Erneuerbare Energie, Anleihen / AIF

Erneute Kürzungen der Solarstromvergütung werfen Schatten auf den italienischen Solarmarkt – wie reagieren deutsche Marktakteure und Solarfondsanbieter?

Wie in Deutschland sind auch die italienischen Solarstromtarife für Photovoltaikanlagen auf 20 Jahre festgeschrieben. Das bedeutet, dass Sie für diesen Zeitraum die Einspeisevergütung beanspruchen können, die zum Zeitpunkt des Netzanschlusses gesetzlich festgelegt war. Nun sollen die Tarife im Conto Energiea, dem italienischen Gegenstück zum deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) drastisch sinken. Geht es nach dem Wunsch des zuständigen italienischen Ministeriums, wird die Gesetzesänderung mit den entsprechenden Kürzungen bereits zum 1. Juli 2012 in Kraft treten und für neu installierte Photovoltaik gelten.
Künftig soll Solarstrom aus Dachanlagen mit bis zu 200 Kilowattstunden (kWh) statt mit 22,4 künftig nur noch 19,9 Cent je kWh vergütet werden. Bei großen Photovoltaikanlagen mit 1 MW Kapazität sinkt der Vergütungstarif von 18,2 auf 16,1 Cent pro kWh. Eine jährliche Obergrenze für neu installierte Solarleistung soll ebenfalls gezogen werden. Wo genau diese Grenze festgelegt wird, wird noch diskutiert (Opens external link in new windowwir berichteten).

Wird damit der aufblühende italienische Solarmarkt abgewürgt, der nach Deutschland größte der Welt? Schließlich haben neben den hervorragenden natürlichen Bedingungen vor allem die ebenso stabilen wie lukrativen Solarstromtarife hohe Investitionen in italienische Solarprojekte angelockt. Marktexperten der US-Investmentbank Jeffries & Co gehen davon aus, dass der Zubau der italienischen Solarstromleistung künftig deutlich verlangsamt wird. Mit rund sieben Gigawatt war 2011 so viel neue Solarstromkapazität wie noch in keinem Jahr zuvor in Italien ans Netz gebracht worden. Nach Einschätzung der Experten von Jeffries & Co wird die neu installierte Solarstromkapazität in Italien deutlich zurückgehen, auf ganze zwei Gigawatt. Der Markt bleibe jedoch weiterhin wirtschaftlich lukrativ, betonen sie.


Dieser Meinung ist auch Hermann Klughardt, Geschäftsführer von Voigt & Coll.. Das Düsseldorfer Emissionshaus ist auf dem italienischen Markt mit dem geschlossenen Solarfonds SolEs24 vertreten: „Italien bleibt weiterhin der attraktivste Markt für Solarfonds. Zwar gibt es auch andere interessente Märkte, an die Risiko/Rendite-Relation vom italienischen Markt werden diese jedoch nicht heranreichen“.

Grundsätzlich könnte der italienische Solarmarkt nach Einschätzung von Klughardt auch ganz ohne Vergütungen auskommen: „Aller Voraussicht nach werden wir im Herbst dieses Jahres den Grundstein für die erste Anlage ohne Einspeisevergütung in Süditalien legen. Dann können wir den Beweis antreten, dass Photovoltaik sich auch ohne Förderung rechnet.“
Keine Sorgen müssen sich Anleger machen, die über Italien-Solarfonds in bereits laufende Anlagen investiert haben.
Denn die drastischen Kürzungen der Einspeisevergütungen gelten ja nicht rückwirkend, sondern nur für neue Anlagen.

Bildnachweis: Hermann Klughardt, Geschäftsführer Voigt & Coll. / Quelle: Unternehmen

„Diese Kürzung hat für uns kein Belang“, betont daher Mareike Verhoeven von Chorus GmbH, einem Emissionshaus aus dem bayerischen Neubiberg. „Tatsächlich haben wir die bevorstehende Kürzung noch nicht im Detail analysiert, da wir von dieser nicht betroffen sind. Unsere Parks sind bereits alle am Netz“, erklärt Verhoeven. Aber der aktuell zur Platzierung angebotene CHORUS CleanTech Solar 5. KG Energie werde der „vorläufig letzter Italienfonds des Emissionshauses sein, sagt sie.


Die Capital Stage AG ist eine auf Erneuerbare Energien spezialisierte Investmentgesellschaft und ebenfalls im italienischen Solarmarkt aktiv. Das Hamburger Unternehmen kauft dort schlüsselfertige Freiflächen-Solarparks, die technische Betriebsführung übernehmen Vertragspartner vor Ort.

An diesem Konzept werde sich durch die aktuell anstehenden Kürzungen nichts ändern, versichert Felix Goedhart, Vorstandsvorsitzende der Capital Stage AG. „Unser Geschäftskonzept verändert sich durch die Veränderungen in Italien nicht.
Da wir in fertige Parks investieren, wird jeder Park als Einzelprojekt mit den individuellen Rahmendaten von uns kalkuliert. Niedrigere Förderungen - oder auch gar keine Förderungen - schlagen sich so lediglich im Preis nieder, den wir bereit sind, bei der Investition zu zahlen“. Einen Ausstieg aus dem italienischen Solarmarkt kann sich Goedhart nicht vorstellen: „Wir halten Italien weiterhin für einen guten Standort für Investitionen in bestehende Solarparks. Capital Stage wird dort weiter aktiv bleiben.“

Bildnachweis: Felix Goedhart, Vorstandsvorsitzende Capital Stage AG / Quelle: Unternehmen

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