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Erste AM lobt Logistikbranche - Online-Handel problematisch wegen schlechter Löhne

In der Logistikbranche gibt es positive Entwicklungen in Sachen Arbeitsbedingungen und ökologische Verantwortung. Das zeigt ein Nachhaltigkeitsreport von Erste Asset Management (Erste AM) aus Wien. Der Vermögenverwalter hat auch die Deutsche Post wieder in sein nachhaltiges Investmentuniversum aufgenommen. Eine mangelhafte Dialogbereitschaft gebe es hingegen bei börsennotierten Online-Händlern wie Amazon.

Ohne Logistik läuft nichts in der Wirtschaft. Allerdings sorgt laut Erste AM die wachsende Geschwindigkeit im Transportbereich für Nachhaltigkeitsprobleme, die sowohl die Arbeitsbedingungen als auch die Umwelt betreffen. "Der ortsungebundene Charakter der Branche führt darüber hinaus zu einem internationalen Marktpreis, der auf nationale Arbeits-, Umwelt- oder technische Mindeststandards keine Rücksicht nimmt", heißt es in einer Mitteilung der Wiener.

Diese Umstände habe das Responsible-Investment-Team zum Anlass genommen, um gemeinsam mit seinen Research-Partnern die Branche auf die Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung unter die Lupe zu nehmen.

Fazit: Die Logistikbranche ist auf einem guten Weg

In ihrer ökologischen Verantwortung sieht der Finanzdienstleister die Logistikbranche auf einem guten Weg. "Praktisch alle Logistiker berichten über ihre Anstrengungen im Umweltbereich, Fedex stellt diese sogar hinsichtlich ihrer finanziellen Auswirkungen auf das Unternehmen dar", sagt Dominik Benedikt, Senior ESG-Analyst bei der Erste AM. 

Als positives Beispiel steche vor allem die Deutsche Post DHL Group hervor, die 2016 ihr eigenes Elektroauto, den Streetscooter, vorgestellt hat.  2018 will das Unternehmen seine Produktionskapazitäten auf 20.000 Elektrofahrzeuge verdoppeln.

Nach Aussage von Jörg Salomon, Vice President im Geschäftsbereich E-Mobilität von Deutsche Post DHL Group, sind bereits heute rund 3.500 dieser emissionsfreien Fahrzeuge im eigenen Unternehmen im Einsatz. Wie aus einem Gespräch mit der Erste AM hervorging, seien die Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership) vergleichbar mit denen konventioneller Fahrzeuge.
Arbeitsbedingungen größtes Nachhaltigkeitsproblem

Das größte Nachhaltigkeitsproblem in der Logistikbranche seien Benedikt zufolge aber die Arbeitsbedingungen, da die Löhne oftmals schlecht und die Arbeit hart sei. "Da bis zu 80 Prozent aller Paketzusteller nicht mehr bei den eigentlichen Postunternehmen, sondern über Sub-Unternehmen beschäftigt sind, erwarten wir als nachhaltige Investoren, dass die Auftraggeber ihre Dienstleister in die Verantwortung nehmen", erklärt Benedikt.

Dies geschehe allerdings bei den wenigsten Unternehmen. Die österreichische Post sei hier ein positives Gegenbeispiel. Denn sie zähle zu den wenigen Unternehmen der Branche, deren Strategie auf die weitestgehende Auslagerung der Zustellung verzichte - und dafür stark auf eigene Mitarbeiter setze.

Gerade im Umgang mit der eigenen Belegschaft konnte auch die Deutsche Post Zeichen setzen: "Das Unternehmen war zwar in der Vergangenheit in arbeitsrechtliche Verstöße und Konflikte mit Gewerkschaften in Lateinamerika verwickelt. Aber unter anderem in Folge eines längeren Engagements einer Koalition deutschsprachiger Investoren, wurden diese Angelegenheiten mittlerweile bereinigt und entsprechende Abkommen mit den betroffenen Gewerkschaften geschlossen", so Benedikt. Aufgrund dieses Erfolgs hat die Erste AM das Unternehmen zuletzt wieder in sein nachhaltiges Investmentuniversum aufgenommen.

Amazon und Zalando nicht zum Dialog bereit

Kritik an mangelnder Dialogbereitschaft im börsennotierten Online-Handel
Ernüchternd sei hingegen die Dialogbereitschaft des börsennotierten Online-Handels gewesen, den die Erste AM im Zuge der Analyse der Logistikbranche ebenfalls untersucht hat. "Immerhin streiten sich die Gewerkschaft ver.di und Amazon seit Jahren über die Frage, ob das Lager eines Onlinehändlers einem Geschäft im Einzelhandel oder den Distributionszentren eines Logistikers entspricht", erklärt Benedikt. "

Allerdings waren laut Erste AM weder Amazon noch Zalando an Gesprächen interessiert. Amazon habe zudem in der Vergangenheit bereits mehrere Aktionärsanträge für einen transparenten Umgang mit den Nachhaltigkeitsrisiken abgelehnt: "Dies ist auch einer der Gründe, warum das Unternehmen aus unserem nachhaltigen Investment-Universum seit längerem ausgeschlossen ist."

Otto und Hermes sind positive Beispiele

Einzig die nicht börsennotierte deutsche Otto Group sei zuletzt mit der Erste AM und ihren Research-Partnern in den Dialog getreten. Das Unternehmen verfüge Benedikt zufolge nicht nur über ein transparentes Nachhaltigkeits-Reporting, sondern fördere auch im Management seiner Lieferkette entsprechende soziale und ökologische Standards und weitgehende Transparenz über die Fabrikstrukturen, in denen Produkte seiner Eigenmarken gefertigt werden.

"Auch Hermes, das Logistikunternehmen der Otto Group, unterzieht als eines der ersten Unternehmen seiner Branche seine deutschen Sub-Unternehmer jährlichen Audits zu den Arbeitsstandards ihrer Zusteller", so Benedikt. "Wie aus unseren Gesprächen mit dem Unternehmen hervorging, werden Verträge mit Sub-Unternehmern bei wiederholten Verstößen gegen diese Standards gekündigt."
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