Greenpeace-Umfrage: Mehrheit der SPD-Anhänger will raus aus der Kohle

Eine Mehrheit der Deutschen (56 Prozent, 15 Prozent dagegen) wünscht sich von der kommenden Bundesregierung einen deutlich höheren Stellenwert des Klimaschutzes. Konkret will sogar eine klare Mehrheit der SPD-Anhänger (78 Prozent sagen: "Ja" oder "eher ja"), dass die einstige Kohlepartei SPD in einer möglichen Großen Koalition die Energiegewinnung aus der Kohleverbrennung beendet. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Online-Meinungsumfrage im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace.

"Die Sozialdemokraten müssen in den Sondierungsgesprächen Umwelt- und Klimaschutz den Stellenwert einräumen, den ihre Anhänger längst erkannt haben", sagt Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid. "Dazu gehört, dass sie endlich einen sozial verträglichen Kohleausstieg gestalten, anstatt das deutsche Klimaschutzziel zu verraten." Derzeit brennt ein hitziger Streit in der SPD über einen zukünftigen Kurs beim Kohleausstieg. Während Sigmar Gabriel auf die Bremse tritt, spricht sich SPD-Chef Martin Schulz für eine schrittweise Beendigung der Kohle aus.

Greenpeace: "Klimaschutz braucht den Kohleausstieg"

Von einer Großen Koalition wünschen sich 57 Prozent (30 Prozent dagegen) der insgesamt über 5.000 Befragten und sogar 83 Prozent der SPD-Anhänger einen beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien. Im Gegenzug gibt es eine breite gesellschaftliche Ablehnung der Kohleverstromung. 57 Prozent (31 Prozent dagegen) der Befragten erwarten ein Ende der fossilen Energiegewinnung von der GroKo.

Bei den etablierten Parteien ist die Zustimmung besonders stark: 91 Prozent der Grünen-Anhänger, 78 Prozent der SPD- und 50 Prozent der CDU/CSU-Anhänger wünschen sich ein Ende der Kohle. Nur die Anhänger von AfD und FDP sind mit 66 Prozent, bzw. 48 Prozent dagegen.

Ein deutlicher Unterschied zeigt sich allerdings zwischen Ost- und Westdeutschland. Während 62 Prozent im Westen für die Beendigung der Kohle stimmen, ist bei den Ostdeutschen mit nur 38 Prozent Zustimmung Skepsis zu erkennen. "Die Menschen im Osten erwarten zu Recht, dass eine künftige Regierung den Strukturwandel sozialverträglich gestaltet", so Smid von Greenpeace. "Wenn die SPD sich wirklich erneuern will, dann muss sie auch die drängendsten Fragen der Zeit anpacken. Die Zukunft lässt sich nicht aufhalten, aber politisch gestalten. Sie muss Klimaschutz und Wirtschaft miteinander vereinen und beim Kohleausstieg neue Arbeitsplätze schaffen."

Nach Berechnungen des Umweltministeriums wird das deutsche Klimaziel, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken, ohne zusätzliche konsequente Maßnahmen klar verfehlt. "Der Grund ist die große Zahl klimaschädlicher Kohlekraftwerke in Deutschland: Zwar produzieren Windräder und Solaranlagen immer mehr sauberen Strom. Aber Deutschlands Kohlemeiler laufen dennoch nahezu unter Volllast und exportieren Rekordmengen an schmutzigem Strom ins Ausland", so Greenpeace. Die Umweltschutzorganisation verlangt deshalb einen schrittweisen kompletten Kohleausstieg bis zum Jahr 2030.
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