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„Es werden nur wenige Qualitätsanbieter übrig bleiben.“ - Wie bewertet Suntech die Aussichten der internationalen Solarbranche?




„Es werden nur wenige Qualitätsanbieter übrig bleiben“, erklärte Thilo Kinkel, Vertriebsvorstand der Europasparte von Suntech. Die Branche leide unter dem Einbruch des spanischen Solarmarktes, der in den letzten Jahren große Mengen an Solarprodukten abgenommen habe und nun fast zum Erliegen gekommen sei. Vor allem aber erschwere die anhaltende Finanzkrise den Absatz von Solarprodukten. Zudem seien die Banken bei der Vergabe von Krediten an Unternehmen deutlich wählerischer geworden. Bei den Solarfirmen würden sie verstärkt darauf achten, wie die Hersteller von Solarprodukten bei der Qualität der Produkte und bei der Finanzkraft aufgestellt seien.

Wer in der aktuellen Krise überleben wolle, müsse imstande sein, seine Wertschöpfungskette an den aktuellen Preisverfall anzupassen, meint Kinkel. Suntech etwa habe zwar die Modulpreise senken müssen, könne dafür aber das benötigte Silizium auch deutlich billiger einkaufen. Der Preis für den wichtigsten Rohstoff sei immerhin auf rund 100 Dollar je Kilo abgestürzt, nachdem vor nicht allzu langer Zeit noch 400 Dollar verlangt wurden. „Wie viele Wettbewerber auf der Strecke bleiben, wird davon abhängen, wie lange die Finanzkrise anhält und den Absatz von Solarprodukten bremst“, so Koch gegenüber ECOreporter.de. Sobald sich die Kreditklemme löse und es wieder leichter werde, Solarprojekte zu finanzieren, werde es sehr schnell wieder aufwärts gehen. Dann werde der kundennahe Service über den Erfolg der Hersteller von Solarprodukten entscheiden. Für diese Situation stelle Suntech schon jetzt die Weichen.

Aus diesem Grund habe man in den drei wichtigsten Absatzmärkten weitgehend selbständige Hauptquartiere eingerichtet, ergänzte Rory Macpherson, Kommunikationsdirektor von Suntech. Die Zentralen im chinesischen Wuxi, in der Schweiz und in San Francisco sollen möglichst flexibel auf die Marktbedingungen vor Ort reagieren können und möglichst nahe am Kunden agieren. Zwar würden die Produkte von Suntech gegenwärtig noch fast durchweg in China hergestellt. Doch in den USA wolle man in den nächsten ein bis zwei Jahren eine Produktion aufbauen, in Europa in zwei bis drei Jahren. Durch eine Produktion in der Nähe der Abnehmer spare der Solarkonzern Zeit und Kosten. Der wichtigste Absatzmarkt für Suntech bleibe vorerst Europa. Dort wolle der Konzern sein Warenhaus im niederländischen Rotterdam erweitern.

Wie Vertriebschef Kinkel auf Nachfrage erläuterte, verzeichnet Suntech in Europa gegenwärtig den größten Nachfrageanstieg aus Italien. Allerdings bremse dort die Bürokratie die Entwicklung des Photovoltaikmarktes. Erfreulich entwickle sich weiterhin der Absatz von Suntech-Produkten in Deutschland. Hier erleichtere der Preisverfall bei Solarmodulen offenkundig die Projektierung, insbesondere in Ostdeutschland sei die Nachfrage hoch.  Als potentiell interessante Solarmärkte in Europa stufte Kinkel Tschechien und Bulgarien ein. Dort werde die Entwicklung aber von der des Wechselkurses abhängen. Die Finanzierung von Solarprojekten müsse sich dort für westliche Investoren auch lohnen. Großes Potential bescheinigt der Vertriebsvorstand dem türkischen Solarmarkt. Trotz ebenfalls hervorragender Sonneneinstrahlung und einer attraktiven Einspeisevergütung entwickle sich die Photovoltaik in Griechenland weiter enttäuschend. Dort werde die Entwicklung von der Bürokratie ausgebremst.

Laut Kommunikationsdirektor Macpherson verspricht sich Suntech einiges von der Wiederbelebung des japanischen Solarmarktes. Die Regierung in Tokio will die Attraktivität von Photovoltaikprojekten deutlich erhöhen. Vor allem aber hofft der Solarkonzern auf einen Aufschwung des Marktes in China. Als einheimischer Anbieter könne Suntech besonders stark davon profitieren, dass Peking nun offenkundig den Anteil der Photovoltaik an der Energieversorgung steigern wolle. Erstmals werde nun ein Vergütungssystem für Solarstrom eingeführt, wenn auch nur für Aufdachanlagen. Doch gerade bei der gebäudeintegrierten Photovoltaik sei Suntech sehr gut positioniert, meint Macpherson. Hier habe man in China bereits Anträge für Projekte mit einer Gesamtleistung von 170 Megawatt (MW) beantragt. Um dies einzuordnen wies er drauf hin, dass in 2008 erst 30 MW in ganz China neu installiert wurden, in diesem Jahr würden voraussichtlich 100 MW erreicht. Doch schon bald sei mit deutlich stärkeren Zuwächsen zu rechnen, so Macpherson.

In den USA stuft der Kommunikationsdirektor vor allem Kalifornien als attraktiven Solarmarkt ein.  Allerdings wirke sich in den Vereinigten Staaten die Finanzkrise derzeit besonders belastend aus. Viele Investoren seien ausgefallen, der Einstieg der Energieversorger in die Photovoltaik könne dies bislang nur bedingt kompensieren. In der Vergangenheit basiere die Solarförderung in den USA vor allem auf Steuererleichterungen. Doch aufgrund der gegenwärtigen Krise sei die Steuerlast stark rückläufig, so dass Steuererleichterungen „wenig bringen“. Die neuen Maßnahmen der Obama-Regierung würden sich frühestens im 2. Halbjahr 2009 auswirken. Dennoch rechne Suntech damit, dass die USA sich zu einem mächtigen Solarmarkt entwickeln. Daher suche der Konzern gegenwärtig nach einem geeigneten Standort für den Aufbau einer US-Produktion.

Suntech Power Holdings Co., Ltd.: ISIN US86800C1045 / WKN A0HL4L
Bildhinweis: Rory Macpherson; einer von vielen Ständen chinesischer Solarunternehmen auf der Intersolar. / Quelle: ECOreporter.de
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