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„Es herrscht großer Nachholbedarf in der Wasseraufbereitung“ – ECOreporter.de-Interview über Wasserinvestments mit Raphael Lüscher, UBS

Weltweit steigt der Wasserverbrauch stark an – exzessive Nutzung von Grund- und Oberflächenwasser sowie ineffizienter Verbrauch verschärfen die Probleme. Gerade in den Schwellenländern sind Wasserversorgung und -aufbereitung sowie Wasserinfrastruktur noch  unterentwickelt. Können nachhaltige Investments in diesem Sektor eine konstruktive Rolle spielen? Darüber sprachen wir mit Raphael Lüscher, Fondsmanager des Aktienfonds  UBS  (Lux) Equity SICAV – Emerging Market Innovators (EUR) P-acc  (ISIN  LU0398999499). Er investiert überwiegend in Unternehmen aus Schwellenländern, die in den Bereichen Klimawandel, Wasser und nachhaltige Entwicklung tätig sind.  

„Getrieben durch das Bevölkerungswachstum hat sich der weltweit  Wasserverbrauch seit den  1950er Jahren, verdoppelt. Es wird erwartet, dass der Wasserkonsum in den kommenden 20 Jahren nochmals um 30 Prozent steigen wird. Vor allem in den Schwellenländern wird der Wasserverbrauch zunehmen, durch fortschreitende Urbanisierung und Veränderungen im allgemeinen Konsumverhalten“,  erklärt  Raphael  Lüscher. Er geht davon aus, dass sich vor diesem Hintergrund der so genannte Wasserstress in vielen Teilen der Welt drastisch verstärken wird.  Von  Wasserstress, einer periodischen oder ständigen Wasserknappheit, sprechen Experten, wenn das jährliche Pro-Kopf-Wasserangebot weniger als 1.700 Kubikmeter beträgt.

ECOreporter.de: Wo hakt es in Schwellenländern bei der Wasserversorgung Wasser?

Lüscher: Um die massiven Infrastrukturprojekte im Wassersektor überhaupt finanzieren zu können, müssen in vielen Regionen auch die Wasserpreise entsprechend steigen. In vielen Ländern wird Wasserverbrauch als ein Grundrecht gesehen, das am besten kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollte. So beträgt beispielsweise in China, das mit gewaltigen Wasserproblemen zu kämpfen hat, der Wasserpreis nur ein Zehntel des weltweiten Durchschnitts. Investitionen in Wasserinfrastruktur sind jedoch sehr kapitalintensiv und Investoren geben nur Kapital, wenn sie sicher sein können, dass sich für sie die Anlage auch auszahlt. Gleichzeitig besteht die Herausforderung darin, die Preise so zu gestalten, dass ärmere Bevölkerungsgruppen in den Schwellenländern nicht vom Konsum ausgeschlossen werden.

ECOreporter.de: Wo sehen Sie die größten Wachstumschancen im Wassersektor? 

Lüscher: Wir erwarten das stärkste Wachstum in den drei Bereichen Klärwerke, Wasserwiederaufbereitung und Meerwasserentsalzungsanlagen. Bei allen Unzulänglichkeiten hat sich zwar in vielen Ländern die Versorgung mit sauberem Trinkwasser vor allem in den Städten massiv verbessert, zum Beispiel in Brasilien und auf den Philippinen, wo die Versorgung in Sao Paulo beziehungsweise Manila fast 100 Prozent der Einwohner erreicht. Allerdings herrscht nun großer Nachholbedarf in der Wasseraufbereitung für Haushalts- und speziell Industrieabwässer. Dort betragen die Deckungsquoten zum Teil weniger als 70 Prozent, wie beispielsweise in China. Doch gerade ungeklärtes Abwasser ist eine der Hauptursachen für verunreinigtes Wasser, das dann die erzielten Erfolge bei der Trinkwassersauberkeit gefährdet. Ungeklärtes Abwasser hat aber auch unmittelbar negative Folgen für die Wirtschaft: Viele Industrien benötigen sauberes Brauchwasser im Produktionsprozess. Fehlt es, schränkt es die Wachstumsaussichten von Unternehmen und Volkswirtschaften ein.

ECOreporter.de: Auch wenn viele Schwellenländer in ihren Konjunkturpaketen einen Ausbau von Wasserinfrastruktur eingeplant haben – genügt das allein für den Aufbau einer ausreichenden Wasserversorgung?

Lüscher: In der Tat wurden im Zusammenhang mit der Krise verschiedene „Wasserinfrastrukturpakete“ geschnürt. So gehörte die koreanische Regierung zu den ersten, die Maßnahmen zur Wirtschaftsbelebung ankündigten. Im Mittelpunkt ihres „New Green Deal“ zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise stehen umweltfreundliche Investitionen. 36 Prozent der gesamten Ausgabe  sollen für die Revitalisierung der vier größten Flüsse Koreas, die Verringerung der Schadstoffbelastung und die Behebung des chronischen Wassermangels im Land eingesetzt werden. Grundsätzlich gehen wir aber davon aus, dass auch in Zukunft in vielen Schwellenländern in die Wasserinfrastruktur investiert wird und werden muss, unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld.  

ECOreporter.de: Worauf achten Sie als Portfolio Manager eines SRI-Fonds bei Investments in diesem Segment?

Lüscher: Im Vergleich zu entwickelten Ländern wird in den Schwellenländern in Bezug auf die Wasserversorgung bisher nur ein geringer Teil der Bevölkerung durch die Privatwirtschaft versorgt. Wir gehen davon aus, dass in diesen Ländern die Privatisierung vorangetrieben wird und sich so interessante Investitionsmöglichkeiten ergeben. Als Investor mit Nachhaltigkeitsperspektive achten wir beispielsweise darauf, dass bei Privatisierungen, an denen wir uns beteiligen wollen, sichergestellt wird, dass auch die ärmere Bevölkerungsschicht zu einem angemessenen Preis Zugang zu Wasser bekommt. Ein Beispiel für eine gelungene Privatisierung ist Manila Water auf den Philippinen. Beim Wasser-Investment haben wir keine  thematische  Präferenz, aber ausgehend vom Wasserkonsum – 70 Prozent Landwirtschaft, 20 Prozent Industrie und 10 Prozent Haushalt – sehen wir in der Wassereffizienz, Wasserinfrastruktur und Wasseraufbereitung viel Potenzial.

ECOreporter.de: Herr Lüscher, wir danken Ihnen für das Gespräch.


Bildhinweis: Wasser wird ein immer kostbareres Nass. / Quelle: Raiffeisen Centrobank
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