Erneuerbare Energie, Anleihen / AIF

Im Clinch mit der Gewerkschaft: Photon contra Ver.di

Gewerkschafter kritisieren den Umgang der neuen Photon Publishing GmbH mit ihren Mitarbeitern. Das Unternehmen soll laut Ver.di NRW Gehälter deutlich gesenkt haben und verspätet beziehungsweise zunächst nur zum Teil gezahlt haben. Photon weist das zurück.

Die wie ihr Vorgängerunternehmen in Aachen ansässige Photon Publishing GmbH hat die immateriellen Werte der Pleitefirma übernommen und führt die Geschäfte des insolventen Verlages weiter. Diese neue Firma verhandelt allerdings zugleich immer noch mit dem Insolvenzverwalter André Seckler von der Kanzlei Kebekus & Zimmermann überdie laufende Insolvenz des Photovoltaik-Fachverlages Photon Europe GmbH. Dabei geht es vor allem um die Sicherung Schulden des alten Verlags durch den neuen Verlag (ECOreporter.de berichtete).

Zur Photon-Gruppe gehört auch die Photon Power AG, ein Solarprojektierer, der zum Bau von Photovoltaik-Anlagen in Deutschland 7,2 Millionen Euro bei Anlegern eingeworben hat.  Zudem startete die Aachener Firmengruppe gemeinsam mit öko-invest aus Wien am 1. August 2001 einen eigenen Solaraktienindex, den Photon Photovoltaik Aktien Index (PPVX). Dieser enthält die 30 weltweit größten börsennotierten Solaraktien. Dies umfasst jedoch nicht nur reine Solarfirmen. Zur Aufnahme zugelassen sind Aktienunternehmen, die mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes mit Solarenergie machen.

Ver.di NRW Aachen vertritt nach eigenen Angaben seit langem Arbeitnehmerinteressen von Beschäftigten des Photon-Verlages, sowohl die von Mitarbeitern der Photon Europe GmbH als auch die von Mitarbeitern, die zur Photon Publishing GmbH übernommen werden konnten. Franz Blatt von ver.di NRW Aachen kritisiert beide Unternehmen für den Umgang mit ihren Beschäftigten: „Die jüngsten Erkenntnisse des Insolvenzverwalters André Seckler zeigen mehr als deutlich, dass die Photon Europe GmbH bereits seit 2010 nicht mehr zu retten war. Viele der 130 von der Insolvenz betroffenen Mitarbeiter haben bis zu drei Monate lang keine Gehälter erhalten“, so der Gewerkschafter. Wer weiter für das Nachfolge-Fachmagazin arbeiten wollte, habe außerdem teils starke Gehaltseinbußen hinnehmen müssen: „Einzelne Gewerkschaftsmitglieder haben beim Übergang von Photon Europe zu Photon Publishing im Vergleich zu ihren alten Arbeitsverhältnissen bei Photon Europe auf bis zu 20 Prozent ihrer Bezüge verzichtet“, fährt Blatt fort.

Photon-Herausgeber Philippe Welter betont dazu: „Die durch die Photon Publishing GmbH von der Photon Europe GmbH übernommenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden gefragt, ob sie einer Gehaltsreduktion von bis zu 20 Prozent zustimmen, damit die Liquidität des neu gegründeten Unternehmens in der Anfangsphase entlastet wird. Ein Großteil hat dem zugestimmt.“ Die Zustimmung sei jedoch kein K.O.-Kriterium für die Weiterbeschäftigung: „Es wurden auch Personen übernommen, welche dem nicht zugestimmt haben, zum Beispiel weil ihre privaten finanziellen Verpflichtungen für eine solche Reduktion keinen Spielraum lassen. Diesen Mitarbeitern, vornehmlich Angestellte in niedrigeren Gehaltsklassen, wurde ein Arbeitsvertrag mit demselben Gehalt wie bislang gegeben“, so Welter. Angestellten, die der Reduktion zustimmten, sei mündlich zugesichert worden, dass sie den Verzicht am Jahresende durch eine einmalige Prämie ausgeglichen bekommen, „sofern die finanziellen Verhältnisse der Photon Publishing GmbH dies dann zulassen“, erläutert Welter. „Aktuell schreibt die Photon Publishing GmbH deutlich schwarze Zahlen, weshalb wir nach aktuellem Stand davon ausgehen, dass wir eine entsprechende Prämie ganz oder teilweise bezahlen werden. Eine endgültige Entscheidung dazu könne allerdings erst am Jahresende getroffen werden, fährt er fort.
Bildnachweis: Philippe Welter, Gründer der Photon-Gruppe und Herausger der Photovoltaik-Fachzeitschrift Photon./ Quelle: Unternehmen

Auf der Insolvenztabelle der Photon Europe GmbH (Stand 11. April 2011), die ECOreporter.de vorliegt, finden sich neben Forderungen von Lieferanten und Krankenkassen auch zahlreiche Forderungen von Mitarbeitern nach Gehältern und von Autoren nach Honoraren. Photon-Herausgeber Philippe Welter verweist dazu auf das Insolvenzrecht. Demnach fordere ein Insolvenzverwalter auch längst bezahlte Posten ein, um diese schließlich wieder auszuschütten und so für die Gleichbehandlung der Gläubiger zu sorgen. Ver.di zufolge handelt es sich aber bei einigen der Gehaltsforderungen nicht um solche, längst befriedeten Ansprüche: „Weil das Insolvenzverfahren erst so spät eröffnet wurde, haben einige ein ganzes Monatsgehalt verloren“, sagt Ver.di-Experte Franz Blatt gegenüber ECOreporter.de.

„Und dies setzt sich auch bei der Nachfolgefirma Photon Publishing GmbH fort. Das wissen wir, weil Ver.di sich weiter für bei Photon Publishing beschäftigte Mitglieder einsetzt.“ Konkret gehe es dabei um die Bezüge für März 2013. Einem großen Teil der Beschäftigten von Photon Publishing sei zunächst für diesen Monat nur das halbe Gehalt ausgezahlt worden, so der Sachverständige. Ende Mai habe die Führung der Photon Publishing GmbH dann „angekündigt, diese Ausstände in zwei Raten zahlen zu wollen“, erklärt er. „Ver.di geht angesichts dessen davon aus, dass auch den Beschäftigten von Photon Publishing das gleiche Schicksal droht wie bei Photon Europe.“

Photon-Herausgeber Philippe Welter hat dieser Darstellung auf Nachfrage von ECOreoporter.de stets widersprochen: Weder sei es bei der Zahlung von Gehältern zu Verzögerungen gekommen, noch gebe es Anlass zu der Vermutung, Photon Publishing könne finanzielle Schwierigkeiten haben, sagt er. Welter macht die Gewerkschaft mit dafür verantwortlich, dass das Vorgänger-Unternehmen von Photon Publishing in die Insovenz ging: Der Insolvenz „vorausgegangen war auch das faktische Scheitern eines schnellen Personalabbaus wegen massiver Gewerkschaftsaktivitäten, der die Insolvenz verhindert hätte“, kritisiert Welter.

Für Ver.di NRW Aachen wiederholt sich mit der Insolvenz von Photon Europe ein Stück Geschichte: „Schon gegen das Photon Europe-Vorgänger Unternehmen Solarverlag GmbH wurde ein Insolvenzantrag gestellt. Damals wie heute hieß das Führungsduo Welter/Kreutzmann.“
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