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ECOanlagecheck: Solarenergie 3 Deutschland - geschlossener Solarfonds von Neitzel & Cie.


Der Fonds hat sich laut Hauptprospekt vier Projekte gesichert, die aus insgesamt elf Freiflächenanlagen und 13 Dachflächenanlagen bestehen. Die Projekte mit einer Gesamtnennleistung von über 38 Megawattpeak (MWp) verteilen sich auf die Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.

Zwei Anlagen sind Ende 2011 betriebsbereit gewesen, neun weitere Anlagen bis Ende März 2012. Die übrigen Anlagen sollen diesen Status bis Juni 2012 erreicht haben. Die jeweiligen Generalübernehmer haben geprüft, ob diese noch nicht errichteten Solarparks unter die vom Bundestag Ende März 2012 im Rahmen der EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz)-Änderung beschlossenen Übergangs- und Bestandsregelung fallen. Nach Angaben der Anbieterin fallen alle Anlagen unter diese Regelung. Somit erhalten die Anlagen bei plangemäßer Fertigstellung noch die vor dem 1. April 2012 geltende, höhere Einspeisevergütung. Neben den im Prospekt benannten Projekten prüft die Anbieterin nach eigenen Angaben Solaranlagen mit einer Größenordnung von rund 30 MWp, die größtenteils aus Ende 2011 stammen.

Fondsanbieterin und Leistungsbilanz

Die Fondsanbieterin Neitzel & Cie. Gesellschaft für Beteiligungen mbH & Co. KG wurde 2007 gegründet. Sie hat bisher zwei Schiffsfonds und seit 2010 zwei Solarfonds aufgelegt. Nach Angaben der Anbieterin hat der erste Solarfonds im Jahr 2011 0,5-Prozentpunkte über Plan an die Anleger ausgeschüttet. Der zweite Solarfonds befindet sich im März 2012 noch in der Investitionsphase. Eine Leistungsbilanz hat das Unternehmen noch nicht veröffentlicht.

Eigenkapitalhöhe und Platzierungsgarantie

Gesamtinvestitionsvolumen: 70,2 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen: 15,4 Millionen Euro (21,9 Prozent)
Platzierungsgarantie: Nein
Agio: 0,8 Millionen Euro (1,1 Prozent)
Fremdkapitalvolumen: 54,0 Millionen Euro (77,0 Prozent)

Das Eigenkapitalvolumen kann laut Gesellschaftsvertrag auf 25 Millionen Euro erhöht werden. Ein Kommanditkapital in Höhe von rund 0,4 Millionen Euro verbleibt nach der Prognose bei anderen Gesellschaftern (Generalunternehmer, technischer Betriebsführer) auf Ebene der Betriebsgesellschaften.

Eine Platzierungsgarantie ist nach Angaben der Anbieterin nicht notwendig, da bei einem geringeren Eigenkapitalvolumen auch eine teilweise Übernahme der Anteile an den Betriebsgesellschaften der Solaranlagen möglich ist. Bei ihren bisherigen Beteiligungsangeboten hat sich die Anbieterin als platzierungsstark erwiesen.

Die geplante Eigenkapitalquote ist gering. Die Fremdfinanzierung erfolgt auf Ebene der Betriebsgesellschaften. Für die beiden Anlagen, die seit Ende 2011 am Netz sind, wurde ein Zinssatz von 3,35 Prozent vertraglich fixiert. Bei rund zehn Anlagen liegen Finanzierungsangebot zu Zinssätzen von 3,5 Prozent bis 3,75 Prozent vor. Ein Großteil des geplanten Fremdkapitalvolumens ist derzeit aber noch nicht verhandelt (Stand: 2. April 2012). Die Anbieterin geht davon aus, dass für weitere Anlagen Darlehen zu einem Zinssatz von 3,5 Prozent (100 Prozent Auszahlung) bei einer Laufzeit von 18 Jahren abgeschlossen werden können. Den Anschlusszins nach Ablauf der zehnjährigen Zinsbindungsfrist kalkuliert die Anbieterin mit 5,5 Prozent.

Fondsnebenkosten
(in Prozent des Eigenkapitalvolumens ohne Agio)

Agio: 5,0 Prozent
Eigenkapitalvermittlung (ohne Agio): 7,0 Prozent
Projektierung und Prospekterstellung: 5,0 Prozent
Sonstiges: 2,6 Prozent
Nicht abzugsfähige Vorsteuer: 1,8 Prozent
Gesamtweichkosten: 21,4 Prozent

Die Gesamtweichkostenquote liegt im Durchschnittsbereich der Solarfonds mit Parks aus Deutschland, die ECOreporter.de innerhalb des letzten Jahres untersucht hat. Die Kosten für die Fremdkapitalvermittlung sind nach Angaben der Anbieterin in den Projektierungskosten enthalten.

Laufende Kosten

Technische Betriebsführung (inkl. Wartung, Reparatur und Versicherung, Kalkulation für 2013): 17,6 Euro pro Kilowattpeak (kWp)
Kaufmännische Geschäftsführung (inkl. Fondsverwaltung, erstes Jahr): 5,6 Euro/kWp
Kostensteigerung: 1,5 Prozent pro Jahr (Technische und kaufmännische Betriebsführung, Kalkulation); 1,0 Prozent pro Jahr (Fondsverwaltung, Vertrag)

Die kalkulierten Kosten je kWp für die technische Betriebsführung (inkl. Wartung, Reparatur und Versicherung) und für die kaufmännische Geschäftsführung (inkl. Fondsverwaltung) liegen insgesamt im Durchschnittsbereich der Kosten von Solarfonds, die in Deutschland investieren.

Laufzeit und Ausschüttungen

Laufzeit: 10 Jahre (Planung), erstmaliges Kündigungsrecht zum 31. Dezember 2032
Gesamtausschüttung: 201 Prozent (inkl. 105 Prozent Kapitalrückzahlung)
Ausschüttung durch Verkaufserlös: 138 Prozent
Renditeprognose vor Steuern pro Jahr (IRR): 8,1 Prozent
Einkaufsfaktor (Kaufpreis/Stromerlöse erstes Jahr; Kalkulation): 9,1
Gesamtinvestition: 1.847 Euro/kWp
Einspeisevergütung (Durchschnitt): 0,1919 Euro/kWh

Das Fondskonzept sieht vor, dass die Solaranlagen bzw. die Anteile an den Betriebsgesellschaften der Solaranlagen Ende 2021 veräußert werden. Der Verkauf der Anteile setzt einen entsprechenden Gesellschafterbeschluss voraus, erforderlich ist eine qualifizierte Mehrheit von 75 Prozent. Die Prognoserechnung geht davon aus, dass die Anlagen nach einem Verkauf im Jahr 2021 weitere 15 Jahre arbeiten werden. Die in diesem Zeitraum prognosegemäß erzielbaren Nettoerträge wurden für die Ermittlung des Verkaufspreises mit 9 Prozent pro Jahr abgezinst. Nach dem Ende des Förderzeitraumes des EEG sollen die Anlagen weitere fünf Jahre Strom produzieren, zu einem Preis von 0,15 Euro/kWh.

Im Prospekt ist auch eine Prognoserechnung für eine Fondslaufzeit bis 2032 dargestellt. In diesem Fall wird – ohne Berücksichtigung eines möglichen Verkaufserlöses in 2032 – eine Gesamtausschüttung von 245 Prozent erwartet.
Laut Prospektkalkulation soll der durchschnittliche Kaufpreis für die Solaranlagen des Fonds ca. 1.700 Euro/kWp betragen. Der durchschnittliche Kaufpreis für die bereits bekannten Projekte liegt nach Angaben der Anbieterin bei 1.680 Euro/kWp. Beim Verkauf einer Solaranlage erhalten die Fondsgeschäftsführerin und die Treuhänderin jeweils zwei Prozent der Veräußerungserlöse.

Technik und Erträge

Der Fonds hat sich die geplanten Investitionen über Rahmen-, Kooperations- und Beitrittsverträge bereits gesichert. Die Kaufverträge sollen aber erst mit der Inbetriebnahme der Solaranlagen abgeschlossen bzw. nach der technischen Prüfung vollzogen werden. Die Nennleistung der im Hauptprospekt genannten Projekte verteilt sich auf elf Freiflächenanlagen mit durchschnittlich 2,5 MWp und 13 Dachflächenanlagen mit durchschnittlich 1,2 MWp.

Die Fondsgesellschaft erwirbt die Solaranlagen bzw. die Anteile an den Solarpark-Gesellschaften voraussichtlich hauptsächlich von der F&S solar concept GmbH aus Euskirchen und über eine Tochtergesellschaft von der S.A.G. Solarstrom AG  aus Freiburg. S.A.G. Solarstrom hat nach eigenen Angaben bereits über 7000 Solaranlagen errichtet, F&S solar über 1000 Anlagen. Die Fondsgeschäftsführung hat einen langfristigen Rahmenvertrag mit der renommierten 8.2 Ingenieurpartnerschaft Obst & Ziehmann abgeschlossen, der eine umfassende Bewertung der Solarprojekte während der Verhandlungs- und Ankaufsphase sowie eine laufende technische Überwachung während der Betriebsphase vorsieht.

Die Anlagen sind bestückt mit polykristallinen Modulen des chinesischen Herstellers CSG PVTech Co. Ltd. (F&S Solarportfolio), von Trina Solar (Solarpark Mosel) und vom spanischen Hersteller Siliken Modules (Solarpark Greußen). Die Wechselrichter kommen vom deutschen Weltmarktführer SMA Solar Technology AG aus Niestetal bei Kassel (F&S Solarportfolio), vom deutschen Hersteller Kaco New Energy Gmbh (Solarpark Mosel), von Siemens, Typ Sinvert (Solarpark Greußen). Bei den Anlagen, die noch errichtet werden sollen, sind die Modul- und Wechselrichterhersteller teilweise noch nicht bekannt.

Bildhinweis: Wechselrichter von SMA. / Quelle: Unternehmen

Laut Investitionskriterium muss ein Ertragsgutachten pro Solaranlage erstellt werden. Zudem überprüft die 8.2 Ingenieurpartnerschaft die Gutachten. Im Durchschnitt aller bekannten Anlagen erwarten die Gutachter einen Stromertrag von rund 950 kWh/kWp pro Jahr. Die jährliche Leistungsabnahme der Module (Degradation) kalkuliert die Anbieterin mit 0,2 Prozent bis zum zehnten Betriebsjahr und 0,3 Prozent ab dem elften Betriebsjahr.

Ökologische Wirkung

Von den im Hauptprospekt genannten Solaranlagen des Fonds befinden sich rund 40 Prozent der Nennleistung auf ökologisch vorteilhaften Dachflächen.
Mit der Stromproduktion der Solarparks können voraussichtlich jährlich circa 21.000 Tonnen CO2 gegenüber der Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken eingespart werden. Mit der produzierten Strommenge können bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh ungefähr 10.000 Haushalte jährlich versorgt werden.

Risiko

Die Solaranlagen, an denen sich der Fonds laut Prospekt beteiligen will, sind derzeit teilweise noch nicht fertig gestellt (Stand: 2. April 2012). Es bestehen daher Fertigstellungs- und Inbetriebnahmerisiken. Laut Prospekt steht der Abschluss der einzelnen Projektkaufverträge aber unter der aufschiebenden Bedingung, dass die Solaranlagen ohne wesentliche Mängel abgenommen worden sind und ins Stromnetz einspeisen, so dass der Fonds demnach keine Fertigstellungsrisiken trägt.

Eine weitere aufschiebende Bedingung verlangt laut Prospekt, dass die Höhe der Einspeisevergütung gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) dem im Prospekt festgelegten Betrag entspricht. Im Hauptprospekt (Januar 2012) wurde davon ausgegangen, dass die Einspeisevergütung für Solarstrom von Neuanlagen von Anfang Januar bis Ende Juni 2012 konstant bleiben wird. Laut Prospekt kann die Fondsgesellschaft die betroffenen Rahmen- und Kaufverträge kündigen, falls Anlagen nicht die Einspeisevergütung in der im Prospekt beschrieben Höhe erhalten sollten.

Die Solaranlagen, die der Fonds kaufen möchte, sollten laut Plan größtenteils zwischen März 2012 und Juni 2012 fertig gestellt werden. Bei drei Anlagen konnte die Fertigstellung auf den März vorgezogen werden. Die übrigen Anlagen sollen bis Juni 2012 fertig gestellt werden.

Die Generalübernehmer haben geprüft, ob die noch nicht errichteten Solarparks unter die Übergangs- und Bestandsregelung fallen, wonach Freiflächenanlagen mit einem Aufstellungsbeschluss bis zum 1. März 2012 und Dachflächenanlagen bei einem Netzanschlussbegehren bis zum 24. Februar 2012 noch die alten, höheren Einspeisevergütungen erhalten, wenn sie bis zum 30. September 2012 (Frei) bzw. bis zum 30. Juni 2012 (Dach) ans Netz angeschlossen werden. Nach Angaben der Anbieterin fallen alle Anlagen unter diese Bestandsregelung. In diesem Fall werden die Anlagen bei rechtzeitigem Netzanschluss noch die vor dem 1. April 2012 geltende, höhere Einspeisevergütung erhalten. Nach Angaben der Anbieterin liegt der Baufortschritt der geplanten Anlagen über Plan.

Die Solaranlagen bzw. die Anteile an den Betriebsgesellschaften sollen plangemäß in zehn Jahren veräußert werden. Es ist möglich, dass der prognostizierte Verkaufpreis in zehn Jahren nicht erzielt wird. Die Anleger können den Verkauf der Solaranlagen auch ablehnen. Kündigen können sie erst 2032, so dass bei einem entsprechenden Beschluss einzelne Gesellschafter gegen ihren Willen länger als zehn Jahre in der Fondsgesellschaft gebunden sein könnten.

Stärken  
Risikostreuung durch Investition in zahlreiche Standorte
Einbindung eine unabhängigen Gutachters
Renommierte Generalübernehmer

Schwächen
Fremdfinanzierung teilweise noch nicht fixiert

Chancen
Geringere Degradation der Module

Risiken
Erreichen des prognostizierten Verkaufserlöses

Fazit:

Finanziell


Das Basisportfolio des Fonds umfasst acht Solaranlagen, die bis März 2012 fertiggestellt waren und noch die alten, höheren Einspeisetarife erhalten. Weitere Anlagen kann der Fonds erwerben, wenn deren prognostizierte Renditen die Prognoserendite der Anlagen des Basisportfolios zumindest erreichen. Die geplanten Investitionen des Fonds erstrecken sich über mehr als 20 Freiflächen- und Dachflächenanlagen. Durch diese Risikostreuung sind ie  Investitions- und Betriebsrisiken verteilt und damit insgesamt gemindert. Der Großteil der Ausschüttungen an die Anleger soll aus dem Verkaufserlös der Anlagen nach geplanten zehn Jahren erzielt werden. Die geplante Eigenkapitalquote ist vergleichsweise gering und die Fremdfinanzierung teilweise noch nicht fixiert. Positiv ist die zusätzliche Einbindung eines unabhängigen Gutachters, der für den Fonds die Solaranlagen vor dem Kauf und während der Fondslaufzeit überprüft.

Nachhaltigkeit

Es liegt eine nachhaltige Investitionsstrategie vor, da sich die Solaranlagen des Fonds voraussichtlich zu rund 40 Prozent auf Dachflächen befinden werden.

ECOreporter.de-Empfehlung

Der dritte Solarfonds von Neitzel & Cie. überzeugt mit einem durchdachten Konzept, das dem Fondsmanagement die Möglichkeit gegeben hat, auf die Marktänderungen flexibel zu reagieren und sich rentable Projekte zu sichern. Angesichts der drastischen Kürzungen der Einspeisevergütung dürfte der Fonds einer der letzten Solarfonds sein, der mit neu zu errichtenden Solaranlagen den Anlegern eine angemessene fundierte Renditeprognose bieten kann.

Wir bieten diesen ECOanlagecheck auch in einer Kompaktversion an. Zu dem PDF gelangen Sie per Mausklick.

Basisdaten

Anbieterin, Prospektverantwortliche und Gründungskommanditistin: Neitzel & Cie. Gesellschaft für Beteiligungen mbH & Co. KG, Hamburg
Beteiligungsgesellschaft (Emittentin): Dritte Solarenergie Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg
Komplementärin und Geschäftsführerin: NCF Fondsverwaltung GmbH, Hamburg
Treuhänderin und Gründungskommanditistin: St. Annen Treuhand GmbH, Hamburg
Beteiligungsform: Treugeber, Umwandlung in Direktkommanditist nach Fondsschließung möglich

Fondswährung: Euro
Gesamtinvestitionsvolumen: 70,2 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio): 6,75 Millionen Euro, maximal 25 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 10.000 Euro
Agio: 5 Prozent
Laufzeit: 10 Jahre (Planung), erstmalige Kündigungsmöglichkeit zum 31. Dezember 2032, Veräußerung der KG-Anteile jederzeit möglich

BaFin-Gestattung: Ja
Leistungsbilanz: Nein
IDW-Prospektprüfungsbericht: Ja
Mittelverwendungskontrolle: PKF Arbicon Zink KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Oldenburg
Sensitivitätsanalyse: Ja
Prospekthaftung: 6 Monate
Haftsumme: 10 Prozent der Kommanditeinlage (Außenverhältnis), 100 Prozent (Innenverhältnis)
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