Finanzdienstleister

Europäische Alternativbanken für werteorientierte Weiterentwicklung des Finanzsystems – 8-Punkte-Plan

Sieben europäische Alternativbanken haben einen 8-Punkte-Plan für eine werteorientierte Weiterentwicklung des Finanzsystems vorgelegt. Wie die Bochumer GLS Bank meldete, trafen sich Vorstände und Direktoren der Geldhäuser auf Einladung der Internationalen Association für Investors in Social Economy (INAISE) in Frankfurt. Der gemeinsam verabschiedete 8-Punkte-Plan enthalte folgende Ziele:


1.    Es muss künftig eine klare Ausrichtung aller Finanzdienstleister auf die Bedürfnisse der Realwirtschaft und damit die Konzentration auf diese Dienstleistungen geben. Maßstab muss die deutliche Reduktion von nicht der Realwirtschaft dienenden Finanzinstrumenten sein.


2.    Neben der konsumgüterorientierten Inflationsbekämpfung sollte die internationale Währungsstabilität auch Inflationsrisiken bei Vermögens-werten einbeziehen (Beispiel: Immobilienblase USA).  


3.    Es muss ein klarer Auftrag an die Staatengemeinschaft erfolgen, wirk-liche Anstrengungen zu unternehmen, um sogenannte „offshore Finanzplätze“ zu schließen und regulatorische Unterschiede weitest-gehend abzubauen. Damit ist gewährleistet, dass Finanzinnovationen, die ausschließlich diese Unterschiede ausnutzen, gegenstandslos werden.


4.    Die in den nationalen Aufsichtsregeln verankerten Größenmerkmale für die Systemrelevanz von Instituten sollen auch auf die globale Finanz-wirtschaft übertragen werden. Es muss vermieden werden, dass Finanz-institutionen entstehen, deren Größe im Krisenfall alleine ausreicht, das System zusammenbrechen zu lassen. Aus den Ereignissen in Island sollten entsprechende Lehren gezogen werden.


5.    Die Regelungen für Rating-Agenturen sollen auf die Beseitigung von Interessenkonflikten abzielen. Ebenso wie die gerateten Unternehmen selbst sollen auch Rating-Agenturen der Finanzaufsicht unterliegen.  


6.    Die Transparenzregeln in Finanzdienstleistungsgeschäften haben den hier formulierten, ordnungspolitischen Rahmenbedingungen genüge zu tun und nicht ihrerseits einer Überforderung aller Marktteilnehmer darzustellen.


7.    Einfache Produktgestaltung, die sich sowohl auf die Wirkungsweise als auch auf die vertraglichen Bedingungen konzentriert. Transparenz ist nicht nur der Schlüssel zur Lösung der derzeitigen Krise, sondern vor allem zur Vermeidung künftiger Krisen.


8.    Neben diesen, eher auf die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen abzielenden Vorschläge bedarf es einer breiten Aufklärungs- und Bildungskampagne zu finanzwirtschaftlichen Themen. Die Art und Weise wie Geld angelegt wird, verzinst und verwendet wird und unsere Gesellschaft gestaltet, muss in viel stärkerem Maße in das öffentliche Bewusstsein gelangen.


Gefordert wird der 8-Punkte-Plan von folgenden Vertretern des sozial-ökonomischen Bankings: der Banca Etica (Italien), Cultura Bank (Norwegen), Ecological Building (Großbritannien), Ekobanken (Schweden), Freie Gemeinschaftsbank (Schweiz), GLS Bank (Deutschland) und Merkur Bank (Dänemark).


Die alternativen Banken in Europa hätten sich mit beträchtlichen Wachstumsraten seit Jahren sehr gut entwickeln, hieß es weiter. Sie seinen zurzeit äußerst gefragte Partner in Fragen der Nachhaltigkeit von Finanzanlagen und insbesondere der qualitativen Prüfung von Investitionen. Inzwischen verfügen die Banken laut dem Bericht über ein gemeinsames Bilanzvolumen von mehr als 8 Milliarden Euro und betreuen ca. 150.000 Kundinnen und Kunden mit über 1.000 Mitarbeitern.


Andreas Neukirch,  Vorstand der GLS Bank, erklärte, es gebe zwar unterschiedliche Entwicklungen in den europäischen Staaten, gerade die Alternativbanken Europas könnten aber Beiträge für eine werteorientierte Weiterentwicklung des Finanzsystems leisten. „Die europäischen Banken sehen sich in dieser Aufgabe nun gefordert und werden ihre Beiträge verstärken, um die neuen Entwicklungen voranzutreiben. Wir sehen uns als ‚best practice Beispiel’ für eine fortschrittliche Bankarbeit“, so Neukirch, der auch einer der Vorstände von INAISE ist.


Neben den nun beschlossenen Punkten wurde den Angaben zufolge vereinbart, gemeinsam mit dem World Future Council, das Jakob von Uexküll ins Leben gerufen hat, den politischen Entscheidungsträgern aktiv globale Rahmenbedingungen für die neue Finanzwirtschaft im Sinne von ‚best policies’ näher zu bringen.

Inaise (International Association of Investors in the Social Economy) ist laut der GLS-Bank ein Netzwerk aus sozial und ökologisch orientierten Finanzinstituten. Inaise sei 1989 gegründet worden und bestehe heute aus Instituten weltweit. Ziel der Vereinigung sei der Austausch von Erfahrungen und Informationen sowie die Verbreitung von Konzepten nachhaltiger Geldanlagen.www.inaise.org
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