Aktientipps

Finanzvorstandwechsel bei Phoenix Solar - Analyst bewertet weitere Entwicklung skeptisch

Anfang 2010 notierte die Aktie der Phoenix Solar AG in Frankfurt noch über 40 Euro. Seither hat sie dramatisch an Wert eingebüßt. Allein seit der vor einem Monat veröffentlichten Gewinnwarnung für das Gesamtjahr hat sich der Anteilsschein um rund 60 Prozent verbilligt. Heute Mittag um 12 Uhr wurde er mit 4,3 Euro gehandelt. Damit dürften die Negativnachrichten der letzten Wochen und die schwachen Gewinnaussichten eingepreist sein. Das meint zumindest Götz Fischbeck, Analyst der BHF Bank. Er rät, die Aktie marktzugewichten und nennt als Kursziel 6,5 Euro. Allerdings müsse das Unternehmen in den kommenden Wochen eine große Herausforderung meistern: sich mit ausreichenden Finanzmitteln einzudecken. Das werde dem Photovoltaik-Systemhaus nicht leicht fallen.

Bei der Bilanz für die ersten neun Monate 2011 hatte Phoenix Solar kürzlich mitgeteilt, dass ein Verlust vor Steuern und Zinsen (EBIT) in Höhe von 39,5 Millionen Euro verbucht wurde, nach einem positiven EBIT von 31,2 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum (wir Opens external link in new windowberichteten). Insbesondere hohe Abschreibungen auf Lagerbestände hatten das Ergebnis verhagelt. Dies ist laut dem Unternehmen aus Sulzemoos bei München eine Folge des massiven Preisverfalls bei Solarmodulen. Der habe auch den Auftragseingang belastet, da potentielle Kunden ihre Aufträge immer weiter verschoben hätten, um weitere Preissenkungen abzuwarten.

Fischbeck geht davon aus, dass Phoenix Solar eine umfassende Restrukturierung durchführen muss.  Den Kreditgeber des Unternehmens müsse bis Mitte Dezember ein Plan dafür vorgelegt werden, damit diese die Kreditlinien verlängern. Bislang habe Phoenix Solar lediglich den Abbau von Personal angekündigt. Diese Maßnahme werde aber bei weitem nicht ausreichen, die Banken zu überzeugen. Denn es sei weder klar, bis wann diese Maßnahme greife, noch inwiefern sie sich finanziell niederschlage. Zumal die Gefahr bestehe, dass gerade die wertvollen Mitarbeiter nun das Unternehmen verlassen, da sie die besten Chancen auf eine Anstellung bei anderen Firmen hätten.

Zudem geht der Analyst davon aus, dass Phoenix Solar erhöhten Finanzbedarf hat, da die Gesellschaft nur mit umfassenden Investitionen wieder auf die Erfolgsspur gelangen könne. Sie müsse wieder verstärkte auf eigene Solarkraftwerke setzen statt für andere solche Projekte umzusetzen. Dafür seien umfangreiche Mittel erforderlich. Zudem müsse Phoenix Solar sich noch stärker in ausländischen Märkten engagieren und entsprechend mehr Mittel für Vorauszahlungen einplanen als im deutschen Heimatmarkt, wo der Marktanteil des Unternehmens zuletzt stark eingebrochen sei. Umso wichtiger sei es, die Banken mit einem umfassenden Umstrukturierungskonzept zu überzeugen, um von ihnen die benötigten Mittel zu erhalten.

Diese Warnung des Analysten hat heute ein zusätzliches Gewicht durch die Meldung von Phoenix Solar bekommen, wonach deren Finanzvorständin Sabine Kauper ihren Posten aufgibt. Sie war seit 2000 im Unternehmen, hatte den Bereich Finanzen aufgebaut und seit 2007 geleitet. Laut Phoenix Solar wird ihr bis zum 31. Dezember 2011 befristeter Fünf-Jahres-Vertrags nicht verlängert. „Wir bedauern sehr, dass wir mit ihr eine versierte Vorstandspersönlichkeit verlieren, die am Unternehmenserfolg der vergangenen Jahre maßgeblich beteiligt war“, erklärte dazu Michael Fischl, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Phoenix Solar AG.

Als Nachfolger hat das Unternehmen mit Dr. Bernd Köhler einen Experten für Restrukturierung und Neufinanzierung bestellt. Der langjährige Siemens-Manager war zuletzt Finanzvorstand der TA Triumph Adler AG wird ab dem  1. Dezember 2011 dem Vorstand von Phoenix Solar angehören. Offiziell übernimmt er ab dem 1. Januar 2012 von Sabine Kauper das Ressort Finanzen und die Verantwortung für die Bereiche Personal- und Organisationsentwicklung, Internationales Prozess- und IT-Management, Interne Revision und Recht.

Die Phoenix Solar AG ihre Umsatz- und Ergebniserwartung für das Geschäftsjahr 2011 gesenkt und geht nun von einem Umsatz in der Bandbreite von 350 bis 400 Millionen Euro und einem negativem EBIT von 42 bis 49 Millionen Euro aus. Fischbeck rechnet mit 377 Millionen Euro Umsatz. Das Ergebis je Aktie werde mit 4,94 Euro stark im Minus liegen, nach einem Gewinn je Aktie von 3,28 Euro im Vorjahr. Frühestens im zweiten Halbjahr 2012 sei eine Rückkehr in die Gewinnzone möglich. Weder für 2012 noch für 2013 rechnet er damit, dass auch nur annähernd Gewinne wie in 2010 erwirtschaftet werden. Der Analyst prognostiziert für 2012 einen Gewinn je Aktie von 37 Eurocents, der dann in 2013 auf 81 Eurocents ansteigen können. Er würde sich dann aber nur auf ein Voertel des in 2010 erzielten Gewinns je Aktie belaufen. Selbst der Gewinn in 2009 lag mehr als 50 Prozent über diesem Wert.

Phoenix Solar AG: ISIN DE000A0BVU93 / WKN A0BVU9
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