbar investieren kann. Nach Angaben von Leonidas können die Orte bzw. Regionen, in denen sich die Anlagen befinden, aus Wettbewerbs- und Verhandlungsgründen noch nicht genannt werden. Es handelt sich bei den Projekten um die gesamte Wasserversorgungs-Infrastruktur einer 300.000 Einwohnerstadt inkl. der Wasserquellen in Großbritannien, zwei Meerwasserentsalzungsanlagen in Gibraltar, zwei Wasserversorgungsprojekten in Kalifornien, zwölf Anlagen zur Abwasserreinigung in Kanada und drei Projekte mit 22 Anlagen in Spanien im Bereich Wasserversorgung und Meerwasserentsalzung.

Bildhinweis: Ungereinigtes Abwasser. / Quelle: Fotolia - Jim Parkin


Die Ausschüttungen der Objektgesellschaften sollen im ersten Jahr 9,8 Prozent bis 11,5 Prozent betragen – alle Kosten, z. B. für Instandhaltung und Modernisierung sowie Steuern, seien da bereits abgezogen. Die Anlagen sind zwei bis zehn Jahre alt. Eine Ausnahme bilden die Anlagen in Kalifornien, die wesentlich älter sind und vor zehn Jahren modernisiert wurden.
In den meisten Fällen wird der Fonds über seine Beteiligungsgesellschaft nur eine Minderheitsbeteiligung an den jeweiligen Objekt- und Betreibergesellschaften eingehen. Die Leonidas Beteiligungsgesellschaft H2O KGaA, beraten von der Signina Capital AG, entscheidet, welche Anlagen gekauft werden. Ihre Kommanditistin ist die Fondsanbieterin Leonidas Associates GmbH. Laut Prospekt sind die Hauptmerkmale der Beteiligungsgesellschaft noch nicht bekannt. Voraussichtlich haben die Anleger der Fondsgesellschaft keinen ausschlaggebenden Einfluss auf die Investitionsentscheidungen ihrer Beteiligungsgesellschaft.

Ökologische Wirkung

Eine ökologische Wirkung kann nicht abschließend beurteilt werden, da detaillierte Informationen aus den oben genannten Gründen nicht erhältlich sind. Bei der in Kanada geplanten Investition geht es um Abwasserreinigung für ein großes Minenunternehmen. Nach Angaben von Leonidas wird das Projekt die Reinigung von Abwasser betreffen, das hauptsächlich beim Goldabbau, der bei dem Projekt ohne den Einsatz von Quecksilber erfolgt, anfallen wird. Auch diese Information reicht allerdings nicht, um über die ökologische Wirkung des Investments eine abschließende Aussage zu treffen. Zumindest ist die Richtung korrekt: Gold zu schürfen ist ansonsten eine sehr umweltschädliche Tätigkeit; werden die Umweltauswirkungen vermindert, ist das ein erster sinnvoller Schritt.

Risiko

Die Anleger des Fonds müssen darauf vertrauen, dass die Signina Capital AG, welche die Beteiligungsgesellschaft des Fonds berät, auch zukünftig erfolgreich sein wird, rentable Investitionen identifizieren kann und der Beteiligungsgesellschaft die richtigen Handlungsempfehlungen geben wird. Die Abhängigkeit des Fonds(erfolgs) von Signina ist hoch. Nach eigenen Angaben beschäftigt Signina insgesamt 12 Mitarbeiter, von denen sieben im Investmentbereich arbeiten. Das Unternehmen verfügt laut Marketingprospekt über „engste Netzwerke“ in der Wasserindustrie. Es besteht das Risiko, dass aus dem Unternehmen Signina eine oder mehrere Personen ausscheiden, die nicht gleichwertig ersetzt werden können. Dieses Risiko tritt auch bei anderen nachhaltigen Fonds auf; hier ist es allerdings bedeutender, da Know-how und Netzwerke im Bereich etwa der kalifonischen Wasserwirtschaft wesentlich schwieriger zu ersetzen sind als beispielsweise bei einem Solarkraftwerk.

Bildhinweis: Quelle: voluta-Fotolia


Derzeit liegen mehrheitlich noch keine Finanzierungszusagen vor. Daher ist es grundsätzlich möglich, dass Fremdfinanzierung nicht oder nur zu schlechteren Konditionen als geplant vereinbart werden können. Allerdings steht dem die Chance gegenüber, dass die Finanzkrise auch Abschlüsse zu niedrigeren Zinssätzen ermöglichen könnte.
Die Investitionen der Beteiligungsgesellschaft des Fonds erfolgen in Euro, US-Dollar,  Kanada-Dollar und Britische Pfund. Auch die Auszahlungen erhält die Beteiligungsgesellschaft in der jeweiligen Landeswährung der Objektgesellschaften. Das Risiko, dass sich der Wechselkurs während der Fondslaufzeit negativ entwickelt, wird nach Angaben von Leonidas durch Zinssicherungsgeschäfte, sogenannte Swap-Geschäfte, mit der finanzierenden Bank abgesichert werden. Das Währungsrisiko bezüglich des Verkaufspreises kann nicht abgesichert werden und bleibt beim Investor. Bei negativer Wechselkursentwicklung kann das niedrigere Ausschüttungen an die Anleger als prognostiziert zur Folge haben.
Investiert werden soll in bestehende Anlagen ohne Projektentwicklungsrisiko.

Fazit:

Finanziell


Der Fonds investiert in einen lukrativen Bereich der Wasserwirtschaft, der privaten Anleger ansonsten meistens verschlossen bleibt. Die Anleger müssen Vertrauen in das Management der Leonidas und Signina Capital aufbringen, da die Fondsentscheidungen vor allem von der schweizerischen Investmentgesellschaft Signina Capital herbeigeführt werden. Die institutionellen Investoren und die Fondsanbieterin bleiben weitestgehend unter sich und treffen die Entscheidungen. Der Wertpapierprospekt ist hinsichtlich der geplanten Investitionen des Fonds wenig informativ – was angesichts der Situation, dass noch über zu erwerbende Projekte verhandelt wird, erklärlich ist. Der Verkaufserlös soll laut Prognoserechnung zu 100 Prozent dem Kaufpreis entsprechen. Somit soll über die Hälfte der gesamten Rückflüsse, die die Anleger erhalten sollen, aus dem Verkauf der Wasserwirtschafts-Anlagen erzielt werden – wie sich deren Wert jedoch in etlichen Jahren entwickelt haben wird, ist wenig vorhersehbar.

Nachhaltigkeit

Anhand der gelieferten Beschreibungen der geplanten Projekte können die ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen noch nicht fundiert beurteilt werden. Es ist plausibel, dass konkrete zu erwerbende Wasserbehandlungsanlagen derzeit nicht benannt werden, um Übernahmeverhandlungen nicht zu erschweren. Der Fonds kann aber nach ECOreporter.de-Einschätzung derzeit noch nicht als nachhaltig oder als nicht nachhaltig gelten.

ECOreporter.de-Empfehlung

Es handelt sich bei diesem Wasser-Fonds nicht um einen Fonds, der Wasserkraftwerke betreibt, Strom erzeugt und diesen – womöglich auf der Grundlage gesetzlicher Einspeisevergütungen – verkauft. Dieser Fonds bildet eine neue Kategorie: Er wird Wasserbehandlungsanlagen in mehreren Ländern beinhalten. Da der Fonds zudem als Blindpool konstruiert ist, kann noch nicht beurteilt werden, wie nachhaltig oder sicher das Investment ist. Die Initiatoren und Kooperationspartner haben ECOreporter.de-Informationen über Ziel-Projekte geliefert, die ein Bemühen um Transparenz erkennen lassen. Dennoch ist eine abschließende Bewertung nicht möglich. Wenn zumindest einige Projekte, in die der Fonds investiert, bekannt sind, wird eine (Teil-) Bewertung möglich sein. Vorsichtige Anleger sollten sich bis dahin zurückhalten. Laut Initiator sollen die ersten Investitionen in Kürze erfolgen.


Basisdaten

Anbieterin und Prospektverantwortliche: Leonidas Associates GmbH, Eckental
Fondsgesellschaft (Emittentin): Leonidas Associates VII H2O GmbH & Co. KG, Eckental
Komplementärin: Leonidas VII Verwaltungs GmbH, Eckental
Treuhänderin: HBS Vermögensverwaltungs GmbH, Lauf an der Pegnitz
Beteiligungsform: Treugeber, Umwandlung in Direktkommanditist möglich

Fondswährung: Euro
Gesamtinvestitionsvolumen: 225,7 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio): 80,1 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 10.000 Euro
Agio: 5 Prozent
Laufzeit: 21 Jahre, erstmalige Kündigungsmöglichkeit zum 31. Dezember 2031

BaFin-Gestattung: Ja
Leistungsbilanz: Nein
IDW-Prospektprüfungsbericht: Ja
Mittelverwendungskontrolle: Langheinrich Treuhand UG (haftungsbeschränkt), Lauf an der Pegnitz
Sensitivitätsanalyse: Ja
Prospekthaftung: 6 Monate
Haftsumme: 0,1 Prozent der Kommanditeinlage (Außenverhältnis), 100 Prozent der Kommanditeinlage (Innenverhältnis)
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