Anleihen / AIF

German Pellets will Anleihe später zurückzahlen

Der Holzpellets-Spezialist German Pellets hat offenbar Schwierigkeiten, eine im März 2016 fällige Anleihe in zweistelliger Millionenhöhe wie geplant zurückzuzahlen. Die bislang nicht besicherte Anleihe soll zu neuen Konditionen um zwei Jahre verlängert werden. Dazu will German Pellets die Anleihegläubiger noch im Februar 2016 zu einer Gläubigerversammlung einladen.

Ist das des Rätsels Lösung? Bislang herrschte Ungewissheit um die Hintergründe des Kursrutsches aller drei Anleihen der German Pellets GmbH (ECOreporter.de  berichtete). Auch weil es bisher keine offiziellen Stellungnahmen vom Unternehmen gab, fielen die Anleihen bis gestern weiter in den Kurskeller. Heute am frühen Morgen rangieren die drei Anleihen bei Börsenkursen zwischen 21 und 28 Prozent vom Nominalwert. Vor knapp einer Woche lagen die Kurse noch zwischen 30 und 42 Prozent. Zuvor waren die Kurse schlagartig um bis zu 60 Prozent abgesackt. Eine Pflichtmitteilung, die German Pellets jetzt veröffentlicht hat, scheint etwas Licht ins Dunkel zu bringen: Die älteste der drei Anleihen aus dem Jahr 2011 wird im März 2016 zur Rückzahlung fällig. Nach eigenen Angaben müsste German Pellets noch 52 Millionen Euro zurückzahlen. Ursprünglich hatte das Unternehmen 80 Millionen Euro über diese Anleihe eingesammelt. Die nachfolgende Anleihe von 2014 und ein Rückkaufprogramm von November 2015 (mehr lesen Sie  hier) halfen jedoch, die Anleihe zum Teil zu refinanzieren.

German Pellets will  bei Verlängerung an der Zinsschraube drehen

Mit den verbliebenen Gläubigern der Anleihe 2011/2016 (ISIN DE000A1H3J67) will die German Pellets GmbH eine Verlängerung der Anleihe um zwei Jahre bis März 2018 vereinbaren. Auf einer Gläubigerversammlung, die am 10. Februar 2016 stattfinden soll, sind die Anleiheanleger zur Abstimmung über die Verlängerung aufgerufen, wie German Pellets mitteilt. Allerdings sollen die jährlichen Zinsen für die Jahre 2017 und 2018 deutlich nach unten angepasst werden. Anstatt wie bisher 7,25 Prozent auszuzahlen, sollen es dann noch 5,25 Prozent sein. Für das Jahr 2016, betont German Pellets, sollen allerdings noch einmal 7,25 Prozent ausgezahlt werden. Im Gegenzug für den heruntergeschraubten Zinskupon solle die Anleihe künftig besichert werden, heißt es. Dazu werde die Eigentümerfamilie des Firmengründers und Geschäftsführers Peter Leibold 50 Prozent aller Unternehmensanteile nutzen, kündigt German Pellets an. Zu den Anleihegläubigern von German Pellets gehören sowohl viele institutionelle als auch viele private Anleger. Darüber wie die Aufteilung der Anlegergruppen ist – speziell für die Anleihe 2011/16 - hat German Pellets bisher keine Angaben gemacht. German Pellets nennt seinen Plan eine  „Aufwertung“ der Anleihe. Ob die Mehrheit der Anleger das auch so sieht, ist offen. Gelingt German Pellets die Verlängerung, dann gewänne das Unternehmen Spielraum für weitere zwei Jahre. Allerdings wären dann 2018 gleich zwei Anleihen fällig. Stand heute läuft im Sommer 2018 nämlich die Anleihe von 2014 aus. Letztere hat ein Volumen von 72 Millionen Euro.

Anlegerschützer werfen German Pellets „Intransparenz“ vor und monieren Verschuldung

Die Ungewissheit um die Hintergründe des Kursrutschs der vergangenen beiden Wochen hat unlängst auch Anlegerschützer auf den Plan gerufen. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) wirft German Pellets „hohe Intransparenz“ vor und weist auf die hohe Verschuldung des Unternehmens hin. Im Geschäftsbericht 2014, der im Mai 2015 veröffentlicht wurde, verbuchte German Pellets Verbindlichkeiten in Höhe von 403,7 Millionen Euro, wobei damals knapp die Hälfte davon Schulden gegenüber Anleihegläubigern waren (ECOreporter.de  berichtete). Die Eigenkapitalquote der German Pellets GmbH lag zum Ende des ersten Halbjahres 2015 bei 15,6 Prozent. Eigenkapitalquoten unter 20 Prozent gelten allgemein als unterdurchschnittlich. Zugleich wies German Pellets sowohl für das Gesamtjahr 2014 als auch für das erste Halbjahr 2015 und die ersten neun Monate 2015 jeweils mehr Umsatz und Gewinn aus, als im jeweiligen Vorjahreszeitraum ( hier lesen Sie mehr über die Neunmonatsbilanz von German Pellets).

Der NDR berichtet aktuell, dass sich die Lieferanten des Pelletherstellers und –händlers nur noch gegen Vorkasse auf Geschäfte mit German Pellets einlassen würden. ECOreporter.de hat das Unternehmen dazu befragt, aber noch keine Antwort erhalten. Ebenso äußerte sich German Pellets bislang nicht über die Hintergründe des Kursrutsches der Anleihen.
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