Erneuerbare Energie

Geht der Nordsee-Windkraft das Geld für den Stromnetzausbau aus?

Das von der Bundesregierung geforderte Tempo beim Ausbau der Offshore-Windenergie überfordert die zuständigen Netzbetreiber. Problem sei die Verlegung der notwendigen Kabel für die wachsende Zahl der Offshore-Windkraftvorhaben in deutschen Gewässern, heißt es in einem Schreiben der Firma Tennet an das Kanzleramt und das Bundeswirtschaftsministerium.


Darin warnt der Netzbetreiber davor, dass alle Beteiligten an die Grenzen ihrer Ressourcen stoßen würden, weil die Zahl der anzuschließenden Projekte zu rasant wachse. „In der bisherigen Geschwindigkeit und Form ist die Errichtung Anschlussleitungen von Offshore-Windparks nicht länger möglich“, heißt es in dem Brief.  Es fehle an Material und Geld, bei der Beschaffung des notwendigen Kapitals gebe es massive Probleme, so Tennet weiter. In allen Projekten verzeichne man erhebliche Probleme beim Panungs- und Baufortschritt, schreibt Tennet mit Blick auf die festen Fristen, die die Netzbetreiber beim Ausbau der Strominfrastruktur einzuhalten haben.


Das Unternehmen ist eine Tochter des niederländischen Staates. Sie ist eine  der mit dem Netzausbau zu Wasser und zu Lande betrauten Firmen, weil sie das Stromnetz des Energieriesen E.on übernommen hat.  Tennet selbst realisiert derzeit neun Projekte in verschiedenen Entwicklungsstufen.


„Der benötigte seeseitige Netzausbau für Offshore-Wind ist seit langem klar“, sagt dazu Ronny Meyer, Geschäftsführer des Offshore-Branchenverbandes WAB. „Nach den derzeit geltenden Regelungen ist für den Netzanschluss der jeweilige Übertragungsnetzbetreiber verantwortlich. Da zur Erreichung der Offshore-Ziele der Bundesregierung weiterer  Kapazitätsausbau für Netzbau- und Planung bei den Netzbetreibern nötig ist, müssen diese ihrer Verantwortung nachkommen“, so Meyer weiter. Kapazitätsengpässe seien als Chance für den Markt zu sehen. Von einem drohenden Kollaps zu sprechen, weise in die falsche Richtung.

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte zum Vorstoß von Tennet: „Für eine ausreichende Finanzierung ist der niederländische Staat verantwortlich.“ Allerdings wolle man die Rahmenbedingungen für Investitionen verbessern, so das Ministerium.


Die Zielsetzung der Bundesregierung sieht vor,  dass bis 2030 15 Prozent des deutschen Energiebedarfs durch Offshore-Windkraft gedeckt werden soll. Laut einer Mittelfristprognose der deutschen Netzbetreiber gehen diese derzeit davon aus, dass bis 2016 vier Prozent des Energiebedarfs der Bundesrepublik durch Offshore-Windstrom gedeckt werden wird.


Der europäische Branchenverband European Wind Energy Association sieht die Offshore-Windkraft weiter auf einem guten Weg: Ungeachtet der Probleme bei der Projektfinanzierung, die sich auch durch die Euroschuldenkrise ergeben hätten, werde die Offhore-Windkraft Europas im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent wachsen. Die jährlichen Investitionen in dieses Technologiesegment  sollen der EWEA zufolge bis 2020 auf 10 Milliarden Euro ansteigen.
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