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ECOanlagecheck: Solarfonds InfraClass Energie 6 von KGAL – Fokus auf Südeuropa

Der zehnte Solarfonds aus dem Hause KGAL soll in Photovoltaikanlagen in den Zielländern Deutschland und Italien sowie Spanien und Frankreich investieren. Die Anlagen des InfraClass Energie 6 stehen noch nicht fest (Stand: 15. August 2011). Ab 10.000 Euro plus fünf Prozent Agio können Anleger sich an dem Fonds des Grünwalder Emissionshauses beteiligen. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.

Der Investitionsschwerpunkt des Fonds liegt laut Prospekt auf Solaranlagen in Italien und Deutschland. Daneben können bis zu 30 Prozent des Fondsvolumens auch in Frankreich und Spanien investiert werden. Der Fonds darf sowohl bestehende als auch neu zu errichtende Anlagen erwerben.

Die KGAL ist seit 2005 im Photovoltaikbereich aktiv. Sie hat für die Vorgängerfonds bereits zwölf Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 62,1 Megawattpeak (MWp) in Deutschland, sechs Anlagen mit 42,7 MWp Gesamtleistung in Spanien und sieben Anlagen mit einer Gesamtleistung von 38,8 MWp in Italien erworben. Die Gesamtinvestitionskosten belaufen sich nach Angaben von KGAL auf mehr als 650 Millionen Euro. Laut Leistungsbilanz erreichten oder übertrafen die Solar-Publikumsfonds von KGAL bislang die Prospektprognosen. Aufgrund der rückwirkenden Änderungen der Einspeisevergütungen für Solarstrom in Spanien werden nach Angaben der Anbieterin in den Jahren 2011 bis 2013 die Ausschüttungen für zwei ihrer Solarfonds voraussichtlich deutlich unter den Prognosen liegen.

Eigenkapitalhöhe und Platzierungsgarantie

Gesamtinvestitionsvolumen: 122,5 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen: 35 Millionen Euro (28,6 Prozent)
Platzierungsgarantie: Ja
Agio: 1,75 Millionen Euro (1,4 Prozent)
Fremdkapitalvolumen: 85,75 Millionen Euro (70,0 Prozent)

Die Anbieterin garantiert die Einzahlung und Platzierung eines Kommanditkapitals von zehn Millionen Euro. Das tatsächliche Kommanditkapital ist abhängig vom Platzierungserfolg und kann laut Prospekt auf maximal 100 Millionen Euro erhöht werden. Beim Vorgängerfonds InfraClass Energie 5 hat sich KGAL als platzierungsstark erwiesen und rund 100 Millionen Euro eingeworben.
Das Fremdkapital wird auf Ebene der einzelnen Objektgesellschaften aufgenommen. Bislang wurden noch keine Fremdfinanzierungen vereinbart.

Fondsnebenkosten
(in Prozent des Eigenkapitalvolumens ohne Agio)
Agio: 5,0 Prozent
Eigenkapitalvermittlung (ohne Agio): 4,7 Prozent
Strukturierung auf Projektebene: 8,6 Prozent
Konzeption: 3,5 Prozent
Platzierungsgarantie: 0,3 Prozent
Sonstiges: 0,7 Prozent
Gesamtweichkosten: 22,8 Prozent

Die Gesamtweichkosten liegen im Durchschnittsbereich der von ECOreporter.de in den letzten zwölf Monaten analysierten Solarfonds, die vorrangig in Südeuropa investieren.

Laufende Kosten

Verwaltung Objektgesellschaften (erstes Jahr, Kalkulation): 0,5 Prozent der Gesamtkaufpreise der Solaranlagen
Verwaltung Fondsgesellschaft (erstes Jahr): 0,0425 Prozent der Kommanditeinlagen
Kostensteigerung (vertragliche Indexierung): 2,5 Prozent pro Jahr

Die Kosten für die technische Betriebsführung werden im Prospekt nicht beziffert. Grundsätzlich ist der Verzicht der Anbieterin auf eine detaillierte Verlaufsprognoserechnung im Prospekt nachvollziehbar, weil sie aufgrund der Blind-Pool-Konzeption nur eine geringe Aussagekraft und Verbindlichkeit besessen hätte.

Laufzeit und Ausschüttungen

Laufzeit: 17 Jahre (Prospektannahme), erstmalige Kündigungsmöglichkeit zum 31. Dezember 2035
Gesamtausschüttung: 182 Prozent (inkl. 105 Prozent Kapitalrückzahlung)
Ausschüttung durch Verkaufserlös: 78 Prozent
Renditeprognose vor Steuern pro Jahr (IRR): 5,1 Prozent

Die Zahlen errechnen sich aus dem im Prospekt angegebenen exemplarischen Ausschüttungsverlauf, der von einer Veräußerung der Solaranlagen Ende 2027 ausgeht. Laut Prospekt ist es aber ebenso denkbar, dass die Anlagen über diesen Zeitpunkt hinaus betrieben werden oder eine frühere Veräußerung beschlossen wird.

Beim exemplarischen Ausschüttungsverlauf wird unterstellt, dass 60 Prozent des Fondsvolumens in Italien investiert wird. Demnach wird voraussichtlich ein großer Teil der Ausschüttungen gemäß dem deutsch-italienischen Doppelbesteuerungsabkommen beim Anleger nicht mehr gesondert der Einkommenssteuer unterliegen, sondern nur dem Progressionsvorbehalt. Die errechneten Renditeprognose vor Steuern beinhaltet bereits die Steuerzahlungen, die der Fonds bzw. die Objektgesellschaften in Italien zu leisten haben.
Die Anleger erzielen laut Prospekt mit der Beteiligung an der Fondsgesellschaft Einnahmen aus Gewerbebetrieb.

Sofern die Ausschüttungen eines Geschäftsjahres über der prospektierten Ausschüttungsprognose liegen, erhält die Anbieterin KGAL 20 Prozent der darüber hinausgehenden Ausschüttungen. Liegen die Ausschüttungen eines Jahres unter der Prognose, müssen diese in den Folgejahren erst ausgeglichen werden, bevor der Anbieterin die Erfolgsbeteiligung zusteht.
Wenn die Fondsgesellschaft eine Objektgesellschaft veräußert, erhält KGAL für administrative Tätigkeiten und für die Koordinierung des Verkaufsprozesses ein Honorar von 3 Prozent des „zum Zeitpunkt der Veräußerung zu ermittelnden Unternehmenswertes der Objektgesellschaft“.

Technik und Erträge


Bislang sind noch keine Solaranlagen bekannt, deren Kauf die Fondsgesellschaft plant (Stand:15. August 2011). Dementsprechend können noch keine Aussagen zu Technik und Erträgen der Anlagen getroffen werden. Laut Investitionskriterium werden mindestens zwei Ertragsgutachten von externen Gutachtern je Solarpark erstellt.
Die Solaranlagen, in die der Fonds investiert, müssen laut Prospekt eine Mindestrenditeerwartung (IRR) aufweisen. Die festgelegte Mindestrendite der einzelnen Anlagen beträgt in Abhängigkeit vom jeweiligen Zielland 4,5 Prozent pro Jahr für Deutschland, jeweils 5,5 Prozent für Italien und Frankreich sowie 6,5 Prozent pro Jahr für Spanien. Es handelt sich bei den Zahlen nicht um Projektrenditen, sondern um Gesamtrenditen (Rendite pro Zielland), die sämtliche Kosten und Steuern auf Ebene der Fondsgesellschaft berücksichtigen. Nicht einberechnet wurden das Agio und mögliche Effekte des Progressionsvorbehaltes.

Ökologische Wirkung

Bislang sind noch keine Investitionen bekannt, so dass die ökologische Qualität der einzelnen Projekte und damit auch die ökologische Wirkung des Fonds insgesamt noch nicht beurteilt werden können.
Grundsätzlich kann aufgrund des hohen geplanten Investitionsvolumens davon ausgegangen werden, dass die CO2-Einsparung durch die Anlagen des Fonds hoch sein wird. Dieser Effekt verstärkt sich zudem, wenn der Investitionsschwerpunkt des Fonds – wie geplant – im sonnenreichen Südeuropa liegen wird.

Risiko

Der Fonds ist als Blind-Pool konzipiert. Konkrete Investitionsobjekte stehen noch nicht fest (Stand: 15. August 2011), sondern befinden sich noch in einem Prüfungsprozess. Die Werthaltigkeit der geplanten Investitionen kann somit noch nicht beurteilt werden. Es besteht das Risiko, dass sich der Erwerb von Solarparks verzögert und damit einhergehend Kostensteigerungen verbunden sind. Laut Prospekt wird die Fondsgesellschaft aber keine Projektentwicklungsrisiken tragen.
Die Gesamtinvestition soll mit bis zu 75 Prozent mit Fremdkapital finanziert werden, es sind aber noch keine Darlehensverträge abgeschlossen worden. Daher ist es unsicher, ob und vor allem zu welchen Zinskonditionen eine Fremdfinanzierung vereinbart werden kann.

Fraglich ist auch, ob (ausreichend) geeignete Investitionsobjekte für den Fonds in Italien, Deutschland, Spanien und Frankreich gefunden werden können. Zum einen wurden bzw. werden die Einspeisevergütungen für Solarstrom in den Zielländern des Fonds deutlich gesenkt. Zum anderen wurden teilweise auch Förderobergrenzen, sogenannte Deckel, eingeführt. Außerdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Regierungen der von der Schuldenkrise besonders betroffenen Länder weitere Maßnahmen ergreifen werden, die die Wirtschaftlichkeit von Solarinvestitionen beeinträchtigen.

Sowohl die Treuhänderin als auch die Komplementärin sind jeweils 99,6-prozentige Tochtergesellschaften der Anbieterin, so dass Interessenskonflikte entstehen könnten. Die Treuhänderin darf aber die Gesellschaftsrechte laut Treuhandvertrag nur auf Weisung der jeweiligen Treugeber (Anleger) ausüben.
Positiv ist auch zu vermerken, dass die Anbieterin die Prospekthaftung über den Rahmen der gesetzlichen Vorschriften (6 Monate) hinaus bis zum Ende der Platzierungsphase verlängert. Das ist derzeit noch nicht der Standard bei den Fondsanbietern.

Fazit:

Finanziell


Die Investitionen des Fonds sind noch nicht bekannt, es handelt sich somit um ein Blindpool-Konzept. Der Fonds plant primär den Erwerb von Solaranlagen in Italien und Deutschland. Eventuell werden in geringerem Umfang, bis zu 30 Prozent des Fondsvolumens, auch Anlagen in Spanien und Frankreich gekauft. Die Investitionskriterien des Fonds sind unfassend und aussagekräftig. Die Anbieterin KGAL ist eines der erfahrensten und kompetentesten großen Emissionshäuser im Bereich Photovoltaik. Gerade angesichts der Blind-Pool-Konzeption stellt das ein wesentliches Sicherheitsmerkmal für den Fonds dar.

Nachhaltigkeit

Weil die Solaranlagen des Fonds noch nicht feststehen, ist eine fundierte Aussage noch nicht möglich.

ECOreporter.de-Empfehlung


KGAL hat eine über Jahre ausgebaute Kompetenz. Eine genauere Beurteilung ist erst möglich, wenn der Fonds einige der zu kaufenden Solaranlagen präsentieren kann. Falls der Fonds Anlagen in Spanien oder Italien erwirbt, ergeben sich bei einem Herausfallen dieser Länder aus der Euro-Gemeinschaft gravierende Währungsrisiken für den Fonds. Die Eintrittswahrscheinlichkeit dieser Risken ist gering.

Basisdaten

Anbieterin und Prospektverantwortliche: KGAL GmbH & Co. KG, München
Fondsgesellschaft (Emittentin): TULANI Mobiliengesellschaft mbH & Co. KG, Grünwald
Komplementärin und Geschäftsführerin: TULANI Mobilien-Verwaltungsgesellschaft mbH, Grünwald
Treuhänderin: TERTIA Zweite Beteiligungstreuhand GmbH, Grünwald
Beteiligungsform: Treugeber, Direktkommanditist möglich

Fondswährung: Euro
Gesamtinvestitionsvolumen: 122,5 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio): 35,0 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 10.000 Euro (höhere Summen müssen durch 1.000 teilbar sein)
Agio: 5 Prozent
Laufzeit: offen, erstmalige Kündigungsmöglichkeit zum 31. Dezember 2035

BaFin-Gestattung: Ja
Leistungsbilanz: Ja
IDW-Prospektprüfungsbericht: in Arbeit
Mittelverwendungskontrolle: Nein
Sensitivitätsanalyse: Nein
Prospekthaftung: über die gesetzlichen Vorschriften (6 Monate) hinaus bis zum Ende der Platzierungsphase verlängert
Haftsumme: 1 Prozent der Kommanditeinlage (Außenverhältnis), 100 Prozent (Innenverhältnis)
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