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ECOanlagecheck: Nachrangdarlehen der Environeers Energy GmbH

Bereits ab 100 Euro können Anleger in die Environeers Energy GmbH in Friedrichshafen investieren. Das Unternehmen ist im Bereich der Umwelttechnologien tätig. Mit dem Anlegerkapital soll die Serienproduktion und der Vertrieb eines Klein-Wasserkraftwerks finanziert werden. Das Unternehmen setzt insbesondere auf die Klein-Wasserkraftwerke-Technologie „Flowconverter“. Die Beteiligung der Anleger erfolgt über Nachrangdarlehen der Darlehensnehmerin Environeers Energy. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.

Das Angebot

Die Laufzeit der Nachrangdarlehen endet am 31. Dezember 2016. Die Grundverzinsung beträgt 9 Prozent pro Jahr. Die Verzinsung erhöht sich ab 2014 um 1 Prozentpunkt pro Jahr, falls der Jahresgewinn vor Steuern und Abschreibungen mindestens 100.000 Euro beträgt. Bei höheren Jahresgewinnen erhöht sich die gewinnabhängige Verzinsung entsprechend, so dass sie beispielsweise bei einem Jahresgewinn von 800.000 Euro 8 Prozent betragen würde. Jahresfehlbeträge aus vorherigen Geschäftsjahren werden verrechnet, bevor eine Gewinnbeteiligung erfolgt.

Grundsätzlich ist auch die Zahlung der Grundverzinsung von der Bonität der Darlehensnehmerin abhängig. Die Nachrangdarlehen sind nachrangig zu den Forderungen anderer gegenwärtiger und zukünftiger Gläubiger. Ein Anspruch auf Verzinsung und Rückzahlung der Nachrangdarlehen ist solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung/Rückzahlung die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bei der Darlehensnehmerin herbeiführen würde.

Die Darlehensnehmerin stellt Interessenten einen achtseitigen Darlehensvertrag zur Verfügung. Für weitere Informationen wird auf die Internetseite des Unternehmens verwiesen. Das Darlehensvolumen des Nachrangdarlehen ist auf zwei Millionen Euro begrenzt. Das Mindestvolumen beträgt 200.000 Euro. Falls das Mindestvolumen nicht bis Ende Juni 2013 erreicht wird, sollen die bereits beigetretenden Darlehensgeber (Anleger) laut Vertrag ihre Darlehensbeträge unverzinst zurück erhalten.

Das Unternehmen

Die Environeers Energy GmbH wurde 2008 in Hamburg gegründet. 2010 wurde der Unternehmenssitz nach Friedrichshafen verlegt. Das Unternehmen hatte seit der Gründung wechselnde Geschäftsführer. Es gehört laut eigener Internetseite zu 41 Prozent der Environeers Management GmbH aus München (vorher Augsburg), zu 49 Prozent „Technik, Vertrieb und Management“ und zu 10 Prozent strategischen Investoren. Zumindest personelle Verbindungen bestehen auch zur Environeers Energy & Water AG aus München und zur Environeers Technologies AG aus Zug in der Schweiz.

Das von den Gesellschaftern gezeichnete Kapital der Environeers Energy GmbH beträgt 29.413 Euro. Der Bilanzverlust beträgt laut Jahresabschluss für das Jahr 2012 rund 114.000 Euro (davon rund 60.000 Euro Verlustvortrag).
Der letzte veröffentlichte Jahresabschluss (Stand: 15. April 2013) der Environeers Management GmbH, Gesellschafterin der Environeers Energy GmbH, stammt aus dem Jahre 2010. Bei einem Stammkapital von 25.000 Euro lag der Bilanzverlust inkl. Verlustvortrag bei rund 768.000 Euro. Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag betrug rund 156.000 Euro. Die Geschäftsführung hielt laut Anhang des Jahresabschlusses 2010 die Fortführung des Unternehmens „für überwiegend wahrscheinlich“.

Das Tätigkeitsfeld der Darlehensnehmerin Environeers Energy GmbH liegt laut Unternehmensregister im Bereich Kauf, Verkauf, Lizenzierung von Technologien, Entwicklung von Prototypen, Bau und Betrieb von Anlagen, Beratung, Planung, Projektsteuerung im Bereich Umwelttechnologien (Rohstoffproduktion, Energieproduktion, Energie-Effizienztechnologien). Der Darlehensgeber (Anleger) hat keine Gesellschaftsrechte (z.B. Mitbestimmungsrechte) bei der Darlehensnehmerin. Der Environeers Energy GmbH steht das eingeworbene Darlehenskapital somit zur freien Verfügung.

Die Investition

Environeers Energy plant derzeit laut Darlehensvertrag, das Darlehenskapital insbesondere in die Herstellung der Produkt– und Serienreife des Klein-Wasserkraftwerke-Technologie „Flowconverter“ (Strömungsgenerator) zu investieren. Weitere zu finanzierende Aufgaben seien die weitere Forschung und Entwicklung, der Aufbau eines internationalen Vertriebs, der Ausbau des Unternehmens, die Erstellung von Studien für den Bau von Wasserkraftwerken und der Erwerb weiterer Patente und Technologiebeteiligungen.

Bei dem nach Angaben des Unternehmens international zum Patent angemeldeten Flowconverter handele es sich um eine Technologie, die in fast allen fließenden Gewässern zum Einsatz kommen könne. Die Installation erfolge ohne wasserbauliche Eingriffe fast unsichtbar unter der Wasseroberfläche. Die Flowconverter-Turbine, die laut Unternehmensinternetseite (www.flowconverter.eu) „frei fließende Strömungen sehr effizient und mit einer völlig neuen komplexen hydrodynamischen Konfiguration“ nutze, habe „bereits weltweit Interesse erzeugt“. Die Aussage des Unternehmens zu ihrem Flowconverter sind insofern problematisch, da sie nicht mit unabhängigen Belegen verbunden sind. Es fehlen beispielsweise Wirtschaftlichkeitsberechnung (aus Sicht eines Käufers des Flowconverters), Marktstudien und Referenzen. Somit können potentielle Anleger, die über kein wasserbau-spezifisches Ingenieurwissen verfügen und die kein Expertenwissen über den Markt für Klein-Wasserkraftwerke mitbringen, die technologische Qualität und die Marktchancen des Flowconverters kaum einschätzen. Daher müssen Anleger diesbezüglich auf die Aussagen der Environeers Energy GmbH vertrauen.

Fazit

Beim Flowconverter handelt es sich um eine interessante Technologie.  Allerdings ist noch offen, ob das für den Aufbau einer Serienproduktion notwendige Risikokapital mit dem Nachrangdarlehen-Angebot eingeworben werden kann. Zudem ist nicht sicher, ob eine entsprechend hohe Nachfrage am Markt nach dem Flowconverter vorhanden sein wird. In der derzeitigen Projektphase besteht für den Anleger ein hohes Verlustrisiko bis hin zu einem möglichen Totalverlust.
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