Fonds / ETF

„Immer mehr Anleger informieren sich über nachhaltige Geldanlagen“ - Interview mit Torsten Christ und Corinna Dürschmidt, ContexInvest Vermittlungsgesellschaft mbH





ECOreporter.de: Wie wirkt sich die Finanzkrise auf das Kundenverhalten aus? Sind
Kunden zurückhaltender bei Ihren Anlagen geworden, wählerischer, setzen Sie nun auf andere Produkte als früher?


Torsten Christ: Die Finanzkrise hat einen zu begrüßenden Trend deutlich verstärkt. Anleger sind allgemein kritischer und vorsichtiger mit ihrer Entscheidung geworden. Unserer Firma kommt dieser Trend eindeutig zu Gute. Offenheit, Verständlichkeit und eine ganzheitliche Beratung, die sich an den Zielen und Wünschen der Mandanten orientiert, ist für uns Standard. Hier ist die Transparenz der nachhaltigen Fonds ein klarer Vorteil. Solche Geldanlagen bringen der heutigen Generation Renditen und bescheren ihr zugleich ein gutes Gewissen, denn sie beeinträchtigen die Lebensqualität nachfolgender Generationen nicht. Bei einer Vielzahl unserer Mandanten kommt dieser Ansatz besser an, als klassische Investments.

ECOreporter.de: Fragen ihre Kunden „grüne Produkte“ nun stärker nach oder eher weniger als früher?

Christ: Wir bieten nachhaltige Ruhestands- und Kapitalplanung an. Dabei handelt es sich um einen „Aktivmarkt“. Selten fragt ein Mandant von sich aus nach „Grünen Produkten“. Viele wissen gar nicht, dass es zu klassischen Investmentprodukten auch nachhaltige Alternativen gibt. Das heißt, wir informieren die Mandanten aktiv als Vermittler über das Thema nachhaltige Investments. Hier kämpfen wir gegen zwei Vorurteile. Erstens, nachhaltige Investments seien von Haus aus renditeschwächer als klassische Investments, und gegen den Begriff „Grüne Produkte“, denn die Produktpalette im Nachhaltigkeitssektor umfasst deutlich mehr, als nur den ökologischen Bereich. Kinderarbeit, Rüstung und Verletzung von Sozialstandards sind Themen, die die wenigsten Anleger unterstützen möchten.

ECOreporter.de: Wie ist das Verhältnis von Kundenwünschen nach konventionellen Fonds zu alternativen Angeboten?


Corinna Dürschmidt: Da sich die ContexInvest Vermittlungsgesellschaft mbH auf soziale, ethische und ökologische Ruhestands- und Kapitalplanung spezialisiert hat, ist diese Frage schwer zu beantworten. Mandanten die mit uns Kontakt aufnehmen, tun dies gerade aus diesem Grund. Natürlich sind bei den meisten Anlegern klassische Fonds viel bekannter als nachhaltige Fonds. Es kommt aber selten vor, dass ein Mandant einen speziellen Produktwunsch hat, vielmehr sucht er eine Lösung, um seine Ziele und Wünsche - wie finanzielle Sicherheit im Alter oder den Traum von der eigenen Immobile - zu verwirklichen.




Bildnachweis: Corinna Dürschmidt ist Finanzfachwirtin und Fachfrau für nachhaltige Geldanlagen. / Quelle Unternehmen.
ECOreporter.de: Welche Art von Nachhaltigkeitsfonds und welche Assetklassen  sind besonders beliebt?  Gibt es Trends?

Dürschmidt: Besonders beliebt, weil mehr bekannt, sind Anlagen im Bereich der Erneuerbaren Energien und im Wassersektor. Diese  Themen berühren die Anleger, da sie die Auswirkungen des Klimawandels durch Presse und Fernsehen fast täglich vor Augen haben. Ein deutlicher Trend geht in Richtung Mischfonds, da sich diese flexibler an die aktuelle Marktsituation anpassen können und hierdurch Verlustphasen oft vermieden beziehungsweise geschmälert werden. Hierdurch werden sie dem Wunsch nach Sicherheit beim Anleger oft besser gerecht.



ECOreporter.de: Warum haben Sie sich dazu entschlossen, nachhaltige Geldanlagen zu vertreiben. Sehen Sie darin Vorteile im Vergleich zum Vertrieb konventioneller Produkte?

Christ: Unser Ziel ist es, den materiellen Wohlstand unserer Mandaten in einer gesicherten Zukunft zu erhalten und – wenn nachhaltig vertretbar- zu vermehren. Aus diesem Anspruch heraus hat sich unser Unternehmenszweck abgeleitet- ethische, soziale und ökologische Kapitalaufbau- und Vorsorgeprodukte zu entwickeln und zu vertreiben. Dadurch heben wir uns deutlich von Mittbewerbern ab. Natürlich hat auch unser Unternehmen das Ziel, Gewinne zu erwirtschaften. Dies tun wir aber aus der Überzeugung heraus, dass Geld dem Menschen dienen sollte und nicht umgekehrt. Zu was Gewinnmaximierung um jeden Preis führt, zeigen die ersten Auswirkungen des Klimawandels, Crashs an den Börsen und eine steigende Armut. Wir glauben, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein aktueller Trend ist, sondern Grundlage verantwortungsbewussten Wirtschaftens.

ECOreporter.de: Ist im Bewusstsein ihrer Kunden mittlerweile angekommen, was Nachhaltigkeit im Bezug auf den Finanzmarkt bedeutet? Wie viel  Vorwissen bringen Kunden mit?

Christ: Wo Nachhaltigkeit draufsteht, ist diese nicht immer drin. Viele Unternehmen haben Nachhaltigkeit als Trend für sich erkannt. Der Begriff Nachhaltigkeit ist nicht klar definiert. Das führt beim Anleger häufig zu Irritationen. Soziale und ökologische Investments können beinahe das gesamte Anlagespektrum abbilden. Das wissen die wenigsten Anleger. Hier ist die Beraterleistung der Vermittler und Aufklärung durch die Medien gefragt. Wir stellen aber auch fest, dass sich Mandanten immer mehr über diese Themen informieren und sich das Vorwissen allgemein klar verbessert hat.



ECOreporter.de: Welche Vorbehalte haben Kunden gegenüber Nachhaltigen Geldanlagen?

Christ: Einer der größten Vorurteile gegenüber ökologischen und sozialen Investments ist es, dass sich ein gutes Gewissen nur durch Renditeverzicht erzielen lasse und diese Anlageprodukte nur für eine kleine Zielgruppe von Umweltaktivisten und Sozialromantiker bestimmt sei. Einige Anleger scheuen die Investition, weil sie ein höheres Risiko vermuten. Verschiedene Studien haben jedoch belegt, dass nachhaltige Anlageprodukte gleiche, wenn nicht bessere Renditen erwirtschaften als klassische Investments.  Auch sind nachhaltige Investments nicht nur für „Öko´s“ und Sozialromantiker gedacht, sondern für jeden, der sein Geld mit gutem Gewissen investieren und dazu beitragen möchte, dass unsere Welt auch morgen noch lebenswert bleibt.



ECOreporter.de: Nach welchen Kriterien wählen Sie persönlich ihr Angebot aus?

Dürschmidt: Hauptkriterium ist die persönliche Bedarfsanalyse des Mandanten. Unsere Empfehlung richtet sich nach dessen Wünschen und Ziele aber auch nach seinen Nachhaltigkeitspräferenzen. Bei der Umsetzung des Anlagevorschlages stehen die Qualität und die langjährige Markterfahrung der Produktpartner im Vordergrund. Voraussetzung für die Aufnahme eines Produktes in ein Portfolio ist eine langfristig deutlich bessere Rendite als die der entsprechenden Benchmark, bei nachgewiesener sozialer, ethischer und ökologischer Vertretbarkeit.
Unser eigener Anspruch ist es, dass die von uns auch selbst entwickelten Produkte die klassischen Indizes schlagen.

ECOreporter.de: Wie definieren sie Nachhaltigkeit für ihr Angebot? Setzen sie eher auf „hellgrüne“ oder „dunkelgrüne“ Fonds?

Dürschmidt: Die Auswahl der Produkte richtet sich nach der individuellen Vorgabe des Mandanten. Er entscheidet, welche Schwerpunkte er in Sachen Nachhaltigkeit setzt. Was dem einen sozial wichtig, ist dem anderen ökologisch teuer. Allerdings sind dem auch Grenzen gesetzt. Ein fundiertes Nachhaltigkeitsresearch von ausgesuchten Agenturen oder Banken ist Voraussetzung für die Aufnahme zum Vertrieb. Grundsätzliche Ausschlusskriterien sind für uns unter anderem Kinderarbeit, Rüstung und Atomenergie. Um ein breites Anlagespektrum  gewährleisten zu können, gehören Fonds die nach dem Best-in-Class-Ansatz investieren zu den Standardprodukten.

ECOreporter.de: Wie wird sich der Markt für nachhaltige Geldanlagen speziell im Bezug auf die Engagement der Vermittle entwickeln? Gibt es absehbare Trends?

Christ: Der Markt wird in Zukunft deutlich wachsen. Klimakatastrophen und Finanzmarktkrisen werden hier ihren Teil dazu beitragen. Anleger hinterfragen immer mehr die Sinnhaftigkeit ihrer Investitionen. Das wird den nachhaltigen Geldanlagen zum Durchbruch verhelfen. Für die Vermittler bedeutet dies ein Umdenken:  Die Jagd nach Rendite um jeden Preis kann nur kurzfristig zum Erfolg führen. Erfolg wird derjenige haben, der neben Rendite auch Sozialstandards und ökologische Aspekte berücksichtigt, denn wie Albert Schweitzer schon sagte: „Keine Zukunft vermag gut zu machen, was Du in der Gegenwart versäumst“.

ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch!
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