Erneuerbare Energie

Erneuerbare Energien weltweit auf der Überholspur – vor allem Schwellenländer drücken aufs Tempo

Im vergangenen Jahr ist weltweit nirgends so stark in alternative Energieerzeugung investiert worden wie in China. In den USA entfiel mehr als die Hälfte der neuen Kraftwerkskapazität auf erneuerbare Energien, in Europa über 60 Prozent. Diese und viele weitere Fakten zum weltweiten Boom der regenerativen Energieerzeugung enthält eine aktuelle Studie, die gemeinsam vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen und REN21 (Renewable Energy Policy Network for the 21st Century) vorgelegt wurde.

Demnach entfielen im vergangenen Jahr bereits 18 Prozent der weltweiten Energieproduktion auf regenerative Erzeugung. Der Anteil an der gesamten globalen Kraftwerkskapazität erreichte bereits 25 Prozent: 1.230 von 4.800 Gigawatt (GW). In 2009 kamen 80 GW neu hinzu, wobei 31 GW auf Wasserkraft entfielen und 48 GW auf andere Arten der erneuerbaren Energie. Diese 48 GW entsprechen laut UNEP ungefähr der Kapazität von 75 Kohlekraftwerken. Hiervon wiederum steuerte die Windkraft mit 38 GW den Löwenanteil bei, die Photovoltaik kam weltweit auf einen Zubau von 7 GW.

Wie die Untersuchung weiter feststellt, hat sich die Anzahl der Staaten, die mit gesetzlichen Maßnahmen den Ausbau der alternativen Energien unterstützt, seit 2005 auf über 100 mehr als verdoppelt. Vor allem viele Schwellenländer seine auf diesen Zug aufgesprungen. Nicht zufällig verlagere sich die Produktion im Bereich der Umwelttechnologien verstärkt in asiatische Länder wie China, Indien und Südkorea und sei das Wachstum der erneuerbaren Energien in diesen Märkten und anderen Schwellenländern besonders stark. Viele Staaten weltweit haben 2008 und 2009 „Stimulus-Pakete“ zur Belebung der Konjunktur aufgelegt, die stark auf den Ausbau der alternativen Energieversorgung setzen. Die Untersuchung weist darauf hin, dass der Großteil dieser Mittel erst im laufenden und im kommenden Jahr ausgegeben werde. Auch dies werde die regenerativen Energien im globalen Maßstab weiter beflügeln.

Allerdings stellen die Autoren der Studie auch fest, dass die Gesamtinvestitionen in saubere Energietechnologien 2009 bei strenger Betrachtung leicht gesunken sind, um 7 Prozent auf rund 162 Milliarden US-Dollar. Rechne man aber Investitionen in Aufdachphotovoltaik und in solarthermische Anlagen hinzu, sei gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg der Investitionen festzustellen – und das trotz der weltweiten Wirtschaft- und Finanzkrise.

Insgesamt wurden weltweit rund 100 Milliarden Dollar in neue Grünstromproduktion investiert. Damit zog die Branche gleich mit den Investitionen in die herkömmliche Energieerzeugung und dürfte sie diese bereits im kommenden Jahr übertreffen.

Dabei ist dem Report zufolge auch bei den Investitionen in Grünstrom eine Verschiebung fort von Europa festzustellen. Zwar wurde auch in 2009 mit 43,7 Milliarden Dollar in Europa das meiste Geld in saubere Energieerzeugung investiert. 2008 war diese Summe aber mit 48,4  Milliarden Dollar noch um zehn Prozent größer ausgefallen. Noch stärker sank die Investitionssumme in Nordamerika, von 33,3 Milliarden auf 20,7 Milliarden Dollar. Auch für Südamerika ist ein Rückgang zu verzeichnen, von 14,6 Milliarden auf 11,6 Milliarden Dollar.

All dies führt der Bericht auf die Auswirkungen der Finanzkrise zurück, die etwa Investitionen in große Solarparks stark erschwert habe. Dagegen sind die Investments in alternative Energieprojekte in der Region Afrika / Naher Osten 2009 von 2,1 Milliarden auf 2,5 Milliarden Dollar gestiegen. Für die Region Asien und Ozeanien wurde dafür ein massiver Anstieg der Investitionen verbucht, von 31,3 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 40,8 Milliarden Dollar.

Hier ragt vor allem China heraus, wo die Gesamtinvestitionen in Grünstromprojekte 2009 um 53 Prozent anwuchsen und 37 GW an neuer Kapazität errichtet wurden, mehr als in jedem anderen Land der Welt. Davon entfielen knapp 14 GW auf die chinesische Windkraft. Damit rangierte das Land beim Zubau der Windkraftkapazitäten weltweit mit Abstand an der Spitze, weit vor den USA mit 10 GW.

Wie dem Bericht weiter zu entnehmen ist, flossen weltweit insgesamt 67 Milliarden Dollar der Grünstrominvestments in Windenergie, nach 59 Milliarden Dollar im Vorjahr. Obwohl die Investitionen in große Solarparks um mehr als ein Viertel auf 24 Milliarden Dollar schrumpften, erreichten die Gesamtinvestitionen in Photovoltaik mit 40 Milliarden Dollar ein neues Rekordniveau. Die Energieerzeugung aus Biomasse und Abfallverwertung vereinte 11 Milliarden Dollar auf sich nach 9 Milliarden Dollar im Vorjahr. Dagegen brachen die Investitionen in Biotreibstoffe von 18 Milliarden auf 7 Milliarden Dollar ein. Im Bereich der Geothermie sanken die Investitionen um 29 Prozent auf 2 Milliarden Dollar.
Bildhinweis: In China boomt die Windkraft. / Quelle: Nordex AG
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