Anleihen / AIF, Finanzdienstleister

Grüne Anlagepleiten erschüttern das nachhaltige Investment

Eine ganze Serie von Pleiten erschüttert die Branche des nachhaltigen Investments. Viele Millionen Euro haben Anleger in Direktbeteiligungen investiert, um Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien zu ermöglichen. Bei manchen Unternehmungen waren die hohen Risiken bekannt. Oft hatte ECOreporter davor in ECOanlagechecks gewarnt oder das Unternehmen gar in der Wachhund-Rubrik geführt. In anderen Fällen kam die Krise überraschend und spitzte sich schnell zu. ECOreporter.de gibt einen Überblick.

Windwärts
So ein sympathisches Unternehmen - und doch so pleite:  Die Windwärts GmbH aus Hannover hat im Februar Insolvenz angemeldet. 1.600 Anleger sind betroffen, die in Genussrechte investiert haben. Windwärts hat zwischen 2006 und 2013 mittels vier Genussrechten insgesamt 18 Millionen Euro eingesammelt. Die Zinsen kann Windwärts derzeit nicht zahlen.  Vor allem Verzögerungen bei Windparks sollen der Grund für die Schieflage sein.ECOreporter.de-Leser waren bereits im Dezember informiert: Genussrechte-Anleger in der Warteschleife. Ende Januar titelte ECOreporter.de:Windwärts setzt Zinsen aller Genussrechte ausWeitere Artikel informieren über die Aussichten der Anleger, doch noch an ihr Geld zu kommen, beispielsweise
Genussrechte-Anleger von Windwärts in der Warteschleife

Mehr dazu, vor allem zu den Aussichten, dass Anleger doch noch ihr Geld wiederbekommen:

Windwärts hat auch zahlreiche geschlossene Fonds zu Windparks und Solaranlagen auf den Markt gebracht. Diese sind als rechtlich unabhängige Gesellschaften aber nicht direkt von der Insolvenz betroffen, können Ausschüttungen zahlen und weiterlaufen.

Prokon


Der Windkraftprojektierer Prokon hat seine Zahlungsunfähigkeit am 21, Januar bekannt gegeben. Hierbei handelt es sich um eine der größten Insolvenzen der jüngeren Vergangenheit. Rund 75.000 Anleger hatten zusammen 1,4 Milliarden Euro in Genussrechte von Prokon investiert.  Wir erläutern  die Hintergründe der Prokon-Misere. Weitere Informationen erhalten Sie auf dieser  Sonderseite (Link entfernt), in der wir umfassend über die Krise des Windkraftprojektierers berichten.

Windreich

Wie Prokon und Windwärts setzt die Windreich GmbH aus Wolfschlugen bei Stuttgart auf Windkraftprojekte. Allerdings konzentriert sie sich dabei auf Windparks auf See – offshore. Windreich beantragte im September 2013 Insolvenz und strebte zunächst ein Verfahren in Eigenregie an. Daraus wurde nichts. Betroffen sind Anleger, die in die beiden Anleihen des Unternehmens investiert haben. Ihnen schuldet Windreich laut des Insolvenzverwalters Holger Blümle 125 Millionen Euro. Insgesamt steht der Windkraftprojektierer bei seinen Gläubigern mit 366 Millionen Euro in der Kreide.
ECOreporter.de hat die beiden jeweils mit 6,5 Prozent fest verzinsten Anleihen von Windreich  hier (Link entfernt)  und  hier  in ECOanlagechecks untersucht und dabei vor den Risiken dieser Beteiligungen gewarnt. Zudem führt ECOreporter.de Windreich in der Wachhundrubrik. Die erste Anleihe im Umfang  von 74 Millionen Euro wäre im März 2015 fällig gewesen, die zweite mit 75 Millionen Euro dann im Juli 2017.
Wegen des Verdachts auf Bilanzmanipulation ermittelt die zuständige Staatsanwaltschaft gegen fünf amtierende und ehemalige Windreich-Vorstände sowie gegen der Wirtschaftsprüfer der Windreich-Gruppe (wir  berichteten  darüber).

Biogas Nord AG

Ein weiterer Pleitefall aus der Branche der Erneuerbaren Energien ist die Biogas Nord AG, die ebenfalls im September 2013 Insolvenz beantragt hat. Das Unternehmen hatte im September 2012 eine Anleihe mit Laufzeit bis zum 25. September 2017 emittiert (ISIN DE000A1PGZ41 / WKN A1PGZ4). Das Emissionsvolumen betrug zehn Millionen Euro.
Auch die Biogas Nord AG führten wir schon vor dem Insolvenzantrag in der Wachhund-Rubrik. Die Spezialistin für Biogasanlagen hat Anfragen von ECOreporter.de niemals beantwortet.

Bildhinweis: Biogas Nord litt auch unter dem Markteinbruch bei Biogasanlagen, der durch starke Einschnitte im EEG ab Anfang 2012 ausgelöst worden war. / Quelle: Fotolia

FFK Environment

Die auf Recyclingtechnologie spezialisierte FFK Environment GmbH aus Peitz hat im Oktober 2013 beim Amtsgericht Cottbus einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Das Unternehmen stellt vor allem „Biokohle“ her, die aus Abfall gewonnen wird, so genannte Compositpellets. Zum Aufbau von Produktionskapazitäten hatte FFK Environment im Mai 2011 eine mit 7,25 Prozent verzinste Anleihe (ISIN DE000A1KQ4Z1)  und dabei von Anlegern 16 Millionen Euro eingesammelt. Schlechte Geschäfte und technische Probleme stützten das Unternehmen jedoch in eine Existenzkrise (hier  erfahren Sie mehr darüber).

Holzkraftwerksfonds NMI New Energy Holz

Weitere Pleiten gab es von Unternehmen, die nachhaltige geschlossene Fonds auf den Markt gebracht haben. Bitter könnte dies für die Investoren des Holzkraftwerksfonds NMI New Energy Holz enden. Denn ihnen droht der Totalverlust ihrer Einlagen. Die Hamburger NMI (New Milestone Investments) Capital GmbH hatte den geschlossenen Fonds in 2009 aufgelegt und vier Millionen Euro von Anlegern eingesammelt. Die Mittel flossen in ein Holzkraftwerk, das nach Angaben der NMI nicht mehr rentabel zu betreiben ist (per  Mausklick  gelangen Sie zu unserem Beitrag darüber).

Wölbern Invest

Besser sieht es für Anleger aus, die in nachhaltige Immobilienfonds von Wölbern Invest aus Hamburg investiert haben. Diese ist seit Oktober 2013 insolvent. Aber die Fonds werden fortgeführt, von der ebenfalls in Hamburg ansässigen Paribus. Der Insolvenzverwalter von Wölbern Invest, Rechtsanwalt Tjark Thies, erteilte diesem kurz vor dem Jahreswechsel ein entsprechendes Mandat. Nach Unternehmensangaben haben sich 40.000 Kleinanleger an der gesamten Publikumsfonds-Sparte von Wölbern beteiligt. Eine ganze Reihe davon hat in nachhaltige Immobilien investiert, so genannte GreenBuildings – vornehmlich Bürogebäude in den Niederlanden. Keiner dieser Fonds ist direkt von der Insolvenz betroffen (wir  berichteten). ECOreporter.de führte auch Wölbern Invest bereits vor dem Insolvenzantrag in der Wachhundrubrik.

DCM Capital

Das Insolvenzverfahren gegen das Münchner Emissionshaus Deutsche Capital Management (DCM) Capital AG wurde im Juni 2013  eröffnet. Ihr Schwerpunkt waren zwar Immobilienfonds, doch als nachhaltiges Investment können nur die geschlossenen Solarfonds von DCM Capital gelten. Die Fonds seien als rechtlich selbstständige Gesellschaften nicht unmittelbar von der Insolvenz betroffen, betonte Insolvenzverwalter Dr. Michael Jaffé von der Münchner Kanzlei Jaffé Rechtsanwälte. (DCM Capital).

Über die Pleitewelle, die seit Anfang 2013 durch die Solarbranche rollte und viele Anleger betraf, informieren wir in der Fortsetzung dieses Beitrages. Diese erscheint übermorgen, am 27. Februar.
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