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"In Europa gibt es genug für uns zu tun.“ - Vorstandschef von Phoenix Solar erläutert Strategie des Unternehmens
Laut dem Chef des Photovoltaik-Systemhauses aus dem bayrischen Sulzemoos haben unvorhergesehene Projektverschiebungen wesentlich zu den vergleichsweise schwachen Quartalszahlen beigetragen. Phoenix Solar hatte einen Umsatzeinbruch um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und eine Verringerung des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 17,6 auf 3 Millionen Euro gemeldet (wir berichteten). Laut Hänel mussten mehr als 36 Millionen Euro an Umsätzen im Kraftwerksgeschäft ins nächste Quartal verschoben werden. Auch deshalb sei für das 4. Quartal mit einer Vervielfachung des Umsatzes zu rechnen.
Zudem gab der Vorstandschef für die Bewertung des 3. Quartals zu bedenken, dass das Vorjahresquartal ungewöhnlich gut ausgefallen war, weil durch die anstehende Verschlechterung der Solarstromvergütung in Spanien zum Ende des dritten Quartals 2008 dort die Nachfrage enorm hoch gewesen sei. Seither habe sich das Spaniengeschäft enorm abgeschwächt. Es sei bislang nicht gelungen, dies in anderen Auslandsmärkten zu kompensieren. Im Bereich der Projektierung von Solarkraftwerken agiere Phoenix Solar derzeit in Italien und in Frankreich am erfolgreichsten, als weitere wichtige Märkte in Europa nannte er Griechenland und Spanien. 2010 soll auch in Bulgarien ein erstes Projekt gestartet werden. Der Solarmarkt in Osteuropa verfügt laut Hänel über ein großes Wachstumspotential. Sein Unternehmen halte bewusst Ausschau nach Märkten im Ausland, langfristig müsse es vom deutschen Markt unabhängiger werden. Hier wird Phoenix Solar laut dem Vorstandschef 2009 mehr als neun Zehntel des Umsatzes generieren.
Angesichts dieser Abhängigkeit von der Entwicklung in Deutschland dürfte die weitere Ausgestaltung der Solarstromvergütung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz für das Photovoltaik-Systemhaus von großer Bedeutung sein. Hier erwägt die neue Bundesregierung Kürzungen, über deren Höhe und Zeitpunkt noch nichts bekannt ist. Hänel begrüßte im Gespräch mit ECOreporter.de die im Koalitionsvertrag bekundete Absicht von FDP und Union, vor einer Entscheidung das Gespräch mit Branchenvertretern zu suchen. Der BSW Solar hat zum 1.7.2010 ein teilweises Vorziehen der Kürzung vom 1.1.2011 um 4,5 Prozent, zusätzlich zu der ohnehin zum Jahresbeginn 2010 sinkenden Solarstromvergütung vorgeschlagen, der dann zum 1.1.2011 eine Kürzung um weitere 4,5 Prozent folgt, mit der Option um maximal weitere 5 Prozent zu kappen, wenn es die Marktentwicklung nahe legt.
Diesen Vorschlag bezeichnete der Vorstandschef der Phoenix Solar AG als „wohlüberlegt“. Es sei in Ordnung, den enormen Preisverfall für Solarmodule in den letzten zwölf Monaten bei der Regelung der Vergütung zu berücksichtigen, aber dies müsse „mit Augenmaß“ geschehen. Hänel kritisierte es als verfehlt, von einer Überförderung des Solarsektors zu sprechen. So habe es den häufig zitierten Rückgang beim Modulpreis um über 30 Prozent im laufenden Jahr nur bei kristallinen Modulen gegeben, die ja vor allem auf Dachflächen eingesetzt würden. Bei Freiflächen-Solarparks hätten sich die überwiegend eingesetzten Dünnschichtmodule nur um 15 Prozent verbilligt. Angesichts der Renditevorgaben der Investoren von 6 bis 8 Prozent gebe es da nicht mehr viel Luft für Absenkungen der Solarstromvergütung.
Bei einer Nachsteuerrendite von weniger als 6 Prozent könne man für Solarparks in Deutschland keine Investoren mehr finden und nur noch im Ausland solche Projekte entwickeln, stellte Hänel klar. Das aber erschwere deutschen Unternehmen ihr Geschäft enorm, sie würden dann Kunden keine Referenzprojekte mehr aus dem Heimatmarkt vorweisen können. „Wenn wir sagen müssen, dass solche Projekte bei uns zu Hause nicht funktionieren, wird es schwer fallen, im Ausland Kunden zu überzeugen“, so der Vorstandschef. Dann gehe viel von der Zugkraft verloren, die den deutschen Solarsektor derzeit an der Weltspitze halte.
Hänel geht nach eigener Aussage aber davon aus, dass sich „die Vernunft gegen die Hardliner durchsetzen“ und es zu einer moderaten zusätzlichen Absenkung der Solarstromvergütung über das EEG kommen wird. Dass sich jetzt kritische Stimmen mehren sei auch ein Hinweis auf den Erfolg der Photovoltaik in Deutschland, die in diesem Jahr erstmals mehr als ein Prozent zur Stromerzeugung beitragen werde, Tendenz rasch steigend. Sie werde jetzt als Wettbewerber im Energiemarkt Ernst genommen.
Auch auf Auslandsmärkten außerhalb von Europa hat Phönix Solar sich bereits positioniert. Vor allem in den USA sieht der Vorstandschef des Photovoltaik-Systemhauses großes Potential. Im US-Bundesstaat Kalifornien soll eine 100-prozentige Tochtergesellschaft voraussichtlich noch im ersten Halbjahr 2010 die operative Tätigkeit aufnehmen. In Australien verfügt das TecDax-Unternehmen zwar schon heute über eine Tochtergesellschaft. Dort aber hätten sich die Bedingungen wieder verschlechtert, nachdem ein Programm für kleine Solaranlagen gekippt worden sei und agiere Phönix Solar daher nur „auf Sparflamme“. Von nennenswerten Aktivitäten im chinesischen Markt sieht Hänel sein Unternehmen „meilenweit“ entfernt, auf Jahre hinaus stehe das nicht auf der Agenda, auch wenn man schon Gespräche vor Ort geführt habe. In Asien sei man mit der Niederlassung in Singapur gut aufgestellt, die schon einige Leuchtturmprojekte realisiert habe. Doch insgesamt wolle sich Phoenix Solar „nicht verzetteln“, auch wenn sich immer neue Märkte eröffneten. Vorerst gebe es „in Europa nach genug für uns zu tun“, so Hänel.
Der Vorstandschef bekräftigte gegenüber ECOreporter.de das Ziel von Phoenix Solar, bis 2013 einen Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro zu erreichen, bei einer EBIT-Marge von 6 Prozent. Man habe den Ehrgeiz, das dynamische Wachstum des Sektors insgesamt noch zu übertreffen. Nach Einschätzung von Hänel schreitet die Konsolidierung des Photovoltaikmarktes mittlerweile stark voran. Sein Unternehmen wolle zu den Gewinnern dieser Entwicklung gehören.
Phoenix Solar AG: ISIN DE000A0BVU93 / WKN A0BVU9
Bildhinweis: Solarprojekt von Phoenix Solar. / Quelle: Unternehmen