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„Es gibt jede Menge Unterschiede zwischen Holzfonds und Neue Energiefonds“ - Interview mit Matthias Gündel, Experte für geschlossene Fonds



ECOreporter.de: Was ist das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens?   

Matthias Gündel: Als Rechtsanwälte sind wir auf kapitalmarktorientierte Mandate ausgerichtet. Unser Leistungsportfolio reicht von der Fonds-Strukturierung, über die Gestaltung einzelner Beteiligungsverträge, die Erstellung von Emissionsprospekten, das Vorbereiten und Einholen der für Kapitalmarkt-Emissionen erforderlichen bundesbehördlichen Genehmigungen bzw. behördlichen Abstimmungen bis hin zur Durchführung der Kapitalmarktemission.
Mit rund 80 Prozent entfällt der Löwenanteil auf Emissionsprojekte. Etwa 20 Prozent unserer Mandate machen Aufträge aus dem Bereich des Aufsichts- und des Vertriebsrechts aus.

ECOreporter.de: Was ist bei der rechtlichen Strukturierung von Holzfonds zu beachten?

Gündel: Entscheidende Faktoren sind etwa die Frage, was für Einkünfte mit dem Holzinvestment erzielt werden sowie die Laufzeit des Fonds, die Lage der Plantage neben dem Know-how und vorhandenen Kontakten des Unternehmens.
So ist aus steuerlichen Gründen zu klären, ob es sich um sog. Einkünfte aus Gewerbebetrieb handelt. Das ist der Fall, wenn ein Fonds die Plantagen selbst bewirtschaftet. Bei Auslandsprojekten, wie sie bei Holzfonds die Regel sind,  macht dies aufgrund der damit verbundenen Strukturierungs- und Abwicklungskosten kaum Sinn.  Denn sowohl bei der Strukturierung des Fonds als auch bei der laufenden Ermittlung der Höhe der steuerlichen Einkünfte sind zwingend Berater einzubinden, die über das entsprechende Know-how verfügen, was zu erheblichen Mehrkosten führt. Für gewöhnlich gründet so ein Fonds Tochtergesellschafen vor Ort, die die Arbeiten übernehmen. Der Fonds generiert dann vorrangig Beteiligungserträge.
In Bezug auf die Laufzeit des Fonds gilt: Bei Holzfonds stecken die natürlichen Wachstumszeiten die Laufzeiten ab. Bei tropischen Hölzern kann ein Abschlag erst nach deutlich mehr als 20 Jahren Sinn machen, bei anderen Projekten reichen schon 10 bis 12 Jahre.
Folglich ist die Lage der Plantage ein wesentliches Kriterium für die rechtliche Strukturierung von Holzfonds. Dabei wiederum geben die Kontakte und das Know-how des Unternehmens den Ausschlag.

ECOreporter.de: Was unterscheidet Holzfonds von anderen Sachwert-Investitionen wie etwa Immobilienfonds?

Gündel: Wesentlicher Unterschied ist vor allem, dass im Verhältnis zu anderen Sachwert-Investitionen keine laufenden Erträge generiert werden, also Ausschüttungen in nennenswertem Umfang zum oder am Ende der Laufzeit generiert werden.
Ansonsten gibt es mehr Gemeinsamkeiten als man vielleicht annehmen würde. Bei Immobilienfonds, also einem klassischen Sachwert-Investment, ist entscheidend, wo die Projekte lokal angelegt sind und wie sie angelegt sind, inwiefern etwa Mieten die Grundlage für den Reinertrag sind. Auch bei Holzfonds ist die Lage der entscheidende Faktor. Zudem sind beide Anlagen auf lange Laufzeiten ausgerichtet. Aufgrund der Spekulationsfrist bei deutschen Immobilien können auch hier frühestens nach zehn Jahren Projekte verkauft werden, so dass sich auch hier die Frage der Werthaltigkeit des Investments zum Ende der Laufzeit stellt.
Übrigens ist auch ein Neuer Energiefonds meist erst nach einem solchen Zeitraum rentabel. Was dort an Aufwand für die Technik, etwa der Windkraft- oder der Photovoltaikanlagen anfällt, entspricht dem Pflegeaufwand einer Baumplantage. Mit den Grünstromfonds hat ein Holzfonds gemein, dass beide zum Klimaschutz beitragen. Die einen durch die klimaschonende Energieerzeugung; Holzfonds dadurch, dass die gepflanzten Bäume das Treibhausgas CO2 in großen Mengen aufnehmen. Zudem leisten nachhaltige Holzplantagen natürlich einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Waldgebieten.

ECOreporter.de: Wo liegen bei nachhaltigen Holzfonds die speziellen Risiken und Fallstricke?


Gündel: Die potentiellen Risiken können sehr vielfältig sein und müssen deshalb im Prospekt ausführlich beschrieben werden. Da es sich bei Holzfonds in der Regel um Auslandsprojekte handelt, spielen regionale Risiken eine große Rolle. So kommt es vor allem in Mittelamerika gelegentlich zu Landbesetzungen. Schwer einzuschätzen ist zum Beispiel das Risiko einer Kapitalverkehrskontrolle, das bedeutet, der jeweilige Staat verfügt, dass Gewinne von Projekten nicht ins Ausland abfließen dürfen. In der Folge würde dies den Mittelzufluss an die Fondsgesellschaft blockieren. Wesentlicher Risikofaktor ist auch das Bewirtschaftungs-Know-how, denn dies ist im Gegensatz zu etwa Immobilienfonds nicht ohne weiteres duplizierbar. Gleiches gilt für die Kenntnis der Absatzmärkte, die bei Holzinvestments von überdurchschnittlicher Bedeutung ist.
Letztlich liegt es jedoch in der Eigenverantwortung des Anlegers, die Risiken einzuschätzen und bei seiner Investitionsentscheidung zu berücksichtigen.

ECOreporter.de: Die Entwicklung der Holzpreise ist schwer vorauszusehen, die Einnahmen hängen zudem auch stark von der Qualität des Holzes ab und vom Zeitpunkt, an dem es geschlagen wird. Was hat dies für Auswirkungen auf die Verpflichtung der Emittenten von Holzinvestments, plausible Renditeprognosen anzubieten?

Gündel: Für die rechtliche Strukturierung ist dies nicht von Belang, wohl aber für die Prognose der Erträge. Bei Holzfonds herrschen ja andere Voraussetzungen als bei Neuen Energiefonds, wo durch Regelungen wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine klare Berechnungsgrundlage vorhanden ist. Holzfonds können einen Mittelzufluss etwa durch Partnerverträge über den Verkauf von Schnittholz garantieren, das bei der Pflege von Baumplantagen anfällt. Diese Beträge fallen allerdings im Verhältnis zur Holzernte nicht nennenswert ins Gewicht. Sinnvoll ist es daher, soweit dafür die regionalen Rahmenbedingungen bestehen, zusätzliche Einnahmen durch die Veräußerung von Emissionsrechten zu generieren oder auch über den Bezug von Flächenprämien zu profitieren.
Was die Preise angeht, so bleibt einem wenig mehr übrig, als die Preisentwicklung aus vergangenen Zeiträumen hochzurechnen, also eine Steigerungsrate zu ermitteln. Termingeschäfte sind kein Ausweg, da kaum Partner zu finden sind, die sich 12 Jahre oder mehr im Voraus zur Abnahme bestimmter Holzmengen verpflichten.

ECOreporter.de: Was unterscheidet aus Sicht der rechtlichen Strukturierung Holzinvestments von Grünstrominvestments?

Gündel: Es gibt natürlich jede Menge Unterschiede. Wie gesagt, stellt das EEG für Neue Energiefonds eine stabile Berechnungsgrundlage dar, diese Produkte versprechen stetige Einnahmen. Dagegen ist ein Holzinvestment eine Spekulation auf die Zukunft. Hierbei setzt ein Anleger nicht auf stetige Erträge, sondern auf die Abrechnung am Ende der Laufzeit. Einem Holzfondsinvestor kann es egal sein, wie sich die Preise zwischenzeitlich entwickeln, für ihn zählt nur die Abrechung am Ende.
Als Gemeinsamkeit kann man die Abhängigkeit von den natürlichen Bedingungen nennen. Sie prägen das Wachstum von Bäumen, aber ebenso hängt die Rendite eines Solar- oder Windfonds davon ab, wie hoch die Sonneneinstrahlung ist oder wie stark und regelmäßig der Wind weht.

ECOreporter.de: Herr Dr. Gündel, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Bildhinweis: Holzplantage in Lateinamerika. / Quelle: Prime Foresty; norddeutsches Windkraftprojekt der BVT / Quelle: Unternehmen
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