Erneuerbare Energie

Elektromobilität erfordert viel mehr erneuerbare Energie

Weltweit ist die Elektromobilität auf dem Vormarsch. Auch nachhaltige Fonds haben das Thema entdeckt und investieren in Akteure dieses Zukunftsmarktes. Doch in Deutschland bliebt noch viel zu tun. Das geht aus aktuellen Marktanalysen hervor. Demnach waren Anfang 2015 weltweit etwa eine Dreiviertelmillion Elektroautos unterwegs. Obwohl in der Bundesrepublik eine ganze Reihe großer Autokonzerne ansässig ist, stellte Deutschland dazu nur rund 30.000 Fahrzeuge. Auch ist nicht gesichert, dass der Ausbau der Elektromobilität zu weniger Klimabelastung führt.

Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) hat aktuelle Daten zum Weltmarkt der Elektrofahrzeuge erhoben – also der Pkw, die ihre Antriebsenergie zumindest teilweise aus dem Stromnetz beziehen und in Batterien speichern können. Demnach summierte sich deren Menge Anfang 2015 mehr als 740.000 Elektroautos. Zu den Staaten mit den höchsten absoluten Zuwächsen zählen demnach vor allem die USA. Deren Bestand an Strom betriebenen Pkw ist laut dem ZSW im Jahr 2014 um 69 Prozent auf insgesamt rund 290.000 Elektrofahrzeuge gewachsen. Damit sind die Vereinigten Staaten nach wie vor international führend. Hier ist mit Tesla Motors auch ein börsennotierer Hersteller von Elektrofahrzeugen ansässig, der mit großen Absatzsteigerungen für Furore sorgt.

In China fiel der Anstieg mit etwa 120 Prozent noch höher aus: hier klettere die Anzahl der Elektrofahrzeuge um fast 54.000 auf knapp 100.000. China erreichte damit im Vergleich der Bestandszahlen weltweit den dritten Rang – knapp hinter Japan. Dort wurde die Marke von 100.000 E-Autos überschritten, bei einer Zuwachsrate von 45 Prozent. Die drei führenden Länder, Die USA, Japan und China, zeichnen sich durch Marktanreizprogramme für die erfolgreiche Entwicklung der Elektromobilität aus. China ist laut dem ZSW inzwischen sogar dazu übergegangen, nur noch einheimische E-Fahrzeuge zu fördern und unterstreicht damit die industriepolitische Bedeutung der Elektromobilität.

Deutschland hinkt der Entwicklung hinterher

Fehlende Marktanreize führen nach Einschätzung der Forscher hingegen dazu, dass Deutschland bei Elektroautos bislang nur einen Bestand von 29.600 und damit weltweit auf Platz 7 ereichte. Die Neuzulassungen in 2014 bezifferte das ZSW mit 11.700, was im internationalen Vergleich Platz 8 bedeutet. Vorreiter in Europa ist dagegen Norwegen, wo der E-Auto-Bestand im vergangenen Jahr um 113 Prozent auf insgesamt gut 43.400 anwuchs. In dem skandinavischen Land sind insgesamt rund 2,64 Mio. Pkw registriert – somit wird dort die  Elektromobilität mit einem Anteil von gut 1,6 Prozent schon im Alltag sichtbar. Daran gemessen ist Norwegen weltweiter Spitzenreiter. Zum Vergleich: In Deutschland macht dieser Anteil gerade einmal 0,07 Prozent aus.

Elektromobilität schont das Klima nur in Verbindung mit erneuerbarer Energie

Die Bundesregierung will den Bestand von Elektrofahrzeugen bis zum Jahr 2020 auf eine Million und danach weiter stark erhöhen. Ob eine derart zügige Vervielfachung des Bestandes gelingt ist zwar mehr als fraglich. Dennoch haben das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und das Öko-Institut im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts untersucht, was das für die deutsche Stromversorgung bedeutet. Sie stellen in ihrer gemeinsamen Studie fest, dass der geplante Ausbau der Elektromobilität nur dann zu einer deutlichen Verringerung der CO2-Emissionen führt, wenn sie mit einem zusätzlichen Ausbau erneuerbarer Energien verknüpft würde. Mit einem Ausbau der Stromversorgung aus regenerativer Energie, der über die bisherigen Pläne hinausgeht. Ansonsten würden lediglich im Verkehrssektor eingesparte Treibhausgasemissionen in den Stromsektor verlagert. Weil die gehäufte Aufladung von Elektrofahrzeugen zu neune Verbrauchsspitzen führe sei es sogar wahrscheinlich, dass noch mehr Kohlekraft als ohnehin benötigt wird und somit die deutschen CO2-Emissionen durch die verstärkte Nutzung von Elektromobilität sogar ansteigen.
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