"Seit wir Solarstrom haben, ist unsere Stromrechnung niedriger, meine Töchter lernen abends und ich nähe", sagt die indische Kleinunternehmerin Suparna Samanta. Oikocredit hat die Solarzellen auf dem Dach mit einem Kredit finanziert. / Foto: Opmeer Reports, Oikocredit

  Gut erklärt - Mikrofinanzen

Eine Genossenschaft mit sozialer Rendite

Mit Mikrofinanzen kann man Geld sozial anlegen. Das geht nicht nur mit Mikrofinanzfonds, sondern auch über eine Genossenschaft.

Fairer Bio-Kakao aus der kleinbäuerlichen Genossenschaft in Ecuador, das Solarunternehmen in Indien, das einkommensschwache Haushalte mit bezahlbaren Heimsolaranlagen versorgt, oder der Fischereibetrieb in Sambia, der in nachhaltiger Aquakultur Buntbarsche züchtet und an die Menschen vor Ort verkauft: Sie alle sind finanziert durch Oikocredit.

Die Genossenschaft achtet darauf, dass das Kapital der Anleger möglichst nachhaltige positive Wirkung erzielt – sozial, ökonomisch und ökologisch. Mehr als 54.000 Menschen und Organisationen sind direkt oder indirekt an ihr beteiligt. Fast die Hälfte der Anlegerschaft kommt aus Deutschland. Hier ist Oikocredit über acht regionale Förderkreise breit aufgestellt. Stand Ende September 2019 haben Anleger mehr als 1 Milliarde Euro bei Oikocredit angelegt.

Der Hauptsitz der Genossenschaft ist im niederländischen Amersfoort. Als Pionier des ethischen Investments finanziert Oikocredit seit über 40 Jahren Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern. In 68 dieser Länder arbeitet Oikocredit mit 674 Partnerorganisationen zusammen.

Auch fairer Handel profitiert

Oikocredit finanziert Mikrofinanzinstitute (MFI), die Kleinkredite an wirtschaftlich benachteiligte Menschen vergeben, und Banken, die kleine und mittlere Unternehmen (KMU) fördern. KMU-Finanzierung schafft Arbeitsplätze, kurbelt die lokale Wirtschaft an und stärkt Wertschöpfungsketten. Das Geld fließt in Unternehmen in den Bereichen Landwirtschaft, Fairer Handel und Erneuerbare Energie.

Oikocredit betreut und berät die Partnerorganisationen mit lokalen Fachkräften vor Ort. Es gibt ein weltweites Oikocredit-Netzwerk mit Regional- und Länderbüros in 14 Ländern. Die demokratisch organisierte Genossenschaft will auch damit Entwicklung fördern, Wege aus der Armut ermöglichen, Ressourcen, Wohlstand und Macht gerechter verteilen und die Umwelt schützen. Mit diesem Prinzip ist Oikocredit zu einem der führenden Entwicklungsfinanzierer weltweit geworden.

Investitionen sind bereits ab 200 Euro möglich. Die Rendite lag in den vergangenen Jahren zwischen 1 und 2 Prozent.

Engagement von Oikocredit in Afrika

Es gibt in Afrika einen großen Investitionsbedarf, doch viele Kapitalgeber meiden das Engagement in afrikanischen Ländern, weil ihnen die Rendite zu niedrig oder die Risiken zu hoch sind.Oikocredit vergibt schon lange Finanzierungen an afrikanische Partnerorganisationen und verstärkt bewusst das Engagement auf diesem Kontinent. Der Markt hat sich verändert. Mikrofinanz bedeutet heute mehr, als Darlehen für Kleinstunternehmen wie eine Hühnerzucht oder einen kleinen Laden zu vergeben. Inklusives Finanzwesen umfasst neben Mikrokrediten und -versicherungen auch die Finanzierung für KMU.

Bildhinweis: Von Mikrofinanzierungen in Afrika profitieren Kleinunternehmerinnen wie Ruth Boko Manifoya aus Benin. "Dieu merci" (Gott sei Dank) hat sie ihren Frisiersalon genannt. Ihre Spezialität sind geflochtene Zöpfe. Außerdem verkauft die Mutter von drei Kindern Kosmetika, modische Taschen und Schuhe. Mit einem Kredit der Oikocredit-Partnerorganisation PEBCo hat sie das Geschäft ausgebaut. / Foto: Nicolas Villaume, Oikocredit

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