Erneuerbare Energie

EEG-Umlage steigt 2013 kräftig an - Branchenverbände mahnen ehrlichen Kosten-Nutzen-Vergleich an

Jetzt ist es offiziell: Die vier Übertragungsnetzbetreiber werden die EEG-Umlage zum Jahreswechsel von aktuell 3,592 Cent um rund 47 Prozent auf 5,27 Cent pro Kilowattstunde anheben. Das gaben Amprion, Tennet, 50Hertz und TransnetBW heute bekannt. Fest steht nach ihren Angaben auch, dass die installierte Leistung der Erneuerbaren Energien auch im kommenden Jahr stark zulegen wird.

Die Wissenschaftler von r2b energy consulting haben EEG-Umlage die im Auftrag der Übertragungsnetzbetreiber berechnet. Sie sagen für 2012 im Bereich der Photovoltaik einen Zubau von 7,7 Gigawatt statt den von der Bundesregierung angestrebten maximal 3,5 GW voraus. Auch in 2013 werde diese Marke mit 6,5 Gigawatt neu installierter Photovoltaik-Leistung in Deutschland weit übertroffen. Ebenfalls einen weiteren erheblichen Zuwachs erwarten sie bei der Windenergie an Land.

Über die EEG-Umlage werden die Stromverbraucher an den Kosten für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland beteiligt. Ein Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden muss mit dem nun angekündigten Anstieg der EEG-Umlage in 2013 rund 185 Euro dafür zahlen, dass die Erneuerbaren Energien mittlerweile etwa eine Fünftel des deutschen Stromversorgung tragen. Das sind rund 60 Euro mehr als bislang. Der Ökostrom wird den Erzeugern zu im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgeschriebenen Preisen abgenommen, die über den Markttarifen liegen. Die Differenz wird über die EEG-Umlage auf die Stromrechnungen der Verbraucher aufgeschlagen.

„Nicht einmal die Hälfte der Umlage für das kommende Jahr geht auf die reinen Förderkosten für 2013 zurück“, erklärt dazu Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE). Der Rest der EEG-Umlage diene einer immer stärker ausgeweiteten Industrieförderung, der Kompensation sinkender Strompreise an der Börse sowie dem nachträglichen Ausgleich zu geringer Einnahmen im Jahr 2012. Als eine wesentliche Ursachen für den Anstieg der EEG-Umlage führt Schütz die ausgeweitete Industrieförderung an, also die von der schwarz-gelben Bundesregierung eingeführte Befreiung vieler energieintensiver Unternehmen von der EEG-Umlage. Allein auf die Industrieförderung entfalle nach Berechnungen des BEE ein Anteil an der EEG-Umlage 2013 von 1,3 Cent pro Kilowattstunde – immerhin etwa ein Viertel des Gesamtbetrages und rund 0,3 Cent mehr als in diesem Jahr.

„Die EEG-Umlage steigt im kommenden Jahr stärker als nötig. Daran ist aber nicht in erster Linie der Ausbau der Erneuerbaren Energien schuld, wie dieser Tage von den Kritikern der Energiewende permanent behauptet wird. Vielmehr hat die Politik die Umlage mit immer neuen Zusatzkosten aufgebläht. Umgekehrt werden die preissenkenden Effekte der Erneuerbaren Energien bisher nicht an die Privatkunden weitergegeben“, kritisiert Schütz.

Er führt an, dass die Erneuerbaren Energien an der Leipziger Strombörse für sinkende Strompreise sorgen. So habe der durchschnittliche Spotmarkpreis in den ersten drei Quartalen 2012 nur noch rund 4,3 Cent/kWh gegenüber 5,1 Cent/kWh im Vorjahreszeitraum betragen. Schütz weiter: „Weitere Berechnungen zeigen: Wenn die Stromversorger ihre gesunkenen Einkaufspreise der letzten Jahre an die Privatkunden weitergeben würden, läge für sie der aktuelle Strompreis um rund 2 Cent pro Kilowattstunde niedriger. Der kommende Anstieg der EEG-Umlage wäre damit mehr als ausgeglichen.“

Dass die Preispolitik der großen Energieversorger zu Lasten der Privathaushalte geht, zeigt ihm zufolge auch ein Vergleich der Haushaltsstrompreise mit den Industriestrompreisen. Die Haushaltsstrompreise seien seit 2008 um rund 20 Prozent gestiegen, die Preise für Industriekunden im selben Zeitraum dagegen um 3 Prozent gesunken. „Die Energiewende ist somit nicht hauptverantwortlich für steigende Haushaltsstrompreise“, schlussfolgert Schütz.

Der Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) mahnt eine Versachlichung der Debatte und einen ehrlichen Kosten-Nutzen-Vergleich an. Die Kostensteigerungen infolge der Energiewende könnte man laut dem BSW-Solar ohne Komfortverlust leicht kompensieren. Allein der Verzicht auf Standby-Funktionen im Haushalt könne Energiekosten-Einsparungen von rund 90 Euro im Jahr bringen. Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft: „Ein ehrlicher Vergleich der Kosten zeigt: Würde man bei der dringend notwendigen Erneuerung veralteter deutscher Kraftwerke nicht auf Erneuerbare Energien setzen, sondern weiterhin vor allen Dingen neue Kohle- und Gaskraftwerke bauen, wären Investitionen in etwa gleicher Größenordnung erforderlich“, so Körnig. „Bei einer gesamtwirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Betrachtung kommt die Energiewende den Verbraucher sogar deutlich günstiger als das Festhalten an fossilen Kraftwerken. Studien des Bundesumweltministeriums beziffern die Einsparung der Energiewende gegenüber einer Weiterführung der fossilen Energieversorgung auf 570 Milliarden Euro bis 2050.“
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