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Anleihen / AIF, ECOanlagecheck
ECOanlagecheck: Windpark Waigolshausen von Volta Windkraft
Der Windpark Waigolshausen soll im Norden Bayerns, im Regierungsbezirk Unterfranken, errichtet werden. Er besteht aus zwei Windenergieanlagen des deutschen Herstellers Nordex SE mit einer Nennleistung von jeweils 2,5 Megawatt (MW).
Fondsinitiatorin und Leistungsbilanz
Der Windpark Waigolshausen ist das erste Beteiligungsangebot der Volta Verwaltungs-GmbH aus Ochsenfurt, die auch als Komplementärin des Fonds agiert. Die Gesellschaft ist der Volta Windkraft GmbH aus Ochsenfurt zuzuordnen, die bei den vorherigen Beteiligungsangeboten die Funktionen Anbieterin und Komplementärin selbst übernommen hatte. Aus Haftungs- und Organisationsgründen konzentriert sie sich aber nun auf die Aufgaben Konzeption und Vertrieb des Beteiligungsangebotes sowie Projektierung und technische Betriebsführung des Windparks.
Die Volta Windkraft GmbH, gegründet bereits 1995, ist ein Pionier der Windenergie in Nordbayern. Sie hat seit 2000 sechs Windparkprojekte mit insgesamt 13 Windenergieanlagen realisiert. Eine Leistungsbilanz liegt nicht vor. Nach mündlichen Angaben von Volta Windkraft konnten die bisherigen fünf Fonds der Volta Windkraft alle ihre Tilgungsraten plangemäß bezahlen. Die Erträge liegen nach Aussage von Volta Windkraft bei drei Fonds über Soll, bei einem im Soll und bei einem unter Soll.
Eigenkapitalhöhe und Platzierungsgarantie
Gesamtfinanzierungsvolumen: 8,03 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen: 2,4 Millionen Euro (29,9 Prozent)
Platzierungsgarantie: Nein
Fremdkapitalvolumen: 5,63 Millionen Euro (70,1 Prozent)
Die Komplementärin kann das Eigenkapitalvolumen auf bis zu drei Millionen Euro erhöhen.
Laut Prospekt liegen noch keine Fremdmittelzusagen vor. Den jährlichen Darlehenszins kalkuliert die Anbieterin mit 2,4 Prozent.
Fondsnebenkosten
(in Prozent des Eigenkapitalvolumens ohne Agio)
Agio: 0,0 Prozent
Eigenkapitalvermittlung (ohne Agio): 3,2 Prozent
Prospekterstellung und Werbung: 1,8 Prozent
Gründungskosten: 0,5 Prozent
Gesamtweichkosten: 5,5 Prozent
Die Weichkostenquote ist sehr gering. Die Initiatorin konzentriert sich nach eigenen Angaben beim Vertrieb auf die Anleger, die sich bei den vorherigen Windparks der Volta Windkraft GmbH beteiligt hatten.
Laufende Kosten
Wartung und Instandhaltung (pro Jahr, Prognose): 20.000 Euro/MW
Technische Betriebsführung (erstes Jahr, Prognose): 3.400 Euro/MW
Kaufmännische Geschäftsführung (inkl. Anlegerbetreuung, erstes Jahr): 3.400 Euro/MW
Pacht (erstes Jahr): 4.400 Euro/MW
Kostensteigerung (pro Jahr; Kalkulation): 2,5 Prozent
Bildnachweis: Aufbau einer Nordex-Windturbine: Quelle: Unternehmen
Die prognostizierten laufenden Kosten und vertraglich vereinbarten Vergütungen liegen alle unterhalb des durchschnittlichen Kosten- bzw. Vergütungsniveaus, das ECOreporter.de auf Grundlage der in den letzten zwölf Monaten analysierten Windfonds ermittelt hat.
Die Vergütung für die technische Betriebsführung ist abhängig vom tatsächlichen Stromertrag. Die Wartung und Instandhaltung des Windparks übernimmt in den ersten zwölf Jahren die Nordex Energy GmbH im Rahmen eines Vollwartungsvertrages.
Laufzeit und Ausschüttungen
Laufzeit: 20 Jahre (Kalkulation), erstmalige ordentliche Kündigungsmöglichkeit zum 31. Dezember 2029, Beendigung der Gesellschaft erfordert Gesellschafterbeschluss mit 2/3-Mehrheit und Zustimmung der Komplementärin
Gesamtausschüttung (Kalkulation bei 20 Jahren Laufzeit): 221 Prozent (inkl. 100 Prozent Kapitalrückzahlung)
Ausschüttung durch Verkaufserlös (Kalkulation): 0 Prozent
Renditeprognose vor Steuern pro Jahr (IRR, Kalkulation): 6,0 Prozent
Einkunftsart: Einkünfte aus Gewerbebetrieb
Einkaufsfaktor (Gesamtkaufpreis/prognostizierte Stromerlöse erstes Jahr): 8,8
Gesamtfinanzierung: 1.605 Euro/kW
Einspeisevergütung für den produzierten Windstrom: 9,27 Eurocent/kWh
Die Gesamtfinanzierung (Eigenkapital und Fremdkapital) je kW ist – auch aufgrund der geringen Weichkosten – niedrig. Da aber der Stromertragswert (kWh/kW) von Windenergieanlagen in Bayern – bei vergleichbaren Standorten und Turmhöhen – geringer ist als in Norddeutschland, liegt der Einkaufsfaktor (Gesamtkaufpreis/prognostizierte Stromerlöse erstes Jahr) nur im durchschnittlichen Bereich.
In der Gesamtausschüttung von 221 Prozent nicht enthalten ist ein möglicher Ausschüttungsanteil von 19 Prozent durch Steuergutschriften, den die Anleger laut Prospekt durch Gewerbesteueranrechnungen erhalten könnten. Die Anbieterin erhält eine erfolgsabhängige Sondervergütung in Höhe von 0,4 bis 2 Prozent aller Ausschüttungen.
Im Prospekt wird nicht erwähnt, wie lange die Pachtverträge laufen. Laut Auskunft der Emittentin haben die Nutzungsverträge der Baugrundstücke eine Laufzeit von 30 Jahren ab Inbetriebnahme, so dass ein Weiterbetrieb der Anlagen nach Ablauf des Kalkulationszeitraumes von 20 Jahren möglich ist.
Technik und Erträge
Bei den Windkraftanlagen handelt es sich um zwei für gemäßigte Windstandorte ausgelegte Nordex N100 mit einer Nennleistung von 2,5 MW und einer Nabenhöhe von 140 Metern. Von dieser 2,5 MW-Modellreihe hat das Rostocker Unternehmen Nordex bereits über 2000 Stück produziert und aufgestellt. Dr. J. Guttenberger (Wind & Regen - Büro für technische Meteorologie) aus Velburg hat ein Wind- und Ertragsgutachten erstellt. Demnach beträgt die jährliche Energieproduktion der beiden Windkraftanlagen zusammen 10.587 Megawattstunden (MWh). In 20 Kilometer Entfernung zum Standort der Windkraftanlagen des Windparks Waigolshauusen sind bereits seit mehreren Jahren fünf weitere Anlagen in Betrieb, die von Volta Windkraft betreut werden. Deren Erträge wurden bei der Erstellung der Gutachten berücksichtigt. Zudem wurde das Gutachterergebnis laut Prospekt mit den tatsächlichen Erträgen von neun Windkraftanlagen in umliegenden Gemeinden abgeglichen.
Für die Prognoserechnung wurde ein Sicherheitsabschlag von sieben Prozent auf den Gutachterwert vorgenommen. Zudem berücksichtigt die Prospektkalkulation Verfügbarkeitsverluste von drei Prozent sowie elektrische und sonstige Verluste von zwei Prozent, so dass der prognostizierte Jahres-Energieertrag rund 9.359 MWh beträgt. Angesichts der überdurchschnittlich hohen Sicherheitsabschläge kann es als hinnehmbar ausgelegt werden, dass nur ein Ertragsgutachten vorliegt.
Ökologische Wirkung
Mit der Strommenge von 9,359 Millionen kWh, die die Windkraftanlagen abzüglich der Sicherheitsabschläge laut Prospektkalkulation voraussichtlich erzeugen, können bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh rechnerisch rund 2.700 Haushalte jährlich versorgt werden. Im Vergleich zur Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken werden durch den Betrieb der Windkraftanlagen somit circa 5.500 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.
Der Windpark-Standort ist laut Prospekt über 1.200 Meter von der nächstgelegenen Wohnbebauung entfernt. Das Areal wird durch zwei Bahntrassen und eine Bundesstraße abgegrenzt. Bedenken hinsichtlich Schattenwurf und Schallimmission der beiden Anlagen des Windparks bestehen laut zweier Bewertungsgutachten nicht.
Die energetische Amortisationszeit der Windenergieanlagen des Windparks Waigolshausen liegt bei ungefähr sechs Monaten. In dieser Zeit erzeugen die Windkraftanlagen die Energiemenge, die bei Herstellung, Transport und Wartung der Anlagen verbraucht werden. Zum Vergleich: Die energetische Amortisationszeit von Photovoltaik-Anlagen liegt bei ein bis vier Jahren. Kohle- und Kernkraftwerke amortisieren sich aufgrund des dauerhaften Verbrauchs von fossilen Energieträgern als Brennstoff gar nicht.
Risiko
Die Bau- und Betriebsgenehmigung für den Windpark Waigolshausen liegt derzeit noch nicht vor (Stand: 4. Dezember 2012). Laut Prospekt ist das Verfahren für die Bau- und Betriebsgenehmigung nahezu abgeschlossen. Aufgrund der bisher dem Landratsamt vorliegenden Stellungnahmen und Gutachten sei von einer Genehmigungsfähigkeit auszugehen. Laut Auskunft der Emittentin wird an der Formulierung des Genehmigungsbescheides bereits gearbeitet. Laut Prospekt hat die Gemeinde Waigolshausen im August 2012 ihr Einvernehmen zum Baugesuch erteilt. Laut aktuellem Planentwurf zur Fortschreibung des Regionalplanes liegt der Standort des Windparks Waigolshausen in einem Vorranggebiet für Windenergie.
Wenn sich der Abschluss des Genehmigungsverfahrens entgegen der Erwartungen verzögern sollte, können sich auch der Bau und die Inbetriebnahme der Windkraftanlagen verschieben In diesem Fall wären Kostensteigerungen und Ertragsminderungen gegenüber der Prospektprognose möglich. Insbesondere falls sich die Inbetriebnahme in das Jahr 2014 verschieben sollte, kann nicht ausgeschlossen werden, dass infolge einer von der Bundesregierung als auch von der EU-Kommission angestrebten vollständigen Überarbeitung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) der Windpark Waigolshausen eine niedrigere Einspeisevergütung als kalkuliert erhält.
Stärken Kein Blindpool Anlagenkauf- und Pachtverträge zu günstigen Konditionen abgeschlossen Generalunternehmer und Fondsinitiator in Region verwurzelt; erfahren in Windenergie Sehr niedrige Weichkostenquote Hoher Sicherheitsabschlag | Schwächen Bau- und Betriebsgenehmigungsrisiko Fertigstellungsrisiken Nur ein Windgutachten |
Chancen Verkaufserlös oder Weiterbetrieb der Windenergieanlagen nach 20 Jahren Auf mittel- bis langfristige Sicht Mehrerlöse durch Stromverkauf auf dem freien Markt | Risiken Energieertragsschwankungen Steigende Marktzinsen bis zum Abschluss der Darlehensverträge |
Fazit:
Finanziell
Der Windpark Waigolshausen soll bis September 2013 in Betrieb gehen. Die Bau- und Betriebsgenehmigungen lagen Anfang Dezember noch nicht offiziell vor, daher sind Verzögerungen bei der Fertigstellung der Windkraftanlagen nicht ausgeschlossen. Die Kalkulation des Beteiligungsangebotes ist solide und kaufmännisch vorsichtig. Ein dicker Pluspunkt ist die sehr niedrige Weichkostenquote bezogen auf das Eigenkapitalvolumen von nur rund 5,5 Prozent.
Nachhaltigkeit
Die Windkraft bietet in Deutschland eine sehr nachhaltige Form der Energieerzeugung – sowohl im ökologischen wie im volkswirtschaftlichen Sinne. Für den dynamischen Ausbau der nachhaltigen Energieversorgung in Deutschland ist eine verstärkte Nutzung der Windenergie in Süddeutschland unverzichtbar.
ECOreporter.de-Empfehlung
Das Beteiligungsangebot Windpark Waigolshausen überzeugt mit seinen günstigen Kostenstrukturen, die angesichts der stark gestiegenen Nachfrage nach Windkraftprojekten in Deutschland nicht mehr oft zu finden sind. Die Chancen und Stärken des Projektes überwiegen die Risiken.
Basisdaten
Anbieterin, Prospektverantwortliche und Komplementärin der Emittentin: Volta Verwaltungs-GmbH, Ochsenfurt
Fondsgesellschaft (Emittentin): Windpark Waigolshausen GmbH & Co. KG, Ochsenfurt
Treuhänderin: Nein
Beteiligungsform: Direktkommanditist
Fondswährung: Euro
Gesamtinvestitionsvolumen: 8,03 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio): 2,4 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 10.000 Euro (5.000 Euro für Bürger aus der Region)
Agio: 0 Prozent
Laufzeit: 20 Jahre (Kalkulation), erstmalige Kündigungsmöglichkeit zum 31. Dezember 2029
BaFin-Gestattung: Ja
Leistungsbilanz: Nein
IDW-Prospektprüfungsbericht: Nein
Mittelverwendungskontrolle: Nein
Sensitivitätsanalyse: Nein
Haftsumme: 100 Prozent der Kommanditeinlage (Außenverhältnis), 100 Prozent (Innenverhältnis)
Bildnachweis: Aufbau einer Nordex-Windturbine: Quelle: Unternehmen