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„Es gibt für Windkraft in Deutschland noch für viele Jahre ausreichend gute Standorte.“ - Interview mit Alexander Koffka, ABO Invest AG
Die ABO Invest AG aus Wiesbaden betreibt Windparks in Europa. Wie das Unternehmen die Aussichten für Windkraftprojekte in Deutschland und in Europa einschätzt, wie Windkraftprojektierer auf Herausforderungen wie windschwache Standorte und extreme Kälte reagieren, welche Ausbauziele die ABO Invest verfolgt, das erklärt Unternehmenssprecher Alexander Koffka im ECOreporter.de-Interview.
Die ABO Invest AG ist Sponsor und Aussteller der Messe Grünes Geld in Mainz am 9. Mai. Mehr über die Messe und das umfassende Vortragsprogramm zum nachhaltigen Investment erfahren Sie hier. Der Eintritt ist frei.
ECOreporter.de: Für die deutsche Windkraft war 2014 ein Rekordjahr. In keinem Jahr zuvor wurde so viel Windkraftleistung neu errichtet. Wie ist das zu erklären?
Alexander Koffka: Die Katastrophe von Fukushima im März 2011 hat die Energiepolitik in Deutschland fundamental verändert. Da die Planung von Windparks mindestens drei Jahre Zeit beansprucht, schlägt sich der Bewusstseinswandel nun nach und nach in der Zusammensetzung des Kraftwerkparks nieder. 2014 haben die Erneuerbaren bereits knapp 26 Prozent des deutschen Strombedarfs gedeckt. Mit fast 9 Prozent trägt die Windkraft unter den Erneuerbaren aktuell bereits den größten Anteil der Stromerzeugung bei. Und sie verfügt über das größte Potenzial.
ECOreporter.de: Wird dieser Aufwärtstrend anhalten oder ist mit einer Abschwächung beim Neubau von deutschen Windkraftanlagen zu rechnen? Was sind die Gründe für Ihre Einschätzung?
Koffka: Wir sind zuversichtlich, dass die Dynamik des Windkraftausbaus anhalten wird. Ob das aber tatsächlich gelingt, hängt von vielen Faktoren ab. Kritisch ist zum Beispiel der Wechsel auf ein Ausschreibungsverfahren, mit dem die Bundesregierung ab 2018 die Vergütung für Windstrom ermitteln will. Wenn der Gesetzgeber bei der Festlegung der Spielregeln nicht aufpasst, könnte der Systemwechsel den Ausbau in weiten Teilen Deutschlands abwürgen.
Ich bin aber guten Mutes, dass die Mehrheit der Politiker - wie auch der Bürger - an einem Erfolg der Energiewende interessiert ist. Darum werden die Verantwortlichen die Bedingungen so ausgestalten, dass weiterhin viele Windparks in ganz Deutschland für eine klimafreundliche und umweltverträgliche Stromversorgung gebaut werden können.
ECOreporter.de: Im Vergleich zu vielen anderen Ländern verfügt Deutschland über recht wenig unbesiedelte Fläche. Stößt da der weitere Ausbau der Windkraft nicht bald an Grenzen? Und wird es nicht zunehmend schwierig, Windkraftstandorte zu ergattern, die sich für Betreiber auch lohnen?
Koffka: Windkraftanlagen benötigen je produzierter Kilowattstunde deutlich weniger Fläche als etwa Photovoltaik- oder Biogasanlagen. Insofern spricht auch der begrenzte Platz für eine Nutzung dieser Technologie. Dank der technischen Weiterentwicklung der Anlagen mit höheren Türmen, längeren Rotoren und leistungsfähigeren Generatoren können wir mittlerweile auch an Standorten wirtschaftlich die Kraft des Windes nutzen, an denen das vor einigen Jahren noch nicht möglich war. Daher gibt es ausreichend gute Standorte noch für viele Jahre. Zudem lohnt sich zunehmend der Abbau älterer Anlagen aus den 90er Jahren, um mit modernerer Technik sehr viel mehr Strom aus dem Wind zu holen.
ECOreporter.de: Inwiefern ermöglichen es besondere Produkte von Windradherstellern, auch Standorte mit schwächerem Windangebot kommerziell aussichtsreich zu nutzen?
Koffka: Alle Hersteller haben mittlerweile Anlagen auf den Markt gebracht, die auch mit Windgeschwindigkeiten von knapp unter 6 Metern pro Sekunde auf Nabenhöhe eine beeindruckende Stromproduktion ermöglichen. Selbst an solchen Standorten ist es nunmehr möglich, mit einer einzelnen Anlage jährlich mehr als 6 Millionen Kilowattstunden zu erzeugen, was dem Haushaltsbedarf von 5.000 Menschen entspricht.
ECOreporter.de: Die ABO Invest AG betreibt Windparks auch in Frankreich und Irland. Was zeichnet dort die Bedingungen für Windkraftinvestitionen aus?
Koffka: Frankreich und Irland verfügen über viel mehr Küste als Deutschland sowie über im Schnitt höhere Windgeschwindigkeiten. Beide Länder sind weniger dicht besiedelt, was einerseits vorteilhaft ist, weil es leichter ist, große Abstände zwischen Siedlungen und Windparks einzuhalten. Andererseits sind wegen der dünneren Besiedlung gerade in Irland die Stromnetze weniger gut ausgebaut als in Deutschland. Das erschwert und verteuert es, den Windstrom in die Netze zu bringen. Auch bezüglich der Vergütungssysteme haben die einzelnen Länder ihre Vor- und Nachteile. Deutschland bietet eine feste Vergütung für Windstrom über einen langen Zeitraum von 20 Jahren. In Frankreich und Irland weiß ein Anlagenbetreiber nur 16 Jahre lang, welchen Preis er erzielt. Allerdings erhält er – anders als in Deutschland – in diesem Zeitraum einen Inflationsausgleich. Das kann ein großer Vorteil sein. Insgesamt ist es für einen Anleger am besten, sich in verschiedenen Ländern zu engagieren, um die Risiken zu streuen. Das gilt insbesondere für das Risiko windschwacher Jahre. Aber natürlich sollte man nur Länder auswählen, die insgesamt über vernünftige Bedingungen verfügen. Dazu zählt insbesondere eine hohe Rechtssicherheit. In Ländern, auf deren Zusagen man sich nicht verlassen kann, würden wir keine Windparks kaufen.
Bildhinweis: Bauarbeiten an einem französischen Windpark von ABO Invest. / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Seit kurzem ist die ABO Invest AG auch im finnischen Windmarkt aktiv. Erschweren die harten Klimabedingungen in Skandinavien im Allgemeinen und in Finnland im Besonderen nicht den Betrieb von Windkraftanlagen? Wie sicher kann man dort angesichts der lang anhaltenden Perioden mit hartem Frost und starken Schneefällen mit ausreichenden Einnahmen aus der Windstromproduktion kalkulieren?
Koffka: Die Anlagen sind auf diese besonderen Bedingungen eingestellt. Während normalerweise ein Betrieb bis -20 Grad Celsius möglich ist, werden die in Finnland verwendeten Anlagen so ausgestattet, dass sie bis -30 Grad Celsius Strom produzieren. Wenn es ausnahmsweise noch kälter wird, was an unserem ersten Standort Haapajärvi ausweislich der historischen Wetterdaten alle zehn Jahre für wenige Tage vorkommt, stehen die Anlagen still. Für die extremen Winterstandorte bestehen die Turmsegmente aus einer speziellen Stahllegierung. Umrichter und Getriebe werden bei Bedarf geheizt und es wird ein anderes Öl verwendet. Mit solchen technischen Umstellungen ist ein Betrieb auch bei extremer Kälte kein Problem mehr.
Positiv wirkt sich auch hier die geringe Bevölkerungsdichte aus. In Deutschland müssen Anlagen meist abgestellt werden, wenn sich auf den Rotorblättern Eis gebildet hat. Die Behörden wollen Eiswurf vermeiden und Menschen nicht dem Risiko aussetzen, von Brocken getroffen zu werden. Im dünnbesiedelten Finnland spielt das keine Rolle. Da laufen die Anlagen auch mit vereisten Rotorblättern weiter. Wegen der Unwucht fällt dann allerdings der Stromertrag um ein paar Prozent niedriger aus. Die Einbußen sind allerdings meist nicht so groß, dass es sich lohnen würde, ein Heizsystem für die Rotorblätter zu installieren. Die Hersteller bieten das bei Bedarf jedoch an.
Deutlich eingeschränkt ist dagegen der Aufbau der Anlagen. Wegen der langen Frostperiode stehen nur wenige Monate zur Verfügung, um Windparks zu errichten. Kräne und Teams können nur in einem kleinen Zeitfenster arbeiten. Daher lassen sich die Windkraftkapazitäten Finnlands nicht so schnell steigern.
ECOreporter.de: Was zeichnet Windkraftanlagen aus, die für den Einsatz in Finnland in Frage kommen? Gibt es da eine größere Auswahl oder sind Sie bei Projekten im hohen Norden von wenigen Herstellern abhängig?
Koffka: Bei einem jungen Markt wie Finnland ist die Auswahl an Herstellern zunächst etwas kleiner. Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl ist auch die Wartung der Anlagen. Wenn der nächste Techniker 500 Kilometer entfernt sitzt, kann das bei einem Störfall die Ertragsausfälle wegen Stillstands erhöhen. Mit Vestas haben wir für unser erstes Projekt einen bewährten Partner gefunden. Auch Enercon, Nordex und andere bieten geeignete Anlagen für den finnischen Markt an. Ein gesunder Wettbewerb ist also gewährleistet.
ECOreporter.de: Wie groß ist jetzt das Windkraftportfolio der die ABO Invest AG? Welche Ausbauziele verfolgen Sie?
Koffka: Aktuell besitzt ABO Invest 62 Windkraftanlagen und eine Biogasanlage mit 132 Megawatt Nennleistung. Die beiden finnischen Mühlen sind gerade im Bau und sollen ab August Strom produzieren. Die anderen 61 Anlagen produzieren bereits. In diesem Jahr werden wir voraussichtlich erstmals die Marke von 300 Millionen Kilowattstunden knacken und so viel sauberen Strom erzeugen wie rund 280.000 Menschen in ihren Häusern und Wohnungen verbrauchen. Das entspricht dem Haushaltsbedarf einer Großstadt wie Wiesbaden, dem Sitz der ABO Invest. Das ist möglich dank der rund 4.000 Anleger, die bislang bei uns investiert sind und stolz darauf sein können, was ihr Geld bewirkt.
Sofern wir weiterhin Bürger dafür begeistern können, in den Ausbau der Windkraft zu investieren, werden wir unser Portfolio sukzessive weiter ausbauen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass das gelingen wird und wir in zwei bis drei Jahren 200 Megawatt am Netz haben werden.
ECOreporter.de: Welche Verbindung gibt es zwischen der ebenfalls in Wiesbaden ansässigen ABO Wind AG und der ABO Invest AG?
Koffka: Das sind unabhängige Unternehmen, die erfolgreich zusammenarbeiten. ABO Wind plant und errichtet Windparks. ABO Invest betreibt einen kleinen Teil (gut zehn Prozent) der von ABO Wind errichteten Projekte.
ABO Wind hat ABO Invest vor knapp fünf Jahren gegründet, um ein attraktives Angebot für Bürger zu schaffen, die sich finanziell an Windkraft beteiligen möchten. Im Vergleich zur Beteiligung an einem einzelnen Windpark ist das Risiko bei einem Portfolio mit Projekten in unterschiedlichen Ländern sehr viel geringer. Windschwache und windstarke Jahre mitteln sich regional aus. Entsprechend hat sich der Wert der ABO Invest-Aktie bislang sehr gleichmäßig entwickelt mit einem Anstieg von mindestens 7 Prozent in bislang jedem Jahr.
ECOreporter.de: Wie können Privatanleger bei der ABO Invest AG in Windkraft investieren?
Koffka: Die Aktie notiert im Freiverkehr der Börse Düsseldorf und kann unter Angabe der Wertpapierkennnummer A1EWXA über jede Bank erworben werden, zum aktuellen Kurs von rund 1,40 Euro. Allen derzeit rund 4.000 Aktionären zusammen gehört das Windkraftportfolio aus aktuell 62 Anlagen. Wenn weitere Aktionäre sich beteiligen, versetzt uns das in die Lage, weitere Windparks zu errichten.
Wer sich nicht in Form von Aktien beteiligen möchte, kann aktuell auch ein Nachrangdarlehen zeichnen. Bei einer Laufzeit von knapp zehn Jahren erhalten Anleger dabei jährlich 4,5 Prozent Zinsen.
ECOreporter.de: Haben Sie vielen Dank für das Gespräch, Herr Koffka!
Hier finden Sie einen ECOanlagecheck zur Bürgerwindaktie ABO Invest AG. Sie trägt auch das ECOreporter-Siegel für Nachhaltige Geldanlagen (Link entfernt). Näheres zur Zusammenarbeit zwischen der ABO Invest AG und dem Windkraftprojektierer ABO Wind AG lesen Sie in diesem Kurzportrait (Link entfernt).
ABO Invest AG: ISIN DE000A1EWXA4 / WKN A1EWXA
Die ABO Invest AG ist Sponsor und Aussteller der Messe Grünes Geld in Mainz am 9. Mai. Mehr über die Messe und das umfassende Vortragsprogramm zum nachhaltigen Investment erfahren Sie hier. Der Eintritt ist frei.
ECOreporter.de: Für die deutsche Windkraft war 2014 ein Rekordjahr. In keinem Jahr zuvor wurde so viel Windkraftleistung neu errichtet. Wie ist das zu erklären?
Alexander Koffka: Die Katastrophe von Fukushima im März 2011 hat die Energiepolitik in Deutschland fundamental verändert. Da die Planung von Windparks mindestens drei Jahre Zeit beansprucht, schlägt sich der Bewusstseinswandel nun nach und nach in der Zusammensetzung des Kraftwerkparks nieder. 2014 haben die Erneuerbaren bereits knapp 26 Prozent des deutschen Strombedarfs gedeckt. Mit fast 9 Prozent trägt die Windkraft unter den Erneuerbaren aktuell bereits den größten Anteil der Stromerzeugung bei. Und sie verfügt über das größte Potenzial.
ECOreporter.de: Wird dieser Aufwärtstrend anhalten oder ist mit einer Abschwächung beim Neubau von deutschen Windkraftanlagen zu rechnen? Was sind die Gründe für Ihre Einschätzung?
Koffka: Wir sind zuversichtlich, dass die Dynamik des Windkraftausbaus anhalten wird. Ob das aber tatsächlich gelingt, hängt von vielen Faktoren ab. Kritisch ist zum Beispiel der Wechsel auf ein Ausschreibungsverfahren, mit dem die Bundesregierung ab 2018 die Vergütung für Windstrom ermitteln will. Wenn der Gesetzgeber bei der Festlegung der Spielregeln nicht aufpasst, könnte der Systemwechsel den Ausbau in weiten Teilen Deutschlands abwürgen.
Ich bin aber guten Mutes, dass die Mehrheit der Politiker - wie auch der Bürger - an einem Erfolg der Energiewende interessiert ist. Darum werden die Verantwortlichen die Bedingungen so ausgestalten, dass weiterhin viele Windparks in ganz Deutschland für eine klimafreundliche und umweltverträgliche Stromversorgung gebaut werden können.
ECOreporter.de: Im Vergleich zu vielen anderen Ländern verfügt Deutschland über recht wenig unbesiedelte Fläche. Stößt da der weitere Ausbau der Windkraft nicht bald an Grenzen? Und wird es nicht zunehmend schwierig, Windkraftstandorte zu ergattern, die sich für Betreiber auch lohnen?
Koffka: Windkraftanlagen benötigen je produzierter Kilowattstunde deutlich weniger Fläche als etwa Photovoltaik- oder Biogasanlagen. Insofern spricht auch der begrenzte Platz für eine Nutzung dieser Technologie. Dank der technischen Weiterentwicklung der Anlagen mit höheren Türmen, längeren Rotoren und leistungsfähigeren Generatoren können wir mittlerweile auch an Standorten wirtschaftlich die Kraft des Windes nutzen, an denen das vor einigen Jahren noch nicht möglich war. Daher gibt es ausreichend gute Standorte noch für viele Jahre. Zudem lohnt sich zunehmend der Abbau älterer Anlagen aus den 90er Jahren, um mit modernerer Technik sehr viel mehr Strom aus dem Wind zu holen.
ECOreporter.de: Inwiefern ermöglichen es besondere Produkte von Windradherstellern, auch Standorte mit schwächerem Windangebot kommerziell aussichtsreich zu nutzen?
Koffka: Alle Hersteller haben mittlerweile Anlagen auf den Markt gebracht, die auch mit Windgeschwindigkeiten von knapp unter 6 Metern pro Sekunde auf Nabenhöhe eine beeindruckende Stromproduktion ermöglichen. Selbst an solchen Standorten ist es nunmehr möglich, mit einer einzelnen Anlage jährlich mehr als 6 Millionen Kilowattstunden zu erzeugen, was dem Haushaltsbedarf von 5.000 Menschen entspricht.
ECOreporter.de: Die ABO Invest AG betreibt Windparks auch in Frankreich und Irland. Was zeichnet dort die Bedingungen für Windkraftinvestitionen aus?
Koffka: Frankreich und Irland verfügen über viel mehr Küste als Deutschland sowie über im Schnitt höhere Windgeschwindigkeiten. Beide Länder sind weniger dicht besiedelt, was einerseits vorteilhaft ist, weil es leichter ist, große Abstände zwischen Siedlungen und Windparks einzuhalten. Andererseits sind wegen der dünneren Besiedlung gerade in Irland die Stromnetze weniger gut ausgebaut als in Deutschland. Das erschwert und verteuert es, den Windstrom in die Netze zu bringen. Auch bezüglich der Vergütungssysteme haben die einzelnen Länder ihre Vor- und Nachteile. Deutschland bietet eine feste Vergütung für Windstrom über einen langen Zeitraum von 20 Jahren. In Frankreich und Irland weiß ein Anlagenbetreiber nur 16 Jahre lang, welchen Preis er erzielt. Allerdings erhält er – anders als in Deutschland – in diesem Zeitraum einen Inflationsausgleich. Das kann ein großer Vorteil sein. Insgesamt ist es für einen Anleger am besten, sich in verschiedenen Ländern zu engagieren, um die Risiken zu streuen. Das gilt insbesondere für das Risiko windschwacher Jahre. Aber natürlich sollte man nur Länder auswählen, die insgesamt über vernünftige Bedingungen verfügen. Dazu zählt insbesondere eine hohe Rechtssicherheit. In Ländern, auf deren Zusagen man sich nicht verlassen kann, würden wir keine Windparks kaufen.
Bildhinweis: Bauarbeiten an einem französischen Windpark von ABO Invest. / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Seit kurzem ist die ABO Invest AG auch im finnischen Windmarkt aktiv. Erschweren die harten Klimabedingungen in Skandinavien im Allgemeinen und in Finnland im Besonderen nicht den Betrieb von Windkraftanlagen? Wie sicher kann man dort angesichts der lang anhaltenden Perioden mit hartem Frost und starken Schneefällen mit ausreichenden Einnahmen aus der Windstromproduktion kalkulieren?
Koffka: Die Anlagen sind auf diese besonderen Bedingungen eingestellt. Während normalerweise ein Betrieb bis -20 Grad Celsius möglich ist, werden die in Finnland verwendeten Anlagen so ausgestattet, dass sie bis -30 Grad Celsius Strom produzieren. Wenn es ausnahmsweise noch kälter wird, was an unserem ersten Standort Haapajärvi ausweislich der historischen Wetterdaten alle zehn Jahre für wenige Tage vorkommt, stehen die Anlagen still. Für die extremen Winterstandorte bestehen die Turmsegmente aus einer speziellen Stahllegierung. Umrichter und Getriebe werden bei Bedarf geheizt und es wird ein anderes Öl verwendet. Mit solchen technischen Umstellungen ist ein Betrieb auch bei extremer Kälte kein Problem mehr.
Positiv wirkt sich auch hier die geringe Bevölkerungsdichte aus. In Deutschland müssen Anlagen meist abgestellt werden, wenn sich auf den Rotorblättern Eis gebildet hat. Die Behörden wollen Eiswurf vermeiden und Menschen nicht dem Risiko aussetzen, von Brocken getroffen zu werden. Im dünnbesiedelten Finnland spielt das keine Rolle. Da laufen die Anlagen auch mit vereisten Rotorblättern weiter. Wegen der Unwucht fällt dann allerdings der Stromertrag um ein paar Prozent niedriger aus. Die Einbußen sind allerdings meist nicht so groß, dass es sich lohnen würde, ein Heizsystem für die Rotorblätter zu installieren. Die Hersteller bieten das bei Bedarf jedoch an.
Deutlich eingeschränkt ist dagegen der Aufbau der Anlagen. Wegen der langen Frostperiode stehen nur wenige Monate zur Verfügung, um Windparks zu errichten. Kräne und Teams können nur in einem kleinen Zeitfenster arbeiten. Daher lassen sich die Windkraftkapazitäten Finnlands nicht so schnell steigern.
ECOreporter.de: Was zeichnet Windkraftanlagen aus, die für den Einsatz in Finnland in Frage kommen? Gibt es da eine größere Auswahl oder sind Sie bei Projekten im hohen Norden von wenigen Herstellern abhängig?
Koffka: Bei einem jungen Markt wie Finnland ist die Auswahl an Herstellern zunächst etwas kleiner. Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl ist auch die Wartung der Anlagen. Wenn der nächste Techniker 500 Kilometer entfernt sitzt, kann das bei einem Störfall die Ertragsausfälle wegen Stillstands erhöhen. Mit Vestas haben wir für unser erstes Projekt einen bewährten Partner gefunden. Auch Enercon, Nordex und andere bieten geeignete Anlagen für den finnischen Markt an. Ein gesunder Wettbewerb ist also gewährleistet.
ECOreporter.de: Wie groß ist jetzt das Windkraftportfolio der die ABO Invest AG? Welche Ausbauziele verfolgen Sie?
Koffka: Aktuell besitzt ABO Invest 62 Windkraftanlagen und eine Biogasanlage mit 132 Megawatt Nennleistung. Die beiden finnischen Mühlen sind gerade im Bau und sollen ab August Strom produzieren. Die anderen 61 Anlagen produzieren bereits. In diesem Jahr werden wir voraussichtlich erstmals die Marke von 300 Millionen Kilowattstunden knacken und so viel sauberen Strom erzeugen wie rund 280.000 Menschen in ihren Häusern und Wohnungen verbrauchen. Das entspricht dem Haushaltsbedarf einer Großstadt wie Wiesbaden, dem Sitz der ABO Invest. Das ist möglich dank der rund 4.000 Anleger, die bislang bei uns investiert sind und stolz darauf sein können, was ihr Geld bewirkt.
Sofern wir weiterhin Bürger dafür begeistern können, in den Ausbau der Windkraft zu investieren, werden wir unser Portfolio sukzessive weiter ausbauen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass das gelingen wird und wir in zwei bis drei Jahren 200 Megawatt am Netz haben werden.
ECOreporter.de: Welche Verbindung gibt es zwischen der ebenfalls in Wiesbaden ansässigen ABO Wind AG und der ABO Invest AG?
Koffka: Das sind unabhängige Unternehmen, die erfolgreich zusammenarbeiten. ABO Wind plant und errichtet Windparks. ABO Invest betreibt einen kleinen Teil (gut zehn Prozent) der von ABO Wind errichteten Projekte.
ABO Wind hat ABO Invest vor knapp fünf Jahren gegründet, um ein attraktives Angebot für Bürger zu schaffen, die sich finanziell an Windkraft beteiligen möchten. Im Vergleich zur Beteiligung an einem einzelnen Windpark ist das Risiko bei einem Portfolio mit Projekten in unterschiedlichen Ländern sehr viel geringer. Windschwache und windstarke Jahre mitteln sich regional aus. Entsprechend hat sich der Wert der ABO Invest-Aktie bislang sehr gleichmäßig entwickelt mit einem Anstieg von mindestens 7 Prozent in bislang jedem Jahr.
ECOreporter.de: Wie können Privatanleger bei der ABO Invest AG in Windkraft investieren?
Koffka: Die Aktie notiert im Freiverkehr der Börse Düsseldorf und kann unter Angabe der Wertpapierkennnummer A1EWXA über jede Bank erworben werden, zum aktuellen Kurs von rund 1,40 Euro. Allen derzeit rund 4.000 Aktionären zusammen gehört das Windkraftportfolio aus aktuell 62 Anlagen. Wenn weitere Aktionäre sich beteiligen, versetzt uns das in die Lage, weitere Windparks zu errichten.
Wer sich nicht in Form von Aktien beteiligen möchte, kann aktuell auch ein Nachrangdarlehen zeichnen. Bei einer Laufzeit von knapp zehn Jahren erhalten Anleger dabei jährlich 4,5 Prozent Zinsen.
ECOreporter.de: Haben Sie vielen Dank für das Gespräch, Herr Koffka!
Hier finden Sie einen ECOanlagecheck zur Bürgerwindaktie ABO Invest AG. Sie trägt auch das ECOreporter-Siegel für Nachhaltige Geldanlagen (Link entfernt). Näheres zur Zusammenarbeit zwischen der ABO Invest AG und dem Windkraftprojektierer ABO Wind AG lesen Sie in diesem Kurzportrait (Link entfernt).
ABO Invest AG: ISIN DE000A1EWXA4 / WKN A1EWXA