Gallopierende Anti-Korrelationitis

Börsenkrise? Dagegen haben wir etwas: Anti-Korrelation. Je turbulenter und tiefer die Aktienkurse zappeln, desto schneller vermehren sich Produkte, die angeblich „keine Korrelation zur Börse“ haben. Ob Immobilienfonds, Öl, Gold, Silber und dies und das und noch viel mehr – alles soll der Anleger jetzt unbedingt kaufen, weil es alles angeblich „korrelationsresistent“ ist. Denn was „keine Korrelation“ hat, das kann ja nicht in neue Kurstiefen gerissen werden. Und damit wäre es ideal für jedes Portfolio. Im Prinzip ein richtiger Gedanke. Aber es gibt keine korrekte Grundüberlegung, die der Finanzmarkt nicht ins Absurde übertreiben würde. Und hier funktioniert das so: Weil natürlich nicht jeder das „nicht korrelierende“ Öl, Silber oder Gold im Keller lagern kann, bietet es sich ja an, passende Finanzprodukte zu kaufen. Öl-Fonds, Immobilienfonds, am besten gleich Öl-Aktien, Goldminen-Aktien und so weiter. „Korrelationsfrei“ versteht sich. Was wiederum der reinste Blödsinn ist, weil so gesehen keine einzige Aktie eine Korrelation zur Börse hätte (außer den Aktien der Börse selbst). Denn hinter den Aktien stehen natürlich Unternehmen, die Geschäftsfelder haben, die nicht mit der Börse korrelieren. Die VW-Aktie hängt schließlich – außer börsenpsychologisch – vom Automobilmarkt ab, nicht von der Börse. Sie wollen keine Korrelation mit der Börse im Portfolio? Kaufen Sie VW-Aktien! Oder SolarWorld. Und was heißt das im Ernst für den Normal-Anleger? In einer „globalisierten Welt“ (ein dämlicher weißer Schimmel) kann man nicht nicht-korrelieren. Außer bei einem Spaziergang im Frühling. Also: Die aktuellen Meldungen lesen, dann Tür auf und raus!

Ihr Jörg Weber, Chefredakteur ECOreporter.de


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