Erneuerbare Energie

Einschnitt in Solarstromvergütung ab 2012 voraussichtlich größer als bisher geplant

Es gilt als wahrscheinlich, dass die Einspeisevergütung zum 1. Januar 2012 stärker gesenkt wird als bisher geplant. „Die Vergütungssenkung wird zum Jahresanfang mindestens 15 Prozent betragen, da zu der Basisdegression von neun Prozent nochmals mindestens sechs Prozent hinzukommen“, sagt Franz-Josef Fell energiepolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag.


Auslöser dieser Planspiele ist ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach wurden im Juni und Juli zusammengenommen Solarstromanlagen mit 1250 Megawatt (MW) Leistungskapazität ans Stromnetz angeschlossen - deutlich mehr als in den Vormonaten. Allein im Juni seinen Photovoltaikanlagen mit 800 MW installiert worden. Im Juli seinen weitere 450 MW an Neuinstallationen hinzugekommen. 


Laut EEG wird die Vergütung von Photovoltaikstrom jährlich um mindestens neun Prozent beschnitten. Wie stark die Tarifsenkung tatsächlich ausfällt, hängt davon ab, wie viele Sonnenstromkraftwerke im Vorjahr bundesweit in Betrieb gegangen sind. Entscheidend für die Kappung zum 1. Januar 2012 ist die Zeit zwischen Oktober 2010 und September 2011.


Mit den im Reuters-Bericht genannten Zubauzahlen wären zwischen Oktober 2010 und Juli bereits 4.000 MW neue Solarstromanlagen in Deutschland ans Stromnetz angeschlossen worden.  Überschreitet der Photovoltaikzubau des Referenzzeitraums Oktober bis September 4.500 MW, geht die Rechnung von Hans-Josef Fell auf und eine Kappung von 15 Prozent stünde an.

Aktuell erhalten Betreiber kleiner Dachanlagen mit Leistungskapazitäten von bis zu 30 Kilowatt peak 28,74 Eurocent pro Kilowattstunde (kWh), während der Strom aus Freiflächenanlagen mit 21,11 Eurocent pro kWh vergütet wird. Eine Kappung um 15 Prozent würde di Tarife auf 24,4 beziehungsweise 17,9 Cent pro kWh absenken. Fell geht davon aus, dass die Aussicht auf diese deutliche Kürzung den deutschen Markt bis Jahresende nochmal anheizen wird. „Die Stromkunden können sich freuen, die Zeiten des teuren Solarstroms sind absehbar vorbei. Auf die Photovoltaik-Hersteller kommen hingegen weitere harte Monate zu“, sagt der Energiepolitiker mit Blick auf die weiter fallenden Preise für Solartechnikkomponenten.

Bildnachweis: Hans-Josef Fell, Energiepolitischer Sprecher der Grünen. / Quelle: Bündis 90/ Die Grünen


Sollte nämlich der Zubau in Deutschland in den letzen drei Monaten des Jahres - wie von Fell erwartet - nochmals stark anziehen, wäre für den 1. Juli 2012 die nächste Kappungsrunde fällig. „Legt man sowohl für den ersten Januar als auch den 1. Juli 2012 eine weitere Degression um jeweils 15 Prozent zugrunde, ergäbe dies 20,8 Cent pro kWh für kleine Dachanlagen und 15,3Cent pro kWh für Freiflächenanlagen“, rechnet Fell. Damit werde die Solarstromvergütung bereits in zehn Monaten deutlich unter den Stromkosten der privaten Stromverbraucher liegen.

Die aktuellen Einspeisevergütungen für Solaranlagen in Deutschland Größe der Photovoltaikanlage

Einspeisetarif (seit Januar 2011)

Gebäudeanlagen bis 30 kWp

28,74 Cent / kWh

Gebäudeanlagen ab 30 kWp

27,33 Cent / kWh

Gebäudeanlagen ab 100 kWp

25,86 Cent / kWh

Gebäudeanlagen ab 1.000 kWp

21,56 Cent / kWh

Direktverbrauch Gebäudeanlagen bis 30 kWp

Vergütung 16,74 Cent / kWh für Strommengen über 30 % Direktverbrauch, sonst 12,36 Cent / kWh

Direktverbrauch Gebäudeanlagen ab 30 kWp

15,33 Cent / kWh für Strommengen über 30 % Direktverbrauch, sonst 10,95 Cent / kWh

Direktverbrauch Gebäudeanlagen ab 100 kWp

13,86 Cent / kWh für Strommengen über 30 % Direktverbrauch, sonst 9,48 Cent je kWh

Direktverbrauch Gebäudeanlagen ab 500 kWp

keine Vergütung

Freiflächenanlagen

21,11 Cent / kWh

Freiflächenanlagen auf Konversionsflächen*

22,07 Cent / kWh

Freiflächenanlagen auf Ackerland

Keine Vergütung


 Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar)
* Unter Konversionsflächen werden nach § 32 Abs. 3 Nr. 2 EEG gewerblich, industriell, militärisch und öffentlich genutzte Areale wie Straßen, öffentliche Plätze, Museen, Schulen oder Bibliotheken gefasst.

Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x