Erneuerbare Energie

Ein neuer Wachstumsmarkt für Erneuerbare Energien? - In Tschechien blüht die Photovoltaik auf



Bei der nachhaltigen Energieversorgung hat Tschechien großes Nachholpotential. Bislang basiert sie zu rund 95 Prozent auf der Verbrennung von Kohle und auf Kernenergie. Doch das Land hat zuletzt begonnen, sich für Erneuerbare Energien zu erwärmen. Zum einen hat der Boom der Branche beim Nachbarn Deutschland vor Augen geführt, welches Wachstumspotential damit verbunden ist. Zum anderen muss das Land seinen Klimaschutzverpflichtungen innerhalb der EU nachkommen. So sieht die in diesem Monat in Kraft getretene EU-Richtlinie für den Ausbau der Erneuerbaren Energien vor, dass Tschechien den Anteil der regenerativen Energien an der Energieversorgung bis 2020 auf 13 Prozent mehr als verdoppelt (per Opens external link in new windowMausklick gelangen Sie zu einem Beitrag von ECOreporter.de, der die Direktive ausführlicher vorstellt).

Doch schon beim EU-Beitritt in 2004 hatte Prag sich verpflichtet, den Anteil der alternativen Energien deutlich zu erhöhen. Bis 2010 soll er demnach auf acht Prozent ansteigen. Dieses Ziel wird Tschechien kaum erreichen, meint Nicola Stobbe, Geschäftsführerin der Informationsagentur Mittel- und Osteuropa GmbH (imeo>) aus Hemmingen. Bis Ende 2007 habe das Land nur knapp vier Prozent erreicht. Dennoch rechnet sie mit einem Aufschwung des Sektors in Tschechien. Prag stehe nun erst recht in der Pflicht, die alternativen Energien zu unterstützen. Durch die Einführung eines Erneuerbare-Energien-Gesetzes habe sich die Marktsituation bereits deutlich verbessert, so Stobbe. Zudem hätten steigende Energiepreise und ein zunehmendes Umweltbewusstsein der tschechischen Bevölkerung den Druck erhöht, den Ausbau der regenerativen Energieerzeugung zu befördern. „Darüber hinaus stehen Tschechien EU-Strukturfondsmittel für die Förderung der Erneuerbaren Energien in allen Technologiebereichen zur Verfügung“, erläutert die Expertin für osteuropäische Märkte. Sie geht davon aus, dass sich die Stromerzeugung aus regenerativen Quellen bis 2030 verfünffachen wird.

Bislang wird in Tschechien die meiste alternative Energie von Wasserkraftwerken erzeugt, laut imeo zu über 61 Prozent. Es folge die Biomasse, die unter anderem von Kohlekraftwerken ihren Kesseln beigemischt werde, mit rund 29 Prozent. Abgeschlagen rangieren dahinter Biogas mit 6,3 Prozent und die Windkraft mit 3,7 Prozent. Das größte Wachstumspotential sieht Stobbe für die tschechische Photovoltaik. Von einem marginalen Anteil an der alternativen Energieversorgung in 2007 von 0,01 Prozent könne sie bis 2030 auf bis zu 25 Prozent zulegen. Dann könne die Stromerzeugung aus Solarenergie auf bis zu 5,7 Terrawattstunden (TWh) anstiegen. Für 2010 werden erst 0,15 TWh prognostiziert, für 2015 dann schon 0,5 TWh und knapp 1,0 TWh für 2020. Der imeo> zufolge setze im vergangenen Jahr in Tschechien ein Photovoltaik-Boom ein, von August bis Dezember 2008 sei mehr als 80 Prozent der installierten tschechischen Photovoltaik-Leistung in Betrieb genommen worden. Die installierte Leistung sei binnen zwölf Monaten von unter vier Megawatt (MW) auf über 54 MW angesprungen. Und 2009 habe die Regierung die Fördersummen nochmals erhöht. Bis Ende dieses Jahres sei eine installierte Photovoltaik-Leistung von 150 bis 180 MW zu erwarten.

Wie Stobbe ausführt, tragen neben den ersten Großprojekten auch immer mehr kleinere Installationen auf den Dächern von Privathäusern zum Wachstum der Photovoltaik bei. Von den neuen Lizenzen, die 2008 von der Energieregulierungsbehörde vergeben wurden, seien rund 90 Prozent auf  kleinere Aufdachinstallationen entfallen. Die Förderbedingungen seien für Privatleute sehr attraktiv. Als eine Marktbesonderheit in Tschechien führt Stobbe den massiven Absatz von unverglasten Absorbern (Solarabsorber) an, die in privaten Gartenbassins zum Einsatz kommen. „Diese ist einmalig in Europa und erinnert an die Praxis in den USA, wo die absolute Mehrheit der Privathaushalte Installationen in dieser Kombination einsetzt“, erklärt die imeo-Geschäftsführerin. 

Während es sich bei den Solarkollektoren in erster Linie um „einheimische“ Produkte handelt, werden Photovoltaik-Panele laut Stobbe in Tschechien vor allem importiert, zu 90 Prozent aus Deutschland und Japan. Der Import aus China und anderen asiatischen Staaten sei allerdings deutlich gestiegen. Da der Großteil der Systeme inklusive Montage geliefert werde, müssten ausländische Lieferanten einheimische Partner für die Verteilung an Montagefirmen finden oder direkt mit Montagefirmen kooperieren. Stobbe betont, dass auf dem Gebiet der Umwelttechnik Hersteller aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf ein sehr gutes Renommee in der Tschechischen Republik stoßen. Dies gelte besonders für den Bereich der Solartechnologie.

Über die Aussichten der Erneuerbaren Energien in anderen Ländern Mittel- und Osteuropas informierten wir ausführlich in einem Beitrag von ECOreporter.de, zu dem Sie per Opens external link in new windowMausklick gelangen.


Näheres zu der imeo>-Studie über den tschechischen Solarmarkt erfahren Sie unter: Opens external link in new windowhttp://research.imoe.de/solarenergie-in-tschechien.html


Bildhinweis: Solarprojekte von Colxon und der juwi GmbH. Die beiden deutschenhaben sich bereits im tschechischen Solarmarkt positioniert. / Quelle jeweils: Unternehmen Firmen
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