Anleihen / AIF, ECOanlagecheck, Holz-Investments

Unabhängige Analyse: Nachrangdarlehen der Waldklasse GmbH im ECOanlagecheck

Die Waldklasse GmbH aus Regensburg will mittelbar hauptsächlich in Teakholz-Plantagen in Costa Rica investieren. Über Nachrangdarlehen können Anleger in das Unternehmen investieren. Die Mindestanlagesumme beträgt 2.500 Euro plus 5 Prozent Agio. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.

Die Nachrangdarlehen haben eine Laufzeit von 4 bis 10 Jahren. Anlegern, die sich bei Vertragsunterzeichnung für eine Laufzeit von 4 oder 5 Jahren entscheiden, steht ein Zinssatz von 6,0 Prozent pro Jahr zu. Bei einer Laufzeit von 6 oder 7 Jahren beträgt der Zins 6,5 Prozent und bei einer Laufzeit von 8, 9 oder 10 Jahren 7,0 Prozent.

Die Tilgung (Rückzahlung) des Darlehens erfolgt laut Vertrag zu 100 Prozent. Ausnahme: Bei Wahrnehmung des Sonderkündigungsrechts durch den Anleger zu Ende 2016 erfolgt sie zu 95 Prozent. Die Darlehensnehmerin Waldklasse GmbH kann das Darlehen ab 2016 vollständig oder teilweise mit einer Frist von sechs Monaten zum Ende eines Halbjahres kündigen.

Aufgrund des mit dem Darlehen verbundenen Nachrangs ist der Anspruch der Anleger auf Verzinsung und Rückzahlung ihres Kapitals solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung/Rückzahlung zur Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit der Darlehensnehmerin führen würde. Nicht nachrangige Gläubiger werden zunächst bedient. Laut Darlehensvertrag stehen den Anlegern nach Beendigung der Laufzeit bis zur Rückzahlung keine Zinsen zu.

Das vorliegende Nachrangdarlehen-Angebot unterliegt nicht der Prospektpflicht und dem Billigungsverfahren der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Die Anbieterin stellt Anlegern eine vierseitige Broschüre zur Verfügung. Die Vertragsunterlagen enthalten zudem eine einseitige Verbraucherinformation mit zehn Zeilen an Risikohinweisen. Die Fragen von ECOreporter.de hat die Anbieterin und Darlehensnehmerin Waldklasse GmbH umfassend und detailliert beantwortet.

Das geplante Darlehensvolumen beträgt 5 Millionen Euro. Nach Angaben von Waldklasse sind bislang erst 100.000 Euro an Nachrangdarlehen eingeworben worden, da ohne Vertrieb und „aggressive“ Werbung gearbeitet werde. Nach Angaben der Anbieterin „ist das Nachrangdarlehen entstanden, weil Freunde und Bekannte gefragt haben, wie sie sich an dem Geschäft beteiligen können“. Zu den Nebenkosten des Angebotes sind im Vertrag keine genauen Angaben enthalten. Laut Vertrag wird das Agio zur anteiligen Deckung der Verwaltungskosten verwendet.

Unternehmen

Anbieterin und Darlehensnehmerin ist die Waldklasse GmbH aus Bayern. Sie wurde 2011 mit einem Stammkapital von 25.000 Euro gegründet. Nähere Finanzinformationen zu dem Unternehmen sind in den vorliegen Unterlagen der Anbieterin nicht enthalten. Laut Jahresabschluss 2012 ist das Eigenkapital aufgebraucht, der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag beträgt rund 1.500 Euro.

Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter der Waldklasse GmbH ist Thomas Ringshandl (47 Jahre) aus Lappersdorf in Bayern.  Unternehmensgegenstand der Waldklasse GmbH ist „das Marketing kommerzieller Waldflächen, direkte und indirekte Beteiligung an Unternehmen, die mit kommerziellen Waldflächen handeln, direkter und indirekter An- und Verkauf kommerzieller Waldflächen und nachwachsender Rohstoffe im In- und Ausland“. Derzeit ist nach Angaben der Anbieterin geplant, dass die Waldklasse GmbH Darlehen an das Unternehmen Los Amigos del Bosque in Santa Ana in Costa Rica vergibt. Das Unternehmen in Costa Rica gehört Ringshandl, es ist gesellschaftsrechtlich aber nicht mit der Waldklasse GmbH verbunden.

Ringshandl war laut Xing-Profil und Unternehmensregister bis 2011 mehrere Jahre im Bereich Finanzdienstleistungen tätig, u. a. als Vorstand der DVMA Deutsche Vermögensmakler AG. Seit 2011 ist er Geschäftsführer der Waldklasse GmbH und lebt nach Angaben der Anbieterin inzwischen größtenteils in Costa Rica. Er habe „das Teakgeschäft in Theorie und Praxis durch Untersuchung aller Methoden der Bewirtschaftung in Europa und Mittelamerika erlernt“. Zudem habe er „persönliche Kenntnis von ca. 15.000 Hektar Teakplantagen in Costa Rica, die im Besitz von internationalen und einheimischen Eigentümern sind“.

Bildhinweis: Thomas Ringshandl. / Quelle: Unternehmen

Auf Nachfrage von ECOreporter.de stellte die Anbieterin die wesentlichen Partner bzw. das Kompetenzteam in Costa Rica vor. Dabei handelt es sich u.a. um einen einheimischen Forstingenieur, der in den letzten zehn Jahren für internationale Unternehmen im Teakbereich gearbeitet habe. Den Ankauf der Teakplantagen unterstützt ein seit neun Jahren in Costa Rica lebender deutscher Staatsbürger, der eine Immobilienagentur für deutschsprachige Investoren in Costa Rica aufgebaut habe, und über weitreichende Kompetenzen, Erfahrungen und Kontakte für den Ankauf von Teakplantagen verfüge. Die Partner sind nicht bei der Waldklasse GmbH angestellt.

Nach Angaben der Anbieterin sind Ringshandl und die Partner in Costa Rica auch für den Sensus Waldfonds tätig. Dieser luxemburgische Investmentfonds investiert laut seines prospektierten Anlageziels insbesondere in Waldgrundstücke in Costa Rica. Hauptvertriebsstelle und Investment Manager des offenen Investmentfonds ist laut Prospekt die Sensus Vermögen GmbH aus Marktredwitz in Bayern. Der Fonds richtet sich insbesondere an sachkundige Anleger. Daneben können laut Prospekt auch Anleger in den Fonds investieren, die sich z. B. mit der Einordnung als sachkundiger Anleger einverstanden erklären und mindestens 125.000 Euro in den offenen Fonds investieren. Nach Angaben der Anbieterin sind kleinere Zeichnungen auch über ein Zertifikat oder einen Policenmantel möglich, bei denen der Sensus Waldfonds das Zielinvestment darstellt.

Rechtliche und wirtschaftliche Verbindungen zwischen der Waldklasse GmbH und dem Sensus Waldfonds bestehen nicht. Insbesondere sind nach Angaben der Anbieterin Waldklasse die Waldgrundstücke, die der Investmentfonds erwirbt, nicht identisch mit den Waldgrundstücken, in die die Waldklasse GmbH – mittelbar durch die Vergabe von Darlehen – investiert. Nach Angaben der Anbieterin ist das Nachrangdarlehen der Waldklasse GmbH auch deswegen aufgelegt worden, um interessante Ankaufsmöglichkeiten von Plantagen schnell wahrnehmen zu können. Bei einem Nachrangdarlehen haben die Anleger kein Mitspracherecht, so dass die Geschäftsführung kurzfristig und alleine entscheiden kann.

Investitionen

Grundsätzlich kann die Geschäftsführung der Waldklasse GmbH im Rahmen des Unternehmensgegenstandes frei darüber entscheiden, welche Investitionen mit dem Nachrangdarlehenskapital der Anleger getätigt werden. Es gibt keine Investitionskriterien. Zudem ist es möglich, dass die Gesellschafter eine Änderung des Unternehmensgegenstandes beschließen und das Unternehmen infolgedessen in vollkommen andere Bereiche investiert bzw. investieren kann.

Derzeit plant die Anbieterin nach eigenen Angaben, das Nachrangdarlehenskapital als Darlehen an die Los Amigos del Bosque in Santa Ana in Costa Rica zu vergeben. Den Angaben nach hält Los Amigos del Bosque derzeit (Stand: 24. Juni 2014) 41 Prozent der Anteile an einer Teakholz-Plantage in Costa Rica. Die Firma verfügt demnach über Vermögenswerte von rund 0,6 Millionen US-Dollar. Zudem hat die Firma nach Angaben der Anbieterin keine Bankverbindlichkeiten.

Mit dem Nachrangdarlehenskapital sollen nach Angaben der Anbieterin insbesondere Teakholz-Plantagen gekauft und bewirtschaftet werden. Diese sollen dann in der Regel mit Gewinn ganz oder teilweise an Investoren verkauft werden, so dass das Kapital wieder zum Kauf von neuen Plantagen eingesetzt werden kann. Ein jahrelanges Halten der Teakholzplantagen im Bestand ist demnach nicht geplant.

Nach Angaben der Anbieterin hat die costa-ricanische Firma zudem mit Holzhandel begonnen. Dabei seien kleine Teakbestände von einheimischen Bauern aufgekauft, geerntet und direkt an die großen Kunden nach Asien weiter verkauft worden. Nach Angaben der Anbieterin ist beim Holzhandel das Risiko stark reduziert, da sie mit „Letter of credit“ arbeiten. Letter of credit ist kurz gefasst eine Verpflichtung einer Bank, bei Erfüllung von bestimmten Bedingungen Zahlungen an den Kunden, z.B. an den Exporteur von Holz, zu leisten.

Laut Broschüre der Anbieterin sind Teakholz-Plantagen in Costa Rica ökologisch, weil in den Plantagen laut Gesetz immer festgelegte Schutzzonen sein müssen, die zwischen 20 und 40 Prozent der Gesamtfläche ausmachen. Falls diese Schutzzonen noch keinen natürlichen Wald haben sollten, werden diese nach Angaben der Anbieterin mit einheimischen, geschützten Baumarten aufgeforstet.

Fazit

Die Angebotsunterlagen (Broschüre) der Anbieterin sind unzureichend, um Interessierten eine fundierte Anlageentscheidung ermöglichen zu können. Die Antworten der Anbieterin auf die Fragen von ECOreporter.de waren dagegen umfassend, detailliert und haben einen fundierten Einblick in das Unternehmen Waldklasse GmbH und dessen Strategie erlaubt. Trotzdem müssten Anleger der Waldklasse GmbH einen hohen Vertrauensvorschuss gewähren. Das gilt insbesondere, da die Anleger nicht unmittelbar in Sachwerte investieren, sondern dem jungen Unternehmen Waldklasse ein Nachrangdarlehen gewähren, dessen Kapital nicht zweckgebunden ist. Die handelnden Personen und mittelbaren Kompetenzträger des vorliegenden Angebotes sind auch beim Sensus Waldfonds involviert, der diese Sachwertkomponente aufweist. Daher könnte dieser offene Investmentfonds für sachkundige und vermögende Anleger im Vergleich zum Nachrangdarlehen die bessere Alternative sein. Allerdings wurde der Sensus Waldfonds im Rahmen dieser Analyse von ECOreporter.de nicht detailliert untersucht.

Grundsätzlich können Edelholzinvestments – ob direkt oder mittelbar wie beim Nachrangdarlehen – mit erheblichen Risiken verbunden sein. Beim Angebot der Waldklasse GmbH geht es zudem auch um Holzhandel, der – im Vergleich zur Bewirtschaftung einer Plantage über 20 Jahre wie bei einem geschlossenen Waldfonds – unsteter sein kann und ein andersartiges Risikoprofil aufweist. Auf der anderen Seite kann es der Holzhandel der Anbieterin im Erfolgsfall ermöglichen, den Anlegern bereits ab dem ersten Jahr Zinsen zu zahlen, während z. B. bei geschlossenen Waldfonds (nennenswerte) Ausschüttungen oftmals erst nach mehreren Jahren möglich sind.
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