Fonds / ETF

"Es macht jetzt keinen Sinn, langfristig zu denken" - welche Strategie greift bei Wasseraktien, welche Aktien sind interessant? Interview mit Rients Aapkes

Rients Aapkes ist zusammen mit Nicholas Illgen Geschäftsführer der Lifesolutions Vertriebs GmbH aus Konz. Der international erfahrene Vertriebsmann hat den Axxessor Strategic Water Fund mit initiiert, der im Februar 2008 startete. ECOreporter.de sprach mit Rients Aapkes über die Wertentwicklung des jungen Wasserfonds.

ECOreporter.de: Der Durchschnitt der deutschen nachhaltigen Aktienfonds verzeichnete im ersten Halbjahr 2008 einen Wertverlust von über 17 Prozent. Ihr Wasserfonds Axxessor Strategic Water Fund lag bei einem Minus von nur 6 Prozent. Was haben Sie richtig gemacht?
Rients Aapkes: Das Fondsmanagement ist zwar auf das Thema „Wasser“ und daher auf Nachhaltigkeit ausgerichtet; die derzeit extreme Volatilität vieler Einzelwerte führt jedoch dazu, dass der Investor hier erstmal der Verlierer ist. Es macht keinen Sinn, in diesen Zeiten langfristig zu denken, da die Börse das nicht spiegelt und nicht rational funktioniert. Einzelwerte gewinnen an einem Tag acht Prozent und verlieren am nächsten Tag genauso viel. Das Fondsmanagement hat sich deshalb weitgehend angepasst, nutzt mehr und mehr kurzfristige Chancen und geht von Zeit zu Zeit sogar in Cash. Bei großer Volatilität muß man sich anpassen – um den Investor zu schützen. Hinzu kommt, dass einige Sektoren im Wassermarkt momentan nicht interessant sind. Beispielsweise der Entsalzungssektor oder der italienische Wassermarkt. Die Flexibilität des Fondsmanagements und die zeitnahe Beobachtung der Markttrends machen sich deutlich bezahlt.

ECOreporter.de: Sie sind noch nicht lange am Markt. Wie ist das Feedback bis heute?
Aapkes: Positiv: Der Fonds fällt so langsam auf, wir bekommen die ersten Komplimente zur Performance. Vielen gefällt der stabile Verlauf des Fonds trotz der hektischen Bewegungen in den Märkten.
Negativ: Kritisch wird oft angemerkt, daß der Fonds noch klein sei. Die Angst vor zu hohen Kosten im Vergleich zum Fondsvolumen wird öfters ausgesprochen, aber wir beweisen gerade das Gegenteil. Trotz Kosten: In den letzten drei Monaten verlor der MSCI Weltindex 9,55 Prozent, der Fonds nur 1,97 Prozent. Im letzten Monat verlor der MSCI 1,62 Prozent, und der Fondsmanager erreichte ein Plus von 3,36 Prozent. Kleinere Fonds sind agiler, und dieser Vorteil wird so langsam klar.

ECOreporter.de: Welche Werte im Fonds haben sich im Vergleich zum Internationalen Index MSCI besonders stark entwickelt?
Aapkes: In den letzten Tagen hatten wir z.B. bestimmte verhältnismäßig preiswerte US-Aktien gekauft. Das Management hat sich jeden Tag zur Aufgabe gemacht, Werte im Wassersektor zu finden, die unterbewertet sind – das Risiko ist die Volatilität, die wir hier zu unserem Vorteil nutzen konnten. Sobald diese Werte ihr historisches Hoch erreichten, haben wir sie verkauft, um die Gewinne zu sichern und nach neuen Ankaufsmöglichkeiten suchen zu können. US Werte wie Calcon, Watts Water oder Instituform wurden z.B. mit 14 bzw. 18 Prozent Gewinn verkauft, bevor sie am nächsten Tag an Wert verloren. Verbund und Novozymes sind sehr volatile Werte, sie hatten über einen begrenzten Zeitraum Gewinnpotential, wurden folglich auch mit Gewinn verkauft. United Utilities hingegen ist ein absolut nachhaltiges Investment. Obwohl die börsenbedingte Volatilität sich auch hier auswirkt, handelt es sich um einen relativ defensiven Wert. Solche Werte hatten und haben vielleicht auch künftig durch die Volatilität gutes kurz- und vielleicht auch langfristiges Renditepotential. Der Markt wird es zeigen. Es geht heute nur um zwei Dinge: Den günstigen Ankaufszeitpunkt und das richtige Verkaufsdatum einzelner Werte, wobei sie möglichst unabhängig von den Energiepreisen sein sollten.

ECOreporter.de: Wie sehen Sie den Wassermarkt derzeit?
Aapkes: Der Wassermarkt ist und bleibt interessant. Einfach, weil Wasser wie Energie lebensnotwendig ist. Politischer Druck auf allen Ebenen führt dazu, dass entweder die Kommunen oder private Anbieter große Summen in den Wassersektor investieren. Ich wohne in Luxemburg, und hier erwartet man beispielsweise, dass der Wasserpreis in den nächsten Jahren von 1,5 Euro pro Kubikmeter auf 4,5 Euro steigen wird. Wer profitiert? Es sind die Unternehmen, die dort die Aufträge für die Verbesserung der Infrastruktur bekommen. Neue Leitungen müssen produziert werden, Technologien zur Leistungssteigerung der Infrastruktur müssen angekauft werden. Ein Thema, dass in vielen europäischen Ländern bereits Realität ist oder bald auf der Tagesordnung stehen wird. In verstärkter Form wird es die USA treffen, aber auch natürlich andere Länder weltweit – vor allem die neuen Schwellenländer wie Brasilien, China und Indien.

ECOreporter.de: Gibt es eine oder zwei Aktien, die Sie besonders hervorheben möchten?
Aapkes: Es geht vor allem um die Verbesserung unserer Infrastruktur. Die finnische Uponor und die niederländische Wavin liefern z.B. Wasserleitungen. Viele Leitungsnetze sind komplett veraltet. Allein die Abwasserkanäle in Deutschland haben eine Länge von 450.000 Kilometern, und sie sind teilweise Jahrzehnte alt. In Bayern sind 20 Prozent der Leitungen kurzfristig sanierungsbedürftig. Unternehmen in diesem Sektor werden langfristig förmlich zum Umsatz gezwungen werden – sie müssen aber konkurrenzfähig bleiben.
Wasser ist wichtiger als Energie. Wir können nicht ohne Wasser leben, und wir können es mit nichts ersetzen. Wasser ist das Blaue Gold!

ECOreporter.de: Herr Aapkes, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Axxessor Strategic Water Fund: WKN A0M28X / ISIN LU0326225181
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