Anleihen / AIF

"Es geht bei Grüne Werte nicht um eine Sanierung" – Andreas Arlt, Geschäftsführer bei der Grüne Werte Energie GmbH, im Interview

Die Grüne Werte Energie GmbH aus dem bayrischen Ismaning ist seit Ende 2016 mit den Auszahlungen an ihre Nachrangdarlehen-Anleger im Rückstand. Diese Ausschüttungen und Rückzahlungen sollen sich noch bis Ende September verzögern (wir berichteten). Nun versucht das Unternehmen, mit dem Verkauf von Anlagenbestandteilen Geld zu machen. ECOreporter.de sprach mit Geschäftsführer Andreas Arlt über den Stand der Dinge.

ECOreporter.de: Herr Arlt, die Zahlungen werden bis zum 30. September 2017 ausgesetzt, haben Sie den Anlegern der Nachrangdarlehen mitgeteilt. Werden Sie bis dahin das Anlagevermögen wie geplant verkauft haben?

Andreas Arlt:  Wir sind derzeit immer noch in den Verkaufsverhandlungen. Dabei geht es genauer gesagt um Anlagenbestandteile, nicht um laufende Anlagen: Es sind in Deutschland produzierte Generatoren und Blockheizkraftwerke. Diese stammen aus Projekten, die bisher nicht umgesetzt werden konnten.

Das Ganze funktioniert leider nicht so schnell und einfach wie der Verkauf eines Autos. Es handelt sich um einen sehr speziellen und aufwendigen Prozess. Wir rechnen aber damit, dass die Gespräche bis zum 30. September abgeschlossen sind.

Können Sie den erwarteten Erlös beziffern?

Wir haben klare Vorstellungen, möchten aber diesbezüglich noch keine Erwartungen wecken. Alle betroffenen Anleger werden Ende August über den Stand der Dinge informiert. Wir stehen in einem regelmäßigen und persönlichen Kontakt mit ihnen.

Werden nach dem erfolgreichen Verkauf alle Rückstände an die Anleger ausgezahlt?

Wie genau die Auszahlungen erfolgen, werden wir den Anlegern dann ebenfalls mitteilen. Es hängt zum einen vom Verkauf der Anlagen ab, zum anderen davon, wie schnell wir unsere anderen betrieblichen Maßnahmen zum gewünschten Erfolg führen können.

Arbeiten Sie derzeit an einem Sanierungskonzept?

Es geht bei Grüne Werte nicht um eine Sanierung. Unsere Projekte bleiben so erfolgsversprechend wie bisher. Die Anlagen produzieren und sind in Betrieb. Allerdings gab es bei uns im operativen Geschäft Abweichungen vom Plan – unter anderem durch das bekannte Problem mit der verzögerten Einspeisevergütung in Italien. Dieses zu beheben hat mehr Zeit gebraucht als erwartet, so dass wir jetzt die Lücken schließen.

Die Auszahlung der Einspeisevergütung in Italien wurde von der zuständigen italienischen Behörde verzögert,  hatte Ihr Mit-Geschäftsführer Ulrich Zemke gegenüber ECOreporter.de im März gesagt.  Nun haben Sie aber auch noch die Zusammenarbeit mit einem Mitarbeiter wegen "mangelhafter Bearbeitung" beendet. Wie hängt das zusammen?

Es gab tatsächlich zwei Ursachen: Erstens Fehler seitens der zuständigen Behörde in Italien beim Online-Meldeverfahren. Zweitens hat dann die mangelhafte Bearbeitung eines Mitarbeiters für weitere Verzögerungen gesorgt und das, nachdem der erste Fehler eigentlich schon korrigiert worden war.

Also war es dreifaches Pech, weil auch noch die Probleme mit dem Kredit in Lettland hinzukamen? 

Ja, es sind mehrere unglückliche Ereignisse und Umstände aufeinander getroffen.

Die Rekultivierungen von Flächen in Lettland haben bei einigen Anlegern für Verwunderung gesorgt. Sie haben sich gefragt, wieso solche hohen Investitionen erfolgen, wenn die Liquiditätssituation von Grüne Werte so schwierig ist... 

...diese Maßnahmen waren aber nun mal notwendig, um die Biogasanlage in Betrieb zu halten. Das ist ein normales Vorgehen: Wir brauchen für die Anlagen Rohstoffe, deren konstanten Bezug wir durch solche Rekultivierungen sicherrn.

Sie wollen mit dem Unternehmen mittelfristig wieder "in ruhigeres Fahrwasser kommen", hieß es im Anlegerschreiben von Ende Juni. Haben Sie sich dazu Unterstützung von außen geholt? 

Wir ziehen externe Experten zu Rate, mit denen wir uns eng abstimmen, ja. Aber es geht nicht um ein Sanierungskonzept.

Herr Arlt, wir danken Ihnen für das Gespräch!
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