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EU plant hohe Strafzölle für Solarmodule aus China

Die EU-Kommission hat Strafzölle auf chinesische Solarmodule beschlossen. Die Zölle sollen ab dem 6. Juni in Kraft treten und bei durchschnittlich 47 Prozent liegen, in der Spitze aber fast 70 Prozent betragen. Das geht aus Medienberichten hervor. 

Als Grund für die Strafzölle wird „Preisdumping“ angegeben. Chinesische Solarhersteller exportieren jährlich Solarprodukte im Wert von 21 Milliarden Euro nach Europa. Europa ist der weltweite Hauptabsatzmarkt für Solartechnik; größter Lieferant ist China. Erste chinesische Solarfirmen haben in den letzten Wochen bereits Insolvenz angemeldet, weil sie die Solar-Absatzkrise nicht verkraftet haben. Die Preise für Solarmodule sind in einem Jahr um etwa 50 Prozent gefallen.

Große chinesische Solarproduzenten wie Trina, Yingli und LDK machen derzeit hohe Verlust. Dutzende kleinere chinesische Solarfirmen haben Existenzprobleme. Sie waren innerhalb weniger Jahre aus dem Boden geschossen, unterstützt durch billige Kredite der staatlichen Banken oder kostenloses Bauland von lokalen Behörden.

Aber: Will die EU mit den Strafzöllen wirklich die heimische Solarindustrie vor Preisdumping aus China schützen? Viele Experten vermuten eher ein Pokerspiel: Die EU übt Druck aus gegen die chinesische Solarindustrie, aber erreichen will sie eher, dass China den eigenen Markt für andere Industrien öffnet, beispielsweise in der Telekommunikation oder der Luftfahrt. China wiederum könnte mit Maßnahmen gegen die europäische Autoindustrie drohen oder gegen den Maschinenbau.

Das wiederum würde auch deutsche Solarunternehmen treffen, denn sie liefern Maschinen und Produktionsmaterialien nach China.
Dass das Pokerspiel bereits in Gang ist, zeigt eine Meldung, nach der die Volksrepublik die Preise von importierten nahtlosen Rohren aus der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten und Japan prüft. Eine chinesische Firma hatte sich nach Agenturmeldungen über Preisdumping beklagt und sich an das Handelsministerium in Peking gewendet.

Europäische Hersteller, darunter die angeschlagene SolarWorld, hatten sich seit 2012 über Billigkonkurrenz aus China beschwert und damit die Untersuchung bewirkt, auch in den USA. Deutsche Solarunternehmen wie Solon, Centrotherm und Q-Cells sind unter anderem wegen des Solarmodul-Preisverfalls insolvent, werden teilweise aber von ausländischen Investoren weitergeführt.
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