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Energiepolitik als Renditekiller – Wie ein Spanien-Solarfonds um seine Rentabilität kämpft
In der zweiten Jahreshälfte 2007 schickte die Deutsche Capital Management AG (DCM) aus München mit dem DCM Solarfonds 1 ihren ersten Solarfonds ins Rennen, der länderübergreifend in Deutschland und Spanien in Solaranlagen investierte. Dazu sammelte der Fonds 49,4 Millionen Euro bei rund 2400 Anlegern ein. Der ECOanlagecheck zu dem Beteiligungsangebot kam damals zu einem positiven Urteil. Er monierte allerdings zwei Schwachstellen: Die mit prognostizierten 15 Jahren relativ lange Zeit bis die Anleger ihren Einsatz über Ausschüttungen zurückerhalten sollten, und die Tatsache, dass dem Fonds aus dem frühen Projektstadium der geplanten Spanien-Investments Probleme entstehen könnten.
Gerade letzteres hat mit dazu beigetragen, dass der Fonds die jährlichen Ausschüttungen seit 2009 vorübergehend einstellte und seinen Anlegern insgesamt wesentlich weniger Rendite wird zahlen können als ursprünglich vorgesehen. Dies bestätigte Fondsmanager Viard Jan Goeman auf Nachfrage von ECOreporter.de.
Gerüchte, wonach der Fonds wegen seiner tiefroten Bilanzen für 2008 und 2009 zwischenzeitlich sogar vor der Zahlungsunfähigkeit gestanden haben soll, dementiert Goeman indes entschieden: „Die Fondsgesellschaft war in den Jahren 2007 bis heute zu keiner Zeit insolvenzgefährdet. Die vertraglichen Verpflichtungen gegenüber allen Schuldnern wurden bis heute ordnungsgemäß bedient. Die Bilanzentwicklung der Jahre 2007 bis 2010 bewegt sich in einem normalen Rahmen. Der Fonds wird voraussichtlich 2023 komplett entschuldet sein. Die Anleger werden ihr eingesetztes Kapital zurückerhalten und darüber hinaus noch eine Rendite.“ Nach aktuellem Sachstand düften die Ausschüttungen mit 212,44 Prozent vor Steuern um mehr als 60 Prozent eringer ausfallen als ursprünglich angenommen, räumt Goeman ein.
Der Solarboom als Fonds-Bumerang
Seit 2007 sind die spanischen Einspeisevergütungen für Photovoltaikstrom mehrfach drastisch gesenkt worden – die jüngste in weiten Teilen sogar rückwirkend gültige Kürzung trat am 25. Dezember 2010 in Kraft (wir berichteten). Jede dieser Neuregelungsetappen versetze dem DCM Solar Fonds 1 einen Schlag: Ursprünglich sollte der beauftragte Generalunternehmer in Spanien elf von insgesamt 40 geplanten Dachsolaranlagen installieren. Diese sollten laut Kalkulation mit dem Einspeisetarif nach dem damals gültigen Energiegesetz Real Decreto 661/2007 aus dem Mai 2007 vergütet werden.
Dieser Tarif galt dem Gesetz zufolge allerdings nur so lange, bis in Spanien Photovoltaikanlagen mit 371 Megawatt (MW) Leistungskapazität neu in Betrieb gegangen waren. Dank des Photovoltaik-Booms in Spanien war dieses Ziel bereits Ende September 2007 zu 85 Prozent erreicht. Die spanische Regierung gewährte allen Bauherren begonnener Projekte noch ein weiteres Jahr Bestandsschutz. Das heißt, jeder der es schaffte, seine begonnene Solaranlage in dieser Zeit fertigzustellen, in Betrieb zu nehmen und in das spanische Melderegister für Energieproduzenten eintragen zu lassen, durfte die Vergütung nach Real Decreto 661/2007 weiterhin erhalten. Für nachfolgende Neuinstallationen galt bis auf Weiteres das Real Decreto 1578/2008.
Unter anderem wegen Verzögerungen bei einzelnen Baugenehmigungen sollte sich diese Übergangsfrist für den Fonds DCM Solar 1 als zu knapp erweisen. Goeman zufolge wurden nur zwei der geplanten elf Anlagen rechtzeitig fertig - eine in Sevilla und eine in Alicante. „Die Geschäftsführung des Fonds hatte nun die Wahl, nach dem Stichtag in Betrieb gehende Solaranlagen zu erwerben, deren Energieproduktion mit einem um mindestens 30 Prozent niedrigeren Einspeisetarif nach Real Decreto 1578/2008 vergütet worden wären oder – da bestehende Dachanlagen am Markt nicht verfügbar waren - auf vor dem Stichtag in Betrieb genommene Freiflächenanlagen umzuschwenken, für deren Strom die Tarife des Real Decreto 661/2007 weiter gelten, um innerhalb der geplanten zwei Jahre alle Investitionen erfolgreich abzuschließen und dabei die Planungen möglichst einzuhalten“, erläutert der Fondsmanager.
Im Fondsportfolio befinden sich heute neben 25 Solaranlagen, die auf deutschen Aldi-Dächern installiert wurden, die beiden Dachanlagen in Sevilla und Alicante sowie zwei Freiflächenanlagen in Bovera und auf der Balearen-Insel Formentera. Statt der geplanten 31 MW Leistungskapazität kommt das aktuelle Portfolio auf 24 MW. Alle vier spanischen Anlagen werden nach Real Decreto 661/2007 vergütet und erfüllen die ursprünglichen Investmentkriterien des Fonds, betont Goeman.
Spanischer Betriebsstundendeckel bringt weitere Rendite-Einbußen
Allerdings bedeutete die jüngste Reform der Einspeisetarife, die seit Ende Dezember 2010 gilt, einen neuerlichen Renditerückschlag für den Fonds. Das seither geltende Real Decreto Ley 14/2010 vergütet für die Jahre 2011 bis 2013 nämlich nur noch einen Teil des Stroms aus Real-Decreto-661/2007-Anlagen und zwar so viel, wie diese in 1250 Betriebsstunden pro Jahr und Wechselrichter produzieren. Um diesen Schnitt etwas abzumildern, wurde der Vergütungsanspruch für diese Anlagen von 25 auf 30 Jahre verlängert.
Für die Rendite des DCM Solar 1 hat dies Folgen. Goeman: „Hiervon sind alle vier Anlagen betroffen. Die Fondsgesellschaft erzielt in den Jahren 2011 bis 2013 deshalb voraussichtlich circa 680.000 Euro weniger an Umsatzerlösen pro Jahr“, so Goemann. Der Fonds werde für 2011 und 2012 keine Ausschüttungen vornehmen und für das Jahr 2013 erstmals nach 2008 voraussichtlich 2,65 Prozent ausschütten können, fährt er fort. Ab 2023, sobald der Fonds entschuldet sein werde, fielen die jährlichen Ausschüttungen voraussichtlich signifikant höher aus. Positiv dazu beitragen sollen die 25 Solarkraftwerke auf deutschen Dächern, die dem Fondsmanager zufolge mehr Strom produzieren als ursprünglich erwartet.
„Aufgrund der angepassten Liquiditätsprognose ergeben sich für die Jahre 2011 bis 2033 Ausschüttungen für die Anleger in Höhe von insgesamt 153,67 Prozent vor Steuern. Addiert man eventuell zu erwirtschaftende Mehrerlöse der deutschen Aufdachanlagen, die nicht garantiert werden können, hinzu, ergäbe sich eine Gesamtausschüttung für die Anleger in Höhe von 174 Prozent vor Steuern bis 2033“, rechnet Goeman.
Anleger gefragt: Fondslaufzeitverlängerung oder Anlagenverkauf?
Die Geschäftsführung arbeitet an Lösungen, die durch die Entwicklung in Spanien beeinträchtigte Rentabilität des Fonds möglichst zu verbessern. „Die spanischen Anlagen im Portfolio des DCM Solar 1 bleiben mit dem verlängerten Vergütungsanspruch in Spanien bis 2038 sehr lukrativ. Deshalb haben wir den Anlegern angeboten, die Fondslaufzeit um fünf Jahre zu verlängern“, erklärt Goeman. „In diesen fünf Jahren stehen dem Fonds nach aktueller Rechtslage voraussichtlich knapp 25 Millionen Euro an zusätzlichen Umsatzerlösen aus Einspeisevergütungen zu, die in dieser Höhe ursprünglich nicht geplant waren. Sollten die Anleger auf einer der nächsten Gesellschafterversammlungen der Verlängerung der Gesellschaftslaufzeit zustimmen, würden sie die Möglichkeit wahren, zum Fondslaufzeitende voraussichtlich 212,44 Prozent Ausschüttung zu erhalten. Eine weitere Option wäre, die spanischen Anlagen zum Ende der geplanten Fondslaufzeit zu veräußern, sofern sich ein Käufer findet“.