Nachhaltige Aktien, Meldungen

Immer mehr Grünbücher – Nachhaltigkeitsberichte sind im Trend

Um das Jahr 2000 herum haben manche Unternehmen damit begonnen, in Form von Nachhaltigkeitsberichten über ökologische und soziale Aspekte ihres Wirtschaftens zu berichten. Sie zeigten damit die Einsicht, dass Zukunftsfähigkeit und wirtschaftlicher Erfolg nur durch eine nachhaltige Unternehmensführung zu erreichen sind. Zu den Pionieren der Nachhaltigkeitsberichterstattung gehört der Büromöbelhersteller Wilkhahn; etwas später folgten der Naturkosmetik- und Arzneimittelhersteller Weleda, der Hamburger Versandhandel Otto und - im Bankenbereich - die Bochumer GLS Gemeinschaftsbank eG. Ihre Beispiele haben Schule gemacht. Mittlerweile bieten etwa die meisten DAX-Unternehmen zumindest auf ihrer Homepage einen Nachhaltigkeitsbericht an. Sie haben erkannt, dass nachhaltiges Wirtschaften ist eine der Hauptforderungen, die Politik und Gesellschaft zu Beginn des neuen Jahrtausends an die Wirtschaft stellen. Auch Stakeholder wollen wissen, wie es um die soziale und ökologische Dimension der Unternehmen bestellt ist.

Mit solchen Nachhaltigkeitsberichten werben Unternehmen um das Vertrauen von Gesellschaft, Kunden und Aktionären in ihre Fähigkeit, so zu wirtschaften, dass auch künftige Generationen eine lebenswerte Umwelt vorfinden. Laut einer Studie des Bundesumweltministeriums aus dem letzten Jahr nutzten 2006 bereits 1.200 deutsche Unternehmen dieses Medium der Selbstdarstellung. Doch die Aussagekraft von Nachhaltigkeitsberichten ist sehr unterschiedlich. Die dargestellten Fakten sind längst nicht immer nachvollziehbar, ergeben zuweilen kein Gesamtbild oder vermitteln den Eindruck einer Lückenhaftigkeit und damit den Verdacht, dass nur die positiven Seiten der Firma dargestellt werden.

Dabei gibt es schon seit Jahren standardisierte Leitfäden für Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen: etwa den Leitfaden der Global Reporting Initiative (GRI) mit Sitz in Amsterdam. Seit 2000 erarbeitet sie Richtlinien, die auf eine Standardisierung und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsberichten abzielen. Dabei stützt sie sich auf die aktiver Beteiligung von Firmen, staatlichen Organisationen, Umwelt- Menschenrechts- und anderen Organisationen aus aller Welt. Die im Oktober 2006 vorgestellte aktuelle GRI-Richtlinie ("G3") umfasst insgesamt über 120 Indikatoren. Diese beschreiben sowohl das Unternehmen und dessen Leistung als auch den Bericht selbst. 13 Indikatoren gehen explizit darauf ein. Zum Vergleich: 9 Indikatoren behandeln ökonomische Aspekte, 14 Indikatoren Aspekte von Arbeit und Beschäftigung, 30 Indikatoren die ökologische Leistung des jeweiligen Unternehmens.

Zu den deutschen Firmen, die bei der GRI gelistet sind, gehört der Bonner DAX-Konzern Deutsche Telekom AG. „Ein guter Bericht sollte auf etwa 50 Seiten alle wesentlichen Aspekte der Nachhaltigkeit des Unternehmens transparent und glaubwürdig enthalten“, erläutert Marion Muhr, Pressesprecherin deutsche Telekom AG. „Vertiefende und weiterführende Infos sollten im Internet zu finden sein“, ergänzt die Leiterin des Bereich Corporate Responsibility. Eine gute Verzahnung von Bericht und Web sei wichtig. Voraussetzung eines überzeugenden Nachhaltigkeitsberichts ist nach ihrer Einschätzung ein durchgängiges Organisations-, Info- und Controllingsystem, das alle Ebenen des Unternehmens umfasst. Eine der Hauptschwierigkeiten sieht sie in der Abgrenzung. „Es können nicht alle Aktivitäten dargestellt werden“, stellt Muhr klar. Man müsse entscheiden, was wichtig und was weniger wichtig sei. Letztlich müsse jedes Unternehmen jedoch seinen eigenen Weg finden. Die Telekom habe dabei im Blick, „was der Wettbewerb macht. Unser Ziel: Wir wollen ‚best in class’ werden. Die Pressesprecherin betont die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeitsberichten für die Unternehmen. Sie seien mittlerweile eine wichtige Quelle für Ratingagenturen und Analysten.

Es gab und gibt mehrere Initiativen, die vorbildliche Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen ausgezeichnet haben. So ermittelten die Unternehmervereinigung future e.V. und das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) zuletzt im Herbst 2007 die aus ihrer Sicht besten deutschen Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichte. Dabei konzentrierten sie sich auf die 150 größten deutschen Unternehmen, verteilt auf 15 Branchen. Davon konnten 39 keinen Nachhaltigkeitsbericht vorweisen. Insgesamt 58 Unternehmen kamen in die engere Auswahl, da sie einen eigenständigen Umwelt-, Nachhaltigkeits- oder vergleichbaren Bericht veröffentlichten. Die meisten Berichte kamen dabei von den Chemie- und Pharmaunternehmen sowie den Banken. Laut dem IÖW/future-Ranking 2007 stammt 2007 der beste Bericht vom Versandhaus OTTO GmbH & Co. KG. Auf den Plätzen zwei und drei folgten das Energieunternehmen RWE AG und die BASF AG.

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