Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
Experten-Interview zum Best-of-class-Verfahren
Ein Beispiel für einen Nachhaltigkeitsfonds mit dem Best-of-class-Ansatz ist der Sarasin Sustainable Equity – Global (ISIN LU0097427784) der Bank Sarasin aus Basel. Für den Anbieter erläutert Erol Bilecen, wie und warum die Bank Sarasin auf den Best-of-classes-Ansatz setzt:
ECOreporter: Was unterscheidet den Best-of-classes-Ansatz vom Best-in-class-Ansatz?
Erol Bilecen: Die Risiken und Herausforderungen in Sachen Nachhaltigkeit unterscheiden sich von Branche zu Branche mitunter sehr gravierend. Die Nachhaltigkeitsproblematik eines Energieversorgers gestaltet sich zum Beispiel ganz anders als die eines Lebensmittelkonzerns. Für diese Unterschiede ist der Best-in-class-Ansatz blind. Das erhöht die Nachhaltigkeitsrisiken im Portfolio. Denn selbst wenn man nur die besten Unternehmen aus einer Branche mit hohen Nachhaltigkeitsrisiken auswählt, können welche durchs Sieb schlüpfen, die viele nachhaltige Anleger nicht im Portfolio sehen wollen. Das hat etwa das Beispiel BP gezeigt.
ECOreporter: Warum wenden Sarasin-Fonds den Best-of-classes-Ansatz an?
Bilecen: Wir haben den Best-in-class-Ansatz ja 1994 selbst entwickelt, waren aber in den folgenden Jahren nicht immer zufrieden damit, welche Lösungen er uns bei der Kernfrage lieferte: Wo ziehen wir die Trennlinie zwischen nachhaltig investierbar oder nicht? Wir haben nach Wegen gesucht, hier überzeugendere Antworten zu finden und so das Best-of-classes-Verfahren entwickelt. Darauf setzen wir nun seit 2001 und sind damit auch sehr zufrieden. Denn es ermöglicht uns, Unternehmen aus weniger kritischen Branchen wie etwa bei Softwareunternehmen großzügiger zu sein und bei Unternehmen aus problematischen Branchen wie etwa bei Autobauern sehr strenge Anforderungen zu stellen.
ECOreporter: Wenden Sie den Best-of-classes-Ansatz bei allen nachhaltigen Fonds von Sarasin an?
Bilecen: Im Prinzip schon, doch es gibt zwei Ausnahmen: den nachhaltigen Aktienfonds, der in Schwellenländer investiert, und unsere nachhaltigen Themenfonds, die in Wasser bzw. in Erneuerbare Energien investieren. Hier würden wir mit dem Best-of-classes-Ansatz das Anlageuniversum zu sehr einschränken. Durch die thematische Ausrichtung sind hier die Anlagemöglichkeiten ohnehin bereits begrenzt. Deshalb setzen diese Fonds auf den breiter ausgerichteten Best-in-class-Ansatz. Das unterscheidet sie aber schon von so manchem anderen Nachhaltigkeits-Themenfonds.
ECOreporter: Beim Best-of-class-Ansatz unterscheiden sich die Ansprüche an die Nachhaltigkeit von Unternehmen je nachdem, welcher Branche sie angehören. Können Sie das an einem Beispiel konkret erläutern?
Bilecen: Nehmen wir als Beispiel die Autobauer. Der Straßenverkehr ist einer der größten Verbraucher von Erdöl und mit einem Anteil von 15 Prozent einer der größten Verursacher von Treibhausgasen, mit stark steigender Tendenz. Also ist es aus Nachhaltigkeitssicht wichtig, ob ein Hersteller von Autos der Treibstoffverbrauch der Neuwagen verringert und wie stark er nach Antriebstechnologien forscht, die umweltschonender sind. Ein Augenmerk richten wir hier auch darauf, wie es bei den Lieferantenbeziehungen aussieht. Die anhaltende Verlagerung von Produktionsstandorten in Niedriglohnländer bergen hohe soziale Risiken. An Standorten in Schwellenländern werden soziale Mindeststandards - etwa beim Arbeitsschutz und der Unabhängigkeit von Gewerkschaften - häufig nicht erfüllt. Ein weiterer Punkt: Unfälle im Straßenverkehr gehören weiterhin zu den häufigsten Todesursachen. Also verlangen wir von einem Autobauer, dass seine Produkte erhöhten Sicherheitsanforderungen genügen. Aus all diesen Gründen sind die Anforderungen an Autobauern bei einer Nachhaltigkeitsanalyse nach dem Best-of-class-Ansatz sehr hoch.
Aber all dies sind nur Einzelindikatoren. Entscheidend ist der Gesamteindruck, den wir von einem Unternehmen gewinnen. Ob wir die Tendenz sehen, dass es sich wirklich auf den Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit macht, sich dafür ehrgeizige Ziele setzt, verfolgt und diese dann möglichst auch erreicht.
ECOreporter: Ist es im Hinblick auf die Risikomischung nicht ein Problem, dass bei einem konsequent umgesetzten Best-of-classes-Ansatz eine Branche gänzlich unberücksichtigt bleiben kann?
Bilecen: Letztendlich würde das ja nur widerspiegeln, dass das Portfolio von Nachhaltigkeitsrisiken entlastet wird. Das Beispiel der deutschen Atombranche und der Absturz von Atomaktien nach Fukushima zeigt, dass das auch für die Wertentwicklung ein Vorteil sein kann. Aber man hat ja auch beim Best-of-classes-Ansatz einen gewissen Spielraum. Wenn man zum Beispiel in der Ölbranche keinen Konzern findet, der strengeren Nachhaltigkeitsansprüchen genügt, so kann man auf Aktien von Zulieferern ausweichen.
ECOreporter: Sind Best-of-class-Fonds nicht eng mit Nachhaltigkeitsfonds verwandt, die bei der Titelauswahl ganz auf Ausschlusskriterien setzen?
Bilecen: Ausschlusskriterien sind methologisch gesehen eine sehr strikte Fortschreibung des Best-of-classes-Verfahrens.
ECOreporter: Herr Bilecen, wir danken Ihnen für das Gespräch.
ECOreporter: Was unterscheidet den Best-of-classes-Ansatz vom Best-in-class-Ansatz?
Erol Bilecen: Die Risiken und Herausforderungen in Sachen Nachhaltigkeit unterscheiden sich von Branche zu Branche mitunter sehr gravierend. Die Nachhaltigkeitsproblematik eines Energieversorgers gestaltet sich zum Beispiel ganz anders als die eines Lebensmittelkonzerns. Für diese Unterschiede ist der Best-in-class-Ansatz blind. Das erhöht die Nachhaltigkeitsrisiken im Portfolio. Denn selbst wenn man nur die besten Unternehmen aus einer Branche mit hohen Nachhaltigkeitsrisiken auswählt, können welche durchs Sieb schlüpfen, die viele nachhaltige Anleger nicht im Portfolio sehen wollen. Das hat etwa das Beispiel BP gezeigt.
ECOreporter: Warum wenden Sarasin-Fonds den Best-of-classes-Ansatz an?
Bilecen: Wir haben den Best-in-class-Ansatz ja 1994 selbst entwickelt, waren aber in den folgenden Jahren nicht immer zufrieden damit, welche Lösungen er uns bei der Kernfrage lieferte: Wo ziehen wir die Trennlinie zwischen nachhaltig investierbar oder nicht? Wir haben nach Wegen gesucht, hier überzeugendere Antworten zu finden und so das Best-of-classes-Verfahren entwickelt. Darauf setzen wir nun seit 2001 und sind damit auch sehr zufrieden. Denn es ermöglicht uns, Unternehmen aus weniger kritischen Branchen wie etwa bei Softwareunternehmen großzügiger zu sein und bei Unternehmen aus problematischen Branchen wie etwa bei Autobauern sehr strenge Anforderungen zu stellen.
ECOreporter: Wenden Sie den Best-of-classes-Ansatz bei allen nachhaltigen Fonds von Sarasin an?
Bilecen: Im Prinzip schon, doch es gibt zwei Ausnahmen: den nachhaltigen Aktienfonds, der in Schwellenländer investiert, und unsere nachhaltigen Themenfonds, die in Wasser bzw. in Erneuerbare Energien investieren. Hier würden wir mit dem Best-of-classes-Ansatz das Anlageuniversum zu sehr einschränken. Durch die thematische Ausrichtung sind hier die Anlagemöglichkeiten ohnehin bereits begrenzt. Deshalb setzen diese Fonds auf den breiter ausgerichteten Best-in-class-Ansatz. Das unterscheidet sie aber schon von so manchem anderen Nachhaltigkeits-Themenfonds.
ECOreporter: Beim Best-of-class-Ansatz unterscheiden sich die Ansprüche an die Nachhaltigkeit von Unternehmen je nachdem, welcher Branche sie angehören. Können Sie das an einem Beispiel konkret erläutern?
Bilecen: Nehmen wir als Beispiel die Autobauer. Der Straßenverkehr ist einer der größten Verbraucher von Erdöl und mit einem Anteil von 15 Prozent einer der größten Verursacher von Treibhausgasen, mit stark steigender Tendenz. Also ist es aus Nachhaltigkeitssicht wichtig, ob ein Hersteller von Autos der Treibstoffverbrauch der Neuwagen verringert und wie stark er nach Antriebstechnologien forscht, die umweltschonender sind. Ein Augenmerk richten wir hier auch darauf, wie es bei den Lieferantenbeziehungen aussieht. Die anhaltende Verlagerung von Produktionsstandorten in Niedriglohnländer bergen hohe soziale Risiken. An Standorten in Schwellenländern werden soziale Mindeststandards - etwa beim Arbeitsschutz und der Unabhängigkeit von Gewerkschaften - häufig nicht erfüllt. Ein weiterer Punkt: Unfälle im Straßenverkehr gehören weiterhin zu den häufigsten Todesursachen. Also verlangen wir von einem Autobauer, dass seine Produkte erhöhten Sicherheitsanforderungen genügen. Aus all diesen Gründen sind die Anforderungen an Autobauern bei einer Nachhaltigkeitsanalyse nach dem Best-of-class-Ansatz sehr hoch.
Aber all dies sind nur Einzelindikatoren. Entscheidend ist der Gesamteindruck, den wir von einem Unternehmen gewinnen. Ob wir die Tendenz sehen, dass es sich wirklich auf den Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit macht, sich dafür ehrgeizige Ziele setzt, verfolgt und diese dann möglichst auch erreicht.
ECOreporter: Ist es im Hinblick auf die Risikomischung nicht ein Problem, dass bei einem konsequent umgesetzten Best-of-classes-Ansatz eine Branche gänzlich unberücksichtigt bleiben kann?
Bilecen: Letztendlich würde das ja nur widerspiegeln, dass das Portfolio von Nachhaltigkeitsrisiken entlastet wird. Das Beispiel der deutschen Atombranche und der Absturz von Atomaktien nach Fukushima zeigt, dass das auch für die Wertentwicklung ein Vorteil sein kann. Aber man hat ja auch beim Best-of-classes-Ansatz einen gewissen Spielraum. Wenn man zum Beispiel in der Ölbranche keinen Konzern findet, der strengeren Nachhaltigkeitsansprüchen genügt, so kann man auf Aktien von Zulieferern ausweichen.
ECOreporter: Sind Best-of-class-Fonds nicht eng mit Nachhaltigkeitsfonds verwandt, die bei der Titelauswahl ganz auf Ausschlusskriterien setzen?
Bilecen: Ausschlusskriterien sind methologisch gesehen eine sehr strikte Fortschreibung des Best-of-classes-Verfahrens.
ECOreporter: Herr Bilecen, wir danken Ihnen für das Gespräch.